Sutil entschuldigt sich und hofft auf Freispruch

SID
Adrian Sutil ging schon 90 Mal in der Formel 1 an den Start
© Getty

Mit dunklem Jackett, weißem Hemd und rosafarbener Krawatte saß Adrian Sutil eingerahmt von seinen beiden Anwälten auf der Anklagebank im Amtsgericht München. Trotz des Vorwurfs der gefährlichen Körperverletzung wirkte der Formel-1-Pilot gefasst und nahezu entspannt.

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Man hatte den Eindruck, der 29-Jährige war froh, dass das Verfahren nach einem Streit mit Lotus-Mitbesitzer Eric Lux nun endlich begonnen hatte. Und gleich zum Auftakt am Montag entschuldigte sich Sutil: "Es tut mir wahnsinnig leid. Ich habe nie gewollt, was da passiert ist."

Bei einer Party in dem Edelklub "M1NT" nach dem Großen Preis von China am 17. April 2011 hatte Sutil den Geschäftsmann nach einem Streit mit einem Champagner-Glas am Hals verletzt. Laut Sutil habe es eine Rangelei gegeben, in dessen Folge er Lux weggestoßen habe, weil er sich bedroht fühlte.

Bei dieser Rangelei trug Lux blutende Schnittwunden davon. Laut eines Sachverständigen erfolgte dieser Stoß nicht zufällig, sondern mit mittlerer Intensität. Die Staatsanwaltschaft fordert ein Jahr Haft auf Bewährung für Sutil.

Sutil: Entschuldigungs-Versuche abgeblockt

Sutil unterstrich in seiner Aussage am ersten von zwei angesetzten Verhandlungstagen aber auch zugleich, dass Lux mehrere Entschuldigungs-Versuche abgeblockt habe und eine außergerichtliche Einigung vor allem am Geld gescheitert sei. "Ich habe alles versucht, den Streit zu schlichten", sagte Sutil.

Es sei dabei in erster Linie um Geld gegangen, "um einen zweistelligen Millionenbetrag", sagte der 29-Jährige. Lux selbst sprach in seiner Aussage von einem Zwei-Jahres-Gehalt, das er auf vier Millionen Euro taxierte. Wie Sutils Berater Manfred Zimmermann erklärte, habe Lux ihm am Telefon zudem erklärt: "Ich werde seine Karriere zerstören, er ist eigentlich schon tot."

Der Geschäftsmann, der bei Sutils Entschuldigung nicht im Raum war, habe erwartet, dass Sutil persönlich bei ihm in Luxemburg vorstellig wird. In einer E-Mail vom 15. Mai habe Sutil um ein persönliches Gespräch gebeten und zudem später auch angeboten, ein Afrika-Charity-Projekt von Lux zu unterstützen. Zu einer persönlichen Entschuldigung sei es aber erst am 25. November im Rahmen des Brasilien-Grand-Prix gekommen.

Verhandlungen mit Lotus gescheitert

Wie Sutil zudem erklärte, gab es offenbar sogar Verhandlungen um ein Cockpit beim Lotus-Team. Der 29-Jährige, der seinen Platz bei Force India nach fünf Saisons im Dezember an Landsmann Nico Hülkenberg verlor und derzeit ohne Job ist, habe dabei auch einen Gehaltsverzicht angeboten. Lotus entschied sich allerdings für den Franzosen Romain Grosjean und den früheren Weltmeister Kimi Räikkönen (Finnland) als Stammfahrer für die neue Formel-1-Saison.

Sutils Anwalt Jürgen Wessing (Düsseldorf) wird derweil auf einen Freispruch seines Mandanten plädieren. "Wir gehen ganz eindeutig auf einen Freispruch, obwohl das in München immer schwierig ist", sagte Wessing der Nachrichtenagentur "dapd".

Zwei Alphamännchen

"Es sind da zwei Alphamännchen aneinandergeraten, die sich verbal beharkt haben." Laut Wessing würde man auch einen Vergleich akzeptieren, wo allerdings beide Seiten ihr Gesicht wahren müssten.

Der mit Spannung erwartete Videomitschnitt des besagten Abends brachte keinen weiteren Aufschluss über die Ereignisse. Die Aufnahme sei so schlecht, dass man nichts erkennen könne, sagte Wessing. Und auch die schriftliche Aussage von Sutils Kumpel Lewis Hamilton, dessen Sieg an dem Abend gefeiert werden sollte, wird den 29-Jährigen wohl kaum entlasten. "Er kann sich an nichts erinnern", sagte Wessing.

Der Prozess soll am Dienstag fortgesetzt werden.

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