Der erste Tag der Free Agency ist vorbei, bereits seit Montag durfte offiziell verhandelt werden - dementsprechend klarer wird das Bild schon jetzt. SPOX zieht ein erstes Zwischenfazit mit Gewinnern und Verlierern der vergangenen Tage.
Free Agency: Die Gewinner
Mitch Trubisky
Die Chicago Bears haben in Trubisky ihren Franchise-Quarterback ausgemacht - und ihn dann in der vergangenen Saison im Regen stehen gelassen. Das ändert sich jetzt, und zwar im großen Stil. Los geht es bereits mit den Coaches, Mark Helfrich (Ex-Oregon) und Matt Nagy (ehemals Andy Reids Offensive Coordinator in Kansas City) sollten die Bears-Offense in die Neuzeit führen.
Dieser Trend ging in der Free Agency direkt weiter: Die Bears haben ihr desolates Receiving-Corps um Allen Robinson erweitert und haben somit eine echte Nummer 1. Zusätzlich kamen Speedster Taylor Gabriel sowie Tight End Trey Burton. Schon vor dem Draft und unabhängig davon, ob Kevin White irgendwann sein Potential konstant abrufen kann, präsentiert sich Chicagos Offense mit einem ganz anderen Gesicht.
Mit Tarik Cohen hat Chicago ohnehin eine vielseitige Waffe, mit Jordan Howard einen sehr starken Running Back. Helfrich und Nagy dürften deutlich mehr Quarterback-freundliche Elemente wie Run Pass Options, Half-Read-Plays, Play Action und dergleichen installieren. Mit Robinson, Gabriel und Burton hat Trubisky schon jetzt ein Arsenal, das nicht ansatzweise mit der Vorsaison vergleichbar ist.
Die Green Bay Packers
Über Jahre hinweg hatten sich Packers-Fans über die Inaktivität der eigenen Franchise in der Free Agency beschwert und damit einhergehend mit der Tatsache, dass die Packers das Aaron-Rodgers-Fenster nicht angemessen ausnutzen. Das ist in diesem Jahr unter Gutekunst nicht der Fall.
Die Packers haben mit Jimmy Graham und Mo Wilkerson zwei der dickeren Fische auf dem Markt an Land gezogen, beide sollten schnelle Verbesserungen darstellen: Graham ist nicht mehr der dynamische Field-Stretcher, der er einst war - aber er kann noch immer besser eingesetzt werden, als das im Vorjahr in Seattle der Fall war.
Auch wenn die Graham-Verpflichtung mit der Entlassung von Jordy Nelson einherging: Nelson war zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere nicht viel mehr als ein Red-Zone-Target, Graham ist das und mehr. Wilkerson gibt den Packers in der neuen, flexibleren und dynamischeren Defense unter Pettine eine spektakuläre Präsenz an der Defensive Line: Wilkerson sollte Daniels und Clark mit seiner Explosivität glänzend ergänzen.
Die New Orleans Saints
Drew Brees hat offen zugegeben, dass er anderswo deutlich mehr Geld kassiert hätte - manche Berichte vermelden 60 Millionen Dollar über zwei Jahre garantiert. Bei den Saints bekommt er stattdessen 27 Millionen Dollar garantiert und belastet den Saints-Cap 2018 mit 24 Millionen Dollar.
Das ist ein mehr als fairer Deal mit ordentlichem Hometown-Discount. Und New Orleans nutzte den Cap Space prompt: Ex-Eagles-Cornerback Patrick Robinson war einer der besten Slot-Cornerbacks der vergangenen Saison, jetzt spielt er für die Saints - genau wie Ex-Jets-Linebacker Demario Davis. New Orleans ist auf vollem Titel-Kurs 2018.
Leonard Fournette
Alles ging davon aus, dass Andrew Norwell - seines Zeichens der mit Abstand beste Guard auf dem Markt - zu den Giants gehen würde. Doch daraus wurde nichts: Die Jacksonville Jaguars haben sich Norwell geschnappt. Der hatte zwar eine herausragende Saison in Pass-Protection, ist aber vor allem ein konstant sehr guter Run-Blocker. In Kombination mit dem Abgang von Allen Robinson darf man sich in Jacksonville auf jede Menge Fournette-Runs einstellen.
Leonard Fournettes Regular Season Stats 2017:
Spiele | Runs | Rushing-Yards | Rushing-TDs | Catches | Receiving-Yards | Receiving-TDs |
13 | 268 | 1.040 | 9 | 36 | 302 | 1 |
Patrick Mahomes
Analog zu Trubisky in Chicago: Die Chiefs hatten mit Tyreek Hill, Travis Kelce und Kareem Hunt bereits einen guten Skill-Position-Kern beisammen. Der bekam mal eben noch einen potentiellen Nummer-1-Receiver: Sammy Watkins gibt Andy Reid ein tolles Puzzleteil.
A.J. McCarron
McCarron kämpfte dafür, dass er als Unrestricted Free Agent auf den Markt darf. Zunächst muss man konstatieren: Der Markt war nicht leicht, schnell hatte sich fast jedes Team mit offensichtlicher Quarterback-Baustelle zumindest eine Übergangslösung geholt. Einzig die Bills blieben - und die schlugen schließlich zu. Buffalo, das sich im Draft gerade konstant nach oben arbeitet, war die letzte reelle Chance für McCarron 2018 zu starten. Diese Chance liegt jetzt in seiner Hand und somit auch die Gelegenheit, sich für weitere Aufgaben zu empfehlen, wenn die Bills dann ihrem Rookie früher oder später das Zepter in die Hand geben.
Die Cleveland Browns
Irgendwie muss man sie hier schon nennen, auch wenn Cleveland eher in eine "neutrale" Sektion passen würde. Gibt es in dem Fall aber nicht. Nicht jeder Deal war ein Kracher und das Karriereende von Joe Thomas ist natürlich ein herber Dämpfer. Allerdings geht Cleveland nach dem Trade für Tyrod Taylor endlich mit einem vernünftigen Quarterback in den Sommer. Das sollte die Browns mitnichten daran hindern, im Draft einen weiteren QB zu holen. Taylor aber gibt den Browns eine Base-Line, wie man sie in Cleveland lange nicht hatte.
Die Los Angeles Rams
Die Rams-Defense wird gelinde gesagt ein Albtraum: Die Trades für Marcus Peters und Aqib Talib waren schon ein spektakulärer Anfang und geben eines der besten Cornerback-Duos in der NFL. Die Rams entschieden sich darüber hinaus dafür, Lamarcus Joyner und nicht Sammy Watkins den Franchise Tag zu geben und hielten dann auch noch Nickel-Cornerback Nickell Robey-Coleman. Und einen Linebacker-Ersatz für den abgegebenen Alec Ogletree sollte man im Draft schnell finden.
Free Agency: Die Verlierer
Die Miami Dolphins
Es ist nicht ganz leicht, aus der bisherigen Offseason der Dolphins schlau zu werden (Vorschläge werden noch angenommen). Dass man Jarvis Landry den Tag gibt, um ihn zu traden, ist ja noch nachvollziehbar - dann aber Danny Amendola (2 Jahre, 12 Millionen Dollar) und Albert Wilson (3 Jahre, 24 Millionen Dollar) über Wert zu verpflichten wirkt schon etwas unrund.
Noch schwieriger wird es aber, wenn man sich die Defense anschaut: Die Dolphins haben durch die Umstrukturierungen der Verträge von Tannehill und Reshad Jones sowie die Entlassung von Tight End Julius Thomas rund 26 Millionen Dollar an Cap Space geschaffen. Was die Frage aufwirft: Warum entlässt man mit Ndamukong Suh den besten Spieler des eigenen Teams - nachdem man Robert Quinn via Trade geholt hat?
Gerüchten zufolge wollen sie in South Beach eine neue Kultur aufbauen, in die gewisse Spieler nicht passen. Gegenargument hier: Jarvis Landry ist, nach allem was man weiß, ein Spieler, den man in einem solchen Szenario definitiv halten sollte. Nicht zu vergessen gilt es dabei, dass in diese Ungewissheit Ryan Tannehill nach einem Kreuzbandriss zurück kommt und nach der kommenden Saison erstmals mit Blick auf den Cap halbwegs realistisch entlassen werden könnte.
Tom Brady
Ja, die Patriots können maßgeblich dank Brady Defizite in der individuellen offensiven Qualität besser ausgleichen, als jedes andere Team. Doch irgendwann wird diese Aufgabe auch für New England schwieriger, und man bekommt den Eindruck, als könnte das in der kommenden Saison durchaus etwas unangenehm werden.
Dass man Dion Lewis verlieren würde, war absehbar - zu wenig Running-Back-Qualität in der Spitze war auf dem Markt, zu wenig spendierfreudig sind die Pats vor allem auf dieser Position. Danny Amendola kam eher überraschend, New England baut jetzt noch stärker darauf, dass Julian Edelman nach seinem Kreuzbandriss voll zurückkommt.
Bei Nate Solder ging eigentlich alles von einem Verbleib in New England aus. Doch weit gefehlt: Die New York Giants machten New Englands ehemaligem Left Tackle ein schon fast unmoralisches Angebot und so brauchen die Patriots jetzt einen neuen Blindside-Protector für Brady. Genau wie einen Nummer-2-Cornerback nach dem erwarteten Abgang von Malcolm Butler, der schließlich in Nashville unterkam.
O-Lines in der NFC East
Für die Gegner der Philadelphia Eagles wird es nicht gerade leichter: Die beste und tiefste Defensive-Line-Rotation der Liga wurde durch den Trade für Michael Bennett nochmal vielseitiger und gefährlicher, Haloti Ngata soll noch folgen. Und mehr noch: Philadelphia gelang es außerdem, Linebacker Nigel Bradham zu halten, was der Front Seven eine weitere Säule aus der Super-Bowl-Saison zurückgibt.
Deals, die ... überraschten
- Über Jahre hinweg waren die Ravens eines der souveräneren Teams in der Free Agency. In diesem Jahr wirkt es, als hätte man bei den Top-Optionen den Kürzeren gezogen - und dann anderswo überbezahlt. Das trifft vor allem auf den Deal von Ryan Grant zu, der für vier Jahre und 29 Millionen Dollar (14,5 Millionen garantiert) unterschreibt. Eine mehr als stolze Summe.
- Die Chiefs mussten Derrick Johnson im Herzen ihrer Defense ersetzen, keine einfache Aufgabe. Das führte aber zu einem Vertrag für Ex-Cowboys-Linebacker Anthony Hitchens, den so wohl kaum jemand hatte kommen sehen: Kolportierte neun Millionen Dollar soll Hitchens im Schnitt über fünf Spielzeiten pro Jahr kassieren - bei Garantien in Höhe von 25 Millionen Dollar.
- Trumaine Johnson ist kein schlechter Cornerback. Er ist aber auch kein Elite-/Top-5-Cornerback. Das macht die 15 Millionen Dollar, welche die Jets ihm pro Jahr bezahlen, zu einem mehr als stolzen Preis.
- Jerick McKinnon hatte eine gute Saison in Minnesota - als Role Player. Er sollte auch gut nach San Francisco passen, Head Coach Kyle Shanahan ist ein großer Fan von Running Backs, die im Passspiel eine so große Rolle einnehmen können. Das sollte McKinnon aber besser auch: Zwar kann San Francisco ihn bereits 2020 mit nur noch einer Million Dead Cap entlassen, sein Cap Hit 2018 beträgt dafür aber auch stolze 10,5 Millionen Dollar.
- Ex-Patriots-Tackle Nate Solder wurde ebenfalls deutlich über Wert gezahlt. Hier aber drückt sich ganz besonders der dünne Tackle-Markt aus.
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