Carballo pfeift: Eine schlechte Wahl

Von Für SPOX in Turin: Thomas Gaber
Carlos Velasco Carballo (r.) zeigt Toni Kroos im CL-Spiel gegen Marseille 2012 die Gelbe Karte
© getty

Carlos Velasco Carballo wird die Bayern in Turin pfeifen. Mit dieser Schiedsrichter-Ansetzung tut sich die UEFA aus einem speziellen Grund keinen Gefallen. Und die Münchner haben schon einmal schlechte Erfahrungen mit Carballo gemacht.

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Wolfgang Stark ist seit einer Woche ein Dauerthema in den spanischen Medien. Der deutsche Schiedsrichter hatte mitsamt seinen Assistenten eine unglückliche Figur abgegeben beim Viertelfinal-Hinspiel zwischen Paris Saint-Germain und dem FC Barcelona (2:2).

In einem Bericht des TV-Sender "Esport3" wurde sogar behauptet, dass Stark für die restliche Saison von der UEFA aus dem Verkehr gezogen wurde. Ohne Zweifel haben Stark und sein Team einen schwerwiegenden Fehler begangen, als sie das Pariser Tor zum 1:1 durch Zlatan Ibrahimovic trotz einer eindeutigen Abseitsposition des Schweden gelten ließen.

Der Aufschrei über diese Szene war mal wieder riesengroß in Spanien. Stark gilt im Land von Barca und Real schon lange als persona non grata, insbesondere bei der königlichen Fraktion.

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Nicht nur Jose Mourinho machte Stark hauptverantwortlich für das Aus im Halbfinale 2011 gegen Barcelona, weil der "Teutone" (Marca) Madrids Pepe vom Platz gestellt und laut Mourinho damit seine Mannschaft "betrogen" hatte.

Wahrscheinlicher Halbfinal-Gegner: Barca oder Real

Starks schwache Leistung in Paris sollte der UEFA eigentlich Warnung genug sein, auch wenn es um die Schiedsrichter-Ansetzungen der restlichen K.o.-Spiele geht. Warum der Verband dann aber ausgerechnet einen Spanier für das Rückspiel zwischen Juventus Turin und dem FC Bayern München (Mi., 20.30 Uhr im LIVE-TICKER) eingeteilt hat, ist nicht nachzuvollziehen.

Carlos Velasco Carballo heißt der Mann mit der Pfeife im Juventus Stadium, geboren und wohnhaft in Madrid. Ein Spanier also. Ein Schiedsrichter aus dem Land, das aller Voraussicht nach mit Real Madrid und dem FC Barcelona zwei Halbfinalisten in der Champions League stellen wird und einer von beiden dort ebenfalls mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit auf Juve oder die Bayern treffen wird.

Es zeugt nicht gerade von ausreichendem Fingerspitzengefühl seitens der hohen Herren der UEFA, einem Schiedsrichter in der entscheidenden Phase des bedeutendsten Wettbewerbs im (europäischen) Vereinsfußball die Spielleitung anzuvertrauen, wenn gleich zwei Vereine aus seinem Verband noch im Rennen sind.

Schlechte Erfahrung für Bayern

Zumal bei Carballo die Karten ziemlich locker sitzen. Die Bayern haben damit schon einmal negative Erfahrungen gemacht. 2012, ebenfalls im Viertelfinale, wurden in Marseille (2:0) fünf Münchner verwarnt, darunter Philipp Lahm und Toni Kroos für Fouls, aus denen bei vernünftiger Auslegung allenfalls Freistöße für den Gegner resultieren.

Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge hatte unmittelbar nach dem Spiel die UEFA aufgefordert, ihre Schiedsrichter-Ansetzungen zu überdenken, da die Referees nicht mit einheitlichem Maß pfeifen würden.

Mit Lahm, Dante, Gustavo und Mandzukic gehen vier Spieler des FC Bayern vorbelastet in das Juve-Spiel. Bei der nächsten Gelben Karte wären sie für das erste Halbfinale gesperrt - vielleicht ja gegen Real oder Barca.

Dass Carballo am Mittwochabend pfeifen darf, ist auch fernab jeglicher Verschwörungstheorien einfach nur unsinnig und unlogisch. Die UEFA hat gute Schiedsrichter, auch einige, die besser pfeifen als Carballo, vor allem auf großer Bühne, was die katastrophale Leistung des Spaniers beim EM-Eröffnungsspiel 2012 zwischen Polen und Griechenland gezeigt hat.

Heynckes sieht kein Problem

Die UEFA hat sich mit ihrem Regelwerk in der Vergangenheit schon häufiger die Finger verbrannt. Die Regelung der Gelben Karten verursachte in den letzten Jahren immer wieder hitzige Diskussionen, weil dadurch vielen Spielern eine Teilnahme an einem Europa-, bzw. Champions-League-Finale verwehrt wurde für auch teilweise harmlose Vergehen.

Mit der Entscheidung, Carballo nach Turin zu schicken, tut sich die UEFA keinen Gefallen, auch wenn Jupp Heynckes das ein wenig anders sieht und Carballo gleich in dessen Landessprache erwähnt.

"Ich sehe darin keine Problematik. Die Schiedsrichter wollen in der Champions League gute Leistungen bringen, um sich für weitere Einsätze zu empfehlen. Ich kenne auch die Rivalität zwischen Italien und Spanien. Es wird nichts irregulär gegen uns laufen, im Gegenteil: Ich habe vollstes Vertrauen in den arbitro." Arbitro ist das spanische Wort für Schiedsrichter.

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