Jerome Boateng: Bin kein Sicherheitsrisiko

Von Susanne Schranner
Jerome Boateng findet die Kritik an seiner Person oftmals überzogen
© getty

Bayern Münchens Abwehrspieler Jerome Boateng sieht sich in der Öffentlichkeit ungerecht dargestellt. Besonders wurmt ihn, dass er von einigen Experten als Sicherheitsrisiko auf dem Platz bezeichnet wird.

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Obwohl seine Rote Karte im letzten Spiel der Champion-League-Gruppenphase gegen BATE Borissow (4:1) bereits mehrere Monate zurückliegt, ärgert sich Bayern Münchens Jerome Boateng noch heute darüber. Grund für die langen Nachwirkungen sind die Reaktionen der Öffentlichkeit auf den Platzverweis. Im Interview mit dem "Tagesspiegel" gibt der Verteidiger zu, dass die Aktion "sehr blöd" war. "Trotzdem kann ich nicht nachvollziehen, wie ich dargestellt werde."

Dass er von manchen Experten als "Sicherheitsrisiko" bewertet wird, ärgert Boateng. Denn eigentlich hatte er bis zur Roten Karte eine gute Saison gespielt. "Und plötzlich soll durch dieses Foul alles schlecht sein." Dadurch hat Boateng das Gefühl, dass nur auf einen Fehler von ihm gewartet werde, "und dann holen sie groß aus".

"Da äußern sich Menschen über mich, die mich gar nicht kennen", wundert sich der deutsche Nationalspieler. Grundsätzlich habe er überhaupt kein Problem mit Kritik, "aber sie muss fair und berechtigt sein". Ähnliche Aktionen von anderen Spielern würden meist keine solch starken Reaktionen auslösen.

Rassismus-Anfeindungen gegen Bruder Kevin-Prince

"Das ist einfach nur der Name Boateng", sagt er, denn sein Handeln werde schnell in falschen Zusammenhang mit seinem Halbbruder Kevin-Prince vom AC Mailand gebracht. Diesem haftet in Deutschland kein besonders guter Ruf an. Sein Foul an Michael Ballack kurz vor der WM 2010 hatte dafür gesorgt, dass der ehemalige deutsche Kapitän das Turnier verletzungsbedingt verpasste.

Die letzten Meldungen über Kevin-Prince hatten dessen Image aber auch in Deutschland wieder verbessert. Als dieser im Januar bei einem Testspiel des AC Mailand gegen einen italienischen Viertligisten Opfer rassistischer Anfeindungen geworden war, verließ er aus Protest das Spielfeld. Seine Mitspieler folgten ihm und sorgten dadurch für einen Spielabbruch.

Bruder Jerome betont, wie wichtig er diese Aktion fand: "Das hätten schon viel mehr Spieler viel früher machen sollen. Ein sichtbares Zeichen setzen gegen den alltäglichen Rassismus in den Stadien." Zu so einer Handlung gehöre auch sehr viel Mut. "Er hat damit gezeigt: Es reicht!"

Boateng: "Ich weiß, was ich kann"

Gleichzeitig ist sich Jerome Boateng sicher, dass sein Halbbruder aus seinen Fehlern in der Vergangenheit gelernt habe. Auch sportlich lobt er dessen Entwicklung in höchsten Tönen: "Es ist schon beeindruckend, wie er sich in den vergangenen zwei Jahren hochgearbeitet hat beim AC Mailand und jetzt dort die Nummer 10 trägt."

Vergleiche mit sich selbst will der 24-Jährige aber nicht ziehen. "Meine Entwicklung ist eine andere als die Kevins, meine verlief etwas ruhiger und stetiger." Sein Ziel sei es, "unverrückbar zu werden". Von seinem Können ist er jedenfalls absolut überzeugt: "Ich weiß - und das soll nicht arrogant klingen -, was ich kann."

Boatengs erstes Ligator wird für Heynckes teuer

Was er so alles kann, hat Boateng auch im Spiel gegen Fortuna Düsseldorf (3:2) gezeigt, als ihm sein erster Bundesligatreffer gelang. "130 Spiele in der Bundesliga und kein Tor - das war schon peinlich", gesteht er.

Trainer Jupp Heynckes muss für dieses Tor jetzt wohl tief in die Tasche greifen. "Er hat gesagt: Wenn er das noch erlebt, dass Jerome Boateng ein Tor macht, dann lädt er die Mannschaft zum Essen ein."

Jerome Boateng im Steckbrief