Carlo Thränhardt war einer der besten Hochspringer der Welt, sein Hallen-Europarekord von 2,42 m hat noch heute Bestand. Nun soll er als Mental- und Fitnesscoach dem deutschen Davis-Cup-Team auf die Sprünge helfen.
Seine 57 Jahre sieht man Carlo Thränhardt nicht an. Wenn der ehemalige Weltklasse-Hochspringer in diesen Tagen durch die Fraport Arena in Frankfurt tigert, dann hat man das Gefühl, eines dieser legendären Duelle aus den Achtziger Jahren gegen seinen ehemaligen Dauerrivalen Patrik Sjöberg aus Schweden stünde unmittelbar bevor.
Doch Thränhardt hat längst eine andere Mission. Als Mental- und Fitnesscoach soll der 1,99 Meter große Schlaks dem deutschen Davis-Cup-Team auf die Sprünge helfen. "Es macht mir großen Spaß, Menschen weiterzuentwickeln und sie an ihre Grenzen heranzuführen", sagte Thränhardt dem SID vor dem Erstrundenspiel gegen Frankreich von Freitag bis Sonntag in Frankfurt.
Thränhardt arbeitet schon länger mit DTB-Schützlingen
Die wenigsten wissen, dass der Hallen-Europarekordler (2,42 m) in der Tennis-Szene längst einen guten Namen besitzt. Seit zwei Jahren arbeitet Thränhardt beispielsweise mit Davis-Cup-Spieler Peter Gojowczyk zusammen, und "Gojo", wie er ihn nennt, gehörte seitdem bis zu seiner Fuß-OP vor einigen Wochen beständig zu den Top 100 der Welt. Matthias Bachinger ist ebenfalls einer von Thränhardts Schützlingen - manchmal auch Deutschlands Spitzenspieler Philipp Kohlschreiber.
Dabei sieht das Thränhardt die Bereiche "Mental" und "Fitness" als Einheit, durch wechselseitige Optimierung will er den Athleten an seine Bestleistung heranführen. "Als Leistungssportler wird man nur dadurch besser, dass man kontinuierlich und nachhaltig mit der größtmöglichen Motivation sein Programm im Training durchzieht", sagt der frühere Weltklasse-Athlet.
Soll heißen: Alles fließt ineinander, wie bei einem Mosaik greift ein Teil ins andere, ehe am Ende das große Ganze entsteht: "Ich halte nichts davon, über Scherben oder heiße Steine zu laufen."
"Ich hatte damals eine großartige Zeit mit Boris Becker"
Carlo Thränhardt hat sich mit seiner Art der Trainingslehre schon vor 20 Jahren beschäftigt, nicht ganz so ausgereift wie heute, aber mit einem ziemlich populären Klienten. "Ich hatte damals eine großartige Zeit mit Boris Becker, und es war ein tolles Erlebnis, ihn auf seinem Weg zur Nummer eins zu begleiten", erzählt der große Blonde.
Natürlich sind die Namen Gojowczyk und Bachinger, dazu noch Tim Pütz, nicht annähernd so klangvoll, aber "ich habe die Jungs im Training gesehen und hatte das Gefühl, dass sie sich weiterentwickeln können". Genau da will Thränhardt nun auch im Davis-Cup-Team ansetzen.
Natürlich weiß er, dass sein Einfluss begrenzt ist. Grundlagentraining ist in einer Davis-Cup-Woche nicht möglich. Thränhardt versucht deshalb, die Muskulatur der Spieler so vorzubereiten, dass zum Wochenende hin die größtmögliche Schnellkraft und Flexibilität gegeben ist. "Und die größtmögliche Lust auf Leistung", wie es Thränhardt ausdrückt.
Thränhardt nimmt Weltrekord in Angriff
Dass der neue Mental- und Fitnesscoach ehrgeizig wie eh und je ist, beweist eine Anekdote: Vor knapp drei Jahren hat Thränhardt beim Deutschen Leichtathletik-Verband angerufen und mal nachgefragt, wo denn wohl der Hochsprung-Weltrekord in seiner Altersklasse M55 steht. Bei 1,84 Meter lautete die Antwort.
Das muss geändert werden, dachte sich Thränhardt, fuhr ins Münchner Olympiastadion, baute sich dort eine Hochsprung-Anlage auf und legte die Latte auf 1,84 m: "Dann habe ich meine Absicht ein bisschen relativiert." Ein Jahr später hat er die M55-Bestmarke im Hochsprung-Mekka Eberstadt auf 1,90 m geschraubt. Natürlich hat sie noch immer Bestand. Thränhardt-Rekorde haben eben eine lange Haltbarkeit.
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