Thomas Müller im DFB-Team? Warum nicht?

SID
Guido Buchwald bestritt 76 Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft

Weltmeister 1990, zweimal Deutscher Meister, 76 Länderspiele und über 500 Spiele in der Bundesliga und Liga zwei: Guido Buchwald hat in seinem Fußballer-Leben große Erfolge gefeiert. Für SPOX berichtet der 48-Jährige regelmäßig von den Entwicklungen rund ums DFB-Team. Diesmal äußert er sich zu einzelnen Spieler und die Problembereiche der DFB-Elf.

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Hallo Fußball-Fans,

das lange Warten hat ein Ende. Die neue Bundesliga-Saison steht vor der Tür und auch die DFB-Elf setzt ihre WM-Qualifikation nach der Sommerpause fort.

Die Nationalspieler Mario Gomez, Lukas Podolski und Marko Marin haben ihre Vereine gewechselt, andere wurden durch Verletzungen aus der Bahn geworfen.

Grund genug für mich, einen Blick auf einzelne Spieler und die Problembereiche der DFB-Elf zu werfen.

Schweinsteiger ist kein Zehner...

"Gott sei Dank", dachte ich, als ich las, dass Louis van Gaal Bastian Schweinsteiger nicht auf der Zehnerposition spielen lassen will. Auch wenn er selbst immer betont, dass die zentrale Rolle im Mittelfeld seine Lieblingsposition ist: Ein Schweinsteiger muss von den Außen kommen.

Er kann seine Stärken in die Waagschale werfen, wenn er das Spiel vor sich hat, wenn er von außen im Eins-gegen-Eins nach innen zieht. Er muss mit Tempo auf den Gegenspieler zugehen, damit er seine kreativen Ideen einbringen kann.

Zentral hinter den Spitzen wären seine Fähigkeiten verschenkt. Schweinsteiger ist keiner, der sich auf der Zehn so bewegt, dass er mit dem Druck des Gegenspielers den Ball sofort weitertragen kann. Der Hauptgrund: Auf den ersten Metern fehlt es ihm an Schnelligkeit, um sich optimal vom Gegner zu lösen.

... und Ribery auch nicht

Aber um eines direkt klarzustellen: Franck Ribery ist für mich ebenso wenig ein Zehner. Auch er hat seine Stärken, wenn er über die Außen kommt und von dort seine Schnelligkeit und Dribbelstärke ausspielt.

So gesehen müsste man van Gaal tatsächlich raten, sein System umzustellen auf ein 4-4-2 mit zwei Sechsern, denn die Spieler für die Raute hat er momentan nicht.

Für Schweinsteiger hätte das den Vorteil, dass er sich auf der rechten Seite einspielen könnte. Und zwar in dem System, das Jogi Löw auch in der Nationalmannschaft spielen lässt.

Erstes Ziel: Stammplatz sichern

Grundvoraussetzung für alle Visionen ist aber die Spielpraxis. Schweinsteiger wurde nach der Asienreise operiert, startete verspätet in die Vorbereitung und hat eine schwere Saison vor der Brust, weil jeder den nächsten Schritt in seinem Entwicklungsprozess erwartet.

An erster Stelle steht deshalb die Eroberung des Stammplatzes bei den Bayern. Die Qualität dazu hat Schweinsteiger allemal, mit Hamit Altintop aber auch einen harten Konkurrenten.

Podolski: Stuttgart oder Bremen wären perfekt gewesen

Zusammen mit Schweinsteiger bildet Lukas Podolski im DFB-Team die nachrückende Generation hinter Michael Ballack, Torsten Frings und Miroslav Klose.

Bei aller Euphorie um den Podolski-Transfer zu Köln: Ich hätte mir gewünscht, dass er zu einem Topklub gewechselt wäre, zu einer Mannschaft, die um die internationalen Plätze mitspielt.

Stuttgart oder Bremen wären perfekt gewesen. Dort hätte er in der Hierarchie nicht gleich an erster Stelle gestanden, was für seine Entwicklung deutlich besser gewesen wäre.

Denn Podolski befindet sich noch im Lernprozess. Er ist erst auf dem Weg, ein Leader zu werden und mit der übertriebenen Erwartungshaltung in Köln noch überfordert.

Klose und Gomez: Bayern-Blockbildung im DFB-Angriff

Im Hinblick auf einen Stammplatz in der Nationalmannschaft ist für Podolski ein weiterer Nachteil dazugekommen. Nicht, weil er mit Köln nicht im internationalen Geschäft spielt. Sondern weil Gomez zu Bayern gewechselt ist und sich mit Klose einspielen kann.

Schon früher hat man beim DFB auf Blockbildung gesetzt, weil es nicht wichtig ist, die besten Spieler aufzustellen, sondern diejenigen, die sich am besten verstehen.

Automatismen und Laufwege lassen sich im Verein deutlich besser einstudieren als bei der Nationalmannschaft. Gomez ist für mich im DFB-Team mit seiner Power und seinem Torinstinkt ohnehin gesetzt. Und wenn Klose nach seiner Verletzung wieder an seine alte Stärke anknüpft, dann wird es Podolski schwer haben.

Thomas Müller im DFB-Team? Warum nicht?

Hinter diesem Trio wird es dann aber dünn. Patrick Helmes fällt mit einem Kreuzbandriss noch längere Zeit aus, Stefan Kießling ist nicht der Typ Mittelstürmer vom Schlage eines Gomez oder Klose.

Es würde dem DFB-Angriff gut zu Gesicht stehen, wenn sich in naher Zukunft hoffnungsvolle Talente hervortun könnten. Julian Schieber vom VfB Stuttgart wäre so einer. Oder Bayerns Thomas Müller. Er spielte beim Audi-Cup gegen Milan und ManUnited zwei klasse Partien und hat für ordentlich Dampf gesorgt.

Warum also nicht einen Müller mal reinschnuppern lassen und ihn für das WM-Quali-Spiel gegen Aserbaidschan nominieren?

Bis zum nächsten Mal.

Euer Guido Buchwald

Guido Buchwald, geboren am 24. Januar 1961 in West-Berlin, gilt als einer der besten deutschen Abwehrspieler. Der heute 48-Jährige startete seine Profi-Karriere 1979 bei den Stuttgarter Kickers in der Zweiten Liga, bevor es ihn zum VfB Stuttgart zog, für den er elf Jahre lang in der Bundesliga kickte. Weitere Stationen waren der Karlsruher SC und Urawa Red Diamonds in Japan, wo Buchwald später auch drei Jahre als Trainer arbeitete. Seine erste und bisher einzige Trainerstation in Deutschland war Alemannia Aachen, wo er von Juni bis November 2007 im Amt stand.

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