"Ich bin kein Ronaldo-Fan"

Von Für SPOX bei der U-17-EM: Torsten Adams
Reinhold Yabo (li.) vom 1. FC Köln ist Kapitän der deutschen U-17-Nationalmannschaft
© Imago

Mit dem 4:0-Sieg über England im zweiten Gruppenspiel hat die deutsche U-17-Nationalmannschaft eine weitere Hürde in der Mission EM-Gold genommen und das Halbfinal-Ticket gelöst. Zwei wichtige Säulen in der Truppe von Trainer Marco Pezzaiuoli sind Kapitän Reinhold Yabo und Torhüter Marc-Andre ter Stegen.

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SPOX traf die beiden Youngster am Rande der Europameisterschaft in ihrem Mannschaftshotel in Jena zu einer lockeren Gesprächsrunde.

SPOX: Hallo Herr ter Stegen. Sollte Ihr Teamkollege Reinhold Yabo nicht auch hier zum Interview sein?

Marc-Andre ter Stegen: Doch schon, Ray wird gleich kommen.

SPOX: Ray?

Ter Stegen: Das ist sein Spitzname.

SPOX: Ihr Nachname ist auch kein typisch deutscher.

Ter Stegen: Das stimmt. Der Name ist holländischen Ursprungs. Das kommt wohl von meinen Vorfahren.

SPOX: Im letzten Gruppenspiel geht es noch gegen die Niederlande. Müssen wir Angst haben, Sie irgendwann im Oranje-Trikot zu sehen?

Ter Stegen: Nein, auf keinen Fall. Ich fühle mich als Deutscher und habe auch nur einen deutschen Pass.

SPOX: Herr Yabo wird ja gleich noch zu uns stoßen. Reden Sie überhaupt mit ihm?

Ter Stegen: Warum sollte ich nicht?

SPOX: Immerhin spielen Sie bei den B-Junioren von Borussia Mönchengladbach und er beim Erzrivalen 1. FC Köln.

Ter Stegen (lacht): Achso, na klar, ich spreche sogar ziemlich oft mit ihm. Er spielt auf einer zentralen Position, genau wie ich. Da müssen wir viel miteinander kommunizieren. Und außerhalb vom Rasen verstehen wir uns auch super.

Reinhold Yabo kommt dazu und nimmt Platz.

Reinhold Yabo: Hi, um was geht's?

SPOX: Wir reden grad über die Feindschaft zwischen Gladbach und Köln.

Yabo: Ach ja, natürlich sind die Fans beider Klubs nicht gerade miteinander befreundet. Aber wenn wir Spieler hier zur Nationalmannschaft kommen, dann blenden wir alle Vereinsrivalitäten aus. Wir sind hier ein Team.

SPOX: Der Tagesablauf im Verein ist sicherlich ein anderer als bei der Nationalmannschaft. Erzählen Sie doch mal: Wie sieht ein ganz normaler Tag bei Ihnen aus, wenn Sie nicht gerade an einer U-17-EM teilnehmen?

Yabo: Ich stehe morgens um 6 Uhr auf und werde dann vom FC-Fahrdienst zur Schule gebracht. Dienstags und donnerstags haben wir zusätzlich vormittags Training. Dann werden wir nach der vierten Stunde abgeholt und zum Geißbockheim gefahren. Nach dem Training geht's wieder zurück zur Schule. Um fünf Uhr beginnt das Mannschaftstraining mit dem FC.

SPOX: Hört sich nach einem vollgepackten Tagesplan an.

Yabo: Wenn man abends nach Hause kommt, dann bleibt meistens nicht viel Freizeit. Ich surfe dann noch im Internet, rede mit meiner Familie oder zocke an der Playstation.

SPOX: Stichwort Playstation. Von Poldi und Schweini ist ja auch bekannt, dass sie sich gerne mal ein Match liefern. Haben Sie hier im Mannschaftshotel auch die Möglichkeit zu zocken?

Yabo: Ja, es gibt einen Raum, in dem wir ins Internet können. Dort steht auch ein Tischfussball, eine Tischtennisplatte und eine Playstation.

Es vergehen ein paar Sekunden und Yabo beginnt zu grinsen.

Yabo: Ich habe gerade eine Partie gewonnen. Deswegen bin ich auch ein bisschen später erschienen.

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SPOX: Mit welchem Team? Oder spielen Sie gar kein Fußball?

Yabo: Doch natürlich, wir haben nur Fußballspiele dabei. FIFA 2009 oder Pro Evolution Soccer sind unsere Favoriten.

SPOX: Also welches Team jetzt?

Yabo: Barca, ganz klar! Das war schon immer mein Traumverein. Ich finde die spanische Liga generell am attraktivsten und Barcelona verkörpert Stärke und Eleganz, das gefällt mir.

SPOX: Und mit welchem Verein halten Sie dagegen?

Ter Stegen: Ich weiß zwar, dass Gladbach nichts gegen Barca ausrichten kann. Aber es geht nichts über die Borussia.

SPOX: Was macht diesen Verein für Sie aus?

Ter Stegen: Wenn ich ins Stadion gehe, habe ich jedes Mal dieses besondere Gefühl. Ich spiele jetzt schon seit 13 Jahren für Gladbach und deshalb ist es auch mein Ziel, dort irgendwann mal Profi zu werden.

SPOX: Borussia-Nachwuchsdirektor Roland Virkus sagte mal über Sie 'Bei ihm lege ich mich fest: Er wird Profi'. Empfinden Sie das als zusätzlichen Druck oder pusht Sie das noch mehr?

Ter Stegen: Das zu hören ist natürlich ein sehr schönes Gefühl und ein großes Lob. Das motiviert einen dann noch mehr, an sich zu arbeiten und alles für den Traum als Profi zu geben.

SPOX: Haben Sie schon Kontakt zu Hans Meyer und der ersten Mannschaft?

Ter Stegen: Ich trainiere manchmal sogar bei den Profis mit und arbeite mehrmals in der Woche mit Torwarttrainer Uwe Kamps. Der Kontakt ist auf jeden Fall da.

SPOX: Ich habe gelesen, dass Sie im FC-Internat zusammen mit Adil Chihi gewohnt haben.

Yabo: Genau, ich habe zweieinhalb Jahre dort gewohnt und das erste halbe Jahr zusammen mit Adil. Das war ein großer Vorteil für mich, weil wir dadurch einen Fernseher auf dem Zimmer hatten.

SPOX: Hatten Sie keinen eigenen?

Yabo: Wenn man noch nicht volljährig ist, dann darf man im Internat keinen Fernseher auf dem Zimmer haben. Gott sei Dank war Adil schon 18.

SPOX: Und welche Tipps hat er Ihnen gegeben? Was konnten Sie sich abschauen?

Yabo: Ich habe ihn eigentlich gar nicht so oft gesehen. Er kam ja nur zwei- bis dreimal Mal pro Woche ins Internat. Allerdings sagte er, man müsse immer an sich arbeiten und dürfe nie mit sich zufrieden sein. Das habe ich mir zu Herzen genommen.

SPOX: Von wem schauen Sie sich ansonsten Ihre Tricks ab? Wer sind Ihre Vorbilder?

Yabo: Die komplette Barca-Offensive ist klasse. Die Spielweise von Thierry Henry und Samuel Eto'o hat mich schon immer fasziniert und Lionel Messi ist natürlich überragend. Auf meiner Position bewundere ich Spieler wie Michael Essien, Frank Lampard, Clarence Seedorf oder Xavi.

SPOX: Was ist mit Cristiano Ronaldo?

Yabo: Ich bin kein Ronaldo-Fan.

SPOX: Das hört man auch nur ganz selten.

Yabo: Er ist ein herausragender Spieler, klar. Aber ich finde Messi auf der Position stärker.

SPOX: Als Keeper haben Sie bestimmt andere Idole?

Ter Stegen: Ganz genau. Oliver Kahn zuzuschauen, war immer eine Freude. Mit ihm mal ne Stunde auf dem Bolzplatz zocken und mir ein bisschen was von seinen Fähigkeiten abschauen, das wäre schon was Feines.

SPOX: Haben Sie ihn schon mal kennengelernt?

Ter Stegen: Leider noch nicht, aber ich durfte einmal an seiner Hand ins Stadion einlaufen, als ich noch klein war. Das war ein super Erlebnis für mich.

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