"Momentan reizt mich nichts"

Jerome Boateng verlängerte im Dezember beim FC Bayern bis 2018
© getty

Der FC Bayern München stellt derzeit Europas beste Abwehr. Der Rekordmeister kassierte nur neun Gegentore in 20 Bundesliga-Spielen, doch für Jerome Boateng, einer der Hauptverantwortlichen für diesen Erfolg, ist das noch nicht gut genug. SPOX traf ihn am Rande der Präsentation seines neuen Nike-Schuhs "Il Tiempo" - Boateng über Peps Einfluss, Armin Vehs Lob und den Grund, warum er Dwayne Wade dankbar ist.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

SPOX: Bert van Marwijk verneigte sich nach der 0:5-Niederlage am Mittwoch vor dem FC Bayern. Nach dem 5:0 des FC Bayern gegen Eintracht Frankfurt fand eine der denkwürdigsten Pressekonferenzen in der Allianz Arena statt. Frankfurts Trainer Armin Veh hielt eine zehnminütige Lobrede auf den FC Bayern, sprach von der besten Bundesliga-Mannschaft, die er je gesehen habe. Mögen Sie ihm da widersprechen?

Jerome Boateng: Armin Veh ist länger im Geschäft als ich und auch länger in der Bundesliga. Ich glaube, er kann das besser beurteilen. Es ist ehrlich gesagt sehr schön, so etwas von ihm zu hören und so ein Lob freut uns. Aber im Endeffekt ist es auch nur eine Randnotiz.

SPOX: Warum widerspricht man beim FC Bayern konsequent der Aussage, dass das aktuelle Team die beste Mannschaft der Welt ist? Alle Fakten sprechen doch dafür...

Boateng: Weil es immer besser geht. Wir sind am Anfang der Rückrunde und wollen Titel verteidigen. Wenn uns das gelingt, können wir vielleicht darüber reden.

SPOX: Dass Bayern zumindest zu den besten Mannschaften der Welt gehört, ist vor allem der Defensive zu verdanken: Neun Gegentore in 20 Spielen sind eine Bestmarke. Was ist das Geheimnis?

Boateng: Vor allem die taktische Anweisungen des Trainers.

SPOX: Inwiefern?

Boateng: Wir haben keine geheime Formel: Er lässt die Mannschaft als Team verteidigen, alle arbeiten zurück. Auch unsere Stürmer. Das ist der simple Grund der wenigen Gegentore.

SPOX: Der FC Bayern verteidigt deutlich höher als in der Vorsaison, dadurch eigentlich auch riskanter. Dennoch ist die Abwehr sehr kompakt.

Boateng: Es ist richtig, dass wir höher und dadurch etwas risikoreicher spielen. Das heißt aber auch, dass die Konzentration im Spiel deutlich höher sein muss. Wir müssen auf einer Linie arbeiten. Ich denke, dass uns das bisher besonders gut gelingt. Aber auch da geht es noch besser.

SPOX: Besser als letztes Jahr ist es aber schon.

Boateng: Ja, aber auch anders.

SPOX: Anders ist vor allem, dass Philipp Lahm vor Ihnen spielt. Welchen Nutzen haben Sie als Verteidiger davon?

Boateng: Ob er rechts oder vor uns spielt, ist im Endeffekt egal. Er spielt auf beiden Positionen super. Aber im Mittelfeld ist er quasi immer anspielbar, was für die Mannschaft sehr wichtig ist. Das ist er als Kapitän aber ohnehin schon.

SPOX: Sie haben die taktischen Anweisungen von Pep Guardiola angesprochen. Erinnert man sich an seine erste Trainingseinheit in der Allianz Arena, hat er ohne Anlauf damit begonnen, seine Anforderungen mitzuteilen. Besonders Sie hat er regelrecht in die Mangel genommen. Waren Sie von seiner Wucht überrascht?

Boateng: Nein, überhaupt nicht. Er hat mir damals nur gesagt, was er von mir will und was ich noch besser machen kann. Das ist ein gutes Zeichen für einen Spieler.

SPOX: Einer dieser Aspekte war auch Ihr Passspiel. Sie gehören inzwischen zu den sichersten Passspielern der Bundesliga. Der Anteil Guardiolas ist demnach groß.

Boateng: Unser Trainer redet sehr viel mit uns, um diese Dinge anzusprechen. Natürlich hat er großen Anteil daran, dass ich mich in dieser Hinsicht weiterentwickelt habe, aber das gilt auch für Jupp Heynckes. Wir haben nicht nur in dieser Saison, sondern auch unter ihm sehr viel Passspiel trainiert. Das ist uns zu Gute gekommen.

SPOX: Thiago sagt, Guardiola ist nur maximal fünf Sekunden zufrieden. Können Sie das bestätigen.

Boateng: Ja (lacht).

SPOX: Sie haben im Dezember Ihren Vertrag verlängert. War es bei Ihnen so wie bei Thomas Müller, der sagt, dass ihn außer Bayern nichts reizt?

Boateng: Momentan reizt mich nichts. Deshalb habe ich auch beim FC Bayern verlängert. Ich fühle mich wohl hier und möchte den Weg weiter gehen.

SPOX: Können Sie Toni Kroos diesbezüglich Tipps geben? Er grübelt noch bei dem Thema.

Boateng: Nein, das muss jeder für sich selbst entscheiden, darüber redet man nicht innerhalb der Mannschaft. Wir verstehen uns gut und wollen alle in eine Richtung gehen. Alles andere ist Tonis Sache.

SPOX: Seine und Ihre Sache ist auch die NBA. Mit wem kann man in der Mannschaft wirklich fundiert über die NBA diskutieren?

Boateng: Es gibt schon ein paar Spieler, die NBA gucken. David Alaba, Philipp Lahm, Mitchell Weiser und Javi Martinez als Spanier natürlich auch. Toni guckt die NBA auch, aber immer nur Dallas wegen Dirk Nowitzki...

SPOX: Sie haben neulich bei Twitter ein signiertes Trikot von Dwyane Wade gepostet. Er hat es Ihnen geschenkt. Wie kam es dazu?

Boateng: Ein Freund hat den Kontakt hergestellt. Ich hatte ihm erzählt, dass ich lange Fan von Dwyane Wade bin und es super wäre, wenn ich ein Trikot kriegen würde. Es hat geklappt. Ich habe ihm mein Trikot gegeben und er mir seins. Schön war, dass er mir noch etwas für die Weltmeisterschaft auf das Trikot geschrieben hat. Eine super Sache von so einem großen Spieler.

SPOX: Sie waren letztes Jahr bei den NBA-Finals vor Ort, als er mit Miami den Titel geholt hat. Dieses Jahr würden Sie die Finals gerne verpassen, oder? Immerhin findet zeitgleich die WM statt.

Boateng: Ich hoffe, dass ich es nicht schaffe (lacht).

Jerome Boateng im Steckbrief