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NFL @ SPOX


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Von: Steehaan
22.08.2020 | 4099 Aufrufe | 6 Kommentare | 5 Bewertungen Ø 9.2
Season Preview: Pittsburgh Steelers
Sind die Steelers mit Ben Roethlisberger wieder ein Contender?

Rückblick 2019

Zum zweiten Mal in Folge haben die Pittsburgh Steelers eine sehr enttäuschende Saison hinter sich. Während 2018 vor allem interne Querelen für das Verpassen der Playoffs sorgten, war es 2019 schlicht und einfach die Tatsache, dass die Offense ohne Ben Roethlisberger katastrophal schlecht war. Mit einem Record von 8-8 reichte es am Ende wieder einmal nicht, es hätte bei der Quarterback-Situation aber ehrlicherweise auch keinen Sinn ergeben. Der einzige Grund, wieso überhaupt acht Siege zustande kamen, war die fantastische Defense, die eine unfassbare Anzahl an Turnovern auflegte und die gegnerischen Quarterbacks gefühlt dauerhaft unter Druck setzte. In diesem Jahr soll Ben Roethlisberger dann also wieder zurückkehren und mit ihm die Hoffnung, zum siebten Mal den Super Bowl zu gewinnen. Angesichts dessen, was die Steelers nun alles angestellt haben, um Big Ben auf seine alten Tage nochmal ein Titelfähiges Team hinzustellen, wird es auch Zeit denn wenn Roethlisberger aufhört, wird es möglicherweise eine Weile dauern, bis die Steelers wieder ein ernsthafter Anwärter auf die Vince-Lombardi-Trophy sind. Die Saison 2020 könnte bereits der letzte Versuch mit Big Ben sein, was aber nicht an einem eventuellen Rücktritt, sondern an der Cap-Situation liegt.

Recap Offseason

Der Coaching Staff der Steelers sah sich, anders als im vergangenen Jahr, keinen großen Veränderungen ausgesetzt. Head Coach Mike Tomlin sitzt wie gewohnt fest im Sattel und ausnahmsweise gab es auch mal keinen Grund, an Defensive Coordinator Keith Butler herumzumäkeln dafür war die Saison 2019 einfach zu gut. Auch Offensive Coordinator Randy Fichtner bleibt an Bord, angesichts der schwierigen Quarterback-Situation wäre es auch vermessen, ihn aufgrund der vergangenen Spielzeit in Frage zu stellen. Alles in allem entwickelten sich einige Spieler durchaus weiter.

Stattdessen gab es eine möglicherweise entscheidende Änderung bei den Asisstant Coaches, die eventuell mit gezogenen Lehren aus dem Vorjahr zu tun haben könnte. Nachdem Fichtner 2018 zum Offensive Coordinator befördert wurde, wollte er sich weiterhin um die Quarterbacks kümmern, deren Coach er zuvor war, und so stellten die Steelers keinen neuen QB-Coach ein. Kritiker befürchteten, dass die Entwicklung der jungen Quarterbacks hinter Ben Roethlisberger dadurch negativ beeinträchtigt werden könnte, da Fichtner als Offensive Coordinator genug zu tun habe und hauptsächlich mit Roethlisberger arbeiten würde. Mason Rudolphs Leistungen im Vorjahr unterstützen die These, auch wenn eine Korrelation hier natürlich nur schwer hergestellt werden kann. Dennoch haben sich die Steelers dazu entschlossen, mit Matt Canada nun doch einen extra QB-Coach einzustellen und damit den sehr kleinen Coaching Staff mal etwas aufzufüllen. Canada arbeitete zuletzt als Offensive Coordinator an der University of Maryland, zu der Steelers HC Mike Tomlin ohnehin gute Beziehungen pflegt natürlich nicht zuletzt, da sein Sohn Dino dort spielt. 2016 war Canada aber auch Offensive Coordinator bei den Pittsburgh Panthers, Tomlin und sein neuer QB-Coach dürften sich dort also ebenfalls öfter über den Weg gelaufen sein, teilen sich die Panthers und Steelers doch den UPMC Rooney Sports Complex.

Mehr Bewegung als unter den Coaches gab es im Roster der Spieler, wenn auch nicht erheblich mehr. Die meisten Leistungsträger konnten gehalten werden, darunter Outside Linebacker Bud Dupree, der mit dem Franchise Tag versehen wurde. Eine langfristige Lösung konnten beide Seiten aber leider nicht finden.

Die wichtigsten Abgänge beinhalten Mark Barron, Ramon Foster und Javon Hargrave. Barron spielte als Inside Linebacker eine stabile Saison, wurde aber dennoch im Januar entlassen, was hauptsächlich Cap-Gründe gehabt haben dürfte. Foster hatte als Guard eine für seine Verhältnisse schwächere Saison und beendete seine Karriere, der starke Nose Tackle Hargrave schloss sich den Philadelphia Eagles an; er wäre unter dem Cap nicht mehr unterzubringen gewesen.

Als Ersatz für Foster kam Stefen Wisniewski, der gerade mit den Kansas City Chiefs den Super Bowl gewonnen hat und auf jeden Fall eine sehr starke Verpflichtung ist. Selbige kann auch Tight End Eric Ebron sein, sofern er von Verletzungen verschont bleibt. Zudem wurde Fullback Derek Watt unter Vertrag genommen um den verletzungsgeplagten und inzwischen entlassenen Roosevelt Nix zu ersetzen. Als Hargrave-Ersatz kam Chris Wormley via Trade aus Baltimore.

Was die Steelers aber vor allem getan haben, war Verträge umzustrukturieren: Gleich fünf Spieler mit verhältnismäßig teuren Verträgen, darunter QB Ben Roethlisberger und Cornerback Joe Haden, strukturierten ihre Kontrakte um, damit den Steelers in diesem Jahr mehr Cap Space zu Verfügung steht. Bedeutet aber eben auch, dass viel Geld auf das kommende Jahr verschoben wurde, in dem Roethlisberger Stand jetzt einen wahnsinnigen Cap-Hit von mehr als 41 Millionen Dollar hätte. Umstrukturierungen sind bei den Steelers nichts neues, seit vielen Jahren verschiebt das Team Geld in die Zukunft und spekuliert mit einem steigenden Cap. Daraus wird 2021 nichts werden, durch die Corona-Pandemie wird er eher fallen, womöglich deutlich. Im kommenden Jahr müssen zum Beispiel neben Bud Dupree die Verträge von Cam Heyward oder Juju Smith-Schuster verlängert werden, auch TJ Watt möchte sicher bald bezahlt werden (auch wenn die Steelers außer QBs normalerweise niemanden vor Ablauf seines Vertrages bezahlen). Mit Sicherheit werden einige Superstars und Fan-Lieblinge gehen müssen, für die Steelers heißt es 2020 deshalb: All-in.

Draft:

Mit dem Trade für Minkah Fitzpatrick gaben die Steelers ihren Erstrundenpick schon während der vergangenen Saison ab, in der ersten Runde hätte man aber wahrscheinlich auch keinen besseren Spieler als den Safety der Dolphins bekommen können es hat sich definitiv gelohnt. Dementsprechend stiegen die Steelers erst in Runde zwei in den Draft ein und konnten dennoch den ein oder anderen interessanten Spieler holen:

Runde 2, Pick 49: Chase Claypool, WR, Notre Dame
Runde 3, Pick 102: Alex Highsmith, LB, Charlotte
Runde 4, Pick 124: Anthony McFarland Jr., RB, Maryland
Runde 4, Pick 135: Kevin Dotson, G, Louisiana
Runde 6, Pick 198: Antoine Brooks Jr., S, Maryland
Runde 7, Pick 232: Carlos Davis, DT, Nebraska

Dass die Steelers auf Wide Receiver dringend Unterstützung brauchten war klar und der Pick in Runde zwei deshalb grundsätzlich keine Überraschung. Mit Chase Claypool hatten hier aber die wenigsten gerechnet. Grundsätzlich bringt Claypool mit seiner Größe und Physis aber eine Komponente ein, die dem Receiving-Corps definitiv fehlte und auf Receiver-Picks von General Manager Kevin Colbert kann man sich eigentlich verlassen.

Alex Highsmith soll TJ Watt und Bud Dupree als Pass Rusher Pausen verschaffen und den Abgang von Anthony Chickillo in dieser Rolle auffangen. Anthony McFarland Jr. vergrößert das ohnehin schon ganz gut ausgedehnte Running-Back-Corps um eine weitere Komponente, doch ob das an dieser Stelle zwingend notwendig war? Die Meinung von QB-Coach Matt Canada wird hier sicher eine große Rolle gespielt haben.

Kevin Dotson ist ein viel gelobter Guard und könnte sich zukünftig noch als Steal erweisen, möglicherweise ein sehr guter Pick für die langsam in die Jahre kommende Offensive Line. Mit Antoine Brooks Jr. kam ein weiterer Spieler aus Maryland und mit ihm ein Hybrid-Safety, der durchaus auch in der Box spielen und so eine Rolle in bestimmten (Blitz-)Packages annehmen könnte. Carlos Davis zum Abschluss dürfte vorerst keine großen Chancen auf einen Platz im 53er-Roster haben, die Steelers haben aber wohl ein gewisses Entwicklungspotenzial gesehen.

Offense

Seit einigen Jahren war die Steelers-Offense stets eine der besseren oder sogar besten der NFL, doch im Vorjahr war sie am Bodensatz der Liga angekommen: Nach DVOA lag sie knapp auf Rang 32, nach Weighted DVOA sogar sehr deutlich. Das lag hauptsächlich am schlechten Quarterback-Play ab dem Moment, an dem Ben Roethlisberger in Woche zwei das Spielfeld mit einer Ellenbogenverletzung verlassen hatte. Mason Rudolph und Devlin Hodges gaben ihr bestes und hatten ihre Momente, im Großen und Ganzen war die Steelers Offense aber ein furchtbarer Anblick und Roethlisbergers Rückkehr ist unerlässlich für dieses Team.

Quarterbacks:

Seit im Mai erste Videos von Big Ben auftauchten, wie er Pässe warf und damit endlich seinen Bart abrasieren konnte, gab es wöchentlich Berichte, in welch herausragender Form er sein soll. Besser als vor der Verletzung sei er. Seit Beginn des Training Camps gibt es sie täglich. Das ist in der Offseason natürlich normal, die Wahrheit zeigt sich dann erst im September, wenn er nach einem Jahr zum ersten Mal wieder ein Spiel bestreiten wird. Wahrscheinlich reicht es aber schon, wenn Roethlisberger wieder seine Top-15-Form erreicht, die er vor der Verletzung hatte, und dass er seine brutale Genauigkeit nicht verloren hat. Durch Big Bens Rückkehr wird die fast schon Vanilla-Artige Offense endlich wieder zu ihrer vollen Kraft zurückkehren und sich deutlich verbessern.

Mason Rudolph und Devlin Hodges dürften Rothlisbergers Backups bleiben, doch den Quarterback der Zukunft haben die Steelers mit den beiden eher noch nicht gefunden.

Offensive Line:

Die Rückkehr ihres Anführers aufs Feld hat Einfluss auf alle Units in der Offense, auch auf die Offensive Line. Hier wird sich zeigen, ob der Rückschritt im Vorjahr eher an Roethlisbergers Abstinenz und der schwachen Offense generell oder doch am Abgang von Coach Mike Munchak lag. Vor allem das unterirdische Run Blocking vertrug sich jedenfalls nicht mit dem Ansatz, ohne Roethlisberger vor allem bei Early Downs vermehrt auf das Running Game zu setzen. Bei Left Guard Ramon Foster machte sich das Alter bemerkbar und er beendet seine Karriere; Matt Feiler, der vergangene Saison einen guten Right Tackle gab, soll nun LG spielen, was er zuvor ersatzweise auch schon tat. Aber auch Stefen Wisniewski ist hier natürlich ein Kandidat: Er kann alle Positionen der Interior O-Line spielen und hat natürlich das Potenzial zum Starter. Auch möglich ist, dass Chukwuma Okorafor und Zach Banner, die sich um den Posten des Right Tackle bewerben, nicht überzeugen und Feiler doch wieder dort spielt. LG und RT sind deshalb im Auge zu behalten, das Spielermaterial ist aber sicher nicht schlecht. Center Maurkice Pouncey, Left Tackle Alejandro Villanueva und David DeCastro sollten trotz ihres Alters jenseits der 30 weiter stark performen und sich mit Roethlisberger Under Center vielleicht sogar wieder etwas steigern. In Sachen Offensive Line sollten die Steelers jedenfalls noch keine großen Probleme haben.

Wide Receiver & Tight Ends:

Mit Dioante Johnson landeten die Steelers in der dritten Runde des Drafts 2019 einen Glücksgriff auf Wide Receiver, trotz aller Umstände konnte der Rookie mit 59 die meisten Catches aller Rookie-Receiver der NFL vorweisen und zudem die meisten eines Rookies in der Steelers-Historie. Johnson macht Lust auf mehr und Hoffnung für die Zukunft, lediglich seine vier Drops sind negativ zu bewerten. James Washington gelang es ebenfalls, trotz der QB-Situation in einigen Clutch-Momenten und bei tiefen Pässen zu überzeugen und sich weiterzuentwickeln. Juju Smith-Schuster dagegen fing deutlich weniger Pässe als zuvor, was auch an ihm selbst lag, der ohne Antonio Brown mit der höheren Aufmerksamkeit ihm gegenüber offenbar Probleme hatte. In Sachen Yards After Catch war Smith-Schuster aber nach wie vor stark und 2020 könnte wieder ein besseres Jahr werden, weil das Receiving-Corps viel Unterstützung der Tight Ends bekommen wird. Diese brauchen sie auch, einen dominanten Nummer-1-Receiver sucht man nämlich vergebens.

Neben Vance McDonald haben die Steelers jetzt mit Eric Ebron aber einen weiteren starken Pass-Catching Tight End in ihren Reihen. Sowohl in Two-TE-Sets als auch jeder individuell können die beiden in der Mitte des Feldes große Mismatches für die Defenses sein und damit auch Räume für die Receiver öffnen. Wichtig ist aber natürlich, dass die beiden Fit bleiben, denn das war in der Vergangenheit nicht selbstverständlich. Ergänzt wird das Ganze dann noch von Ryan Switzer, der im Slot einiges beweisen will und Rookie Chase Claypool, dessen Rolle von den Voraussetzungen her schon eine große sein könnte, sofern ihm der Umstieg vom College in die NFL schnell gelingt.

Running Backs:

Einen der besten Running Backs der Liga haben die Steelers nicht, mit James Conner ist aber ein zuverlässiger All-Around-Back vorhanden, der diese Offense in einzelnen Spielen auch mal tragen kann. Seine Verletzungshistorie zwingt aber dazu, damit zu rechnen, dass er auch 2020 nicht 16 Spiele zur Verfügung stehen wird. Deshalb überrascht es ein wenig, dass Head Coach Mike Tomlin dennoch an seiner Philosophie des Feature-Backs festhalten und Conner dauerhaft auf dem Feld haben will. Mit Benny Snell haben die Steelers noch einen ähnlichen Spielertypen wie Conner in ihren Reihen, der ihn grundsätzlich ersetzen könnte - oder eben nicht oft spielt, weil er ein ähnlicher Typ ist; dies bleibt abzuwarten. Jaylen Samuels, der ein sehr guter Passempfänger ist und generell irgendwie alles machen kann (sogar Wildcat-QB spielen), kann Conner ebenso gut ergänzen wie Rookie und Speedster Anthony McFarland. Mit Wendell Smallwood und Trey Edmunds stehen noch weitere Running Backs unter Vertrag, die sich Hoffnungen auf einen Platz im 53er-Kader machen: Smallwood aufgrund seiner Erfahrung, Edmunds auch wegen seiner guten Leistungen fürs Special Team. Ebenfalls im Auge zu behalten ist Kerrith Whyte, der im vergangenen Jahr aus dem Practice Squad der Bears kam und mindestens Außenseiter-Chancen hat. Dazu kommt dann auch noch Derek Watt als Fullback, dessen Catching-Fähigkeiten ebenfalls nicht zu verachten sind. Alle genannten Spieler haben realistische Chancen, es in den Kader zu schaffen, doch abgesehen von Conner und Watt ist wohl nicht ganz sicher, wer es denn am Ende wird. Alle acht werden es jedenfalls nicht.

Fazit Offense:

Die Offense ist talentiert und kann mit einem fitten Roethlisberger zur oberen Hälfte in der NFL gehören. Viel mehr wird aber nicht drin sein, dafür fehlen auf den Skill Positionen abgesehen vom Quarterback vielleicht noch ein, zwei dominante Spieler, die den Unterschied ausmachen können. Mehr als eine überdurchschnittliche Offense benötigt Pittsburgh angesichts dieser fantastischen Defense aber vielleicht auch gar nicht, um mindestens die Playoffs zu erreichen. Soll der große Wurf drin sein, muss aber alles klicken.

Defense

Turnover waren 2018 ein riesiges Problem für die Defense der Steelers, gerade einmal 15 brachte sie zustande. Dies wurde 2019 eindrucksvoll behoben: Wahnsinnige 38 Turnover waren es plötzlich, vor allem Minkah Fitzpatrick hatte von Anfang an einen großen Einfluss darauf. Aber auch an der Front waren die Steelers überragend: Nur die Baltimore Ravens blitzten häufiger und so setzte Pittsburgh den gegnerischen Quarterback in knapp 30 Prozent seiner Dropbacks unter Druck. Daraus wurden 54 Sacks, die meisten der Liga. Bei PFF führte die Front in Sachen Pass-Rush-Grades so ziemlich jede Statistik an. Zudem war die Defense in der Red Zone bärenstark. Nach DVOA hatte Pittsburgh 2019 die drittbeste Defense der Liga, nach Weighted Defense sogar Nummer eins. Und das Beste an alledem: Die Defense ist zu großen Teilen zusammengeblieben.

Defensive Line:

Der Abgang von Javon Hargrave nach einer sehr starken Saison tat weh, doch irgendwie mussten die Steelers Geld einsparen und den Nose Tackle zu bezahlen wäre nicht klug gewesen. Denn Hargrave hatte diese gute Saison auch deshalb, weil Stephon Tuitt den Großteil verpasste und Hargrave dessen Rolle im Pass Rush übernahm. Hargrave tat dies natürlich exzellent, doch wäre er nach Tuitts Rückkehr in Sub Packages eben doch wieder nur Ergänzungsspieler gewesen. Chris Wormley kam via Trade aus Baltimore um Hargrave in Early-Down-Situationen zu ersetzen, im Pass Rush werden dann nur noch Tuitt und natürlich Cam Heyward auf dem Platz sehen. Heyward hatte 2019 zwar nicht das allerbeste Jahr seiner Karriere, wurde aber dennoch zum All-Pro Defensive Lineman und ist einer der besten Interior Lineman der NFL, PFF rankte ihn auf Rang fünf. Tuitt landete in seinen ersten sechs Spielen in diesem Ranking auf dem sechsten Platz wenn er also wieder neben Heyward auf dem Platz steht, bilden die beiden wie üblich eine großartige Kombination. Dahinter wird es dann aber eng verletzten darf sich von den beiden eigentlich keiner. Wormley, Tyson Alualu oder Dan McCullers sind gute Ergänzungen, doch die Produktivität von Heyward und Tuitt können sie sicher nicht erreichen; Hargraves super Saison 2019 war ein Glücksfall.

Outside Linebacker:

Unterstützt, oder eher begünstigt, werden Heyward und Tuitt über die außen weiterhin von TJ Watt und Bud Dupree. Vor allem Watt ist eine reine Abrissbirne mit 59 QB-Pessures und 14,5 Sacks im Vorjahr, vor allem aber ist er auch ein formidabler Run-Stopper und attackiert stets den Ball, seine acht Forced Fumbles waren die meisten der Liga. Watt gehört deshalb zu den besten Edge-Rushern der Liga, bei PFF war der der zweitbeste Pass-Rusher hinter Aaron Donald. Dupree auf der anderen Seite hatte 29 Pressures und 11,5 Sacks und bildet mit Watt eine starke Zange, die 2020 wohl auf ihre letzte gemeinsame Reise geht. Dupree ist nur noch unter dem Tag und Watt könnte darauf pochen, seinen 2021 endenden Vertrag vorzeitig zu verlängern. Die Steelers werden aber maximal einen bezahlen können und das muss dann Watt sein. Für die kommende Saison geht es wie immer darum, dass die beiden Fit bleiben, denn mit Rookie Alex Highsmith und Ola Adeniyi steht nicht viel Erfahrung als Backup bereit. Rotation wird es bei den Edge Rushern deshalb wohl auch nur wenig geben, was sich vor allem hinten heraus in Sachen Frische negativ auswirken könnte. Das ist aber nicht neu und machte sich bisher nicht bemerkbar.

Inside Linebacker:

In Sachen Tiefe ist ein kritischer Blick auf die Inside Linebacker schon eher angebracht. Klar, Devin Bush war schon als Rookie die erhoffte Verstärkung und hatte eine starke erste Saison, doch dann wird es auch schon beim Thema Klasse oder Erfahrung. Vince Williams hat auf seine alten Tage 2019 nochmal überzeugen können und wird neben Bush starten, dafür wurde Mark Barron ziehen gelassen. Williams ist ein sehr guter Run Stopper, gegen den Pass aber anfällig. Gut möglich, dass er ein Passing Downs oftmals draußen bleibt und durch einen Safety ersetzt wird; Stichwort: Dime-Defense. Darin sind die Steelers exzellent und davon wird 2020 wahrscheinlich viel zu sehen sein. Die Alternativen für Bush und Williams sind Ulysses Gilbert und Tuzar Skipper, die gemeinsam bislang einen NFL-Snap gesehen haben. Beide gelten aber als talentiert und genießen das Vertrauen der Coaches, die Backup-Rolle zu füllen.

Defensive Backs:

Seit Größen wie Ike Taylor und Troy Polamalu in die Jahre gekommen und schließlich zurückgetreten waren, suchten die Steelers vergeblich nach Kontinuität und generell starken Spielern in ihrer Secondary. In der jüngsten Vergangenheit wurde sie dann aber nach und nach erfolgreich aufgebaut und ist jetzt eine der besten der Liga. Joe Haden ist seit seiner Ankunft 2017 ein sehr verlässlicher Cornerback, der in der vergangenen Saison mit 5 Interceptions und nur knapp über 50 % in Receptions Allowed wieder einmal eine starke Saison hatte. Die längste Reception, die er zuließ, war 23 Yards kein CB war hier besser. Mit Steven Nelson wurde 2019 zudem das perfekte Gegenstück gesigned: Der Ex-Chief ließ ebenfalls nur wenige Receptions zu und war vor allem in Man-Coverage überragend gut; in der kommenden Saison könnte er in die Top-Riege der Cornerbacks aufsteigen. Mit Mike Hilton gibt es zudem einen sehr guten Slot-Cornerback, der in Coverage gut ist und auch gegen den Run oder im Pass Rush überzeugt. Cameron Sutton wird zumeist in der Dime-Defense eingesetzt, hat aber auch das Potenzial für mehr und war bei PFF gemeinsam mit Nelson unter den Top 10 der Cornerbacks in Coverage-Snaps pro Reception.

Und dann kommen da eben die Safetys: Terrell Edmunds hat 2019 einen sehr großen Schritt gemacht und seinen Nummer-1-Pick als Strong Safety mittlerweile gerechtfertigt. Mit Minkah Fitzpatzrick kam vor Woche 3 in der vergangenen Saison aber das letzte und alles überragende Puzzleteil hinzu: Der Free Safety hob die gesamte Defense nochmal auf ein neues Level und machte die starken Performances seiner Kollegen zu einem großen Teil erst möglich. Fitzpatrick deckt einen riesigen Teil des Feldes ab und ist durch seinen Instinkt immer genau dort, wo er sein muss. Zudem erwies er sich vom ersten Spiel an als Turnover-Maschine. Und auch wenn der Ex-Dolphin einmal direkt in Coverage musste, ließ er kaum einmal eine Completion zu. Durch Fitzpatrick ist die Defense zu einer Elite-Unit geworden und erinnert wieder an glorreiche Zeiten: Wenn die Steelers einen Super Bowl holten, dann war da eine überragende Defense beteiligt.

Fazit Defense:

In mancher Hinsicht dürfte 2019 ein Ausnahme-Jahr der Defense gewesen sein. Vor allem dieses unglaubliche Turnover-Glück wird es in der kommenden Saison wohl nicht mehr geben. Doch was QB-Pressures und Sacks angeht, bewegen sich die Steelers seit Jahren auf diesem Niveau und es spricht wenig dafür, dass sich das nun ändert. Es ist also hauptsächlich die Frage, ob die Secondary daraus erneut so großen Profit schlagen und ihre starke Saison bestätigen kann. Alles in allem muss diese Defense aber zu den besten der Liga gehören, auch mit zu erwartender Regression zur Mitte.

Special Teams

Kicker Chris Boswell fand nach seiner sehr schlechten 2018er-Saison im Vorjahr wieder zu alter Stärke und legte mit über 93 Prozent verwandelten Field Goals die beste Quote seiner Karriere auf. Bei den Extrapunkten war er mal wieder bei 100 Prozent. Boswell ist wieder der verlässliche Kicker, der er außer 2018 immer war.

Ganz so verlässlich ist Punter Jordan Berry nicht: Er hat immer wieder seine Hochs und Tiefs und ist etwas inkonstant, sein Platz im Roster ist aber frühestens nächstes Jahr in Gefahr, wenn sein Vertrag ausläuft. Alles in allem macht Berry keine Wunderdinge, aber auch keine gravierenden Fehler, was für einen Punter erst einmal ausreicht.

Players to Watch

Ben Roethlisberger: Kann Big Ben mit 38 nach seiner Ellenbogenverletzung wieder zu seiner alten Form finden? Oder wird er sogar noch besser, wie einige es vermuten? Roethlisberger selbst jedenfalls hat offensiv formuliert, dass er noch Lombardis gewinnen will. Plural. Mal sehen, ob er das noch im Tank hat.

Steven Nelson: Der Cornerback hatte in seinem ersten Jahr für Pittsburgh das beste seiner Karriere. Viele trauen ihm nun den Sprung in die Riege der Elite-CBs zu. Kann er es schaffen und seine vergangene Saison sogar noch übertreffen?

Schedule & Prediction

Die Steelers haben nach Strength of Schedule mit der AFC South und der NFC East sowie den Buffalo Bills und Denver Broncos den zweiteinfachsten Schedule der NFL. Schaut man auf die 16 Spiele, dann ist da abgesehen von den Baltimore Ravens eigentlich auch kein Team dabei, gegen das die Steelers Stand jetzt als Underdog in die Partie gehen werden. Allerdings wird da abgesehen von der eigenen brutalen Division wahrscheinlich viel Augenhöhe dabei sein, man darf einige enge Spiele erwarten. Wenn die Steelers davon die Mehrzahl für sich entscheiden können, ist viel möglich.

Besonders eng wird es in der eigenen Division: Pittsburgh geht in der AFC North nicht als Favorit ins Rennen und muss sich momentan hinter den Ravens einordnen. Die Playoffs gilt es möglicherweise über eine Wild Card zu erreichen. Vor allem ist das dazu unerlässlich, die Cleveland Browns in den direkten Duellen zu schlagen.

Potenzial ist aber für mehr da: Wenn wirklich alles klickt, also die Defense wieder überragt und die Offense angeführt von Roethlisberger wieder zu ihrer alten Stärke findet, dann ist dieses Team fraglos ein Contender. Da sind allerdings noch einige Wenns. Das mindeste Ziel muss es aber sein, die Baltimore Ravens herauszufordern und die Playoffs zu erreichen. Ein erneutes Verpassen der Post-Season wäre unter den aktuellen Voraussetzungen eine Katastrophe.

Prediction: 11-5

KOMMENTARE
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OKC_Panthers
25.08.2020 | 08:19 Uhr
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25.08.2020 | 08:19 Uhr
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Gute Preview, aber ich sehe keine Chance auf auch nur annährend 11 Siege.
In der Division können sie mit 9 Siegen denke ich absolut zufrieden sein, auch wenn der restliche Schedule relativ machbar ist.
Ich traue der Offense überhaupt nicht und bin bei Ben auch nicht wirklich optimistisch.
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Butfumlbe93
24.08.2020 | 12:58 Uhr
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24.08.2020 | 12:58 Uhr
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Danke für die Preview!

Sehe die Steelers etwas kritischer, komme auf 9 Siege, Platz drei in der Divison, was mit 3 WCs aber durchaus für die Playoffs reichen kann.

Schlussendlich hängt es eben an Ben und da bin ich nicht sold. Der Körper wird immer invalider, dass ihm jetzt eine Art Tommy-Johns Verletzung widerfahren ist, macht das nicht besser.
Die Offensive Line wird wieder bärenstark sein, auch wenn Pouncey aus einem richtig krassen Down-Year widerkommt, selbst wenn der sich nicht rehabilitiert, wäre das eine Schwachstelle bei vier mindesten ordentlichen Blockern.
Washington und Johnson haben beide überrascht. Können sie den nächsten Schritt machen und Juju entlasten? Ebron wird helfen, auch weil ich McDonald als deutlich schwächer sehe als es der Autor tut.

Die Defense ist wieder elitär. Besonders die Front ragt natürlich heraus, aber auch die CBs versprechen wirklich viel. Den Edmunds Optimismus teile ich nicht, sehe immer noch keine Rechtfertigung in dem Pick und den großen Sprung von 18 zu 19 hatte ich auch nicht vernommen. Fitzpatrick hilft aber ungemein.

Im gesamten sehe ich in der Offense ein wenig zu viel Fragezeichen und in der Defense das Risiko der Regression zu groß. 38 Turnover werden nicht zu wiederholen sein, dennoch spannend wie viel diese tolle Defense produzieren kann. Und was Ben in der Lage ist aus dem geschundenen Körper rauszuholen. Spannendes Team in einer spannenden Division.
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Petzie
MODERATOR
24.08.2020 | 12:53 Uhr
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Petzie : 
24.08.2020 | 12:53 Uhr
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Petzie : 
Auch hier ein großes Dankeschön für deine Arbeit, ich stimme dir weitesgehend zu. Bei Ben bin ich tatsächlich noch recht skeptisch, offensiv fehlt hier und da etwas Talent in erster Reihe, aber wenn die Defense annähernd so spielt wie 2019, dann reicht es mit solidem Ben schon für viele Gegner. Allerdings ist Defense kaum vorhersehbar, gerade die absurd hohe Anzahl TO wird man nicht wiederholen können. Solchen Ausnahmejahren folgen meist deutliche Abfälle in einigen Kategorien, die Unit sollte aber immer noch im Stande sein eine Top-5 Defense zu stellen. Der schedule ist dankbar, 11 Siege sind realistisch. Playoffs sollten es schon sein
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ohneWitz
24.08.2020 | 08:25 Uhr
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ohneWitz : 
24.08.2020 | 08:25 Uhr
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ohneWitz : 
Auch wenn die defense in sachen turnover nicht so produziert wie letzte Saison wird dies durch eine stärker offensive etwas ausgeglichen werden und man muss nicht jedes spiel hoffen das die defense den gegner unter 10 Punkte hält
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DerLutz
22.08.2020 | 19:08 Uhr
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DerLutz : 
22.08.2020 | 19:08 Uhr
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DerLutz : 
Ich bewerte die Offense wie kaka und vermisse auf den den Skillpositionen etwas Talent. Meine Hoffnungen liegen hier eher auf Johnson als auf JuJu.
Da man aber letztes Jahr so schlecht war, dürfte es trotzdem einen ordentlichen Sprung nach vorne geben.
Die Defense wird nicht nochmal so stark sein, aber noch immer eine der besten der Liga sein.

Der Spielplan sieht auf dem Papier wirklich leicht aus. 10 Siege sollten da drin sein -> Playoffs
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kaka303
22.08.2020 | 14:42 Uhr
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kaka303 : 
22.08.2020 | 14:42 Uhr
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kaka303 : 
Sehr ausführliche Preview. Mit einem soliden QB hätte man letztes Jahr wohl die PO gepackt. Seit dem Abgang von Brown ( und Bell) strahlt die Offense aber nicht mehr so viel Angst ein. Bin mal gespannt ob JuJu oder ein anderer Reciever noch einen Sprung machen kann. Mit Baltimore hat man natürlich einen Super Bowl Kandidaten in der eigenen Divison. Denke dass man mit dem Team 9-10 Siege einfährt und auch je nach Matchup ins Championship Game einziehen könnte, dafür müsste aber schon viel passen. V.a. dürfte die Regression in der Defense nich zu groß ausfallen. Hier kommt es wie du schreibst schon auf die Secondary an. An der D-Line war man in den letzten Jahren schon konstant herausragend.
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Was genau flashed euch jetzt so an dem Artikel?
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