Es war der logische Schritt nach den letzten Auftritten. Das Team wirkt verunsichert, teilweise sogar gegen den Trainer spielend, auch wenn letzteres immer wieder von jenen dementiert wird. Was trotzdem bleibt ist ein weiterer entlassener Trainer auf der Vita von Wolfgang Holzhäuser. Mit Sami Hyypiä und Sascha Lewandowski wurden schnell Alternativen präsentiert, die zumindest in der Fanszene sehr wohlwollend aufgenommen wurden.

Robin Dutt verabschiedete sich wie ein ganz Großer und das sollte von jedem anerkannt werden. Er kam mit großen Ansprüchen und ging selbstkritisch mit seiner Zeit bei Bayer um. Auch bemerkenswert ist seine „Entschuldigung" an die Medien und der Klarstellung, dass kleine Fehden zwar dazugehören, jedoch er solche Fragen nicht persönlich nimmt und hofft, dass mancher Journalist seine Aussagen auch nur auf seine Funktion Bezug nehmend und nicht gegen die eigene Person gerichtet auffasst. Sportlich gesehen waren die 9 Monate allerdings nicht so klar strukturiert, was mit einem – von außen betrachtet – konzeptlosem Spiel einherging. Es gab einige Siege, die vor allem auf kämpferische Auftritte zurückzuführen sind (Chelsea, Bayern), unter den teilweise glücklich gewonnene Punkten (Gladbach, Hertha) waren allerdings nur 2 Spiele, die mir wirklich mit einer sehr überzeugenden Leistung im Kopf hängen blieben (Hinspiel gegen Wolfsburg, Heimspiel gegen Valencia nach der Halbzeit). Einstudierte Spielzüge waren nur selten zu erkennen. Teilweise waren Kombinationen vor dem gegnerischem 16er erkennbar, die auch beim Warmmachen trainiert wurden und die Ecken waren gefährlich, wo auch Dutt seine Finger mit im Spiel hatte. Einstudierte Laufwege, Flankenwechsel zum Breitmachen und ausnutzen der Räume, erkennbar variables Angriffsspiel oder Pässe in die Tiefe waren allerdings immer stark Personen- und nicht Positionsabhängig. Ballack shippte bspw. den Ball oft zwischen Abwehrspieler hindurch, sodass Derdiyok / Kies einlaufen konnten. Ortega zeigte gegen Freiburg die gefühlt ersten wirklich guten Flankenwechsel der Saison. Immer wieder änderten sich zudem die Zuständigkeiten. So war Kies – unabhängig vom nominellen System – je nach Spiel mit mehr oder weniger defensiven Aufgaben betreut. Dies machte sich dann allerdings nicht durch eine generell defensivere Taktik bemerkbar sonder der 10er (meistens Ballack oder Augusto) blieben bei gegnerischem Ballbesitz an der Mittellinie stehen während Kies am eigenem 16er verteidigte, spielte er offensiver musste der jweileils als 10er eingesetzte Mitspieler diese Aufgaben übernehmen. Wäre dies abhängig von Spielsituationen könnte man von einer variablen Positionsverschiebung reden, da dies allerdings Spielbezogen war, verwirrte es mehr als es half (wer muss grade noch mal wo stehen?). In den letzten Spielen übernahm teilweise Derdiyok diese Aufgaben und Kies blieb permanent vorne. Hierdurch entstand unter anderem der Eindruck einer Konzeptlosigkeit, unglückliche Aussagen taten hier ihr übriges.

Hyypiä und Lewandowski bekamen jetzt den Auftrag eben dies zu ändern und das durchaus vorhandene Potential wieder zu einer Einheit zu formen und eine taktische Richtung mitzugeben. Plötzlich aufkommende Automatismen darf man hingegen nicht erwarten, falls diese dennoch eintreten passte entweder das strategische Gerüst der Duttschen Taktik nicht zu den einstudierten Lauf- und Passwege oder die Spieler spielte entgegen aller Beteuerungen doch gegen den Trainer. Bei allem Respekt für H&L: Automatismen greifen nicht nach ein paar Tagen. Dennoch kann der motivierende Faktor in dieser Saisonphase entscheidend sein. Die Fans weiß das neue Trainer Team hinter sich – Sami Sami Sprechchöre waren schon während des Spiels zu hören, allerdings im Vergleich zu vielen anderen nicht mit Ironie behaftet. Zudem hat Hyypiä einen sehr guten Stand bei den Spielern, mit denen er zum Großteil noch zusammenspielte und von denen er vollsten Respekt genießt.

Beide müssen nun beweisen, dass Sie zusammen die Wende schaffen können. Je nachdem, wie die Spiele laufen ist auch eine Weiterbeschäftigung über den Sommer hinaus denkbar, allerdings bin ich der Meinung das hier reiner Ergebnisfußball nicht ausreicht sondern auch die Einstellung der Mannschaft passen muss. In Zahlen ausgedrückt: selbst wenn Bayer 6 Spiele gewinnt, jeweils aber nur mit 1:0 bei 1:37 Torschüssen werden beide wohl nicht als Team bleiben. Den Co-Trainer Vertrag für die neue Saison hat Hyypiä bereits seit langem sicher, allerdings in Personalunion mit dem Co-Trainer Posten der finnischen Nationalelf. Denkbar sind daher auch Varianten die Hyypiä und Lewandowski zusammen als Co-Trainer mit einem erfahrenem Chefcoach vorsehen. Auch von einer Rückkehr Hermanns ist immer wieder die Rede. Dies halte ich allerdings leider für unwahrscheinlich. Unabhängig von dem Ausgang der Saison wäre für mich ein Team bestehend aus Andries Jonker oder Ralf Rangnick (Als Chefcoach), Sami Hyypiä (Vollzeit ohne finnische Nationalelf) als Assistenz und Rüdiger Vollborn als TW Trainer die Ideallösung. Sollte die theoretische Möglichkeit bestehen, Peter Hermann zurück holen zu können, muss diese einfach genutzt werden. Dann wäre auch Hyypiä als Chef mit Hermanns als Co denkbar oder eben Jonker / Rangnick mit Hyypiä und Hermann.