"Van Bolzen - das war unfair"

Von Interview: Alexis Menuge
van Buyten, Bayern
© Getty

München - Mit großen Erwartungen wechselte Daniel van Buyten vor der letzten Saison vom HSV zum FC Bayern, ist bislang allerdings eine große Enttäuschung.

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Dennoch fühlt sich der Belgier zu Unrecht hart kritisiert. Mittlerweile ist der 29-Jährige, hinter Lucio und Martin Demichelis, ohnehin nur noch die Nummer drei in der Innenverteidigung des Rekordmeisters.

Durch Lucios Rot-Sperre rutscht van Buyten nun wieder zurück in die Startelf. "Ich muss diese Chance nutzen", sagt der Abwehrspieler im Gespräch mit SPOX.com. Vor allem, weil mit Breno womöglich ein weiterer Konkurrent im Anmarsch ist.

SPOX: Sie haben mal gesagt, es war schon immer ein Traum für den FC Bayern zu spielen. Macht es immer noch so viel Spaß, da sie ihren Stammplatz an Martin Demichelis verloren haben?

Daniel van Buyten: Natürlich ist es für mich keine einfache Situation, vor allem weil ich vor dieser Saison noch nie auf der Bank saß. Klar bin ich enttäuscht. Es ist nicht einfach, mit so einer Situation umzugehen. Ob bei Standard Lüttich, Olympique Marseille, Manchester City oder Hamburg war ich stets Stammspieler. Aber ich bin kein Typ, der so schnell aufgibt. Im Gegenteil: Ich werde kämpfen.

SPOX: Sie haben letzte Saison sehr viel Kritik einstecken müssen - Stichwort: van Bolzen. War das gerechtfertigt oder völlig überzogen?

Van Buyten: Es war nicht gerechtfertigt, die durchschnittliche Saison des FC Bayern an einer Person festzumachen. Natürlich habe ich enttäuschende Leistungen gezeigt. Aber ich war nicht der Einzige. In der ganzen Mannschaft stimmte es nicht. Wir haben viele Gegentore kassiert und als Verteidiger wirst du dann schnell als Schuldiger gesehen. Das war unfair.

SPOX: In letzter Zeit wurde auch über einen möglichen Wechsel spekuliert. Denken Sie darüber nach, den FCB zu verlassen?

Van Buyten: Auf keinen Fall. Ich will kämpfen und mein Ziel ist es, mir meinen Stammplatz zurück zu erkämpfen. Dazu habe ich die nötige Qualität. In den letzten Wochen habe ich zwar verschiedene Angebote gehabt (u.a. Borussia Dortmund, Anm. d. Red.), aber ich will mich hier durchsetzen. Ein Wechsel ist kein Thema.

SPOX: Wie lange wollen Sie sich mit der momentanen Situation zufrieden geben?

Van Buyten: Das wird sich zeigen, aber ich werde richtig Gas geben, mich bei jeder Trainingseinheit gut präsentieren, um es dem Trainer bei seiner Entscheidung schwer zu machen. Und dann werden wir weitersehen. Ich akzeptiere zwar die Entscheidung des Trainers, aber ich gebe nicht auf. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich bald belohnt werde.

SPOX: Was haben Sie gedacht, als Lucio in Stuttgart vom Platz geflogen ist? Nun haben Sie ja bis Weihnachten die Chance, die Sie wollten.

Van Buyten: Als Lucio Rot sah bekam ich von Co-Trainer Michael Henke die Anweisung, mich vorzubereiten. So hatte ich gar keine Zeit, groß nachzudenken. Nun habe ich aber sicherlich die Chance, mich zu zeigen. Die muss ich nun nutzen. Vor drei Wochen hätte ich bereits spielen sollen, da Martin Demichelis krank war. Leider kam ich verletzt von der Nationalmannschaft zurück. Ich musste mehrere Tage pausieren. Das war bitter. Aber nun habe ich eine neue Chance.

SPOX: Wie sehen Sie die Hierarchie in der Bayern-Abwehr und ihre Position gegenüber ihren Innenverteidiger-Kollegen, Lucio, Demichelis und Ismael? Jetzt soll auch noch Breno kommen.

Van Buyten: Der FC Bayern verfügt über vier starke Innenverteidiger. Derzeit haben Lucio und Demichelis bessere Karten, aber es kann sich schnell ändern. Das sieht man jetzt wo Lucio lange gesperrt ist (vier Spiele, Anm. d. Red.). Nun müssen Micho und ich gut harmonieren. Ich bin ziemlich optimistisch, weil wir bereits in der letzten Saison gut zusammen agiert haben.

SPOX: Bei den Bayern herrscht im Moment Unruhe. Wie geht die Mannschaft mit den Negativerlebnissen um?

Van Buyten: Leider mussten viele Spieler nach der Niederlage in Stuttgart zu ihren Nationalmannschaften reisen. So konnten wir diese Pleite nicht verarbeiten. Nun sind wir aber gefordert, um sofort auf der Siegesstraße zurückzukehren. Wir wollen Herbstmeister werden.

SPOX: Meisterschaft, DFB-Pokal, UEFA-Cup - welcher Titel ist für die Bayern am schwersten zu holen?

Van Buyten: Wie immer die Meisterschaft. Es gibt 34 Spieltage und wer dann oben steht, der ist nicht durch Zufall Meister. Im Pokal ist es eher Glückssache und hängt auch viel von der Tagesform ab.

SPOX: Mit der belgischen Nationalmannschaft sind Sie in der EM-Qualifikation klar gescheitert. Warum ist Belgien soweit von Europas Spitze entfernt?

Van Buyten: Wir stehen tief in der Krise. Bei uns läuft vieles schief. Wir haben es sowieso nicht verdient, bei der Europameisterschaft dabei zu sein. Ich kann mir allerdings nicht erklären, warum wir es nicht mal schaffen, gegen ein Land wie Kasachstan zu gewinnen (0:0 und 2:2, Anm. d. Red.).

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