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Gründer: Master_Of_Disaster | Mitglieder: 818 | Beiträge: 210
12.11.2010 um 11:45 Uhr
Geschrieben von korsakoff
Amerikas Guy Roux: Joe Paterno
Das wird ein kleiner Zweiteiler zu zwei Coaching-Legenden im College Football. Teil 1: Joe Paterno, Pennsylvania State University.


Joe "JoePa" Paterno, a.k.a. The Legend

Wer kennt noch Guy Roux, den legendären Trainer von AJ Auxerre? Roux, 44 Jahre lang Übungsleiter beim französischen Erstligisten. Astonishing, würden die Amerikaner dazu sagen...

...gäbe es da nicht einen gewissen Joe Paterno. Denn Paterno stellt selbst Roux in den Schatten. Schlanke 61 Jahre steht der Mann nun schon in Diensten der Pennsylvania State University, mittlerweile das 45. Jahr als Head Coach der Nittany Lions, nach 16 Jahren Einlernphase als Assitenzcoach. Der Mann sprengt alle Rekorde. Man muss sich das vorstellen: 56% der Spiele der Nittany Lions wurden von Paterno gecoacht. Penn State spielt seit 1887 Football!

Vergangenes Wochenende schaffte Paterno Historisches - mal wieder: Als erster Coach der College-Sportgeschichte holte sich Paterno den 400. Sieg in der Division I. Paterno musste dafür zittern: Seine Berglöwen lagen mit drei Touchdowns zurück, ehe das Spiel gegen die Northwestern noch auf 35-21 umgebogen werden konnte. Schon beeindruckend, wie die Jungspunde danach den fast 84 Jahre alten Coach aus dem Stadion getragen haben.

Paterno, der Trophäenhamster

Paterno ist New Yorker, geboren 1926 in Brooklyn. Nach seinem Uni-Abschluss entsetzte der junge Mann seine Eltern durch seine Karrierewahl: Er lief seinem Football-Coach nach, um 1950 an der Penn State University dessen Assistent zu werden. Seit 1966 nun steht der Mann selbst am Kommandostand und hat bemerkenswerte Erfolge eingefahren.

Fünfmal coachte er seine Mannschaften zu einer Perfect Season (blieb ungeschlagen). Dummerweise wurde nur eine einzige davon auch zum National Champion gewählt (1986). Aber so ist College Fooball, und auch wenn Paterno verständlicherweise ein Befürworter von Playoffs ist, wird sich daran vorerst nichts ändern. Paterno hatte schon vorher eine erste Meisterschaft nach Pennsylvania geholt: 1982.

Die Liste der Errungenschaften liest sich auch abseits der allerhöchsten Ehren beeindruckend: 36 Bowls in 44 Jahren mit 24 Siegen, drei Big-Ten-Titel seit 1993, Siege in allen wichtigen Bowls, die wir während der Blogpokal-Woche vorgestellt hatten. 29 Mal beendeten seine Nittany Lions die Saison in den Top 10 der Rankings. Paterno gewinnt im Schnitt drei Viertel der Spiele.

Paterno in Indiana

JoePa hat seit Frühjahr 2006 seine Statue in der College Football Hall of Fame in South Bend, Indiana, hineingewählt gerade ein paar Jahre, nachdem ihn erste Stimmen aufgrund angeblicker Verkalktheit hatten absägen wollen. Des Coaches Antwort: Eine 11-1 Saison im Herbst 2005 und eine Einladung in die Orange Bowl im Jänner 2006.

Ein legendäres Spiel, nicht, weil Penn State die Florida State Seminoles 26-23 putzte. Viel beeindruckender das Bild der beiden junggebliebenen Coaches: Auf der einen Spielfeldseite Paterno, auf der anderen Paternos Kumpel und die zweite große Trainer-Legende im Division-I-A-College Football: Bobby Bowden, damals 77 und heute mit 377 Siegen hinter Paterno die #2 in der höchsten Kategorie.

Paterno, der Ambivalente

Der Mann ist bekannt dafür, von seinen Spielern nicht nur harte Hits, sondern vor allem auch gute Noten zu erwarten: Seine Alumnis sind in dieser Hinsicht die Zweitbesten in der BigTen. Gegen die Northwestern auf diesem Gebiet zu verlieren, ist wahrlich keine Schande. Auch privat gilt der Mann als intellektuell, sammelte u.a. Spenden für Bibliotheken.

JoePa ist auch bekannt als Spezl von Mr. President, Gerald Ford, und Mr. President, George Bush Sr., und gilt als eingefleischter Republikaner. Paterno unterhält einen diesbezüglich verschieden gelagerten Haushalt: Während ein Sohn republikanischer Gouverneur-Kandidat war, unterstützte ein anderer öffentlich Barack Obama. Nicht dass das ein Problem für den Mann wäre: Paterno kann darüber nur schmunzeln.

Paterno ist bei weitem nicht einer der bestverdienenden Coaches, trotz seines Legenden-Status. Trotzdem hat man nie ein böses Wort von seiner Seite zu diesem Thema vernommen.

Paterno zum Frühstück

So. Wer Lust bekommen hat auf den schmächtigen Mann, der möge am Samstag seine Feieraktivitäten im Rahmen halten, um am Sonntagmorgen ab 5h30 (als Aufzeichnung bei ESPN America) der heißen Auseinandersetzung von Paternos Nittany Lions mit den Ohio State Buckeyes beiwohnen zu können. Oder seinen Samstagabend verlängern, wie auch immer.

Zwischen Penn State und Ohio State gibt es eine lange Tradition - begründet schon zu Zeiten, als Penn State noch Independent war - und beide Unis besitzen Stadien mit über 100.000 Plätzen. Ohio State ist an #9 gerankt und hat noch eine kleine Chance auf den BigTen-Titel und die damit verbundene automatische Einladung in die Rose Bowl, und Paternos Jungs würden das natürlich liebend gerne verhindern.

Paterno selbst wird wie immer an der Seitenlinie stehen. Und mit etwas Glück kommen wir sogar in den Genuss und erleben, wie sich JoePa mal wieder mit den Refs fetzt…

Zur zweiten großen Coach-Legende, Bobby Bowden von der Florida State University und präsentiert von Seminole, geht es hier.
Aufrufe: 6274 | Kommentare: 21 | Bewertungen: 13 | Erstellt:12.11.2010
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KOMMENTARE
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Clubberer
12.11.2010 | 19:56 Uhr
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Clubberer : 
12.11.2010 | 19:56 Uhr
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Clubberer : 
Bin kein Football Freak (war GBP fan zu Brat's Zeitn), aber der Blog war mal ne Bombe... ne dicke 10, denn ich liebe Stats & Informationen :)

Hammerhart das viele erst mal 60 werden wollen... der Kerl aber 60Jahre Trainer ist... Respekt!
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korsakoff
12.11.2010 | 15:00 Uhr
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korsakoff : 
12.11.2010 | 15:00 Uhr
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korsakoff : 
Ja. Nur hat der gute Gagliardi, so viele Siege er auch errungen hat, nie Division I gecoacht, sondern meist Division III. Richtig ist: Gagliardi ist noch länger Coach als Paterno und einen Monat älter.
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Red_7
12.11.2010 | 14:35 Uhr
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Red_7 : 
12.11.2010 | 14:35 Uhr
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Red_7 : 
Jop. Die müssen bestimmt auch abtrainieren, wenn die aufhören.

Und ab einem gewissen Alter hält das glaube ich im Kopf auch fit...

Wobei man natürlich auch sagen muss, dass Football auch keine ganzjahres Sportart ist, was den Herren sicher entgegen kommt. Was nicht heißen soll, dass sie in der Offseason nichts zu tun hätten...
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V3N0M
12.11.2010 | 14:03 Uhr
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V3N0M : 
12.11.2010 | 14:03 Uhr
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V3N0M : 
Na dann hoff ich mal für Bowden, dass er nen großen Garten und ne Menge Enkelkinder hat, die ihn auf Trab halten! Nach 55 Jahren als College Football Coach kann man wohl auch mit 80 nicht mal einfach so abschalten...
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korsakoff
12.11.2010 | 13:54 Uhr
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korsakoff : 
12.11.2010 | 13:54 Uhr
-1
korsakoff : 
Next up: Bobby Bowden. Bowden war 34 Jahre lang Head Coach an der Florida State University und noch erfolgreicher. Bei den Seminoles hat Bowden ein "un-traditionelles" Football-Programm zum absolut dominierenden Team über mehr als ein Jahrzehnt gebaut. Bowden hat sich/bzw. ihm ist ein riesiges Bauwerk gebaut worden. Eine vielleicht noch prägendere Gestalt.

Seminole wird demnächst mal was über Bowden bringen, auch wenn der "erst" 81 ist und sich "schon" mit 80 den Ruhestand vergönnt hat...
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V3N0M
12.11.2010 | 13:43 Uhr
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V3N0M : 
12.11.2010 | 13:43 Uhr
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V3N0M : 
Hammer Blog Korsakoff. über Paterno hab ich die Tage mal was auf ESPN gesehn. Aber nur ein kleiner Einspieler. Dass ich jetzt hier die ganze Geschichte als Blog geliefert bekomme ist natürlich Sahne! *Thumbs up*
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Lattenknaller
12.11.2010 | 13:28 Uhr
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12.11.2010 | 13:28 Uhr
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Wahnsinn, einfach nur Wahnsinn... Quasi eine lebende Legende.

Wenn man von irgendwem sagen kann, dass er eine Ära geprägt hat, dann von Paterno an der Penn State.

Das muss man sich mal überlegen: Der Mann hat 3 Generationen gecoached. Seine ehemaligen Spieler sitzen nun als Vater und Großvater seiner heutigen Spieler auf den Tribünen und er steht immer noch an der Seitenlinie.

Meine Hochachtung, ehrlich. Muss unglaublich unter ihm zu spielen und zu wissen, dass man einen Coach hat, der alles schon gesehen und erlebt hat, den nichts mehr schocken kann. Das muss dir als Spieler eine unglaubliche Sicherheit und totales Vertrauen in den Coach geben.
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korsakoff
12.11.2010 | 13:12 Uhr
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korsakoff : 
12.11.2010 | 13:12 Uhr
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korsakoff : 
Jo, das sind Besessene. Und das ist nicht mal negativ gemeint.

Ein flüchtiger Bekannter war mal mit Otto Rehhagel im Urlaub. Es war gerade Spielpause, doch auf einem nahen Fußballplatz lief ein Dritt- oder Viertligaspiel (oder noch weniger, weiß nicht mehr). Rehhagel war nicht mehr zu halten, als er davon erfuhr. Er musste dieses Spiel sehen. Obwohl der Urlaub da war, um vom Fußball abzuschalten.

Gut, Rehhagel ist mit Anfang 70 noch ein junger Hund gegen Mr. Paterno, aber auch da: Ohne Fußball würde der Mann nicht leben können, glaube ich.
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xxlhonk
12.11.2010 | 13:01 Uhr
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xxlhonk : 
12.11.2010 | 13:01 Uhr
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xxlhonk : 
Und vor allem:
Wie fit muss der Kerl noch sein?
In Kopf und Körper.

Das ist wohl auch der Grund, dass er weitermacht.
Denn täte er das nicht, würde ihm einiges fehlen!
Garantiert.
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korsakoff
12.11.2010 | 12:56 Uhr
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korsakoff : 
12.11.2010 | 12:56 Uhr
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korsakoff : 
Ich finde ja besonders beeindruckend, dass sich Leute wie Paterno mit bald 84 (!) Woche für Woche an die Seitenlinie stellen. Vor 100.000 Zuschauern (Beaver ist mit ca. 107.000 dauerausverkauft) sich all den Stress anzutun, Woche für Woche noch die Trainings leiten, Spielpläne ausarbeiten, Videostudium usw. Penn State ist nicht das kleinste College-Footballprogramm und dementsprechend hoch sind die Budgets und Erwartungen.

Es gibt ja auch genügend Geschäftsleute, die in sehr hohem Alter noch voll aktiv sind. Die verschieben (nicht im Sinne Hoyzers) dann halt Millionen & Milliarden, anstatt sich in den Krach von 100.000 erwartungsfreudigen Fans begeben. Was für eine Energie müssen diese Leute besitzen!
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