"Bayern darf van Bommel nicht ziehen lassen"

Von Für SPOX beim SKY-Termin mit Effenberg: Thomas Gaber
Stefan Effenberg spielte für Bayern, Gladbach und Wolfsburg 370 Mal in der Bundesliga
© Getty

Stefan Effenberg wurde als Spieler mit dem FC Bayern drei Mal deutscher Meister, Champions-League- und Weltpokalsieger. Als Experte analysiert er für SKY viele Spiele des Rekordmeisters. Am Mittwoch sprach SPOX mit Effenberg auf Einladung von SKY in München über wichtige Themen rund um den FC Bayern und die deutsche Nationalmannschaft.

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Stefan Effenberg über...

...das 6:2 des FC Bayern im Pokal-Viertelfinale gegen Greuther Fürth:

"Obwohl die Mannschaft gewarnt war, war die nötige Spannung in der ersten Halbzeit nicht vorhanden. Zudem hat Louis van Gaal einige Änderungen vorgenommen. Die schwache erste Halbzeit an Anatolij Tymoschtschuk festzumachen, wäre unfair. Er war nicht im Spielrhythmus. Dass Spieler wie David Alaba oder Diego Contento vor Hamit Altintop eingewechselt wurden, ist schon ein Zeichen. Hamit muss selbst entscheiden, was das Beste für ihn ist. Sein Vertrag läuft aus und vielleicht muss er erkennen, dass es für ihn nicht reicht beim FC Bayern. Es sieht nicht gut aus für ihn."

...Bastian Schweinsteiger:

"Ich habe immer gesagt, dass Basti kein Spieler für die Außenbahn ist. Er ist noch jung und muss trotz seiner vielen Länderspiele noch lernen. Von wem soll er auf der Außenbahn etwas lernen? Er kann sich vielleicht Videos von David Beckham oder Luis Figo anschauen. Im Zentrum kann er von van Bommel lernen. Van Bommel ist Kapitän und Wortführer, von dem kannst du lernen. Schweinsteiger spielt eine tolle Saison. Er ist sehr zweikampfstark und spielt unwahrscheinlich präzise Bälle. Er hat ein gutes Auge und kann das Spiel mit seinen Pässen verlagern. Basti sollte diese Rolle auch bei der WM in Südafrika spielen, er hat es sich verdient."

...das Champions-League-Duell der Bayern gegen Florenz:

"Der FC Bayern muss Florenz aus dem Weg räumen. Darüber brauchen wir nicht zu reden. Bayern hat den Anspruch, mindestens das Viertelfinale zu erreichen."

...den Stellenwert des FC Bayern im europäischen Fußball:

"Barcelona, Chelsea oder Manchester United sehe ich noch vor dem FC Bayern. Diese Mannschaften wissen genau, wo die Schwächen der Bayern liegen und sind in der Lage diese auszunutzen. Die Bayern kassieren ihre Gegentore durch eigene gravierende Fehler und nicht etwa durch Standards. Aber die Bayern haben in dieser Saison gute Chancen, sehr weit zu kommen in der Champions League."

...die bevorstehende Rückkehr von Toni Kroos zum FC Bayern:

"Kroos hat sich toll entwickelt in Leverkusen. Aber er muss noch lernen und vor allem: er muss spielen. Es wäre schlecht für seine Entwicklung, wenn er in der nächsten Saison nicht regelmäßig spielt. Da reichen keine zehn Minuten in der Champions League, er muss spielen. Wenn er das Gefühl hat, sich gegen die Konkurrenz bei den Bayern nicht durchzusetzen, sollte er lieber in Leverkusen bleiben. Sollte Franck Ribery bei den Bayern bleiben, wird es brutal schwer für ihn."

...das Hickhack um Franck Ribery:

"Es wird sehr viel geredet. Der FC Bayern muss in den Gesprächen mit Ribery erkennen, ob er nach wie vor will. Ein klares Bekenntnis von Ribery pro FC Bayern habe ich aber noch nicht gehört. Ribery beim Fußballspielen anzuschauen, ist schon schön. Aber ich würde ihn nicht auf Biegen und Brechen halten. Einen Spieler, der sich nicht wohlfühlt und sich nicht voll mit dem Verein identifiziert, kann man nicht gebrauchen. Ich verstehe nicht, warum das so lange dauert. Ribery soll klipp und klar sagen, ob er bleiben oder gehen will. Ich habe 2000 meinen Vertrag in einer Hotellobby in Madrid per Handschlag verlängert. Uli Hoeneß kam auf mich zu und hat mir eine Vertragsverlängerung vorgeschlagen. Ich habe sofort gesagt: 'Klar, machen wir. Unterschreiben kann ich später irgendwann.' Beim FC Bayern hat man die Gewissheit, dass alles fair abläuft. Und man bekommt sein Gehalt regelmäßig. Das ist nicht überall so. Und wenn Ribery zu Real Madrid wechselt, hat er auch nicht die Garantie, Champions-League-Sieger zu werden."

...die Möglichkeiten des FC Bayern mit Ribery und Robben:

"Eine Offensive mit diesen Spielern haben nicht viele Vereine zu bieten. Wenn beide spielen, hat van Gaal die Möglichkeit, 4-3-3 oder 4-4-2 zu spielen. Mit Ribery und Robben sind die Bayern sehr offensiv ausgerichtet, das muss in der Bundesliga auch so sein. International ist eine defensivere Ausrichtung gefragt. In der Champions League muss van Gaal eher einen offensiven Mann opfern."

...die Arbeit von Louis van Gaal:

"Er hatte Startschwierigkeiten, hat seine Position mittlerweile gestärkt. Im Moment sieht es so aus, dass die Bayern nach Ottmar Hitzfeld wieder einen Trainer haben, der langfristig Erfolg haben kann. Ich finde es gut, dass er immer wieder jungen Spielern eine Chance gibt. Das darf man aber auch nicht überstrapazieren. Wenn die große Gegner in der Champions League kommen, braucht man eine eingespielte Mannschaft."

...die Zukunft von Mark van Bommel:

"Es wäre keine gute Entscheidung vom FC Bayern, ihn gehen zu lassen. Normal wäre eine Vertragsverlängerung um zwei Jahre. Mark spielt eine zentrale Rolle und ist sehr wichtig für die Mannschaft. Ich denke, dass sich beide Parteien bald einigen werden."

...die Zukunft von Miroslav Klose:

"Klose hat es derzeit sehr schwer. Olic und Gomez treffen regelmäßig. Ich finde es gut, dass Klose nicht rumheult, wenn er nicht spielt. Es würde auch nichts bringen, wenn er auf den Tischt haut. Das passt nicht zu ihm. Er tut es nicht und bleibt deshalb glaubwürdig. Klose ist ein Top-Teamspieler, der auch bei der WM für Joachim Löw und Deutschland Gold wert sein kann. Allerdings darf er bei Löw, wie auch Lukas Podolski, keinen Freibrief haben. Man muss sich seine WM-Teilnahme verdienen."

...die WM-Chancen von Thomas Müller:

"Er bringt Woche für Woche Leistung und hat sich auch in der Champions League bewiesen. Er genießt absolute Rückendeckung vom Trainer und - ganz entscheidend - er hat Mumm. Das ist nicht selbstverständlich für so einen jungen Spieler. Bei Müller würde ich klar 'Ja' sagen, wenn es um eine WM-Teilnahme geht."

...die Rolle von Michael Ballack beim FC Chelsea und in der Nationalmannschaft:

"Michael hat sich bei einem Verein wie Chelsea durchgesetzt, auch wenn er nicht immer von Anfang an spielt. Ein- und Auswechslungen kratzen aber nicht an seiner Position. Er spielt keine schlechte Saison und ist in der Nationalmannschaft als Leader nicht zu ersetzen. Aber um ein richtig großer Spieler zu werden, muss er einen großen Titel gewinnen. Und dafür hat er nicht mehr viel Zeit."

...die Vergabe der WM nach Südafrika:

"Es gibt sicher bessere Lösungen. Entwicklungshilfe zu leisten, ist an sich eine sehr gute Sache. Aber für mich sieht Entwicklungshilfe anders aus, als Millionen in Stadien zu pumpen, die nach vier Wochen Fußball nicht mehr genutzt werden. Damit habe ich ein Problem."