Das ist mal eine besonders elektrisierende Konstellation! In den Conference Finals treffen die letzten vier Stanley-Cup-Champions aufeinander. Im Osten kommt es zum Duell zwischen den Pittsburgh Penguins und Boston Bruins, im Westen stehen sich die Chicago Blackhawks und Los Angeles Kings gegenüber. Wer kommt ins Finale? Der SPOX-Check.
Eastern Conference Final
Pittsburgh Penguins (1) vs. Boston Bruins (4)
Ausgangslage: Die Bruins sind in Pittsburgh ein gern gesehener Gast. Spätestens seit 1991 und 1992. Beide Male machten die Franchises letztmals Playoff-Bekanntschaft. Beide Male siegten die Pens und verewigten sich später auf Lord Stanley. Vier Jahre datiert der dritte Triumph nunmehr zurück. Das Warten soll nun ein Ende haben.
Die unerwarteten Anlaufprobleme ließ man längst vergessen: Gegen die New York Islanders bedurfte es nach teils großen Problemen noch sechs Kräftemessen. Ottawa wurde schließlich überzeugend in fünf eliminiert. Verlass war dabei stets auf die Special Teams: Im Penalty-Killing gewährte man dem Rivalen nur vier Erfolgserlebnisse, erzielte sogar zwei Shorthander. Das Power Play war mit 13 Toren an Effizienz kaum zu überbieten.
Boston konnte eigentlich für den Urlaub planen. Bis zum epischen Comeback in Spiel sieben gegen die Toronto Maple Leafs. Die Rettung in letzter Sekunde schien die Schützlinge von Claude Julien zu beflügeln. Während die Träume der New York Rangers, Conference-Finalist des Vorjahres, begraben wurden, hofft man in Massachusetts auf die Wiederholung von 2011.
Wie der große Wurf zu realisieren ist, wissen die Key-Player beider Seiten bestens. Ob die B's jedoch den Penguins-Code knacken? Drei Aufeinandertreffen während der Regular-Season gingen verloren, jeweils mit dem minimalen Abstand.
Players to watch: "Sie sind die Miami Heat der NHL", attestierte Milan Lucic. Eine Einschätzung, die bestimmt Zustimmung erhält. Eine, welche vor Ehrfurcht strotzt. Wen wundert's?! Sidney Crosby darf getrost als Pendant zu LeBron James firmieren. Die Konstanz seiner Genieblitze ist beängstigend - in den Playoffs steuerte er bislang 15 Punkte bei.
Pittsburgh auf seinen Franchise-Player zu reduzieren, hätte jedoch fatale Folgen. Unterstützt wird er etwa vom Pens-Playoff-Topscorer Evgeni Malkin (16 Punkte). Oder von James Neal, einem gefürchteten Scharfschützen (6 Tore). Oder dem zukünftigen Hall-of-Famer Jarome Iginla. Oder Pascal Dupuis (7 Tore). In elf Begegnungen erzielte man so unerreichte und im Grunde wahnsinnige, bei diesem Talent in der Lineup aber auch irgendwo verständliche, 4,3 Tore pro Spiel.
Der Star-Power nicht genug, verfügt man über die Inkarnation des Offensiv-Verteidigers: Kris Letang (steht wie Malkin bei 16 Punkten). Er vereint konsequentes Abwehrverhalten und Vorwärtsdrang in Pefektion. Ihm hält Tomas Vokoun den Rücken frei. 94,1 Prozent Fangquote bieten keinerlei Anlass, den gegen die Isles fehlerhaften Starter Marc-Andre Fleury zu reaktivieren.
In der Bruins-Lineup regiert das Kollektiv. Neun Cracks trugen sich gegen die Rangers in die Torschützenliste ein. Lediglich drei entstammen den Top-6-Forwards. So traf Viertlinien-Center Gregory Campbell drei Mal. Beunruhigend für die Pens: Jungstar Tyler Seguin findet seinen Scoring-Touch langsam. Die Ladehemmung währte bis zu den letzten beiden Spielen.
DIE Playoff-Entdeckung hört aber auf den Namen Torey Krug. Erst durch Verletzungen in den Roster gespült, trumpfte der Rookie-Defender unglaublich auf. Er beherrschte die blaue Linie, scheute keinen Zweikampf - Punch (4 Tore) inklusive. "Magisch", adelte Julien. Dennoch spitzt sich vieles auf Hüne Zdeno Chara und Dennis Seidenberg, der zuletzt an einer Beinverletzung laborierte, zu.
Dem ohnehin tief besetzten Angriff - David Krejci (17 Punkte, Nr. 1 der NHL), Nathan Horton, Lucic, Brad Marchand und vor allem Patrice Bergeron (er wird es mit Crosby aufnehmen dürfen) - verleiht Jaromir Jagr neue Facetten. Für den Altstar wird es im Conference-Final emotional. Bei Pittsburgh reifte er einst zur Legende, feierte seine größten Erfolge.
Brisant: Die alte Liebe bemühte sich 2011 intensiv um Jagr, der sich aber für den Erzfeind aus Philadelphia entschied. Verziehen haben ihm das die Pens-Fans bis heute nicht. Jagr hat in den Playoffs bislang noch gar nicht getroffen (0 Tore, 4 Assists), platzt ausgerechnet gegen Pittsburgh der Knoten?
Wenn man es unbedingt auf ein "Duell", auch wenn sie sich nicht direkt gegenüberstehen, herunterbrechen will, dann müsste man sagen: Letang vs. Chara.
Zwei der besten Verteidiger auf dem Planeten, die in ihrer Art nicht unterschiedlicher sein könnten. Wird Letang besser sein als Chara? Oder Chara besser als Letang? Welches Team wird den gegnerischen Star-Defender besser mit Hits zudecken und damit besser neutralisieren? Die Antwort wird die Serie entscheidend beeinflussen.
Prognose: Historie wiederholt sich eben doch: Die Prince of Wales Trophy kann nur in die Steel City gehen. Und der Stanley Cup? Fakt ist: Crosby und Co. dominieren bislang im Stile eines Champions, daher: Penguins in 6.
Western Conference Final
Chicago Blackhawks (1) vs. Los Angeles Kings (5)
Ausgangslage: Beide Teams mussten hammerharte Serien über sieben dramatische Spiele überstehen, um ins West Final einzuziehen. Chicago setzte sich erst in der Overtime von Game 7 gegen die Detroit Red Wings durch, L.A. überlebte gegen San Jose einen 7 Spiele andauernden Fight. So kommt es nun zum ersten Playoff-Duell zwischen den Blackhawks und den Kings seit 1974! Damals setzte sich Chicago in fünf Spielen durch.
Warum die Kings ein Jahr nach ihrem Triumph wieder im Conference-Finale stehen, ist relativ leicht erklärt: Der Grund heißt Jonathan Quick und ist von Beruf Torwart, außerirdischer Torwart. Quick hat in den Playoffs 362 von 382 Schüssen pariert, das ergibt eine Fangquote von 94,8 Prozent.
Und diese 94,8 Prozent sind noch mal einen Tick besser als seine 94,6% aus den letzten Playoffs. Der amtierende Conn-Smythe-Trophy-Sieger ließ die Sharks verzweifeln, sein Save gegen Joe Pavelski, der den 2:1-Sieg in Spiel 7 festhielt, war ohne Worte.
Dank Quick können es die Kings kompensieren, dass sie in 13 Spielen gerade mal mickrige 26 Tore, also nur 2 pro Spiel, zustande gebracht haben. Jeff Carter erfüllt mit bislang 5 Toren seine Sniper-Rolle noch ordentlich, aber sonst kommt von einigen Herren wenig. Auf Rang zwei der internen Playoff-Torschützenliste folgen Justin Williams (dank seines Doppelpacks von Spiel 7) und Verteidiger Slava Voynov mit je 4 Treffern.
Der junge Voynov ist abgesehen von Quick vielleicht der beste Kings-Akteur in den Playoffs (4 Tore, 3 Assists, +7). Sorgen muss man sich in L.A. über die eklatante Auswärtsschwäche machen. Während die Kings in ihrem Championship-Run auswärts unfassbar stark waren, geht jetzt in den Playoffs nicht viel (1-5). Die Heimstärke im Staples Center ist immens, aber es liegt auf der Hand, dass die Kings auch auswärts ein paar Spiele gewinnen müssen, wenn sie wieder den Titel holen wollen.
Positiv: Es scheint so, als ob mit Jarret Stoll ein ganz wichtiger Rollenspieler in der Chicago-Serie zurückkommen wird. Der Center litt nach einem Hit von Raffi Torres an einer Gehirnerschütterung und verpasste die letzten sechs Spiele gegen die Sharks.
Die Blackhawks auf der anderen Seite standen gegen Detroit angesichts eines 1-3-Rückstands ganz kurz vor dem Aus. Niemand hätte sich dann noch für die ach so sensationelle Regular Season interessiert. Aber: Ein Team-Meeting nach Spiel 4 wirkte Wunder, Chicago kam überragend zurück und hat vielleicht jetzt den schwierigen Moment gemeistert, den man auf dem Weg zu einer Championship oft eben meistern muss.
Offensiv profitieren die Blackhawks bislang eindeutig von ihrer Tiefe. Patrick Sharp ist mit seinen 7 Toren neben Crosby und Dupuis bei den Pens der aktuell beste Playoff-Torschütze. Dazu kommen 5 Tore von Marian Hossa und Bryan Bickell, oder je 3 von Andrew Shaw und Michael Frolik.
Players to watch: Jonathan Toews vs. Anze Kopitar. Die beiden Superstar-Center sind in den Playoffs noch nicht wirklich ins Rollen gekommen. Patrick Kane hat für die Blackhawks erst zweimal getroffen, und Toews steht sogar bei nur einem Tor (und einem Plus-Minus-Rating von -2).
Kopitar hat zwar wie Toews auch immerhin 5 Assists gesammelt, aber auch er hinkt mit nur 2 Toren seiner Pace aus der letzten Postseason hinterher. Dort kam der Slowene in 20 Spielen auf 20 Scorerpunkte (8+12, +16).
In der Defense wird wie gewohnt viel von den beiden großen Stars abhängen, die bei ihren Mannschaften die meiste Eiszeit wegfahren. Duncan Keith bei den Blackhawks und Drew Doughty bei den Kings. Für sie gilt das Gleiche wie für Chara und Letang im Pens-Bruins-Matchup: Beide Mannschaften werden den gegnerischen Star-Blueliner zur Zielscheibe erklären und versuchen, ihn bei jedem Forecheck physisch in die Mangel zu nehmen.
Prognose: Wie um alles in der Welt soll man gegen diese Kings-Winnertypen tippen? Und damit auch gegen Jonathan Quick? Bei allem Respekt vor den teils starken Leistungen von Corey Crawford, das Keeper-Duell kann einem aus Chicago-Sicht so gar nicht gefallen. Auch deshalb: Kings in 7.
Der Playoff-Spielplan
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