Sommerpause, Du Arschloch!

Von Max-Jacob Ost
Die Sommerpause ist schlimm - sogar Ihre Hoheit Louis I. langweilt sich
© Imago

Ob das mit den Genfer Konventionen vereinbar ist? Einen Sommer lang wird uns das genommen, was wir am liebsten haben: der Fußball. Was bleibt, sind Testspiele und Zeit für die Freundin. Das ist menschenunwürdig.

Cookie-Einstellungen
Sommerpause, ich mag dich nicht! Du bist wie das fette Kind mit den klebrigen Wurstfingern im Bus neben mir, das auf den Bildschirm tapst und fragt: Hast du da auch "Pokemon Redemption" drauf? Du bist wie eine Nacht im Fahrstuhl des Berliner Fernsehturms, steckengeblieben zwischen Erdgeschoss und erstem Stock, beschallt von der Endlosschleife "Andre Rieu spielt Klassiker von Modern Talking".

Du bist wie der ARTE-Themenabend "Gebirgssteine und ihre Herkunft", Du bist wie der Fußgängerzonen übergreifende Zusammenschluss der peruanischen Panflötenmafia mit der Gewerkschaft der veganen Didgeridoo-Spieler, Du bist wie das elfstündige Einmann-Theaterstück "Die besten Nebensätze von Elfride Jelinek", Du bist der sinnlose Marterpfahl einer Gesellschaft, die den Kirchenbesuch durch den "Doppelpass" ersetzt hat, Du bist vermutlich das letzte verbliebene Memento mori, das auch Männern zugänglich ist, Du bist lange, Sommerpause, viel zu lange. Und unbefriedigend, Sommerpause. Und nervig. Und unnötig. Und Guido westerwellig. Sommerpause: Du. Bist. Dressurreiten.

Scher dich zum Testspiel-Teufel!

Um es kurz zu machen: Ich möchte nichts mehr mit Dir zu tun haben, Sommerpause. Ich will nichts von Dir wissen, Du sollst mich nicht länger behelligen. Es war eine schöne Zeit, aber wir sind einfach zu verschieden. Wir können Freunde bleiben. Aber bitte ruf mich nicht mehr an. Ich brauche Abstand. Lass Dich am besten von Deiner Schwester trösten. Mit der Winterpause habe ich vorhin schon per SMS Schluss gemacht.

Und jetzt geh, ich muss mich ablenken. Ich muss lesen. Viel lesen. Gutes Lesen. Blogs lesen. Über Raul und die Frage wie schalkig Felix Magath ist. Bisher weiß man ja nur, dass ihm der Schalker im Nacken sitzt. Und über die Rangliste des Kickers, sogar noch einmal über die WM, über die BILD, den Schlangenmenschen Jonas Reckermann in der Reha, über Menschen, die Gojko mit Vornamen heißen und sogar über Dich, Sommerpause. Ja, über dich. Denn, seien wir ehrlich: Du nervst nicht nur mich.

 

Die Sache mit Raul und Felix

"Rauls Frau Mamen soll gestern bereits in Deutschland gewesen sein. Angeblich werde man demnächst in Düsseldorf-Oberkassel wohnen. Fest steht: Sollte dieser Deal noch platzen, nach den vielen Anspielungen Magaths, nach den Sprüchen Metzelders, nach den wochenlangen Verkündigungen verschiedener Zeitungen hierzulande und in Spanien, es wäre ein derart "schalkiger" Fauxpas, dass man sich sicher sein könnte, dass königsblaues Blut in den Adern des Trainers, Managers und Vorstands Felix Magath fließt! Fließt es aber nicht. Ich denke, dass Rauls Engagement auf Schalke eine gute Sache sein wird."

Königsblog: Raúl González Blanco

 

Ranglistenhumbug galore

"Der Kicker veröffentlichte zu Beginn der Ranglisten eine Statistik. Viermal Weltklasse, zehnmal internationale Klasse verteilte man für diese Rückrunde. Was das aussagt? Von über 400 Spielern der Bundesliga waren nur vierzehn gut oder sehr gut. Der Rest? Dienst nach Vorschrift. Oder Füllstoff. Mitläufer. Wasserträger. Nein, lieber Kicker. Diese Kategorien sind nicht mehr und nicht weniger als totaler Humbug, der den deutschen Fußball kleiner macht, als er ist."

Sportmedienblog: Wasser in der Sahara - oder: Weltklasse à la Kicker

 

Bester Rechtsverteidiger der WM - Philipp Lahm

"The archetypal full-back. Positionally excellent and good defensively, but keen to get forward and good on the ball. Comfortable on either flank, his return to the right-back position seems to have brought the best out of him at both club and international level, and he stuck to the right even when Jerome Boateng was selected. Lahm has been one of the best players in the tournament for the second World Cup running - can any other player say that?"

Zonal Marking: ZM's World Cup 2010 Best XI

 

Fußball in der BILD: Wie man Macht macht

"Sport bei der Bild, das ist zu 80 Prozent Fussball", sagt der stellvertretende Chefredakteur Alfred Draxler. Ob es uns also passt oder nicht, vor allem wir Fussballer müssen uns mit dem Thema auseinandersetzen. Und um auf das Experiment von oben zurückzukommen, bei näherer Betrachtung lässt sich die Beziehung Bild-Fussball grob am besten in folgende Begriffe einteilen: Fleiß. Einfluss. Polemik. Freundschaftspflege. Feindschaftspflege. Und weil so eine trockene Wörterkette natürlich etwas witzlos und unaufschlussreich ist, soll jede einzelne Bild-Eigenschaft im Folgenden mit Leben gefüllt werden, denn die Vergangenheit der Bild hat dazu genug Geschichten und Anekdoten geliefert..."

eshkeeya: Bild dir deinen Fußball!

 

Hoeneß als Gegenkandidat zu Zwanziger?

"Ein interessanter Nebenaspekt. Uli Hoeneß, Sie wissen doch, der Würstchenverkäufer, der sein Produkt bei einem großen amerikanischen Fast-Food Anbieter mit gebogenen Pommes untergebracht hat. Ja, genau der, der 1976 im Elfmeterschießen einen Ball in die Prager Atmosphäre beförderte, sollte Präsident der DFL (Deutsche Fußball Liga) werden und verzichtet jetzt, da ihm (überraschend) familiäre Verwicklungen den Spaß daran nahmen.

Ich stelle hiermit mal die These auf. Im Oktober wird Uli als Gegenkandidat für Theo Zwanziger parat stehen und sich wählen lassen. Dafür müssen wir noch nicht mal Orakel-Paul fragen. Das kriege ich alleine hin."

Ball-Blog: WM 2010 - Was bisher geschah

Ansichten aus dem Millionendorf: Rechtzeitig kann's a jeder - WM-Rückblick

 

Löw: Filosophie und Phrisur

"Mannschaften hingegen, bei denen einer für den anderen läuft und die geschlossen auftreten, haben einen weitaus größeren Erfolg. Dies zeigen die Halbfinalisten des Turniers, wie die Uruguayer, bei denen sich Suarez mit einem Handspiel auf der Linie opferte und so seiner Mannschaft erst das Weiterkommen ins Halbfinale ermöglichte. Hinter all der mannschaftlichen Geschlossenheit steht aber vor allem eine Disziplin, die den Deutschen zuletzt etwas nutz- und wertlos erschien und nun durch Joachim Löw eine neue Renaissance erleben könnte: die "Philosophie" als Schlüssel zum Erfolg im modernen Fußball. Nicht der schicksalsgläubige, mit Rosenkranz dekorierte Maradona, sondern der hinterfragende Philosoph Löw überzeugt das weltweite Publikum mit attraktivem Fußball."

betaherms: Die Dominanz der Philosophie

 

"Menschen, die hartnäckig bei ihrer Linie bleiben und sich nicht von Kritik und Polemik irritieren lassen, lösen bei mir Bewunderung aus. Joachim Löw ist so einer. Eine Frisur fernab jeden Zeitgeists, Interviews ohne PR-gedrillten Selbstdarstellungswahn, resistent gegenüber allen medialen Einflüssen, immun gegen die Forderungen der Fans und mit Kadernominierungen bar jeder Vernunft des Liga-Alltags. Joachim Löw hat das Antizyklische im deutschen Trainergeschäft salonfähig gemacht und sich damit quasi nebenbei zu ungeahnter Popularität verholfen."

Voegi: Typ Löw

 

Seite 2: Zirkus, Ställe, Städte