Es gibt da diese eine Geschichte, die man immer wieder auf Partys erzählt, wenn man auf andere Fussball-Interessierte trifft. Zumindest geht es mir so.

Und meine möchte ich euch jetzt einfach erzählen.

Sie fängt an am 22. Mai 2001. Ich mache mich mit einem Freund, einem FC Bayern-Fanclub, aber ohne Karte auf den Weg nach Italien. Erst ein Tag am Garda-See, dann am nächsten Morgen geht es gleich weiter nach Mailand. Man möchte ja die Stadt ein bißchen sehen, und, viele wichtiger natürlich, auf dem Schwarzmarkt noch eine Karte für das Champions League Finale Bayern gegen Valencia bekommen.

So gingen wir - wir waren insgesamt fünf ohne Karte - recht schnell Richtung Guiseppe-Meazza-Stadion. Auf dem Weg langten wir uns alle mal kurz an den Kopf, als uns erzählt wurde, rechte und linke "Bayern-Fans" hätten sich nach erfolgloser Suche nach spanischen Fans selbst gegenseitig mit Steinen beschmissen. wie hohl kann man nur sein.

Die Suche rund um das Stadion war dann lange und auch wenig erfolgreich. Die Preise waren damals gar nicht so hoch (200 bis 300 Euro), aber der farbige Druck war bei den meisten Karten verschoben, so dass sie eindeutig als Fälschung zu erkennen waren. Mein Freund fand dann aber eine, die entweder echt oder eine so gute Fälschung war, dass er damit ins Stadion kam.

Bald standen immer weniger potenzielle Kartenverkäufer herum, und die Verzweiflung stieg, je näher der Anpfiff rückte. 5 Minuten vor Beginn kam die Erkenntnis, dass ich mir doch langsam irgendwo einen Platz suchen sollte, wo ich das Spiel auch sehen konnte.
Da fiel mein Blick auf einen Kiosk-Wagen, 200 Meter von San Siro entfernt, mit einem kleinen Fernseher, auf dem der Vorbericht lief. Nur ein etwas älterer Herr unterhielt sich mit der Verkäuferin. Das Bier des Kiosks war ja schon seit Stunden ausverkauft.

Also packte ich mein - durch ein paar Bier sicher nicht besser gewordenes - Englisch aus, um die Verkäuferin denn zu fragen, ob sie denn auch das Spiel bis zum Ende laufen lassen würde oder gleich den Kiosk schließen würde. Gott sei Dank erkannte der Mann - ein seit Jahren in Italien lebender Deutscher - mein Dilemma, und übersetzte für mich ins Italienische, und die Fernsehmöglichkeit war gerettet. Das Spiel ging los, der ältere Herr ging, aber dafür fanden sich nach kurzer Zeit knappe 100 Fans sowohl von Bayern als auch Valencia, sowie zwei Kamerateams, die sich zu mir gesellten und die Stimmung vor diesem kleinen Fernseher zu einer gigantischen machten.

Das Spiel war ja sehr von Elfmetern geprägt (17 an der Zahl), unter anderem verschoß Paulo Sergio den ersten im Elfmeterschießen, und die umstehenden Bayern-Fans zeigten kopfschüttelnd und energisch auf mein Trikot. Ja, dieses Trikot, das ich von Freunden drei Monate vorher zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte, spielte dann nach dem Sieg auch eine ziemlich Hauptrolle.

Bayern gewann durch einen bestens aufgelegten Oliver Kahn, und nach Siegerehrung traf ich mich mit meinem Freund wieder vor dem Stadion, um noch gemeinsam Mailand unsicher zu machen. Das war aber deutlich schwerer als erwartet. Entweder die Läden hatten zu, oder die, die offen hatten, hatten kein Bier mehr. Doch immerhin machte jede Gruppe Bayern-Fans kurz bei uns Stop und machte ein Foto mit uns. Beziehungsweise mit meinem Rücken.

Irgendwann fanden wir dann doch noch ein Irish Pub, das noch die ganze Nacht offen hatte und das noch Unmengen an Bier besaß. Gott sei Dank gibt es Iren. Mit drei waschechten Iren kamen wir dann auch ins Gespräch. Sie waren als neutrale Zuschauer im Stadion gewesen, und diskutierten mit uns über das Spiel. Und darüber, dass der Bayern-Sieg verdient gewesen ist.

Und da sie zumindest ein kleines bißchen Bayern-Sympathisanten geworden waren, fragte auch gleich einer, ob er sein Trikot des irischen Clubs Shelbourne Football Club - 2000 hatte er immerhin das Double geholt - gegen mein Bayern-Trikot tauschen könnte. Ich wehrte mich dagegen, aber mein Freund, einer derer, die mich damit beschenkten, war sofort dafür und überredete mich. Und so bin ich im Besitz eines Trikots des Shelbourne FC.

Jetzt fragt ihr euch vielleicht, warum mein ursprüngliches Trikot für die Bayern-Fans an diesem Abend so besonders war und warum der Gedanke an einen Iren mit diesem Trikot mich immer wieder zum Lachen bringt?

Der Aufdruck ist daran schuld. Als Nummer wählten mein Freunde die 13, die immer noch meine Lieblingszahl ist. Damals übrigens die Nummer von Paulo Sergio. Und statt seines Namens wählten sie ein Wort, mit dem ich zu der Zeit wirklich alles und jeden bezeichnete:


Vollidiot...

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