Cortina beim DEB vor dem Aus

SID
Pat Cortina steht beim DEB wohl vor dem Aus
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Für die deutschen Eishockey-Nationalspieler beginnt die WM-Vorbereitung, für Bundestrainer Pat Cortina die Abschiedstour. An den Ostertagen schickt der Italo-Kanadier sein Team im ersten Härtetest gegen Rekordweltmeister Russland aufs Eis, sechs Wochen später ist für ihn wohl alles vorbei.

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Cortinas Vertrag mit dem Deutschen Eishockey-Bund (DEB) läuft nach der WM in Tschechien (1. bis 17. Mai) aus, eine Verlängerung ist nach SID-Informationen praktisch ausgeschlossen. "Wir haben gesagt, wir ziehen die drei Jahre durch", erklärte DEB-Präsident Franz Reindl vor den ersten WM-Tests am Sonntag (20.00 Uhr) und Montag (16.30 Uhr) in Oberhausen vielsagend.

Auch Cortina weiß, was auf ihn zukommt. "Ich habe mir Gedanken gemacht. Ich bin für alle Fälle gerüstet", sagte der 50-Jährige: "Ich habe meine Zukunftsplanung im Kopf. Jetzt darüber zu reden, wäre nicht fair dem Team gegenüber."

Cortinas Bilanz ist niederschmetternd: Sotschi 2014 verpasst, auf Rang 14 bei der WM 2014 und Platz 13 in der Weltrangliste abgestürzt, die Olympia-Teilnahme 2018 ernsthaft gefährdet - aus dem WM-Halbfinalisten von 2010 ist ein Problemfall geworden. Selbst der Abstieg bei der WM in Prag ist nicht ausgeschlossen. "Die Angst muss man schon haben", sagte Reindl.

"Das war nicht so"

Den Olympiadritten von Innsbruck 1976, der die Nationalmannschaft bis 2026 in die Weltspitze führen will, ärgern nicht nur die schlechten Resultate. "Du brauchst Einstellung, Leidenschaft, Stolz", betonte Reindl, "du musst es schaffen, dass die Spieler wieder dahin wollen. Das war in den letzten Jahren nicht so."

Für Cortina hagelte es vor den letzten beiden Weltmeisterschaften Absagen zahlreicher Leistungsträger. Auch in diesem Jahr fehlen wichtige Spieler, unter anderem Russland-Legionär Felix Schütz, Berlins Torjäger André Rankel, der Krefelder Marcel Müller und der Kölner Philip Gogulla. Routinier Alexander Barta erklärte mit 32 Jahren seinen Rücktritt. Ob in Prag deutsche NHL-Profis zur Verfügung stehen, ist sehr fraglich.

Südkorea ein Muss

Eigentlich müsste die DEB-Auswahl bei der WM ins Viertelfinale vorstoßen, wenn sie ihre Chancen auf die Olympischen Spiele 2018 in Pyeongchang entscheidend verbessern will. Denn nur dann könnte sie sich wohl auf Platz elf in der Weltrangliste verbessern und auf eigenem Eis ein Olympia-Qualifikationsturnier ausrichten.

Die Teilnahme in Südkorea ist für Reindl ein Muss. "Dass wir Sotschi verpasst haben, war eine Katastrophe", sagte der DEB-Präsident, "wir müssen es diesmal schaffen, uns zu qualifizieren." Die letzten Olympiatickets werden im September 2016 vergeben, dann wird aber schon Cortinas Nachfolger an der Bande stehen.

Möglicherweise wird es einer seiner Vorgänger sein. Uwe Krupp, von 2005 bis 2011 schon einmal Bundestrainer, gilt trotz seines Hauptjobs bei den Eisbären Berlin als heißer Kandidat. Dass der erste deutsche Stanley-Cup-Sieger vor vier Jahren gehen musste, hält Reindl nach wie vor für einen Fehler: "Das war ohne Not. Danach sind wir eingebrochen."

Das Aufgebot des DEB für die ersten WM-Testspiele:

Tor: Andreas Jenike (Nürnberg Ice Tigers), Danny aus den Birken (Kölner Haie), Mathias Niederberger (Eisbären Berlin)

Verteidigung: Justin Krueger (SC Bern), Benedikt Brückner, Florian Kettemer (beide Red Bull München), Henry Haase, Jens Baxmann, Jonas Müller (alle Eisbären Berlin), Oliver Mebus (Krefeld Pinguine), Moritz Müller (Kölner Haie)

Sturm: Daniel Pietta, Martin Schymainski (beide Krefeld Pinguine), Laurin Braun, Marcel Noebels (beide Eisbären Berlin), Michael Wolf, Yannic Seidenberg (beide Red Bull München), Thomas Oppenheimer, Nicolas Krämmer (beide Hamburg Freezers), Sebastian Uvira, Marcel Ohmann (beide Kölner Haie), Patrick Reimer, Yasin Ehliz, Leonhard Pföderl (alle Nürnberg Ice Tigers), Brent Raedeke (Iserlohn Roosters).

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