Völler legt nach: "Höchst unanständig"

SID
Philipp Lahm sorgte mit den Aussagen in seinem Buch für viel Wirbel
© Getty

Die Kritik am Buch von Philipp Lahm ebbt nicht ab. Beim Treffen der deutschen Nationalmannschaft am Montag muss der 27-Jährige zum Rapport. Lahm kann die Aufregung um sein Erstlings-Werk nicht verstehen.

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Die Mitspieler machen sich lustig, Ex-Teamchef Rudi Völler ist weiterhin stinksauer: DFB-Kapitän und Hobby-Literat Philipp Lahm steht vor der offiziellen Veröffentlichung seines Buches "Der feine Unterschied" am Montag weiter am Pranger.

Doch der 27-Jährige lächelte die ganze Kritik vor seiner Abreise zum Treffpunkt der deutschen Nationalmannschaft einfach weg. "Ich fahre ganz entspannt dorthin", sagte der Nachwuchs-Schriftsteller.

Völler: "Höchst unanständig"

Dagegen ist Leverkusens Sportchef Völler, der das Buch bereits in der vergangenen Woche als schäbig geißelte, noch immer sauer auf Lahm. "Es gibt Dinge in unserem Geschäft, die gehören sich einfach nicht. Er hat versucht, Menschen schlecht zu machen, wo es gar keine Gründe dafür gab. Das ist höchst unanständig. Es gibt Grenzen, und die hat er überschritten", sagte Völler im "Doppelpass".

Auch Ehrenspielführer Uwe Seeler zeigte sich von Lahm enttäuscht. "Ich kann dazu nur sagen: Sowas macht man nicht!", sagte Seeler dem ZDF und reihte sich damit ein in die Masse der Lahm-Kritiker.

Lahm, der 27 Jahre alte Außenverteidiger vom Rekordmeister Bayern München, steht trotz der heftigen Widerstände aber weiter hinter seinem 272 Seiten umfassenden Buch.

"Ich würde es wieder so machen!" sagte Lahm in der Bild am Sonntag. Einen Imageschaden befürchte er nicht: "Warum? Ich bin authentisch. Ich spreche die Dinge so an, wie ich sie sehe. Allein das ist mir wichtig. Ich achte nicht auf mein Image. Ich will einfach Ich sein."

Lahm entschuldigt sich

Dass er mit seinen negativen Äußerungen über die Methoden seiner Ex-Trainer Völler, Jürgen Klinsmann, Louis van Gaal und Felix Magath weit über das Ziel hinausgeschossen ist, hat aber auch Lahm mittlerweile verstanden.

"Dafür entschuldige ich mich dann auch, wenn es aus dem Zusammenhang gerissen als Beleidigung verstanden wurde. Aber diese Aufregung, diese Hysterie um mein Buch, die finde ich überzogen", sagte Lahm.

Dennoch muss sich der Bayern-Profi beim Treffen der Nationalmannschaft am Montagabend in Düsseldorf sicher den ein oder anderen Seitenhieb seiner Kollegen gefallen lassen.

Müller: "Lasse mir eine Widmung reinschreiben"

"Ich habe das Buch noch gar nicht gelesen. Aber man kann sich sicher die Frage stellen, warum schreibt man mit 27 ein Buch?", sagte Mario Gomez im "ZDF". WM-Torschützenkönig Thomas Müller meinte spöttisch: "Er hat noch keine Exemplare verteilt, aber ich lasse mir eine Widmung reinschreiben." Und auch Bastian Schweinsteiger bestätigte: "Wir machen in der Mannschaft unsere Späße darüber."

Zudem muss Lahm voraussichtlich am Dienstag zum Rapport bei Bundestrainer Joachim Löw und DFB-Teammanager Oliver Bierhoff antreten. "Philipp hat Grenzen überschritten", sagte Bierhoff, der keinen Zweifel daran ließ, dass Lahm die Kritik an seinen Ex-Trainern so nicht zusteht.

Lahm unbeschwert zur Nationalmannschaft

Ebenso sieht es auch Löw, der nur hoffen kann, dass nicht noch weitere Nationalspieler auf die Idee kommen, eine zweite Karriere als Buchautor zu beginnen.

Lahm selbst meinte indes, er fahre unbeschwert zur Nationalmannschaft, denn er habe "ja niemanden von der aktuellen Nationalmannschaft kritisiert oder gar beleidigt". Von daher sehe er den klärenden Gesprächen mit dem Bundestrainer, dem DFB-Teammanager und den Mitspielern gelassen entgegen.

"Ich freue mich sogar darauf!" sagte Lahm, der ja ohnehin keine Konsequenzen zu befürchten hat. Gesprochen wurde in der vergangenen Woche reichlich über Lahms Buch.

Freund erinnert an Ehrenkodex

Nach Angaben von Franz Beckenbauer war das wohl auch das Ziel des Bayern-Kapitäns. "Wenn einer ein Buch schreibt, dann muss er natürlich auch ein paar unbequeme Sachen reinbringen, sonst verkauft es sich ja nicht", sagte der Kaiser.

U-17-Nationaltrainer Steffen Freund erinnerte Lahm derweil an den Ehrenkodex in der DFB-Auswahl. "Wenn das bei uns in den U-Mannschaften einer tun würde, hätte er keine Zukunft mehr. Joachim Löw wird ein Gespräch mit ihm führen. Ich glaube nicht, dass das schon beendet ist", sagte Sky-Experte Freund.

Philipp Lahm im Steckbrief

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