Der Holländer muss fliegen

Von Thomas Gaber
Zwei Schlüsselspieler für eine erfolgreiche Bayern-Rückrunde: Schweinsteiger (M.) und Robben (r.)
© Getty

Die Bundesligisten bereiten sich auf die Rückrunde vor. In den Tagen vor dem Start in die zweite Saisonhälfte beleuchtet SPOX alle 18 Klubs. Dieses Mal: Bayern München.

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So lief die Hinrunde

Nach zwei aufregenden van-Gaal-Jahren trat Jupp Heynckes im Sommer 2011 seinen dritten Dienst beim FC Bayern mit dem Auftrag an, der Mannschaft eine Spielweise beizubringen, die konstant für Erfolg steht. Dem unter van Gaal erlernten dominanten Spiel fehlte die Balance zwischen Defensive und Offensive.

Nach einem unglücklichen Start (0:1 gegen Mönchengladbach) steigerte sich der FC Bayern von Woche zu Woche und gewann zehn Pflichtspiele in Serie ohne Gegentor. In der happigen Champions-League-Gruppe stellten die Bayern früh die Weichen fürs Achtelfinale, in der Liga blieb bis auf einen Ausrutscher in Hannover alles im Lot.

Anfang November zog sich Bastian Schweinsteiger einen Schlüsselbeinbruch zu - mit gravierenderen Auswirkungen für den FC Bayern als jede Niederlage. Die Dominanz ging der Mannschaft abhanden, nach der Pleite in Mainz waren die Münchner nur noch Dritter. Dank der vier Siege zum Hinrunden-Kehraus in Liga und Pokal sind die Voraussetzungen für die Rückrunde dennoch bestens.

Das war gut

Vor allem zu Hause zeigten die Bayern reihenweise beeindruckenden Offensivfußball. Gnadenlos zog die Mannschaft ihre Dominanz über 90 Minuten durch, was sich wettbewerbsübergreifend in 46 Heimtoren niederschlug.

Befreit von taktischen Zwängen spielte Franck Ribery seine beste Hinrunde im Bayern-Trikot, Mario Gomez lieferte mit 26 Pflichtspieltoren nachdrücklich den Beweis, dass er auf dem Weg zu einem der besten Stürmer Europas ist.

Der Spieler der Hinrunde war aber Toni Kroos. Lange Zeit war das Bayern-Trikots eine schwere Last auf den Schultern des 22-Jährigen. Unter Heynckes blühte er schon in Leverkusen auf und reifte in der Hinrunde auch bei Bayern zu einem unverzichtbaren Spieler.

In der Defensive haben die Bayern durch die Neuzugänge Jerome Boateng und Rafinha an Qualität hinzugewonnen, zudem fand mit Holger Badstuber ein "Problemfall" der letzten Saison zu alter Stärke zurück.

Das muss besser werden

Vor allem Disziplin. Mit Boateng, Ribery und Anatolij Tymoschtschuk flogen in der Bundesliga drei Spieler vom Platz, Badstuber musste in der Champions League gegen Neapel vorzeitig runter. Abwehrspieler Breno machte erst durch einen tragischen Hausbrand, verbunden mit staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen und U-Haft, Schlagzeilen und fiel in den letzten Tagen durch eigenartige Aktionen negativ auf.

Eine Schwächephase mit drei verlorenen Spielen innerhalb weniger Wochen (Hannover, Dortmund, Mainz), können sich die Bayern in der Crunch-Time im Frühjahr nicht mehr erlauben. Sollten - wie in der Hinrunde Robben und Schweinsteiger - Schlüsselspieler länger ausfallen, müssen sich die Bankspieler besser einbringen. Abgesehen von David Alaba konnte sich kein Spieler der zweiten Reihe aufdrängen.

Bei den Etablierten ist eine Steigerung von Thomas Müller unabdingbar. Ende der Hinrunde war Müller erster Streichkandidat in der Offensive.

Spieler im Fokus

731 Minuten stand Arjen Robben in der Hinrunde in Pflichtspielen des FC Bayern auf dem Platz - lediglich 27 Prozent der Gesamtzeit. Seit dem 4:1 gegen Werder Bremen Anfang Dezember gehört Robben (endlich) wieder dauerhaft zum Stammkader.

Die permanenten gesundheitlichen Rückschläge wirkten sich negativ auf die Psyche des Niederländer aus, der zwischenzeitlich schon an der Fortsetzung seiner Karriere zweifelte. Immerhin steuerte acht Tore und zwei Assists in der Hinrunde bei und schoss die Bayern im DFB-Pokal durch sein Tor in der Nachspielzeit in Bochum ins Viertelfinale.

Vorausgesetzt, sein Körper macht mit, ist Robben nach wie vor einer der gefährlichsten Flügelspieler der Welt. In der Bundesliga gibt es vielleicht eine Hand voll Spieler, die das Format haben, auch auf internationalen Terrain Spiele entscheiden zu können - Robben gehört dazu.

Kritiker werfen ihm auf dem Platz eine ausgeprägte egoistische Ader vor, die ihm in der Vergangenheit auch mal Ärger mit den Mitspielern einbrachte. Seine ehrgeizigen Ziele (am besten drei Titel) kann der FC Bayern aber nur mit Arjen Robben erreichen.

Prognose

Zum 17. Mal sind die Münchner Herbstmeister, in 15 Fällen wurden sie auch deutscher Meister. Die Voraussetzungen für vier kommende erfolgreiche Monate sind günstig: Die Bayern haben drei Punkte Vorsprung auf die Konkurrenz und die mit Abstand beste Tordifferenz. Alle Schlüsselspieler sind körperlich topfit. Die Mannschaft ist eingespielt; es gibt keine neuen Spieler, die integriert werden müssen.

Energischer als gewohnt betonen die Spieler die Überlegenheit der Bayern in der Liga. Kapitän Lahm sprach davon, dass man "jeden Gegner zerlegen" könne. Der Tanz auf drei Hochzeiten wird nicht als Belastung, sondern als Ansporn interpretiert.

Für den Gewinn der Champions League ist die Mannschaft (noch) nicht stark genug, der Traum vom Titel im eigenen Stadion wird ein Traum bleiben. Halbfinale oder Finale ja, Titel nein.

In der Meisterschaft wird es einen harten Zweikampf mit Borussia Dortmund geben - mit dem besseren Ende für den FC Bayern, weil die Mannschaft genügend Reserven hat für eine Saison, in der es mitunter lange um drei Titel geht.

FC Bayern München: Kader, Ergebnisse, Termine