Knackt Mercedes Ferraris Uralt-Rekord?

SID
Giuseppe Farina (l.) gewann 1950 den Silverstone-GP
© getty

Acht der elf Formel-1-Teams haben beim Großbritannien-GP in Silverstone (alle Sessions im LIVE-TICKER) ihr Heimspiel. Auch wenn sämtliche Ingenieure jede Asphaltpore auf dem Traditionskurs kennen, gibt es nur einen Favoriten: Mercedes kommt die Streckencharakteristik des Home of British Motor Racing wie keinem anderen Team entgegen - das bietet die Chance auf einen neuen Rekord.

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Streckendaten:

Name: Silverstone Circuit

Ort: Silverstone

Länge: 5,891 Kilometer

Runden: 52

Renndistanz: 306,227 Kilometer

Kurven: 10 Rechtskurven, 8 Linkskurven

Darauf kommt es an:

Rennsport-Nostalgie ist in Silverstone garantiert. Hier fand 1950 das erste Rennen der Formel-1-Weltmeisterschaft statt, heuer findet zum 51. Mal ein GP im Home of British Motor Racing statt. Silverstone ist als eine der ältesten Rennstrecken auch gleichzeitig eine der aufregendsten im Rennkalender.

Die Fahrer jubeln geradezu über die zahlreichen schnellen und flüssigen Kurven. Seit ihrem Umbau vor wenigen Jahren ist die Strecke sogar noch anspruchsvoller geworden und es gibt bessere Überholmöglichkeiten. Ein Fall von erfolgreicher Modernisierung einer Strecke, auch wenn dadurch die berühmte Brücke weggefallen ist.

Silverstone ist nach Österreich die zweite Hochgeschwindigkeitsstrecke in Folge, doch trotz der hohen Durchschnittsgeschwindigkeit wird auch hier mit relativ steil angestellten Flügeln gefahren, um in den Kurven optimalen Anpressdruck zu erzeugen. Der ist in Silverstone deutlich wichtiger als Topspeed. Statt reiner Motorenpower ist die effizienteste Aerodynamik gefordert.

Durch das seit der Saison 2014 gültige Reglement kleben die Autos nicht mehr auf der Strecke, weil der Abtrieb der Autos durch den verbotenen Coanda-Auspuff und den fehlenden Beam-Wing stark gesunken ist. Die zahlreichen schnellen und mittelschnellen Kurven wie die berüchtigte Maggots-Becketts-Chapel-Kombination und die Copse-Kurve am Ende der früheren Start-Ziel-Geraden werden wieder wesentlich langsamer durchfahren. Untersteuern ist ein absolutes No-Go.

Weil die letzten vier Rennen eher Stop-and-Go-Kurse waren, weiß aktuell außerdem niemand genau, wie stark die Teams wirklich sind. Silverstone ähnelt dem Kurs vor den Toren von Barcelona. Zudem könnten die Teams Probleme bekommen, die MGU-K zu nutzen, weil nur zwei Kurven wirklich hart angebremst werden.

Für Mercedes bietet das Layout einen großen Vorteil: Weil die Bremsen kaum gefordert werden, dürften Probleme mit den empfindlichen Scheiben nicht auftreten. Wahrscheinlich gibt es mal wieder einen einsamen Kampf zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg.

Für das mögliche teaminterne Duell sind die DRS-Zonen besonders wichtig. Die erste befindet sich nach Kurve 4 auf der Wellington-Straight, bevor die Piloten durch Brooklands auf den alten Streckenverlauf zurückkehren. Zum zweiten Mal darf der Heckflügel auf der Hangar-Straight nach Turn 14 und somit vor der schnellen Stowe-Kurve geklappt werden.

Für 2015 gab es zudem einige Umbauarbeiten, um die Fahrer auf der Strecke zu halten. Sieben Zentimeter hohe Kerbs wurden an den Scheitelpunkten von Turn 9 und 11 installiert. Am Ausgang von Kurve 13 gibt es nicht nur Apshalt statt Kunstgras, es ist ein neuer, experimenteller Kerb hinzugekommen. Er ist negativ, die Rillen also in den Boden gerammt. Bei Turn 9 und 18 gibt es jetzt je einen neuen Kunstgrasstreifen am Kurvenausgang, dafür sind bei Turn 1, 4, und 7 neue Sphaltstreifen hinter den Kerbs dazugekommen.

Reifen: Hard und Medium. Pirelli hat die gleiche Wahl getroffen wie in der Saison 2014 und beim Skandal ein Jahr zuvor und damit erneut Respekt vor den schnellen Kurven in Silverstone gezeigt, allerdings sind die Voraussetzungen völlig andere. Die Teams können nicht mehr tricksen, sie haben Vorgaben, wie sie mit den Pneus umgehen müssen.

Trotzdem fordert Silverstone die Reifen enorm. Nicht nur die High-Speed-Kurven und die schnellen Richtungswechsel, auch der raue Asphalt belastet die Slicks immens. "In Silverstone erwarten die Reifen die stärksten seitlichen Fliehkräfte dieser Saison. Sie belasten sowohl die Mischung als auch deren Struktur extrem", sagt Pirellis Motorsportchef Paul Hembery.

Bis zu 5G drücken seitlich auf die Reifenwände, der Asphalt bietet zusätzlich viel Grip und erhöht damit die Belastung. Für das Rennen am Sonntag sind deshalb zwei Stopps zwingend nötig.

OPTA-Fakten zum Rennen:

  • Bringt Mercedes beide Autos in Silverstone aufs Podium, ist es ein neuer Rekord. Keinem Team gelang es in der 62-jährigen Formel-1-Geschichte, bei neun Rennen nacheinander mit zwei Fahrern auf die Podium vertreten zu sein. Der alte Rekord von acht Rennen stammt von Ferrari aus den Jahren 1952/1953 - damals brachten die Italiener aber mehr als zwei Autos an den Start.
  • In der vergangenen Saison hatte Lewis Hamilton zu diesem Zeitpunkt ebenfalls vier Saisonsiege eingefahren - in Silverstone ließ er 2014 seinen fünften Sieg folgen.
  • Nico Rosberg gewann 2015 alle drei Rennen in Europa (Spanien, Monaco und Österreich). Spielberg war der erste Grand Prix, bei dem er Hamilton auf der Strecke überholte, seit beide zu Beginn der Saison 2013 Teamkollegen wurden.
  • Im letzten Jahrzehnt gewann in Silverstone nur in zwei Fällen der Polesitter später auch das Rennen (Fernando Alonso 2006 und Sebastian Vettel 2009). Nur drei Fahrer waren es bei den letzten 17 Grands Prix. Selbst in Kanada ist die Pole Position also wichtiger.
  • Alonso beendete keines der letzten 4 Rennen - der längste Negativlauf dieser Art in seiner bisherigen F1-Karriere. McLaren musste in den 8 Rennen dieser Saison bereits 8-mal ein Auto vorzeitig abstellen - das gab es zuletzt 2004 (mit Räikkönen und Coulthard).
  • Ferrari geht an diesem Wochenende zum 900. Mal als Motorenhersteller bei einem Rennwochenenende an den Start - allerdings nicht als Konstrukteur. Das wird erst in Belgien der Fall sein. Warum? Weil die Scuderia weder beim USA-GP 1960 noch beim Großbritannien-GP 1966 dabei war, Pete Lovely und Chris Lawrence hatten bei beiden Rennen allerdings einen Cooper mit Ferrari-Motor am Start.

Statistik:

  • Sieger 2014: Lewis Hamilton (Mercedes), 1:26:52,094 Stunden
  • Pole-Position 2014: Nico Rosberg (Mercedes), 1:35.766 Minuten
  • Schnellste Rennrunde 2014: Lewis Hamilton (Mercedes), 1:37,176 Minuten
  • Rundenrekord: Mark Webber (Red Bull, 2013): 1:33,401 Minuten
  • Rekordsieger: Jim Clark (1962, 1963, 1964, 1965, 1967) und Alain Prost (1983, 1985, 1989, 1990, 1993) - je 5

Wetter-Prognose:

  • Freitag: bewölkt, 29 Grad, 30 Prozent Regenrisiko
  • Samstag: bewölkt, 27 Grad, 30 Prozent Regenrisiko
  • Sonntag: bewölkt, 23 Grad, 20 Prozent Regenrisiko

Zeitplan:

Stand in der Fahrer- und Kontrukteurs-WM

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