Deutschland dominiert und haut Tschechien weg

Das DFB-Team hat Tschechien 3:0 besiegt
© getty

Die deutsche Nationalmannschaft marschiert weiter erfolgreich durch die Qualifikation zur WM 2018 in Russland. Am 2. Spieltag der Gruppe C besiegte das Team von Bundestrainer Joachim Löw Tschechien mit 3:0 (1:0).

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Vor 51.299 Zuschauern im Hamburger Volksparkstadion brachte Thomas Müller das DFB-Team bereits in der 13. Minute in Führung. In fünf der letzten sechs Qualifikationsspiele (WM und EM) schoss der Bayern-Stürmer für Deutschland das 1:0.

Toni Kroos erhöhte wenige Minuten nach der Pause (49.), Müller machte mit seinem zweiten Treffer alles klar (65.). Es war sein 36. Treffer im DFB-Trikot. Nur noch ein Tor fehlt ihm zu Oliver Bierhoff auf Platz 11 der ewigen DFB-Torjäger. Ilkay Gündogan kam mit seiner Einwechslung (76.) erstmals seit elf Monaten wieder beim DFB zum Einsatz.

Damit ist Deutschland in Qualifikations-Wettbewerben für die EM und WM seit 23 Heimspielen ungeschlagen (19 Siege, vier Remis). Die letzte Heimniederlage in einem solchen Pflichtspiel gab es vor neun Jahren gegen Tschechien.

Die Reaktionen:

Bundestrainer Joachim Löw: "Heute können wir schon sehr zufrieden sein. Wir hatten das Spiel über die gesamte Zeit fest im Griff. In der Spielauflösung waren wir sehr gut. Wir wussten, dass wir die Mannschaft mit Diagonalbällen aufreißen können. Nach 60 Minuten hat man gemerkt, dass der Gegner totgelaufen ist, und dann hatten sie keine Chance mehr."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Im Vergleich zum 3:0 in Norwegen ändert Löw sein Team nur auf einer Position: Für Höwedes spielt Boateng. Hummels und Boateng stehen erstmals seit dem EM-Viertelfinale gegen Italien gemeinsam in der Startelf. Beim FC Bayern war dies in der laufenden Saison noch nicht der Fall.

Bei Tschechien gibt es gegenüber dem 0:0 gegen Nordirland vier Änderungen. Für Kadlec, Skoda, Skala und Darida spielen Horava, Petrzela, Vydra und Dockal.

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13., 1:0, Müller: Deutschland kontert zum wiederholten Male schnell über links. Götze spielt von außen den flachen Ball in die Mitte, Özil leitet im Sechzehner weiter zu Müller. Der behält von halbrechts die Ruhe und trifft aus etwa neun Metern flach ins linke Eck.

23.: Boateng spielt von rechts hinten aus der eigenen Hälfte einen perfekten Flugball in den Lauf von Götze, der im Sechzehner frei durch ist und alleine vor Vaclik auftaucht. Der Dortmunder kann den Ball aber nicht sauber verarbeiten und muss zurücklegen auf Draxler. Der macht noch einen Haken und schlenzt die Kugel ganz knapp rechts vorbei.

25.: Deutschland spielt wieder schnell nach vorne. Aus dem Gewusel am Sechzehner landet die Kugel im Rückraum bei Müller, dessen Schuss Vaclik noch aus dem linken Toreck holt.

31.: Wieder kommt der perfekte Schnittstellenball in den Strafraum zu Götze, diesmal von Müller. Wieder ist der Dortmunder alleine vor Vaclik. Anstatt konsequent abzuschließen, chippt Götze den Ball über den Keeper am Tor vorbei und geht dann zu Boden. Zurecht kein Elfer.

44.: Boateng treibt den Ball nach vorne und steckt rechts im Strafraum zu Kimmich durch. Der hält aus spitzem Winkel einfach mal drauf. Vaclik streckt die Faust und kann abwehren.

49., 2:0, Kroos: Geht das einfach! Kimmich wird rechts auf dem Flügel angespielt, zieht in die Mitte und bedient am Sechzehner-Rand den frei stehenden Kroos. Der drückt den Ball aus zentraler Position ins rechte untere Eck. Es ist Kimmichs erste Torvorlage im DFB-Dress.

63.: Erster Schuss aufs Tor von Neuer - und was für einer. Dockal zieht aus 13 Metern voll ab, Neuer lenkt den strammen Schuss mit einem ganz starken Reflex ins Toraus.

65., 3:0, Müller: Hector kombiniert sich links mit Özil an die Grundlinie. Seinen Querpass ins Zentrum kann Müller aus fünf Metern ins Tor drücken.

82.: Boateng flankt aus dem linken Halbfeld hoch in den Sechzehner. Nahe des rechten Fünfer-Ecks legt sich Müller quer in die Luft. Der Fallrückzieher fliegt aufs kurze Eck, wo Vaclik pariert.

90.: Höwedes wird im Strafraum steil geschickt, bekommt den Ball aber nicht am gut reagierenden Vaclik vorbeigespitzelt.

Fazit: Hochverdienter deutscher Sieg, der spielerisch mal etwas anders zustande kam. Deutschlands Spieleröffnung war das einfache, aber geniale Mittel gegen darauf unvorbereitete Tschechen.

Der Star des Spiels: Mats Hummels. War vor allem in den ersten gut 60 Minuten die prägende Figur im deutschen Spiel. Seine perfekte Spieleröffnung brachte Deutschland die Dominanz ein - und viele zwingende Torchancen. Auch stark: Müller mit seinem achten Doppelpack für das DFB-Team.

Alle Spiele und Termine: Der DFB-Fahrplan bis zur WM 2018 in Russland

Der Flop des Spiels: Filip Novak. Wie auch Kaderabek, sein Pendant auf der rechten Seite, verlor er seinen Gegenspieler (Kimmich) im Rücken immer wieder aus den Augen und ließ durch sein schlechtes Stellungsspiel viele einfache deutsche Verlagerungen zu. Gewann zudem nur 20 Prozent seiner Zweikämpfe und spielte in der ganzen Partie nur vier Pässe - zwei davon zum Gegner.

Der Schiedsrichter: Ovidiu Hategan (Rumänien). Entschied vor der Pause einmal zu Unrecht auf Abseits gegen Götze, ansonsten leistete er sich in seinem ersten Spiel mit deutscher Beteiligung keine Fehler.

Das fiel auf:

  • Wie zu erwarten, bot Löw seine Mannschaft im 4-2-3-1 mit Götze als falscher Neun auf. Überraschend dagegen war die offensive Ausrichtung der Tschechen im 4-4-2. Die Gäste schoben mit Ball im Kollektiv schnell aus der eigenen Hälfte nach vorne und suchten dann mit wenigen Kontakten den Steilpass in die Spitze. Deutschlands defensive Viererkette stellte sich aber gut darauf ein und hatte keine Probleme.
  • Das DFB-Team war bemüht, den Ball nach Ballgewinn immer wieder auf direktem Wege schnell auf die Flügel zu verlagern, wo sich die wieder einmal weit aufgerückten Kimmich und Hector im Rücken der tschechischen Abwehr durch gute Laufwege häufig viel Platz verschafften.

  • Hummels unterstrich einmal mehr seine Ausnahmestellung als Aufbauspieler. Schlug immer wieder punktgenaue Diagonalbälle auf die Außenbahnen oder überspielte durch das Zentrum mit guter Übersicht mehrere tschechische Ketten. So nahm er mit einer Aktion gelegentlich sechs oder sieben Tschechen aus dem Spiel, die sich defensiv generell aber auch nicht gut organisierten. Auch Kimmich wirkte rechts hinten sehr abgeklärt. Ließ auch auf engstem Raum keine Hektik aufkommen und suchte immer wieder den Weg nach innen, um vielleicht in die Schnittstellen durchstecken zu können.

  • Somit waren Khedira und Kroos längst nicht so dominant in den Spielaufbau eingebunden wie sonst. Es zeichnete sich Löws deutliche Vorgabe ab, Boateng und Hummels die Spieleröffnung steuern zu lassen. Deren Blick richtete sich in Ballbesitz fast ausschließlich auf die Außenbahnen zu Hector und Kimmich, denen sie die Bälle mit überragender Genauigkeit vor die Füße knallten. Das war ein banales Muster, das aber so gut wie immer zielführend war. Mit zunehmender Spielzeit fanden sich im Strafraum auch immer häufiger Abnehmer für die Hereingaben, da neben Müller auch Özil und Draxler immer wieder in die Box rückten.

  • Götze suchte zielstrebig den Weg in die Spitze und konnte so oft steil geschickt und in aussichtsreiche Positionen gebracht werden. Allerdings waren seine Ballverarbeitung und Abschlüsse im Strafraum phasenweise wieder schludrig. Bezeichnend: Siebenmal stand das DFB-Team in den ersten 60 Minuten im Abseits - viermal war es Götze, der sich schlecht positionierte. In der ersten Hälfte hatte zudem niemand weniger Ballaktionen als er (15) - selbst Neuer (18) nicht, der bis dahin nicht einmal zu einer Parade gezwungen wurde.

Deutschland - Tschechien: Daten zum Spiel