"Beim HSV wird man enteiert"

Von SPOX
Frank Rost rechnete nach dem 0:6 in München gnadenlos mit dem HSV ab
© Getty

2:4 gegen Mainz, 0:6 bei Bayern. Frank Rost erlebte eine schlimme Woche beim Hamburger SV. Der Torhüter nahm das Debakel in München zum Anlass, gnadenlos mit dem Verein abzurechnen.

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Frank Rost bei LIGA total! über...

 

...die Gründe für den chaotischen Zustand des Vereins:
"Wer ist der Schuldige? Das kenne ich beim HSV jetzt seit vier Jahren, dass man Schuldige sucht. Aber darum geht's doch nicht: Es geht um Lösungen! Schuldige zu suchen ist zwar toll, da freuen wir uns alle. Das ist wie in der Politik: Suchen wir mal einen Schuldigen und dann haben wir das Problem gelöst - nein, wir haben es nicht gelöst!

...seine Forderungen an die Vereinsführung:
"Sie müssen die Dinge vorleben. Sie müssen keine Wertediskussion führen, aber sie müssen es in erster Linie vorleben. Dann können sie das auch von ihren Leuten verlangen! Nur so wird ein Schuh draus - und genauso ist es bei uns in der Mannschaft. In den zurückliegenden anderthalb Jahren sind viele Baustellen entstanden, das ist Wahnsinn! Das sind viele kleine Baustellen, die sich summieren zu einer riesengroßen."

...die konkreten Probleme des HSV:
"Warum soll ich das erzählen? Ich bin Torwart, ich muss versuchen, das Beste daraus zu machen auf dem Feld. Aber ich kann Ihnen auch sagen, dass das schwer ist beim HSV, weil vieles ringsherum im Argen ist, weil die Dinge ausgesessen und nicht geregelt werden! Leute werden enteiert! Nehmen Sie doch mein Beispiel: Man hat einen Torhüter geholt. Warum hat man den geholt? Den hat man geholt, damit der Rost mal die Klappe hält! Aber wenn man konsequent ist, dann lässt man ihn auch spielen. Aber wie könnte das in der Öffentlichkeit aussehen?"

"Von dieser Art der Baustellen haben wir hunderte aufgemacht! Auch im Verein: Wenn sie immer nur reingehen und gucken, wer sitzt denn da und hoffentlich sage ich nichts Falsches - da wird eine Misstrauenskultur geschaffen. Das ist schwierig - und man sieht das auf dem Spielfeld wieder: Da passiert ein Ding und dann bricht alles auseinander! Wenn da eine gewisse Stabilität da ist, dann passiert das nicht. Dann kriegt man auch mal eins auf den Deckel, aber nicht in der Häufigkeit, wie wir das in dieser Saison erlebt haben. [...] So wie heute, da bricht das eben gnadenlos auseinander!"

...über Vorstandsboss Bernd Hoffmann, der am Ende des Jahres gehen muss:
"Er hat 160 Millionen Jahresumsatzgemacht - das war sein Erfolg. Die Mannschaft hat nur 50 Spiele gemacht - aber scheißegal! Das ist total uninteressant, ob sie mich wegfackeln, ist mir Wurscht! Scheißegal, dann sollen sie mich wegfackeln. Wir müssen gucken, dass wir 40 Punkte kriegen - das ist das Entscheidende! Was glauben die hier: Dass wir irgendwo hinfahren und irgendwelche Leute abschießen? Wir haben heute nicht mal einen Blumentopf getroffen! Aber ich muss die Dinge aktiv regeln - und nicht aussitzen! Stellen Sie sich mal vor, jeder Spieler, bei dem der Vertrag ausläuft, macht jetzt Urlaub!"

...über den Umstand, dass Hoffmann im Skiurlaub weilt:
"Was interessiert mich Bernd Hoffmann? Wir müssen ein Verein sein, der eine Einheit ist! Nur dann haben wir eine Chance! Was wir jetzt sehen, ist ein wankender Riese - und wenn wir noch eine auf die "Gusche" kriegen, dann fällt er um, der Riese!"

...über die Zukunft des Vereins: 
"Alle müssen fest zusammenstehen und die Probleme aktiv regeln. Das geht von ganz oben los, die Spieler können es ja schwer regeln. Man muss eine Linie haben: Wie möchte ich meinen Verein sehen, wie möchte ich Fußball spielen - und die muss ich gnadenlos durchziehen! Da muss ich auch diejenigen unterstützen, die das mitziehen - und kann sie nicht enteiern!

"So funktioniert Fußball nicht. Weil das ist ein Geschäft, da ist Druck, da müssen sie unter schwierigen Bedingungen Erfolg haben. Man braucht Begeisterung. Warum sind denn Leute wie Klopp oder Tuchel erfolgreich? Die strahlen das aus, diese Begeisterung Auch vom Verein: In Dortmund gibt es Watzke, der stellt sich hinter seine Leute. Und das ist aus der Not heraus entstanden. Es ist halt schade, wenn man das Gefühl hat, man muss erst Dinge gegen die Wand fahren, bevor man sich an das Wesentliche erinnert."

...über Trainer Armin Veh: 
"Ich bin jetzt gute vier Jahre hier - fünf Trainer. Und was ist besser geworden? Die Probleme sind doch die gleichen. Die Medien fordern doch auch laufend: Wir müssen einen neuen Trainer holen, wir brauchen neue Spieler. Glauben Sie, wir gehen mit so einem breiten Kreuz ins Spiel, wenn wir wissen: Nächstes Jahr werden eh' alle ausgetauscht? Wenn Ihnen Ihr Chef sagen würde: Nächste Woche sind Sie eh' weg - mal sehen, mit was für einer Begeisterung Sie mir dann Fragen stellen! Solange ich meine Leute hab', verteidige ich sie bis aufs Messer: Meine Spieler, meine Mannschaft - die das Wertvollste ist, was dieser Verein hat! Weil ohne Bundesliga können alle anderen den Deckel zu machen!"

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