Wachablösung light

Von Florian Bogner
michael rensing
© Getty

München - Die Meldung des Tages beim FC Bayern: Oliver Kahns Armverletzung ist schlimmer als erwartet. Der 38-Jährige muss am Ellenbogengelenk operiert werden und fällt mindestens vier bis fünf Wochen aus.

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"Es befinden sich freie Gelenkkörper am Ellbogen, die operativ entfernt werden müssen", berichtete Trainer Ottmar Hitzfeld am Montag. Er solle auf dem schnellsten Wege operiert werden, "es gibt aber noch keinen Termin", sagte Co-Trainer Michael Henke auf Nachfrage von SPOX.com. Man könne zudem "erst nach der OP endgültig sagen, wie lange er ausfällt".

Das Pech des Titans ist das Glück seines Stellvertreters Michael Rensing, der laut Henke "das absolute Vertrauen der Mannschaft genießt" und sich nun auf reichlich Einsatzzeit im Tor der ersten Mannschaft freuen darf. Keine Frage: Kahns Verletzung ist für Rensing die Chance, seinen Kronprinzen-Status weiter zu bestätigen.

"Einerseits wünsche ich Olli eine gute und schnelle Genesung, andererseits kann ich von seiner Verletzung profitieren", meinte Rensing am Montag. Schon beim 1:0 in Leverkusen am vergangenen Wochenende hatte der 23-Jährige eindrucksvoll bestätigt, dass er zu Recht ist besten Chancen auf Kahns Nachfolge besitzt.

Mehrere Glanzparaden verhinderten ein mögliches Unentschieden und sorgten letztendlich dafür, dass der FC Bayern die Tabelle weiter souverän anführt.

"Er hat das Zeug zur neuen Nummer 1"

"Auf Rensing ist immer Verlass", war Trainer Ottmar Hitzfeld hoch zufrieden. "Michael hat uns vor allem in der ersten Halbzeit mehrmals gerettet und eindrucksvoll gezeigt, welch gute Alternative er im Tor ist. Er hat das Zeug zur neuen Nummer 1." Im nächsten Jahr, wohlgemerkt.

Hitzfeld wird nämlich den Teufel tun, den Titan auf seiner Abschiedstournee abzusägen. Rensings Leistungspotential ist unbestritten, beim FC Bayern weiß man, welch Juwel man dort in der Hinterhand hat. Der 23-Jährige kann in den nächsten Wochen trotzdem so gut halten wie er will - wenn Kahn wieder fit ist, kehrt er zurück ins Tor.

Hoeneß' Wink an Jogi Löw

Um Rensing bei Laune zu halten, werden aber jetzt schon eifrig Lorbeeren verteilt. Zum Beispiel von Uli Hoeneß. Der spricht nämlich jetzt schon von der Nationalmannschaft. "Wenn ich höre, was alles über die Nachfolge von Jens Lehmann geredet wird - da kann ich nur lachen. Für mich ist Michael Rensing der Nachfolger", sagte Hoeneß in Leverkusen.

Im "Kicker" konkretisierte er seine Prophezeiung: "Infrage kommen drei Tormänner: Adler, Neuer und Rensing. Enke, oder wie sie alle heißen, kann man vergessen."

Ein Wink an Nationaltrainer Joachim Löw. Dem war Rensings Auftritt in Leverkusen natürlich auch nicht entgangen. Löw: "Rensing spielt nicht oft, aber wenn, dann sehr gut. Es ist klasse, wie er mitspielt und das Spiel lesen kann."

Ball flach halten, Leistung zeigen

Rensing selbst hält derweil den Ball flach und fährt damit genau richtig. Der Auftritt in Leverkusen habe ihm zwar "sehr, sehr viel Spaß gemacht", aber sonst will er erstmal auf dem Teppich bleiben.

"Ich habe nach zwei Monaten erstmals wieder gespielt und ordentlich gehalten. Alles andere ist übertrieben", so Rensing, der insgesamt so klang, als hätte er sich bereits jede Menge Gelassenheit von seinem Kollegen Kahn abgeschaut. Sätze wie "es ist besonders wichtig, dass man sich auf den Punkt konzentrieren kann", kennt man aus Kahns Interview-Repertoire.

Der wollte der Lobesarie um Rensing übrigens nicht noch ein weiteres Kapitel hinzufügen. Während alles von "Weltklasse" sprach, meinte der Titan: "Er war erwartet solide." Ob's am schmerzenden Ellenbogen lag?

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