Nur mit totaler Dominanz

Von Thomas Gaber
Derzeit kaum zu stoppen: Miroslav Klose, Luca Toni und Franck Ribery (von links)
© Getty

Keine Champions League, kein Einsatz für die Nationalmannschaft - der FC Bayern München kann sich bereits voll auf das Topspiel der Bundesliga am Freitag (20.15 Uhr im LIVE-TICKER und bei Premiere) gegen die TSG 1899 Hoffenheim konzentrieren. SPOX hat die Elf von Trainer Jürgen Klinsmann am Dienstag begleitet.
 

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Michael Rensing war stocksauer. Toni Kroos hatte dem Bayern-Torhüter im Trainingsspiel Sechs gegen Sechs ein Ei ins Nest gelegt, was Rensing zum Anlass nahm, den 18-Jährigen zu maßregeln. Rensing packte Kroos am Schlafittchen und schubste ihn grob von sich.

"Hast du nen Schuss?"

Der augenscheinlich gekränkte Kroos verzichtete auf körperliche Gewalt, befasste sich stattdessen mit Rensings geistiger Verfassung. "Hast du nen Schuss, oder was?", wollte er wissen. Rensing blieb seiner Linie treu und wuchtete Kroos daraufhin den Ball ins Kreuz. Raubeine hätten die Angelegenheit wohl mit einer handfesten Schlägerei geklärt, Kroos und Rensing beäugten sich dagegen minutenlang mit verachtenden Blicken.

Vereinsschädigende Publicity hätten die Münchner drei Tage vor dem Hoffenheim-Spiel auch nicht gebrauchen können. Es steht zu viel auf dem Spiel. Die Tabellenführung, die Herbstmeisterschaft, die vorübergehende Vormachtstellung im deutschen Fußball.

Ist Hoffenheim die Herbstmeisterschaft noch zu nehmen? Spielen Sie Schicksal!

Bayern auf Betriebstemperatur

Die Intensität im Training am Dienstag machte eines klar: Die Bayern sind bereits auf Betriebstemperatur.

Knapp zwei Stunden lang ließ Klinsmann seine Spieler (Lukas Podolski fehlte wegen Rückenschmerzen, Tim Borowski wegen einer Fußprellung) aufeinander los, nie ohne Ball, dafür mit voller Intensität. Jose Ernesto Sosa fuhr Kroos in die Parade, Rensing grätschte Luca Toni ohne Rücksicht auf Verluste den Ball, Ze Roberto setzte gleich zweimal zum Fallrückzieher an.

Lahm: "Wollen dominieren"

Was die Bayern im Training andeuten, soll gegen Hoffenheim vollendet werden. "Wir wollen das Spiel dominieren und souverän gewinnen", sagte Philipp Lahm.

Auf die Frage, wie sich die Bayern auf die starke Offensive des Aufsteigers einstellen, antwortete Lahm so: "Es wird schwer für Hoffenheim, sich auf uns einzustellen. Wir haben ebenfalls eine sehr gute Offensive. Wenn wir so spielen wie in den letzten Wochen, wird der Sieger am Freitag Bayern München heißen. Und wenn wir so weiterspielen wird auch der deutsche Meister Bayern München heißen."

Klinsmann ein radikaler Trainer

Die Bayern sind auf der Überholspur, das angeknackste Selbstvertrauen im ersten Saisondrittel ist der viel zitierten "Mir-san-mir"-Mentalität gewichen. Für Lahm hat Trainer Klinsmann den Löwenanteil daran.

"Unser Ziel ist es, in absehbarer Zeit international wieder eine gute Rolle zu spielen. Deswegen mussten wir irgendetwas anders machen. Da ist es normal, dass alles infrage gestellt wird, wenn ein neuer Trainer kommt. Klinsmann ist ein radikaler Trainer. Er hat am Anfang viel ausprobiert, wollte alle Spieler und mehrere Spielsysteme testen. Wenn man etwas ausprobiert, bekommt man auch Antworten. Positive Antworten", sagte Lahm.

Das Spitzenspiel im Countdown: Rangnick packt den Hammer aus

Das System ist das gleiche wie unter Ottmar Hitzfeld, die Spielweise unterscheide sich jedoch enorm, so Lahm. "Wir spielen deutlich offensiver und erarbeiten uns zahlreiche Chancen. Wenn wir ein paar Chancen vergeben, werden wir nicht unruhig. Ich habe immer das Gefühl, dass wir schon irgendwann treffen werden."

Breitner stichelt

35 Mal schon in dieser Bundesliga-Saison. Das gab's zuletzt in der ersten Hitzfeld-Saison 1998/99. "Wir spielen mittlerweile viel entschlossener nach vorne und haben trotz der Anfangsprobleme nur drei Punkte weniger als letzte Saison. Wir werden von Woche zu Woche besser und haben keine Angst vor Hoffenheim", sagte Bastian Schweinsteiger.

Zur Strategie der Münchner vor Spitzenspielen gehört immer auch eine Prise Stichelei. Bayern-Berater Paul Breitner riet den Hoffenheimern in der Münchner "tz", ihren Stil zu hinterfragen.

"Nur mit Unbekümmertheit und Hurra-Fußball wirst du des FC Bayern nicht Herr werden. Keiner hat bei uns ansatzweise Angst vor Hoffenheim. Außerdem beschäftigen wir uns mit uns selbst. Und wenn wir weiter unseren Weg gehen, kann ich nur sagen: 'Mir san mir'", so Breitner. Was soll da noch schiefgehen.

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