"Kritik an Skibbe ist totaler Schwachsinn"

Von Interview: Jochen Tittmar
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© Getty

München - Ganze 37 Minuten durfte Sergej Barbarez in den ersten fünf Saisonspielen von Bayer Leverkusen mitwirken. Erst die Verletzungsanfälligkeit von Bernd Schneider bescherte ihm einen Platz in der Startelf.

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Doch dann bestätigte der 36-jährige Bosnier in 26 von 28 möglichen Partien, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört. In seiner Rolle als Leitwolf einer jungen Truppe schnappte sich der ehemalige Hamburger sogar noch einen Bundesligarekord.

Am 13. April überflügelte er mit seinem 324. Spiel gegen den VfB Stuttgart den Dänen Ole Björnmose als Ausländer mit den meisten Einsätzen in Deutschlands höchster Spielklasse.

Mit einem Sieg im letzten Bundesligaspiel gegen Werder Bremen (Sa., 15.30 Uhr im SPOX-TICKER und bei Premiere) will Barbarez mit Leverkusen die Saison mit der UEFA-Cup-Qualifikation krönen.

Im Interview mit SPOX.com spricht Barbarez über seine Zukunft in Leverkusen, die Kritik an Michael Skibbe und er zieht ein positives Karrierefazit.

SPOX: Ihr Ziel war es ja, die 100-Tore-Marke als fünfter Ausländer (nach Chapuisat, Elber, Ailton und Pizarro, Anm. d. Red.) zu knacken. Vier Tore fehlen noch, so dass es wohl in dieser Saison nichts mehr wird...

Sergej Barbarez: Ja, das war mein Ziel und ich habe es noch nicht erreicht. Ich hoffe, dass ich die Chance haben werde, weiterhin Tore zu machen. Ich wäre aber auch nicht unglücklich, wenn ich es nicht mehr schaffen würde.

SPOX: Wenn Sie die Marke knacken wollen, müssen Sie noch ein Jahr Bundesliga spielen. Bayer-Sportdirektor Rudi Völler erklärte letzte Woche, dass Sie Leverkusen wohl am Saisonende verlassen werden. Was ist da dran?

Barbarez: Es ist noch nichts entschieden. Wir haben uns letzte Woche zusammengesetzt und vereinbart, dass alles nach der Saision entschieden wird.

SPOX: Wovon machen Sie Ihre Entscheidung abhängig? Von der UEFA-Cup-Teilnahme?

Barbarez: Eigentlich nicht. Der Verein wollte das so und ich bin ihm entgegen gekommen. Für mich spricht nichts dagegen, dass wir uns nach der Saison zusammensetzen. Dann werden wir über alles entscheiden. Wir haben im Moment etwas Wichtigeres zu tun.

SPOX: Die Vorbereitung auf das Bremen-Spiel zum Beispiel. Ist innerhalb des Teams eine gewisse Angst zu spüren, eine über weite Strecken ordentliche Saison doch noch zu verspielen?

Barbarez: Nein. Glauben Sie mir: So eine lockere Stimmung habe ich in meinem Leben noch nicht erlebt. Natürlich wird konzentriert gearbeitet, aber die Spieler wissen, dass das Leben auch weitergeht und sie noch weitere Spiele in ihrem Leben haben werden. Auch wenn die Mannschaft sehr jung ist, glaube ich fest daran, dass wir die Saison positiv zu Ende bringen können.

SPOX: Wenn es nicht mit dem UEFA-Cup klappen würde, wäre es aber doch eine verschenkte Saison für Bayer.

Barbarez: Wir machen uns keine Gedanken über negativen Sachen. Dann bräuchten wir gar nicht erst zu spielen. Wir glauben fest daran, es zu schaffen.

SPOX: Die Mannschaft von Leverkusen Team ist ja noch sehr jung. Was ist mit dieser Truppe in der Zukunft zu erreichen?

Barbarez: Da kann vieles kommen. Wenn man weiter in Ruhe so arbeitet und sich punktuell verstärkt, ist vieles möglich. Der Verein weiß genau, dass man es nicht nur mit den Jungen schaffen kann. Die Mischung muss stimmen.

SPOX: Die Niederlagen in der Liga bei den Bayern (1:2, Anm. d. Red.)und im UEFA-Cup gegen St. Petersburg (1:4, Anm. d. Red.) waren in dieser Saison die Knackpunkte. Letztes Jahr lief es ähnlich, zum Ende der Saison verlor Bayer gegen Bochum, Cottbus und Bielefeld. Leverkusen fehlt in entscheidenden Phasen, wenn es um einen Champions-League-Platz geht, die Konstanz. Warum?

Barbarez: Wir haben nie das Ziel ausgegeben, in der Champions League spielen zu wollen. Dafür ist unsere Mannschaft noch nicht reif. Als wir im Februar und im März von Sieg zu Sieg eilten, stiegen natürlich die Erwartungen. Aber wir haben stets betont, dass dieses junge Team eine Saison nicht konstant gut zu Ende spielen kann. Wir haben nie von der Champions League gesprochen. Der Verein plant, die Mannschaft kontinuierlich weiterzuentwickeln. Das ist in dieser Saison geschehen. Und wenn die Zeit reif ist, um die Champions-League-Plätze mitzuspielen, werden wir voll angreifen.

SPOX: Nach den jüngsten Negativerlebnissen kam Kritik an Trainer Michael Skibbe auf. Können Sie sich das erklären?

Barbarez: Das ist totaler Schwachsinn. Man kann sich keinen besseren Trainer vorstellen. Das wissen wir Spieler und auch die Verantwortlichen und deshalb stehen wir voll hinter Skibbe.

SPOX: Thema Nationalmannschaft: In Bosnien will man Sie zum Weitermachen bewegen. Wie hoch stehen die Chancen?

Barbarez: Das hängt alles von meiner Zukunft bei Bayer Leverkusen ab. Das ist meine Priorität. Wenn ich weiß, was dort in Zukunft kommt, dann mache ich mir Gedanken über die Nationalmannschaft.

SPOX: Die Möglichkeit besteht also, dass Sie Ihre Karriere nach der Saison beenden?

Barbarez: Ja, vielleicht höre ich auf.

SPOX: Sie haben nie bei einem internationalen Topklub gespielt. Wie fällt Ihr persönliches Karrierefazit aus?

Barbarez: Was bedeutet denn internationaler Topklub? Ich meine Hamburg und Dortmund sind in Europa bekannte Mannschaften. Und Leverkusen auch. Auch wenn ich keine Titel gewonnen habe. Diese Vereine haben in meinen Augen etwas in Europa zu sagen. Ich bin sehr, sehr zufrieden mit dem, was ich erreicht habe. Das passt alles.

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