"Wir hatten bei Pep genauso viel Spaß"

Rafinha und Douglas Costa feiern gemeinsam mit Trainer Pep Guardiola
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Rafinha spielt seine sechste Saison beim FC Bayern München. Im Interview spricht der Brasilianer über seine deutsche Staatsbürgerschaft, die Bedeutung von Spaß, sein langjähriges Bad-Boy-Image und gern gesehene, sportliche Krisen.

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SPOX: Rafinha, am vergangenen Wochenende war Ligapause. Während viele Ihrer Mitspieler bei ihren Nationalmannschaften sind, hatten Sie eine Woche spielfrei. Haben Sie sich die Länderspiele Ihrer Kollegen angeschaut?

Rafinha: Nein, kein einziges. Ich schaue sowieso kaum Fußball bei mir zu Hause. Ab und zu schaue ich ein Spiel aus Brasilien oder mal ein Bundesligaspiel. Aber grundsätzlich versuche ich, wenn ich zu Hause bei meiner Familie bin, den Kopf frei zu bekommen. Bei mir dreht sich ja bei Bayern schon die ganze Woche alles um Fußball.

SPOX: In den letzten Tagen waren viele Leistungsträger wegen der Länderspielreisen nicht auf dem Trainingsplatz dabei. Wie effektiv können die Daheimgebliebenen in so einer Zeit überhaupt arbeiten?

Rafinha: Natürlich sind zu wenige Spieler im Training. Es fehlt über die halbe Mannschaft. Aber die Spieler, die hier bleiben, haben eine hohe Qualität und wir haben viel Spaß im Training. Außerdem unterstützen uns die Jungs von der U19 und der zweiten Mannschaft. Deswegen können wir gut trainieren, damit wir im Rhythmus bleiben.

SPOX: Sie sprechen vom Spaß. Den sah man Ihnen am Wochenende im Training unter anderem beim Fußballtennis an. Wie wichtig sind solche Auflockerungen für Sie persönlich?

Rafinha: Es geht immer um den Spaß! Das ist jetzt meine sechste Saison bei Bayern und ich hatte hier immer eine gute Zeit. Unsere Stimmung ist super. Wir sind wie eine Familie, jeder kennt den anderen. Ich glaube, dass alle glücklich zum Training kommen. Das ist ein Geheimnis unseres Erfolges.

SPOX: Viele Spieler haben in den letzten Wochen betont, dass unter Carlo Ancelotti wieder mehr Freude als zuletzt in der Mannschaft sei. Geht es Ihnen da genauso?

Rafinha: Ich habe immer meinen Spaß gehabt: bei Jupp, bei Pep und jetzt bei Carlo. Aus meiner Sicht gibt es da keine großen Unterschiede. Wir verstehen uns super untereinander, das war auch in den letzten Jahren so. Jeder hat da seine eigene Meinung. Für mich hatten wir bei Pep genauso viel Spaß im Team.

SPOX: Taktisch hat sich das Spiel unter Ancelotti gerade für die Außenverteidiger verändert. Wie bewerten Sie die Unterschiede?

Rafinha: Die Taktik ist einfach eine andere als unter Pep. Wir spielen mit einer anderen Aufstellung und jeder muss sich anders auf dem Platz positionieren. Das gilt auch für uns Außenverteidiger, weil wir höher spielen und die Außenstürmer mehr zur Mitte gehen. Das ist seine Idee vom Fußball. Aber ich glaube, dass sich alle sehr schnell an das neue System gewöhnt haben und wir das schon gut umsetzen.

SPOX: Nachdem Ancelotti angekündigt hat, Philipp Lahm als Rechtsverteidiger zu sehen, haben viele gemutmaßt, dass Sie kaum noch zum Zug kommen werden. Nach zehn Pflichtspielen haben Sie nun fünf Spiele gemacht. Wie fällt Ihr erstes Zwischenfazit der neuen Saison aus?

Rafinha: Jeder hier will spielen, das ist ganz klar. Es macht keinen Spaß, wenn Du auf Dauer nur auf der Bank sitzt. Aber ich mache mir keine Sorgen. Ich bin zu 100 Prozent davon überzeugt, dass ich meine Spiele machen werde. Ich bin ein Typ, der immer bereit ist und alles gibt. Wenn ich meine Chance bekomme, spiele ich gut. Ich habe fast 200 Spiele für Bayern München gemacht. Das ist eine Marke. Das schafft so schnell nicht jeder. Aber ich weiß auch, dass ich den besten Rechtsverteidiger der Welt vor mir habe. Philipp macht keine Fehler und ist sehr wichtig für die Mannschaft. Doch es ist logisch, dass ich auch spielen will. Ich habe meine Qualitäten, sonst wäre ich nicht schon in der sechsten Saison hier.

SPOX: Hand aufs Herz: Hatten Sie während der EM zwischenzeitlich Bammel, dass Joshua Kimmich nach seinen starken Leistungen in der Nationalmannschaft auch bei Bayern in den Konkurrenzkampf hinten rechts einsteigen wird?

Rafinha: Nein. Ich freue mich, dass er das bei der EM so super gemacht hat. Er hat eine riesige Qualität. Ich mag ihn sehr, das weiß er auch. Aber ich habe ihm sofort gesagt: Hier bei Bayern geht hinten rechts gar nichts für dich. Du kannst das gerne bei der Nationalmannschaft spielen, hier sind Philipp und ich... (lacht) Aber im Ernst: Es gibt überhaupt kein Problem, auch bisher sind wir alle zu unseren Einsätzen gekommen.

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SPOX: Kimmich hat auch im zentralen Mittelfeld große Konkurrenz. Im Sommer ist mit Renato Sanches ein weiterer hochveranlagter Spieler für diese Position gekommen. Wie ist Ihr Eindruck von ihm nach den ersten Wochen?

Rafinha: Renato ist ein großartiger Junge und ein guter Spieler. Er braucht noch Zeit, aber ich bin sicher, dass er bei Bayern München in Zukunft zusammen mit Kimmich eine wichtige Rolle spielen kann. Es ist sehr gut für diese jungen Spieler, dass sie mit den Besten auf ihrer Position zusammen spielen. Das wird sie für die Zukunft stärker machen.

SPOX: Sie sind eine wichtige Bezugsperson für Sanches, allein weil Sie beide Portugiesisch sprechen. Wie sehr können Sie ihm bei der Eingewöhnung helfen?

Rafinha: Er sitzt neben mir in der Kabine und ich versuche, ihm so gut es geht zu helfen. Das sehe ich auf jeden Fall als eine meiner Aufgaben an. Portugiesisch ist meine Muttersprache und es ist selbstverständlich, dass ich ihn bei der Eingewöhnung unterstütze. Es hat sich noch nicht ergeben, dass ich ihm privat etwas von der Stadt zeige, aber wenn er Fragen hat, kann er immer zu mir kommen. Ich habe einen super Eindruck von ihm.

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