An Feiertagen schmeckt's am besten

Von Stefan Moser
Highlight ganz am Anfang: Jan Schlaudraff feiert seinen Treffer gegen den FC Sevilla
© Getty

Die Bundesligisten bereiten sich auf die Rückrunde vor. In den Tagen vor dem Start in die zweite Saisonhälfte beleuchtet SPOX alle 18 Klubs. Dieses Mal: Hannover 96

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So lief die Hinrunde

Das erste dicke Ausrufezeichen setzte Hannover gleich ganz am Anfang: zwei spielerisch und emotional bemerkenswerte Partien gegen Sevilla - und die Qualifikation zur Europa League.

Auch in der Liga blieb der von Skeptikern prophezeite Einbruch aus. Abgesehen von einem 0:3 gegen Stuttgart stabilisierte sich die Mannschaft über zwei Drittel der Hinrunde unter den Top-Sechs der Liga.

Ohne große Neuzugänge erwies sich Mirko Slomkas Kollektiv-Fußball weiterhin als tragfähig. Auch ohne eine tiefe Rotation hielt der Kader der ungewohnten Doppelbelastung stand.

Das zweite Highlight - der 2:1-Sieg gegen die Bayern - leitete allerdings einen leichten Abwärtstrend ein. Nach dem 10. Spieltag gewann Hannover kein Spiel mehr.

Mit Platz sieben in der Liga und dem Erreichen der K.o.-Phase im Europacup aber können die Niedersachen unterm Strich sehr gut leben. Zumindest Manager Jörg Schmadtke: "Wir haben eine gute Hinserie gespielt. Nicht perfekt, aber gut. Wir stehen da, wo wir uns hinbewegen wollten. Im Gegensatz zu anderen Mannschaften, die im letzten Jahr überraschend oben standen, haben wir uns auf hohem Niveau stabilisiert."

Das war gut

Die heimische Arena hat sich zu einer echten Festung entwickelt. Hannover hat zuhause kein Spiel verloren und 17 von 23 Punkten vor eigenem Publikum geholt. Immer wieder überzeugte die Slomka-Elf dabei auch kämpferisch. In der Regel war die Mannschaft trotz Doppelbelastung in der Lage, das enorm aufwändige Spiel gegen den Ball über 90 Minuten aufrecht zu erhalten. Insgesamt vier Mal gelang es Hannover, mit den Fans im Rücken einen Rückstand noch zu drehen.

Im Vergleich zum Vorjahr präsentierte sich der Kader auch etwas breiter: Rechtsverteidiger Sofian Chahed machte einen echten Entwicklungssprung, außerdem ging der "Risiko-Transfer" von Christian Pander voll auf. Der 28-Jährige stand in 16 von 17 Partien auf dem Platz. Nicht ganz zufällig also ist 96 zusammen mit den Bayern die gefährlichste Mannschaft nach Standards.

Weitere positive Erscheinungen: Moa Abdellaoue, der sich zu einem der besten Konterstürmer der Liga entwickelt hat. Lars Stindl, der sich kontinuierlich verbessert. Und Jan Schlaudraff, der mittlerweile zu einer echten Führungspersönlichkeit gereift ist.

Das muss besser werden

Luft nach oben gibt es in vielen Bereichen. Didier Ya Konan kam nach seiner Verletzung überhaupt nicht in Tritt, kann sich jetzt beim Afrika Cup aber womöglich Form und Selbstvertrauen holen.

Bei den Defensivzweikämpfen hat 96 die schwächste Quote aller Bundesligisten, in der Auswärtstabelle steht die Mannschaft nur auf Platz 15. Vor allem die Punktverluste gegen Mannschaften wie Freiburg, Augsburg oder Kaiserslautern waren, gemessen am eigenen Leistungsvermögen, unnötig und schmerzhaft.

Abgesehen von Pander spielten außerdem die Neuzugänge keine Rolle - aus unterschiedlichen Gründen. Henning Hauger hatte viel Pech mit Verletzungen, Artur Sobiech war zunächst angeschlagen, dann gesperrt und Daniel Royer war das Tempo in der Bundesliga noch zu hoch.

Der Spieler im Fokus

Hannovers Shootingstar heißt Ron-Robert Zieler. Nach nicht einmal einem Jahr als Bundesligaprofi gab der 22-Jährige im November sein Debüt im Tor der deutschen Nationalmannschaft. Zwischenzeitlich musste er sich aber auch deutliche Kritik anhören. Nach ein paar kleineren Unsicherheiten im Spiel und schwächeren Leistungen im Training rüffelte Slomka ihn erst intern und schließlich auch öffentlich.

Angesichts der starken Konkurrenz an jungen deutschen Torhütern wird aber nicht nur der Vereinstrainer Zieler genau auf die Fanghände schauen. Auch Jogi Löw wird für die EURO keine Freikarten verschenken.

Prognose

Die Winterpause verlief recht durchwachsen. Auf dem Transfermarkt handelte sich Hannover nur Absagen ein, dabei drängt Slomka wieder mal auf Verstärkungen. Tatsächlich ist die Personalsituation durchaus angespannt: Ya Konan und Karim Haggui sind beim Afrika Cup, Hauger, Carlitos und Christian Schulz verletzt, Schlaudraff und Abdellaoue waren während der Vorbereitung angeschlagen. Viel darf nicht mehr passieren.

Wenn alles glatt läuft, hat Hannover genug Qualität, um lange um Platz sechs mitzuspielen. Die Situation im Tabellenmittelfeld ist aber in dieser Saison derart eng, dass ein, zwei Durchhänger schon reichen, um durchgereicht zu werden. Selbst bis zu den Abstiegsrängen sind es nur sieben Punkte. Die Mannschaft wirkt aber mittlerweile zu stabil, um noch einmal ernsthaft in Gefahr zu kommen.

Der Kader von Hannover 96 im Überblick