HSV: Topverdiener auf dem Präsentierteller

David KreislJochen Rabe
29. Januar 201308:09
Marcus Berg (l.) und Gojko Kacar haben beim HSV keine Perspektive mehrGetty
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Das Transferfenster ist kurz davor, sich zu schließen. Die Drähte laufen dieser Tage heiß. Vor allem der HSV will noch Spieler abgeben. Wer könnte noch gehen? SPOX gibt einen Überblick.

Igor De Camargo (Borussia Mönchengladbach)

Vertrag bis: Juni 2014

Ausgangslage: "Ich denke, es ist besser, wenn ich eine Luftveränderung suche und etwas anderes finde", waren Igor de Camargos Worte nach einem Gespräch mit Trainer Lucien Favre und Sportsdirektor Max Eberl, in dem die Verantwortlichen dem 29-Jährigen mitteilten, dass man in Gladbach nicht mehr mit ihm plant und er im Winter gehen kann. SPOX

Mit Rekord-Neuzugang Luuk de Jong, Mike Hanke und Peniel Mlapa ist die Konkurrenz im Sturm der Fohlen zu groß für den gebürtigen Brasilianer, De Camargo absolvierte in dieser Saison nur ein Spiel über die volle Distanz und brachte es in 14 Bundesliga-Einsätzen auf lediglich zwei Tore.

Die Freigabe von Vereinsseite ist da, an Interessenten mangelt es dem Vernehmen nach auch nicht - es ist also wohl nur eine Frage der Zeit, bis ein Deal verkündet wird.

Interessant für: De Camargo möchte in der Bundesliga bleiben, um sich hier für einen Platz in der belgischen Nationalelf anzubieten. Mainz ist angeblich interessiert, mit Frankfurt haben vor kurzem erst konkrete Verhandlungen stattgefunden. Die Hessen suchen händeringend nach einem neuen Stürmer. Laut de Camargos Berater jedenfalls würde dieser "sehr gerne nach Frankfurt wechseln."

Ob der Wechsel jetzt auch über die Bühne geht, nachdem die Eintracht Srdjan Lakic verpflichtet hat, ist allerdings unwahrscheinlich. Alternativ könnte der Belgier auch in die Premier League wechseln. Fulham und Everton sollen sich nach dem Angreifer erkundigt haben.

Gojko Kacar (Hamburger SV)

Vertrag bis: Juni 2015

Ausgangslage: Der HSV ist auf Sparkurs und will den Kader ausdünnen, um teure Akteure von der Gehaltsliste zu kommen. Ein Kandidat, der schon fast sicher weg war, ist Gojko Kacar. Der Serbe war sich schon großteils mit Hannover 96 einig, die ließen den Wechsel aber wegen der zu hohen Gehaltsforderungen platzen und verpflichteten stattdessen Andre Hoffmann und Franca für seine Position.

Der Ärger bei den Verantwortlichen der Hanseaten war groß, schließlich hätte der Verkauf des 25-Jährigen um die zwei Millionen in die leeren Kassen gespült.

Kacar war seit April letzten Jahres wegen eines Knöchelbruchs außer Gefecht, das Überangebot im Hamburger Mittelfeld bietet dem Serben wenig Chancen auf Einsätze. In der aktuellen Spielzeit kam Kacar erst zu einem Einsatz mit der zweiten Mannschaft in der Regionalliga.

Interessant für: Eine Verstärkung wäre Kacar bestimmt für viele Klubs, ob er überhaupt noch einen Wechsel anstrebt, ist die wichtigere Frage. Gegenüber der "Hamburger Morgenpost" äußerte sich der Berater des Serben nach dem geplatzten 96-Deal: "Wir werden keinen anderen Verein suchen. Wenn sich jemand meldet, hören wir uns das an. Ansonsten warten wir erst mal die Rückrunde ab. Es ist ja nicht so, dass Gojko unbedingt vom HSV weg will."

Wenn man sich die finanzielle Situation des Spielers ansieht, eine nachvollziehbare Aussage. Schließlich sind dem 25-Jährigen bis zu seinem Vertragsende 2015 Gehaltszahlungen in Höhe von fast 4,5 Millionen Euro sicher.

Moritz Leitner (Borussia Dortmund)

Vertrag bis: Juni 2015

Ausgangslage: Der Kampf um die Plätze im Mittelfeld des amtierenden Meisters ist groß. Sebastian Kehl, Sven Bender, Ilkay Gündogan und jetzt auch noch der umjubelte Rückkehrer Nuri Sahin: Viel Platz für den 20-jährigen Moritz Leitner bleibt da nicht mehr. SPOX

Beim BVB weit entfernt von einem Stammplatz dürften die Einsatzchancen nach dem Sahin-Transfer gegen Null gehen. Ob die Dortmunder eines der vielversprechendsten deutschen Talente allerdings ziehen lassen würden, ist eine andere Frage. Eine längerfristige Leihe würde sich aber allemal anbieten, um dem Ex-Löwen Spielpraxis zu verschaffen.

Interessant für: Trotz der scheinbar aussichtslosen Situation Leitners stemmt sich BVB-Sportdirektor Michael Zorc gegen einen Wechsel: "Nach den Wechseln von Ivan Perisic und Chris Löwe werden wir im Winter niemanden mehr abgeben." Ein Grund ihn nicht abzugeben könnte die Verwendung als Back-Up für das Offensive Mittelfeld sein.

Nach Information von "Der Westen" gibt es einige leih- und kaufinteressierte Klubs aus der Bundesliga. Als heißer Kandidat wird Mainz 05 gehandelt, auch eine Rückkehr nach Augsburg, wo der 20-Jährige schon einmal auf Leihbasis tätig war, würde Sinn machen.

Seite 2: Rausch, Berg, Ilicevic, Jendrisek

Konstantin Rausch (Hannover 96)

Vertrag bis: Juni 2013

Ausgangslage: Mit seiner kämpferischen Art ist Koka Rausch in Hannover ein Publikumsliebling. Dennoch platzten die Gespräche über eine Verlängerung seines Vertrags.

Leichter wird es für Rausch allerdings nicht, seinen Stammplatz bei den 96ern zu behaupten. Die sportliche Leitung verpflichtete sowohl für das Mittelfeld (Franca, Hoffmann) als auch für die Linksverteidigerposition (Pocognoli) neue Akteure. Im Sommer könnte Rausch, sollte sein Kontrakt nicht verlängert werden, ablösefrei wechseln. Ein Verkauf noch im Januar wäre die letzte Möglichkeit, noch Geld einzunehmen.

Interessant für: Die Interessenten für den 22-Jährigen stehen jetzt schon Schlange. Laut Informationen der "Bild" sind sowohl einige englische Vereine als auch Schalke und Gladbach daran interessiert, Rausch unter Vertrag zu nehmen. Allerdings erst im Sommer. Die Planstellen für die Rückrunde sind belegt.

Sollte von Hannover allerdings ein Zeichen kommen, dass man Rausch ziehen lassen würde, gilt es vor allem bei Gladbach als wahrscheinlich, dass sie sich mit einer sofortigen Verpflichtung beschäftigen.

Marcus Berg (Hamburger SV)

Vertrag bis: Juni 2014

Ausgangslage: Der Schwede entwickelt sich bei den Hanseaten mehr und mehr zu einem großen Missverständnis. Einmal war er bereits verliehen (2010/11 an PSV Eindhoven), doch auch im zweiten Anlauf gelingt Berg nicht der Durchbruch beim HSV.

Die magere Bilanz in der Bundesliga: 51 Spiele, fünf Tore. Der Klub will Berg loswerden, Trainer Thorsten Fink sieht keine Perspektive mehr für ihn im Team: "Ich sehe Marcus als Stürmer Nummer vier, das habe ich ihm auch so gesagt. Rudnevs, Son und Beister rangieren vor ihm."

Der Haken: In der Vergangenheit scheiterte ein Verkauf Bergs häufig an den Konditionen. Einerseits ist der Angreifer ein Großverdiener (bekommt etwa 1,5 Millionen Euro im Jahr) und will auch keine Abstriche machen, andererseits will man ihn nicht für kleines Geld gehen lassen - immerhin hat er einst 10 Millionen Euro gekostet. SPOX

Interessant für: Dass Berg innerhalb der Bundesliga wechselt, ist unwahrscheinlich. Die Klubs, die infrage kämen, das Gehalt des Schweden stemmen zu können, haben keinen Bedarf an einem Stürmer, der den Beweis seiner Klasse bislang schuldig geblieben ist.

Aus internationalen Ligen gibt es dagegen häufiger Gerüchte über angebliche Interessenten. Zuletzt berichteten griechische Medien, dass Panathinaikos ein Auge auf Berg geworfen und ihn bereits beobachtet habe.

Ivo Ilicevic (Hamburger SV)

Vertrag bis: Juni 2015

Ausgangslage: Vor anderthalb Jahren wechselte der Kroate mit großen Vorschusslorbeeren nach Hamburg, zuvor war er bereits unter anderem beim FC Bayern im Gespräch gewesen. So wirklich überzeugen konnte er bislang aber noch nicht.

Besonders die Systemumstellung auf die Raute kommt Ilicevic nicht zu Gute. Das scheint zumindest Trainer Thorsten Fink so zu sehen, seither stand Ilicevic nämlich kein einziges Mal in der Startelf. Der Linksfuß selbst ist überzeugt, auch im 4-4-2 eine gute Rolle spielen zu können: "Damals bei Greuther Fürth haben wir auch dieses System gespielt. Da hatte ich meinen Platz auf der rechten Außenbahn. Und das hat sehr gut funktioniert."

Ilicevic selbst will sich beim HSV durchbeißen: "Ich habe den Wechsel nach Hamburg nie bereut. Über einen Abschied mache ich mir deshalb überhaupt keine Gedanken." Trotz aller Durchhalteparolen: Die sportliche Perspektive spricht derzeit nicht für den Kroaten (erst sechs Ligaspiele) und der Verein würde ihn wohl auch gerne von der Gehaltsliste streichen.

Interessant für: Nach Informationen der "Hamburger Morgenpost" hat 1899 Hoffenheim Interesse angemeldet. Interessant dabei: Ilicevic und der neue Coach der Kraichgauer Marco Kurz kennen sich noch aus Zeiten beim 1. FC Kaiserslautern. Ein Transfer würde auch für Hoffenheim Sinn machen, dort besteht Bedarf auf den offensiven Außen.

Erik Jendrisek (SC Freiburg)

Vertrag bis: Juni 2013 SPOX

Ausgangslage: So richtig will die Karriere des Slowaken einfach nicht ins Rollen kommen. Seit seinem Wechsel zu Schalke im Sommer 2010 stagniert seine Entwicklung. Beim SC Freiburg ist Jendrisek bestenfalls noch Ergänzungsspieler.

Nur bei vier Bundesligaspielen stand der 26-Jährige in der Startelf, auch weil Trainer Christian Streich nicht wirklich zu wissen scheint, wo er ihn aufstellen soll: Rechtsaußen, Mittelstürmer, Linksaußen - Jendrisek hat alles schon gespielt, sich aber nirgends nachhaltig empfohlen.

Der Sportclub jedenfalls wäre gesprächsbereit, wenn es Anfragen für Jendrisek geben würde: "Wenn Erik sagt, er will von uns weg, dann kann man natürlich reden. Aber das hat er bislang noch nicht gemacht", so Sportdirektor Dirk Dufner.

Interessant für: Lange Zeit hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass Jendrisek bei 1860 München ganz oben auf der Liste stehe. Mittlerweile hat Löwen-Geschäftsführer Robert Schäfer jedoch dementiert. Jendrisek sei nicht der Stürmertyp, "den wir suchen". Nach dem Transfer von Rob Friend zu den Löwen hat sich das Thema wohl auch endgültig erledigt.

Sowieso will Freiburg den Slowaken nicht unbedingt abgeben und wenn dann nicht umsonst, eine Ablöse im mittleren sechsstelligen Bereich steht im Raum. "Wir werden ihn nicht verschenken, es ist ja nicht so, dass Erik bei uns überhaupt nicht zum Einsatz kommt - und jetzt, nachdem Sebastian Freis sich die Schulter ausgekugelt hat, müssen wir uns sowieso überlegen, was wir machen. Ich würde andere Spieler lieber hergeben", so Dufner.

Sollte sich zu passenden Konditionen noch ein Interessent finden, ist ein Last-Minute-Transfer dennoch denkbar.

Die Transfers der Bundesligisten im Überblick