Stars kämpfen um den Rothenbaum

SPOX
07. Mai 200813:43
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Hamburg - Am Rothenbaum blühen die Träume. Die Weltstars des Tennis um Roger Federer und Rafael Nadal schlagen in der kommenden Woche in Hamburg auf und bringen der selbsternannten Sportstadt das alljährliche internationale Flair auf den roten Sand im noblen Stadtteil Pöseldorf.

Es könnte das letzte Mal sein, wenn die mächtige Spielerorganisation ATP ihre Pläne wahr macht, den maroden Rothenbaum absägt und dem Traditionsturnier den Masters-Status wegnimmt.

"Wir kämpfen weiter. Und ich glaube fest daran, dass wir vor Gericht Recht bekommen", sagte der Präsident des veranstaltenden Deutschen Tennis Bundes (DTB), Georg von Waldenfels.

Nadal gegen die Absetzung des Rothenbaums

Ginge es allein nach dem Willen des umstrittenen ATP-Chefs Etienne de Villiers, wäre der Rothenbaum längst tot.

Doch die Pläne des einstigen Disney-Managers, das letzte deutsche Masters-Turnier zu einer drittrangigen Veranstaltung zu degradieren, sind ins Wanken geraten und könnten durch den für August erwarteten Spruch eines amerikanischen Gerichts vollends zum Einsturz gebracht werden.

Überdies opponieren Turnierveranstalter und neuerdings auch die besten europäischen Spieler um "Sandkönig" Nadal gegen die Pläne des "selbstherrlichen" Südafrikaners de Villiers.

Carl-Uwe Steeb neuer Turnierdirektor

Dessen ungeachtet will sich der Rothenbaum mit seinem neuen Turnierdirektor Carl-Uwe Steeb empfehlen und Werbung in eigener Sache machen.

Gespielt wird bei der mit 2,27 Millionen Euro dotierten Veranstaltung erstmals an acht Tagen schon von Sonntag an.

Aus deutscher Sicht ruhen die Hoffnungen auf den ersten Sieg seit Michael Stich 1993 auf dem Augsburger Philipp Kohlschreiber und Nicolas Kiefer aus Hannover.

Der scheiterte trotz ansteigender Form in Rom schon in der ersten Runde am Spanier Juan-Carlos Ferrero und dank einer Wildcard in Hamburg ins Feld der 56 Tennisprofis gerückt ist.

Kohlschreiber wieder fit

"Ich gebe immer mein Bestes und hoffe, am Rothenbaum für eine Überraschung sorgen zu können", sagte Kohlschreiber, der seine Viruserkrankung überwunden hat und in Hamburg auf die Tour zurückkehren will.

Lokalmatador Thomas Haas fehlt und kuriert seine Schulterverletzung aus. "Ich komme sicher nach Hamburg und freue mich auf das Turnier, das ich endlich gewinnen will", sagte Rafael Nadal.

Im Vorjahr musste er im Finale eine der bittersten Niederlagen seiner Karriere hinnehmen - und das auf seinem Lieblingsbelag Sand. "Alles Asche", hieß es für den Mallorquiner, nachdem er Roger Federer im entscheidenden Satz 0:6 unterlegen war.

"Das war was ganz Besonderes, auch weil ich Rafael zum ersten Mal auf seinem Spezialbelag geschlagen habe", sagte der Branchenprimus aus der Schweiz, der am Rothenbaum vor sechs Jahren seinen ersten Masters-Titel gewonnen hat.

Rothenbaum-Gegner de Villiers nicht vor Ort

Sogar das Wetter soll in diesem Jahr mitspielen. Ein Donnerwetter soll frühestens am Final-Wochenende drohen, an dem die Vorgänger de Villiers stets am Rothenbaum Rede und Antwort standen.

Der ATP-Chef, dessen Vertrag am Ende des Jahres ausläuft, hat sich bis dato wieder nicht angesagt. So werden ihm auch die notwendigen Veränderungen nicht präsentiert werden können.

Denn der Zahn der Zeit nagt am Rothenbaum und macht eine umfangreiche Renovierung nötig. "Es ist allerhand zu tun, nicht zuletzt am Dach", sagte von Waldenfels.

Aber wer soll die Millionen bezahlen? "Da ist auch die Stadt gefordert", so von Waldenfels, der vom neuen schwarz-grünen Senat finanzielle Hilfe und ein Bekenntnis zum Tennis-Standort Hamburg erwartet.

Wenn dann auch noch die Rothenbaum-Fällaktion scheitert und der ATP-Chef - wie Nadal und viele seiner Kollegen hoffen - am Ende des Jahres gehen muss, könnte das Turnier in der Hansestadt überleben und vielleicht sogar eine Renaissance erfahren.