Das fantastische Dreieck und ein Kreativproblem

Von Daniel Börlein
Bayer Leverkusens Mittelfeldzentrale: Michael Ballack, Arturo Vidal und Simon Rolfes (von links)
© spox

Michael Ballack ist wieder zurück, und die Zahlen bescheinigen dem 34-Jährigen ein ordentliches Comeback. Leverkusens zentrales Mittelfeld mit Ballack, Rolfes und Vidal ist auf dem besten Weg, Bayers neues Herzstück zu werden. Bei den Bayern wollen sich zwei Spieler für die Van-Bommel-Nachfolge empfehlen. Und: Schalke hat ein Problem, das zwei Gründe hat. Signifikante Statistiken zu den Spielen des 20. Spieltags im Überblick.

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Leverkusen: Ballacks Rückkehr gegen Hannover

Ballack-Watch, Teil 1: Erstmals nach seiner Verletzung stand Michael Ballack wieder in Leverkusens Startelf und spielte auch sofort durch. Nach ein paar Minuten Anlaufzeit wirkte der 34-Jährige schon wieder mittendrin und zog das Spiel an sich. Das Ergebnis: Ballack hatte die meisten Ballkontakte aller Leverkusener. Auf halbrechts in der Doppelsechs neben Rolfes aufgeboten, verlegte er sich vor allem darauf, seine Defensivaufgaben zu erfüllen und Bayers Rückwärtsbewegung zu organisieren. Dass er sich dabei für die Drecksarbeit nicht zu schade ist, belegt der Fakt, dass Ballack (34) deutlich mehr Zweikämpfe bestritt als Nebenmann Rolfes (24) - noch dazu erfolgreich: Abgesehen von den Abwehrspielern hatte kein Leverkusener auf dem Platz eine bessere Zweikampfbilanz.

Ballack-Watch, Teil 2: In der Offensive hielt sich Ballack eher zurück. Der Weg in die Spitze schien noch etwas zu weit, im Strafraum war er nur zweimal an Aktionen beteiligt. So standen am Ende nur zwei Torabschlüsse (Kopfball und Weitschuss). In der Ballverteilung verzichtete Ballack (bis auf zwei Ausnahmen) auf den langen Pass und suchte auffallend häufig den risikolosen kurzen Ball zu Bayers Rechtsaußen Renato Augusto (elf Mal). Dass am Ende ein bisschen die Kräfte schwanden, machen drei Werte deutlich: Nach der Pause führte Ballack nur noch halb so viele Zweikämpfe wie in Durchgang eins, eroberte zwischen der 65. und 85. Minute keinen Ball und hatte auch weniger Balkontakte als noch vor der Pause.

Das "fantastische" Dreieck: Vor Ballacks Comeback war man durchaus gespannt, wie Coach Heynckes seinen Star in eine funktionierende Mannschaft integriert, denn die bisherige Doppelsechs Rolfes/Vidal verkörperte bislang absolutes Top-Niveau. Heynckes löste das "Problem", in dem er Ballack neben Rolfes postierte und Vidal in die Zentrale der offensiven Mittelfelddreierreihe zog. Bereits in ihrem ersten Spiel zeigten Rolfes, Ballack und Vidal, dass diese Konstellation zu Bayers neuem Herzstück werden könnte. "Die Qualität ist fantastisch", sagte Ballack. Der Schlüssel dabei ist Vidal. Der Chilene ist bester Torschütze und Vorbereiter seines Teams, dazu noch erfolgreicher Zweikämpfer und dadurch auch für die Defensivarbeit eine enorme Hilfe. Zum Beleg: Gegen Hannover war Zehner Vidal an doppelt so vielen Defensivaktionen und Ballgewinnen in der eigenen Hälfte beteiligt wie in der Vorwoche Zehner Renato Augusto.

Offensive Unberechenbarkeit: Vidals Defensivfleiß sorgt für mehr Stabilität im Zentrum, eröffnet gleichzeitig aber auch in der Offensive neue Optionen. "Wir sind noch schwerer auszurechnen", sagt Ballack und meint damit, dass bei Leverkusen mit Rolfes, Vidal und ihm nun drei Spieler zentral agieren, von denen jeder in der Lage ist, auch offensiv Akzente zu setzen und in die Spitze zu stoßen. So war gegen Hannover mindestens einer aus dem Trio an 11 von 13 Leverkusener Torschüssen unmittelbar beteiligt. Perfekt demonstriert wurde die offensive Flexibilität beim 2:0 durch Rolfes (vgl. Video): Vidal rückt aus dem Zentrum nach außen und rochiert mit Flügelspieler Castro. Rolfes sucht erst den Blickkontakt mit Ballack, der die Zentrale absichert, geht dann mit Tempo in die Tiefe und vollendet nach feinem Pass von Castro.

FC Bayern: Van Bommels Erben

Mark van Bommel ist weg, im defensiven Mittelfeld hat der FC Bayern allerdings dennoch kein Problem. Wenn alle fit sind, favorisiert Louis van Gaal eine Doppelsechs mit Schweinsteiger und Kroos. Als Alternativen stehen Pranjic, Ottl, Tymoschtschuk und Luiz Gustavo bereit. Da die beiden letzteren derzeit allerdings auf einer anderen Position gebraucht werden, Kroos verletzt ist und Schweinsteiger eine Position weiter vorne eingesetzt wird, darf sich aktuell das Duo Pranjic/Ottl präsentieren.

Die Messlatte: Van Bommel hatte nach der Winterpause rund zwei Drittel seiner Zweikämpfe gewonnen, im Schnitt 80 Ballkontakte und über 80 Prozent seiner Pässe zum Mitspieler gebracht. In Sachen Passquote konnten Ottl und Pranjic in Bremen mithalten, bei den Ballkontakten standen beide van Bommel nur wenig nach (rund 70), in der Zweikampfstatistik fiel Ottl (31 Prozent) allerdings deutlich ab, auch im Vergleich zu Pranjic (63 Prozent). Der Kroate punktete zudem mit der Vorarbeit zum 1:1, schon seiner sechsten in der laufenden Saison. (Van Bommel: 2, Ottl: 1).

Schalkes Kreativproblem hat zwei Gründe

Schalkes 0:1-Heimniederlage gegen Hoffenheim bewies mal wieder eines: Die Magath-Elf hat große Probleme, Tormöglichkeiten zu kreieren. Nach 20 Spieltagen haben nur Wolfsburg und Hannover weniger Chancen herausgespielt als Schalke. Gegen 1899 musste Gästekeeper Starke nur ein einziges Mal eingreifen, die restlichen neun Torschüsse verfehlten allesamt ihr Ziel und fallen ohnehin nicht in die Kategorie Torchance.

Zwei Gründe gibt es für Schalkes Problem, gegen Hoffenheim traten beide gleichzeitig zum Vorschein. Punkt eins: Die erhebliche Zweikampfschwäche. Insgesamt gewann S04 nur 43 Prozent der Mann-gegen-Mann-Duelle, zwischen der 30. und 76. Minute gar nur 36 Prozent. Kein Zufall, dass in diesem Zeitraum auch offensiv nichts funktionierte (nur ein Torschuss).

Punkt zwei: In der Mittelfeldzentrale setzte Magath mit Kluge und Moritz auf zwei Arbeiter. Während das Spiel an Moritz (38 Ballkontakte in 62 Minuten) völlig vorbei lief, hatte Kluge mit 67 Ballkontakten zumindest einen ordentlichen Wert. Aber: Zusammen bereiteten beide nur einen Torabschluss vor, zudem landete jeder dritte Pass bei Gegner.

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