Wer will, wer passt, wer ist zu haben?

Von Daniel Börlein
Deutsche Trainer in Reih und Glied, hier bei der Trainertagung des DFB
© Imago

Die 46. Bundesliga-Saison ist gerade zu Ende gegangen, doch die Beine hochlegen dürfen vorerst nur die Spieler. Für die Verantwortlichen gilt es schon jetzt, die neue Spielzeit zu planen.

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UPDATE Und das ist in diesem Jahr schwieriger denn je. Der Grund: Nach dem Abgang von Christoph Daum aus Köln stehen mit dem Hamburger SV, Eintracht Frankfurt, Energie Cottbus, Arminia Bielefeld und dem 1. FC Kaiserslautern derzeit sechs Klubs aus Bundesliga und 2. Liga noch ohne Trainer da. Falls sich Bayer Leverkusen tatsächlich von Bruno Labbadia trennt, wären es sogar sieben.

Borussia Mönchengladbach verabschiedete sich aus dem Kreis der Suchenden. Am Mittwochvormittag meldeten die Rheinländer die Verpflichtung von Michael Frontzeck. Der 45-Jährige war nach dem 33. Spieltag der abgelaufenen Saison bei Arminia Bielefeld entlassen worden.

Die Konkurrenz bei der Trainersuche ist also groß wie nie. Deshalb heißt es nun für die Klubs, den Markt ganz genau zu sondieren, um schnellstmöglich einen neuen Mann präsentieren zu können. Doch wer ist momentan überhaupt zu haben und kommt für einen der sechs Klubs in Frage?

Die heißesten Kandidaten:

Lucien Favre (51): Nach übereinstimmenden Medienberichten soll der aktuelle Hertha-Trainer mit dem HSV in Verbindung stehen. Der Schweizer führte die Berliner in seinem zweiten Jahr im Amt in die Europa League, gilt aber als Sturkopf, der sich nicht scheut, mit Spielern und Vereinsoberen anlegt. Problem: Hat Vertrag bei der Hertha bis 2011.

Mirko Slomka (39): Der Ex-Schalker ist fast überall im Gespräch - auch beim HSV. Dort allerdings gilt Bruno Labbadia als Top-Favorit. Damit wäre für Slomka der Platz in Leverkusen, wo er bereits vor einem Jahr gehandelt wurde, frei. Will unbedingt zurück in die Bundesliga: "Ich bin bereit."

Friedhelm Funkel (55): Laut "Express" war er der Wunschkandidat in Gladbach, könnte aber auch für einen der anderen Klubs interessant sein. Sagt aber: "Es gibt keinen Kontakt." Steht offiziell noch bis Ende Juni in Frankfurt unter Vertrag. Erfahrener Bundesliga-Trainer (Uerdingen, Duisburg, Rostock, Köln, Frankfurt). Allerdings wird ihm nachgesagt, er könne eine Mannschaft nicht langfristig nach vorne bringen.

Michael Skibbe (43): Heißer Kandidat in Frankfurt. War in Dortmund und Leverkusen jeweils Cheftrainer, ohne den ganz großen Erfolg allerdings. Zuletzt in der Türkei bei Galatasaray Istanbul bereits nach sieben Monaten entlassen. Manko: Ruhiger, sachlicher Typ und damit - ähnlich wie Funkel - keiner, der die Fans mitreißen kann.

Christian Gross (54): War in den vergangenen Jahren häufig in der Bundesliga im Gespräch, blieb Basel aber immer treu. Dort wird sein Vertrag nun allerdings nicht verlängert. Wird vor allem in Frankfurt gehandelt. Eintracht-Boss Bruchhagen dementiert aber: "Es gibt keinen Kontakt." Beim HSV wohl raus, da er im letzten Sommer ausplauderte, dass er mit den Hanseaten verhandelt hat.

Mike Büskens (40): Bestätigte bereits das Bielefelder Interesse. Vertrag auf Schalke läuft noch bis 2010. Wie es mit ihm unter Magath weiter geht, ist noch nicht geklärt. Ist für alles offen, sagt aber: "Ich denke, dass man gerade als junger Trainer von einem wie Magath viel lernen kann. Das fände ich schon reizvoll."

Die international erfahrenen Trainer:

Bernd Schuster (49): Der ehemalige Real-Coach (derzeit ohne Job) steht bei allen Bundesliga-Klubs auf dem Zettel. Wäre ein Mann mit großem Namen. Hat sich seine Meriten bislang allerdings nur in Spanien verdient.

Co Adriaanse (61): Sein Vertrag bei RB Salzburg wird nicht verlängert. Käme jetzt allerdings wohl nur noch für den HSV in Frage. Sein Plus: In Hamburg machte man mit Niederländern bereits zweimal gute Erfahrungen (Stevens und Jol). Deshalb könnten auch Frank Rijkaard und Marco van Basten (beide arbeitslos) interessant sein.

Gerard Houllier (61): Arbeitet aktuell für den französischen Verband. Soll allerdings mit einer Rückkehr ins Trainergeschäft liebäugeln. Das Problem: Kennt die Bundesliga kaum und sagte dem HSV bereits im vergangenen Jahr ab.

Michael Laudrup (44): War zuletzt auch beim VfL Wolfsburg im Gespräch. Steht für eine offensive und attraktive Spielweise, scheiterte zuletzt allerdings als Coach von Spartak Moskau.

Sven-Göran Eriksson (61): Bei seiner letzten Station in Mexiko gnadenlos gescheitert und auch bei ManCity frühzeitig entlassen. Gilt als großer Taktiker, aber: wenn überhaupt nur vom HSV bezahlbar.

Morten Olsen (59): Aktuell Nationalcoach in Dänemark. Vertrag läuft noch bis nach der WM 2010. Könnte sich vorstellen, nochmal als Vereinstrainer zu arbeiten. Eventuell ein Mann für Köln. Trainierte den FC bereits in den 90er Jahren.

Die Evergreens:

Uwe Rapolder (50): Schaffte mit Koblenz gerade so den Klassenerhalt, schimpfte allerdings bereits über die Strukturen im Verein. Bielefeld würde ihn gerne wieder holen. Führte aber angeblich schon mit Frankfurt Gespräche.

Thomas von Heesen (47): Derzeit Coach von Apollon Limassol in Zypern. Würde bei einem guten Angebot wohl aber zurück nach Deutschland kommen. Wird laut "FAZ" bei der Eintracht gehandelt. Auch bei Ex-Klub Bielefeld ein Kandidat.

Klaus Augenthaler (51): Seit zwei Jahren ohne Job und zuletzt kaum noch im Gespräch. Nahm sich nach dem Ende in Wolfsburg eine bewusste Auszeit und wartet auf das richtige Angebot. Würde wohl auch einen ambitionierten Zweitligisten übernehmen.

Thomas Doll (43): Fühlt sich nach seinem Aus in Dortmund wieder bereit, eine Mannschaft zu übernehmen, "am liebsten in der Bundesliga". War kurzzeitig ein Kandidat bei Rostock und 1860 München. Kann sich auch zweite Liga vorstellen.

Lothar Matthäus (48): Beendete sein Engagement in Israel vorzeitig. Will wieder zurück nach Deutschland. Hält sich dieses Mal aber mit öffentlichen Bewerbungen zurück. Ist momentan bei Fortuna Düsseldorf als Sportdirektor im Gespräch.

Milan Sasic (50), Rudi Bommer (51), Holger Fach (46), Petrik Sander (48), Guido Buchwald (48) und Jürgen Röber (55) sind derzeit allesamt arbeitslos und stünden daher bereit. Alle sechs kommen wohl aber eher nur für die 2. Liga in Frage.

Die Geheimtipps:

Ulf Kirsten (43): Seit 2005 Trainer der zweiten Mannschaft von Bayer Leverkusen. Ist ein Kandidat bei Bayer, sollte es mit Labbadia nicht mehr weitergehen. Wird auch in Cottbus gehandelt und sagt: "Energie ist ein sehr interessanter Klub. Es wäre eine reizvolle Aufgabe für mich."

Heiko Herrlich (37): Seit 2007 beim DFB. Verpasste nun aber mit der U 19 die Qualifikation  zur EM. Matthias Sammer hält große Stücke auf den Ex-Gladbacher. Akribischer Trainer mit neuen Ideen. Allerdings: Hat bisher noch keine Erfahrung im Profibereich.

Holger Stanislawski (39): Gladbach hatte laut "Kicker" bereits Kontakt zum Pauli-Coach aufgenommen. Ist allerdings eine Kult-Figur beim Kiez-Klub und noch ohne Bundesliga-Erfahrung. Sein Plus: Schloss den Trainerlehrgang als Jahrgangsbester ab und wäre eine relativ günstige Lösung.

Jürgen Raab (50): Zuletzt Co-Trainer von Hans Meyer in Nürnberg und Gladbach. Gilt als Taktikfuchs und sachlicher Analytiker. Hat aber keine Bundesliga-Erfahrung als Chefcoach. Dennoch vor allem in Cottbus ein Kandidat. Sagt: "Mein Ziel ist es, wieder als Cheftrainer zu arbeiten und Energie ist eine gute Adresse."

Claus-Dieter Wollitz (43), Christian Wück (35), Marco Kurz (40), Thorsten Fink (41): Alle vier sind jung und haben bereits Erfahrung in der zweiten Liga gesammelt, scheiterten aber vor allem an fehlenden finanziellen wie strukturellen Möglichkeiten ihrer Vereine. Wollitz wird bereits in Cottbus, Bielefeld und Kaiserslautern gehandelt, will aber in Osnabrück bleiben. Wück soll in Bielefeld auf der Liste stehen.

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