NBA Free Agency: Gewinner und Verlierer an Tag eins - Freude und Ernüchterung trennt nur eine Brücke, Same old Mavs

Robert Arndt
01. Juli 201913:17
Kyrie Irving und Kevin Durant spielen bald für die Brooklyn Netsgetty
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Was für ein Auftakt in die Free Agency. Die Brooklyn Nets landen in Kevin Durant sowie Kyrie Irving den Hauptgewinn, während vor allem die New York Knicks und die Dallas Mavericks mal wieder in die Röhre schauen. Bei den Teams aus Los Angeles beginnt wegen Kawhi Leonard das Zittern.

NBA Free Agency 2019: Die Gewinner

Brooklyn Nets

Die Nets setzten genau das in die Tat um, was der Stadtrivale aus Manhattan so gerne gemacht hätte. Brooklyn hatte sich genug Cap Space für zwei Maximal-Verträge freigeschaufelt und konnte sich nach nur wenigen Minuten in der Free Agency mit Kevin Durant und Kyrie Irving einigen. Dass dann auch noch DeAndre Jordan und Garrett Temple hinzukamen, war ein netter Bonus.

Durant wird die kommende Saison wohl komplett wegen seines Achillessehnenrisses verpassen, doch dies gibt Brooklyn auch die Chance organisch zu wachsen. Zwar ist D'Angelo Russell nicht mehr Teil des Teams, doch der restliche Kern der vergangenen Saison bleibt intakt. Spencer Dinwiddie, Joe Harris, Caris LeVert, Rodions Kurucs oder auch Jarrett Allen haben noch alle Luft nach oben und können so weiter an höhere Aufgaben herangeführt werden.

Brooklyn musste somit nur wenig Tiefe für die beiden Stars opfern, ein großes Verdienst des Front Offices, welches seit Jahren smarte Entscheidungen trifft (Ausnahme: der Trade für Allen Crabbe) und nun dafür belohnt wurde. 2020 warten aber schon wieder wichtige Entscheidungen, wenn Harris und vor allem LeVert (RFA) Free Agents werden. Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass die Nets gewillt sind, auch die Luxussteuer zu zahlen. Darauf wird es in den kommenden Jahren hinauslaufen, alleine für die Saison 2020/21 stehen bereits 108,5 Millionen Dollar für acht Spieler in den Büchern.

Die Verträge der Neuzugänge der Brooklyn Nets

NameAlterVertragsjahreGehalt (gesamt, laut spotrac)
Kevin Durant304164,3 Mio. Dollar
Kyrie Irving274140,8 Mio. Dollar
DeAndre Jordan31440 Mio. Dollar
Garrett Temple33210 Mio. Dollar

Utah Jazz

Einen Schritt weiter sind vielleicht sogar die Utah Jazz. Das Kreieren von Offense war für die Mormonen in den vergangenen Playoffs das große Manko, gerade Ricky Rubio und Derrick Favors standen aufgrund ihrer Wurfschwäche vermehrt in der Kritik. Beide Akteure sind am Salzsee nun Geschichte. Rubio wird künftig bei den Phoenix Suns die Fäden ziehen, während Favors per Trade nach New Orleans geschickt wird.

Gleichzeitig wurde das Team sinnvoll verstärkt, ohne sich dabei seiner defensiven Identität zu berauben. Mike Conley kam schon vor ein paar Wochen als neuer Spielmacher aus Memphis, nun legten die Jazz mit Scoring-Punch für den Flügel in Bojan Bogdanovic nach. 73 Millionen Dollar für vier Jahre sind zwar kein Pappenstiel, aber als dritte Offensiv-Option nach Franchise-Star Donovan Mitchell und Conley ist der Kroate ein echter Luxus.

Außerdem beantworteten die Jazz endlich die Frage, ob Favors und Gobert zusammen eine Zukunft haben. Diese wurde verneint, auch wenn Favors auf dem Court häufig die Minuten ohne den Franzosen übernahm. Als reiner Backup war Favors zu teuer, deswegen ergibt die Verpflichtung von Ed Davis (zuvor Nets) umso mehr Sinn. Für rund 10 Millionen für zwei Jahre ist der Big die optimale Ergänzung hinter Gobert, ein knallharter Verteidiger, guter Rebounder und ein Leader für die Kabine.

Der Kader bei den Jazz scheint so gut wie fertig zu sein, nun gilt es abzuwarten, was die Konkurrenz aus Los Angeles, Golden State und Houston macht. So oder so wird Utah um den Heimvorteil im Westen spielen und vielleicht sogar ganz oben angreifen können.

Golden State Warriors

Durant verloren und trotzdem bei den Gewinnern? Ja, das ist kein Versehen. Den Warriors ist es gelungen, noch etwas aus dem so gut wie sicheren Durant-Abgang herauszuschlagen und D'Angelo Russell ist dabei mehr als nur ein Trostpreis.

Vielmehr wird D-Lo den Dubs eine kleine Blutauffrischung verpassen und Stephen Curry entlasten, vor allem wenn Klay Thompson (machen wir uns nichts vor, er wird bei den Warriors bleiben) große Teile der Saison mit einem Kreuzbandriss verpasst. Dieser Coup mit Russell war gleichzeitig auch die einzige Chance, das Team mit einem Star zu verstärken, da Golden State auch ohne KD großen Cap-Limitationen unterlegen war.

Das lag auch an Andre Iguodala, der im gehobenen Alter von 35 Jahren mit über 17 Millionen Dollar überbezahlt ist. Für einen Erstrundenpick (frühestens 2024) konnten die Dubs diesen Vertrag nach Memphis schicken, auch wenn die Präsenz und Spielintelligenz von Iggy sicherlich fehlen wird. Dennoch muss der Move der Warriors positiv gesehen werden, da er den ersten Schritt einer Verjüngungskur des früheren Superteams darstellt.

New Orleans Pelicans

Die Wochen des David Griffin gehen weiter. Nach dem starken Trade von Anthony Davis und weiteren cleveren Moves im Draft nimmt das Team der Pelicans Formen an. Mit J.J. Redick gelang ein kleiner Coup, welcher das dringend benötigte Shooting bringen soll. Es ist schon beeindruckend, wie aus den dünnen Pelicans der Davis-Ära plötzlich ein tiefes Team entstanden ist.

Die Starting Five von New Orleans könnte sich wie folgt lesen: Jrue Holiday, J.J. Redick, Brandon Ingram, Zion Williamson und Derrick Favors, dazu kommen Lonzo Ball, E'Twaun Moore, Josh Hart, Nicolo Melli sowie No.8-Pick Jaxson Hayes von der Bank. Das schreit vielleicht noch nicht nach Contender, aber ein ernstzunehmender Playoff-Aspirant könnten die Pels schon sein. Wer hätte das vor der Draft Lottery für möglich gehalten?

NBA Free Agency 2019: Die Verlierer

New York Knicks

Was wurde nicht das komplette Jahr über getrommelt, dass Durant in den kommenden Jahren die Knicks retten würde? Das Gegenteil ist der Fall. Die New Yorker Presse spricht vom allertiefsten Tiefpunkt der Franchise, welche in den vergangenen Jahren bemerkenswert viele Tiefpunkte erreicht hatte.

‚Nothing but Nets' stellte die New York Post treffend fest, während die Knicks Probleme bekamen, ihre 70 Millionen Dollar Cap Space an den Mann zu bringen. In Julius Randle (3 Jahre/63 Mio. Dollar), Bobby Portis (2/31), Taj Gibson (2/20) und Reggie Bullock (2/21) fanden sich dann aber doch noch einige dankbare Abnehmer, nur gehören sie nicht zur Kaste der Spieler, welche die New Yorker wieder um einen Titel mitspielen lassen.

Das klingt weit hergeholt, aber genau dieses Ziel adressierte Präsident Steve Mills in einem Statement. An solchen Aussagen müssen sich die Knicks messen lassen, entsprechend sind sie der große Verlierer des ersten Tags. Das weiß man sicherlich auch innerhalb der Organisation. Alle abgeschlossenen Verträge könnten 2021 beendet sein, dann werden die Knicks wohl wieder ins Free-Agent-Rennen einsteigen.

Übrigens: Selbst dann wird noch Joakim Noah auf der Gehaltsliste auftauchen. In der Spielzeit 2021/22 wird der Franzose 6,4 Millionen von den Knicks einstreichen. Die Entlassung des Centers im Herbst 2018 war also viel zu vorschnell, das Geld könnte 2021 fehlen.

Dallas Mavericks

Ein weiteres fast schon alljährliches Sorgenkind sind die Mavs. Klar, Kristaps Porzingis wurde mit einem Maximalvertrag über fünf Jahre und 158 Millionen ausgestattet, doch ansonsten schauten die Mavs wieder zu, wie einer nach dem anderen einen Bogen um Big D machte. Kemba Walker, Malcolm Brogdon, Patrick Beverley oder Tobias Harris unterschrieben alle nicht in Dallas, die nun auf ihrem Cap Space sitzen bleiben.

Auch die Rolle der Texaner im Sign-and-Trade-Deal von Jimmy Butler wirft Rätsel auf. Laut Ramona Shelburne (ESPN) wollten die Mavs Goran Dragic von den Miami Heat (Vertrag bis 2020, 19,2 Mio.) aufnehmen, um dann festzustellen, dass dies doch nicht förderlich für den Cap Space ist. Es stellt sich aber die Frage, wen Dallas überhaupt noch haben möchte?

Stattdessen wollte Dallas Kelly Olynyk und Derrick Jones Jr., wobei Miami Letzteren anscheinend gar nicht abgeben will. So verwundert es nicht, dass Miami nun andere Optionen prüft, um Dragic nicht doch noch bei einem anderen Team unterzubringen. Dies ist wohl notwendig, damit Butler seinen Maximalvertrag am South Beach bekommen kann.

Einen könnte das ganze Kuddelmuddel aber freuen und das ist Maxi Kleber. Laut Tim MacMahon von ESPN befinden sich die Mavs in guten Gesprächen mit dem Deutschen. Wenn Dallas also die Alternativen ausgehen, könnte dies dem Würzburger einen warmen Dollar-Regen bescheren.

Houston Rockets

Es war vielleicht der verrückteste Tag in der NBA-Geschichte mit wilden Signings, Sign-and-Trades und Ausgaben über drei Milliarden Dollar - und die Houston Rockets spielten dabei keine Rolle. Was war los mit Daryl Morey, dem GM, der so kreativ wie vielleicht kein Zweiter in seinem Beruf ist. Gerald Green (wohl Minimum) und Danuel House (3 Jahre, 11 Mio.) wurden für einen schmalen Taler gehalten, aber sonst?

Es wurde kein Trade für Clint Capela oder Eric Gordon gefunden, Wunschspieler Jimmy Butler zieht es dagegen gen Florida. Auch die Gerüchteküche gab kaum etwas her und so sprach zum Auftakt der Free Agency niemand von Houston. Wird dieser Sommer wie schon im vergangenen Jahr wieder eine Enttäuschung oder hat Morey doch noch ein Ass im Ärmel?

Status noch offen

Los Angeles Lakers / L.A. Clippers

Und dann gibt es da noch die beiden Teams aus Los Angeles. Auf wen die Lakers und Clippers aus sind, ist bekannt: Kawhi Leonard von den Toronto Raptors. Aber der lässt sich als einziger großer Free Agent noch Zeit. Eine Entscheidung wird erst in einigen Tagen erwartet und stellt die L.A.-Teams vor Probleme, da der Markt schon schnell ausgetrocknet ist.

Die Clippers konnten mit Beverley (3 Jahre, 40 Mio.) immerhin ein kleines Stück in das Puzzle fügen, während die Lakers in dieser Free Agency bisher tatenlos zuschauten. Das Schicksal beider Teams steht und fällt nun mit Kawhi. Gerade für die Lakers wird der Druck nun größer, es müssen noch zwölf Kader-Plätze besetzt werden. Die Uhr tickt - und nach diesen wilden ersten Stunden tut sie dies schneller als erwartet.

Wohin zieht es wohl Kawhi Leonard in der Free Agency 2019?getty

Philadelphia 76ers

Eine Anmerkung noch zu den Philadelphia 76ers. Dass diese nicht alle ihre Free Agents halten konnten, war abzusehen, am Ende gehen in J.J. Redick (Pelicans) und Jimmy Butler (wohl Miami) zwei der drei großen Namen. Der Vertrag für Tobias Harris sieht dazu sehr groß aus (5 Jahre, 180 Millionen), doch dass die Sixers Al Horford (4 Jahre, 109 Mio.) abstaubten und dazu wohl im Sign-and-Trade auch noch Josh Richardson bekommen, ist aller Ehren wert.

Die Starting Five sieht so wieder ganz hervorragend aus und muss sich vor niemandem in der Liga verstecken. Es wird wohl wieder darauf ankommen, ob die Sixers ihre restlichen Kader-Plätze ausreichend bestücken können. Dazu wartet auch die Extension von Ben Simmons, die Gespräche laufen schon.