Müller: Keine Angst vor Ribery und Kroos

Von Interview: Thomas Gaber
Eine feste Größe: Thomas Müller absolvierte bisher alle 18 Bundesligaspiele der Bayern
© Getty

Thomas Müller ist seit Saisonbeginn Stammspieler des FC Bayern München. Durch die Rückkehr von Franck Ribery droht dem 20-Jährigen jetzt aber die Bank. Und in der nächsten Saison kommt mit Toni Kroos ein weiterer Konkurrent. Für Müller kein Problem - er ist selbstbewusst genug. Mit SPOX sprach er über unvorsichtige Fans, seine Vorteile im 4-3-3 und "Ärger" mit seiner Frau.

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SPOX: Thomas Müller, Mark van Bommel nennt Sie im Training "Mülli". Darf das nur der Kapitän?

Thomas Müller: Ich achte nicht drauf, wie ich von meinen Mitspielern genannt werde, aber der Ausdruck ist mir durchaus ein Begriff. "Mülli" hat van Bommel exklusiv. Ich kann damit leben. (lacht)

SPOX: Ist es für Sie immer noch etwas Besonderes, mit Spielern wie van Bommel, Ribery und Robben auf dem Platz zu stehen, oder ist es mittlerweile Normalität geworden?

Müller: Ich habe mich daran gewöhnt, mit diesen außergewöhnlich guten Fußballern zusammenzuspielen. Ich sehe sie ja jeden Tag. Man konnte am Anfang der Saison nicht erwarten, dass ich so viele Spiele machen werde. Ich habe das selbst auch nicht erwartet. Ich bin in diese Rolle reingewachsen.

SPOX: Was hat sich außerhalb des Platzes für Sie verändert, außer dass täglich an die 20 Interview-Anfragen bei der Pressestelle des FC Bayern für Sie eintrudeln?

Müller: Man wird auf der Straße erkannt und auch mal angesprochen. Aber damit habe ich kein Problem. Es hat sich alles zum Positiven verändert.

SPOX: Nervt das Rampenlicht manchmal?

Müller: Ich lege Wert auf meine Privatsphäre. Die meisten Fans respektieren das und sind sehr höflich. Manche Leute sind ein bisschen unvorsichtig, aber das gehört dazu, wenn man in der Öffentlichkeit steht. Es gibt viele Anfragen, auch aus der Werbe-Industrie. Ich versuche, das weitgehend von mir fernzuhalten. Ich mache nicht alles. Wenn man meistens drei Spiele in der Woche hat, will man auch abschalten. Das kann ich am besten zuhause bei meiner Frau.

SPOX: Interessiert sich Ihre Frau für Fußball?

Müller: Wir haben uns vor zwei Jahren kennengelernt. Bis dahin hatte sie mit Fußball überhaupt nichts am Hut. Mittlerweile kennt sie sich ganz gut aus.

SPOX: Gibt's zuhause auch mal Ärger? Wie hat Ihre Frau auf Ihren Platzverweis in Bordeaux reagiert?

Müller: Sie hat das Spiel im Internet verfolgt und dann stand da: 'Müller - gelb-rot'. Das hat ihr natürlich nicht gefallen. Ich habe ihr später erklärt, was passiert ist - und sie hat bloß gelacht.

SPOX: Das ist aber nicht charmant.

Müller: Das ist schon ok. Wir reden nicht viel über Fußball, aber wenn meine Frau etwas sagt, hat sie meistens recht (lacht).

SPOX: Auf wen hören Sie noch?

Müller: Wenn es ums Sportliche geht, ist mir in erster Linie wichtig, wie der Trainer mich beurteilt. Er sieht mich jeden Tag im Training und hat die meiste Erfahrung. Ich bin ihm dankbar, dass er mich nach zwei, drei schwächeren Spielen nicht aus der Mannschaft genommen hat. Aber die Hauptsache ist, dass ich mit mir selbst zufrieden sein kann - und das ist meistens schwer genug.

SPOX: Sie haben hohe Ansprüche an sich selbst.

Müller: Ja. Ich setze mich oft sogar zu sehr unter Druck. Es kommt vor, dass ich mir auf dem Heimweg denke: 'Was hast du heute für einen Mist gespielt.'

SPOX: Interessieren Sie sich auch für die Beurteilung der Medien?

Müller: Im Grunde schon. Aber man muss abwägen, was seriös ist und was nicht. Mit manchen Artikeln darf man sich nicht beschäftigen, beispielsweise, wenn die ganze Mannschaft die Note 6 bekommt. Manchmal ärgert man sich, aber man darf es nicht überbewerten.

SPOX: Im Jahrbuch des FC Bayern haben Sie als Lieblings-Website 'SPOX' angegeben. Wie kommen wir zu dieser Ehre?

Müller: Die Seite hat mir von Anfang an vom Aufbau und vom Inhalt her gut gefallen. Ich kann mich mit euren Analysen gut anfreunden. SPOX ist mein Hot Spot.

SPOX: Welche Art Internet-User sind Sie?

Müller: Ich gehe ungefähr fünf Mal am Tag für jeweils zehn Minuten auf die relevanten Sport- und Nachrichtenseiten. Für mich ist das Internet reine Informationsplattform. Bloggen oder twittern ist nichts für mich.

SPOX: Sie haben eine konstant starke Hinrunde gespielt und auch gegen Hoffenheim lief es gut. Befürchten Sie keinen Einbruch?

Müller: Ich hatte gegen Ende der Hinrunde meinen Durchhänger, habe mich aber wieder rausgekämpft. Die Pause war wichtig für jeden Spieler, auch wenn sie relativ kurz war. Ich möchte auch in der Rückrunde voll angreifen.

SPOX: Haben Sie Angst um Ihren Platz im Team, wenn Franck Ribery zurückkommt?

Müller: Angst ist das komplett falsche Wort. Wenn ich meine Leistung bringe, spiele ich für die erste Elf immer eine Rolle.

SPOX: Das hat auch Louis van Gaal während der Hinrunde betont. Zitat: 'Müller spielt bei mir immer, auch wenn Robben und Ribery zurück sind.' Warum kann er auf Sie nicht verzichten?

Müller: (überlegt) Ich bin taktisch gut ausgebildet worden und  sehe, was auf dem Platz abläuft. Ich bin nicht so viel am Spiel beteiligt, habe nicht so viele Ballkontakte. Aber ich kann geduldig auf den richtigen Moment warten und suche mir die Situationen aus, wenn es Richtung Tor geht. Ich will im richtigen Augenblick zur Stelle sein. Und meine besten Spiele habe ich gemacht, wenn ich mit Ribery gemeinsam auf dem Platz stand - im 4-3-3 auf der zentralen Mittelfeldposition.

SPOX: Fühlen Sie sich dort am besten aufgehoben?

Müller: Ich spiele auch gerne links oder rechts. Aber ich bin kein klassischer Dribbler, so wie Robben oder Ribery. Deswegen fühle ich mich im Zentrum wohler.

SPOX: Als zentraler Mittelfeldspieler im 4-3-3 muss man viele Aufgaben bewältigen: Kurzgehen, Bälle prallen lassen oder weiterleiten, oder als zweiter Spieler in die Spitze gehen.

Müller: Damit komme ich gut zurecht. Ich kann mir im Rücken der Gegner das Spiel anschauen und meine Lücken suchen, um anspielbar zu sein. Und wenn es Richtung Tor geht, kann ich entweder mit in die Spitze gehen oder im Zentrum warten. Ich versuche mich, wann immer es geht, in Tornähe aufzuhalten. Weitschusstore sind nicht so mein Ding. Je näher es Richtung Tor geht, desto gefährlicher bin ich.

SPOX: Mit welchem Superstar kann man Sie vergleichen?

Müller: Das ist mir nicht wichtig. Ich möchte nicht werden wie jemand anderes, sondern meine eigene Identität behalten.

SPOX: Was wollen Sie in dieser Saison sportlich erreichen?

Müller: Eine gute Rückrunde spielen und deutscher Meister werden. Wir sind in allen drei Wettbewerben noch dabei. Wir wollen soviel gewinnen wie möglich.

SPOX: Sie sprechen gar nicht von der WM.

Müller: Die ist noch ganz weit weg. Ich konzentriere mich nur auf den FC Bayern und alles andere habe ich sowieso nicht zu entscheiden.

SPOX: In der kommenden Saison spielt Toni Kroos voraussichtlich wieder für den FC Bayern.

Müller: Wenn es dazu kommt, freue ich mich. Ich habe in der A-Jugend bei Bayern vom ihm profitiert. Er war mein Vorlagengeber.

SPOX: Aber Kroos wäre ein weiterer Konkurrent im Mittelfeld.

Müller: Das stört mich nicht. Wenn man bei Bayern spielt, bekommt man jedes Jahr neue Konkurrenz.

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