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NFL @ SPOX


Gründer: Master_Of_Disaster | Mitglieder: 818 | Beiträge: 210
Von: Schnosi89
15.08.2019 | 4961 Aufrufe | 11 Kommentare | 10 Bewertungen Ø 9.9
Season Preview: Cleveland Browns
(Don't) Believe the Hype - Die Sehnsucht nach Playoff-Football

RECAP

Beginnen möchte ich die 2019er Preview mit signifikanten Punkten aus 2018, um die Season der Browns zusammenzufassen:

9. September 2018 - Week 1 - Season Opener vs. Pittsburgh Steelers

Die Defense der Browns kann gleich im ersten Game der 2018er Season ihr enormes Potential andeuten, erzwingt 6 Turnover und hat großen Einfluss darauf, dass es in die Overtime geht. Nach einem Missed-FG von Chris Boswell, hat Kicker Zane Gonzalez sogar den Sieg für die Browns auf dem Fuß, doch der Kick wird geblocked. Nichtdestotrotz beendet Cleveland die Serie von 17 Niederlagen am Stück und es keimt Hoffnung auf.

20. September 2018 - Week 3 - TNF vs. New York Jets

1:42 im 2nd Quarter sind noch auf der Uhr, als QB Tyrod Taylor mit einer Concussion das Feld verlassen muss. Die Browns liegen bereits 0-14 zurück. Nun beginnt in Cleveland eine neue Zeitrechnung. Der 1st-Overall Pick QB Baker Mayfield betritt die große NFL-Bühne und kann sofort seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Er bewegt die Offense gut über das Feld, bringt 17 von 23 Pässen für insgesamt 201 Yards an den Mann und fängt zudem eine Two-Point Conversion. Auch die Defense steigert sich im weiteren Verlauf des Spiels und so holen die Browns tatsächlich den ersten Sieg seit dem 24. Dezember 2016. Mayfield ist ab dem Punkt unangefochtener Starter auf QB.

29. Oktober 2018 - nach Week 8 - Hue Jackson und Todd Haley werden gefeuert

Nach anfänglicher Euphorie rund um Baker Mayfield hat sich schnell Ernüchterung breitgemacht. Die Browns verlieren in Week 8 18-33 bei den Steelers und stehen jetzt bei 2-5-1. Am Montag nach dem Spiel zieht man Konsequenzen. Sowohl HC Hue Jackson als auch OC Todd Haley müssen gehen. Jacksons Bilanz in 2 ½ Jahren als HC liest sich erschreckend - 3-36-1(!)


Neuer Interim-HC wird DC Gregg Williams, das Playcalling der Offense übernimmt etwas überraschend der bisherige RB-Coach Freddie Kitchens. Diese Wahl erwies sich als goldrichtig. Kitchens passt das Playcalling an, um die Offensive Line zu entlasten und Mayfields Stärken besser auszuspielen. Er setzt auf quick-release Passing, vereinfachte Route-Kombinationen und verstärkte Einbindung der RBs ins Passing Game.


Die Adjustments zeigen Wirkung. Die Browns gehen in den letzten 8 Spielen 5-3 und so steht mit 7-8-1 der beste Record seit 2007 zu Buche. Fast bis zum Ende hat man sogar rechnerische Chancen auf die Playoffs.

OFFSEASON

Coaches

Angesichts des Turnarounds, den die Browns in der zweiten Hälfte 2018 auf dem Gridiron hinlegten, verwundert es nicht, dass in der Offseason Freddie Kitchens zum HC befördert wird. Kitchens genießt beim Owner sowie im Front Office hohes Ansehen und ist auch beim Team sehr beliebt. Vor allem hat er einen guten Draht zu QB Baker Mayfield. Für den bisherigen Interims-HC und DC Gregg Williams ist bei den Browns dagegen kein Platz mehr. Er muss Cleveland verlassen und ist inzwischen DC bei den Jets. Neuer DC wird Steve Wilks, der zuvor als HC bei den Arizona Cardinals entlassen wurde. Als DL-Coach wurde Tosh Lupoi verpflichtet, 2018 DC unter keinem geringeren als Nick Saban in Alabama. Auch die Position des OC kann man prominent besetzten. Todd Monken, ehemals OC in Tampa Bay, wird Kitchens von der Booth aus unterstützen. James Campen, langjähriger OL-Coach in Green Bay, bekleidet diese Position auch bei den Browns und wird außerdem Associate-HC. Der bisherige OL-Coach Bob Wylie, bekannt aus Hard Knocks, muss gehen und sorgt in der Offseason für etwas Unruhe, indem er gegen die Browns nachtritt. Des Weiteren steigt der ehemalige NFL-QB Ryan Lindley zum QB-Coach auf.

Free Agency

Auswahl Re-Signings:

- Greg Robinson, OT (1 Jahr, $7,000,000, $500,000 garantiert)
- Rashard Higgins, WR (1 Jahr, $2,025,000, -)
- Phillip Gaines, CB (1 Jahr, $895,000, $45,000 garantiert)
- Trevon Coley, DT (1 Jahr, $645,000, -)

Überblick wichtiger Signings:

- Odell Beckham Jr., WR, New York Giants (Trade)
- Olivier Vernon, DE, New York Giants (Trade)
- Eric Murray, SS, Kansas City Chiefs (Trade)
- Sheldon Richardson, DT, Minnesota Vikings (3 Jahre, $37,000,000, $21,000,000 garantiert)
- Morgan Burnett, SS, Pittsburgh Steelers (2 Jahre , $7,500,000, $3,650,000 garantiert)
- Demetrius Harris, TE, Kansas City Chiefs (2 Jahre, $6,000,000, $3,250,000 garantiert)
- Adarius Taylor, LB, Tampa Bay Buccaneers (2 Jahre, $5,000,000, $1,000,000 garantiert)
- Kendall Lamm, OT, Houston Texans (2 Jahre, $4,500,000, $600,000 garantiert)
- Eric Kush, OG, Chicago Bears (1 Jahr, $3,750,000, $700,000 garantiert)
- Kareem Hunt, RB, Kansas City Chiefs (1 Jahr, $1,100,000, -)

Namhafte Abgänge:

- Kevin Zeitler, OG, New York Giants (Trade)
- Jabrill Peppers, SS, New York Giants (Trade)
- Duke Johnson, RB, Houston Texans (Trade)
- Emmanuel Ogbah, DE, Kansas City Chiefs (Trade)
- Tyrod Taylor, QB, Los Angeles Chargers
- Breshad Perriman, WR, Tampa Bay Buccaneers
- E.J. Gaines, CB, Buffalo Bills
- Jamie Collins, LB, New England Patriots
- Darren Fells, TE, Houston Texans
- Briean Boddy-Calhoun, CB, Houston Texans

Im März platzt die(!) Bombe der NFL-Offseason. In einem Blockbuster-Trade mit den New York Giants kommen WR Odell Beckham Jr. und DE Olivier Vernon an den Lake Erie. Im Austausch wandern OG Kevin Zeitler, SS Jabrill Peppers sowie der 2019er 1st-Round Pick und ein 2019 3rd-Round Pick zu den Giants. Die Browns schließen so bereits vor dem Draft auf eindrucksvolle Art und Weise ihre größte Offense-Baustelle, einen wirklichen #1-X-Receiver. Auch DE Olivier Vernon ist ein klares Upgrade auf der zweiten DE-Position als Pendant zu Myles Garrett. Mit 3-technique Sheldon Richardson, der als Free Agent einen relativ teuren Vertrag erhält, gehört die D-Line zumindest auf dem Papier zu den besten der Liga. Der Abgang von Kevin Zeitler schmerzt natürlich, jedoch hat man die Hoffnung, ihn einigermaßen zu ersetzen. Als Ersatz kommen u.a. Eric Kush aus Chicago und Kendall Lamm aus Houston. Auf Strong Safety sollen Morgan Burnett und Eric Murray den Verlust von Jabrill Peppers kompensieren. TE Demetrius Harris kommt aus Kansas City als potentieller Nummer-2-TE hinter David Njoku. Harris agierte in dieser Rolle bereits bei den Chiefs und kennt von dort auch Plays mit Mehr-TE-Sets, auf die HC Freddie Kitchens ebenfalls setzt.
Kurz vor Beginn der Preseason wird RB Duke Johnson für einen minimum4th-Round Pick zu den Houston Texans getraded und so ein Kapitel geschlossen. Johnson hat in der Offseason immer wieder offensiv einen Trade gefordert.


Kontrovers wird das Signing von RB Kareem Hunt gesehen. GM John Dorsey, der den RB für die Chiefs gedrafted hat, scheint jedoch von dem Spieler überzeugt zu sein. Wie sich das auf den Locker Room auswirkt, bleibt abzuwarten. Hunt ist 2019 für die ersten 8 Spiele gesperrt und kann auch jederzeit ohne Dead Cap entlassen werden.

Draft

Round 2 (Pick #46) Greedy Williams, CB, LSU

Round 3 (Pick #80) Sione Takitaki, LB, BYU

Round 4 (Pick #119) Sheldrick Redwine, S, Miami (FL)

Round 5 (Pick #155) Mack Wilson, LB, Alabama

Round 5 (Pick #170) Austin Seibert, K, Oklahoma

Round 6 (Pick #189) Drew Forbes, OT, Southeast Missouri State

Round 7 (Pick #221) Donnie Lewis Jr., CB, Tulane

Durch den Trade für Odell Beckham Jr. gehen die Browns ohne 1st-Round Pick in den 2019 Draft. In der 2. Runde traded man 3 Spots nach oben um an #46 CB Greedy Williams, LSU zu ziehen. Im Vorfeld des Drafts wurde Williams von vielen Experten als bester CB gesehen, ich war und bin auch immer noch etwas skeptisch. Unbestritten ist jedoch, dass er in Man-Coverage hervorragend ist. Als klassischer Outside-CB stark gegen den Pass, im Tackling ist Steigerungsbedarf. Um sich den Job als Starting-CB zu sichern, muss Williams sich im Camp gegen Terrance Mitchell durchsetzen, in der Rotation wird er jedenfalls schnell zum Einsatz kommen. Die beiden LB Sione Takitaki und Mack Wilson wissen bisher sehr zu gefallen. Besonders 5th-Round Pick Wilson könnte sich als Steal erweisen. Seine Stärken liegen vor allem in Coverage, kann aber auch blitzen. Im ersten Preseason Game verbucht er sofort 2 INTs, eine trug er zum TD zurück. In Subpackages wird er sofort auf dem Turf stehen. Ebenso könnte Sione Takitaki früh Snaps sehen, stark im Tackling mit guten Instinkten und Speed, insbesondere nah an der Line of Scrimmage. S Sheldrick Redwine wird sich zunächst weiter beweisen müssen, ist eher ein Spieler für die Depth. Durch den Pick von Kicker Austin Seibert hat man einen Konkurrenzkampf auf der Position ausgerufen und hofft, endlich einen verlässlichen Kicker zu haben. Drew Forbes und Donnie Lewis Jr. werden große Schwierigkeiten haben, den 53er-Roster zu schaffen.

OFFENSE

Lag die Offense der Browns 2017 nach DVOA noch abgeschlagen auf dem letzten Platz, so war 2018 eine deutliche Steigerung zu verzeichnen. Mit einem DVOA von -1,1% belegt die Offense Rang 17 (#21 Pass, #17 Rush). Setzt man den weighted-DVOA an, wo Spiele später in der Saison als wichtiger eingestuft werden, rangiert man mit 12,3% sogar auf Platz 8 aller NFL-Teams. Daraus lässt sich ablesen, dass die Formkurve zum Ende der Saison stark nach oben ging. Es steht natürlich direkt im Zusammenhang mit den Entlassungen von Hue Jackson und Todd Haley sowie der Beförderung von Freddie Kitchens zum Play-Caller. Kitchens baut auf Konzepte der Air Raid Offense, die auch 2019 zu sehen sein werden. Viel Shotgun, quick-release Passing, Route-Kombinationen, Mehr-TE-Sets (2018 15% der Snaps in 13-Personnel) und verstärkte Einbindung der RBs ins Passing Game. Jedoch soll der Gegner auch immer wieder tief attackiert werden (Baker Mayfield kam 2018 im Durchschnitt auf 9,1 Intended Air Yards, #7 in der NFL). Wie Kitchens baut auch der neue OC Todd Monken auf diese Art der Offense und kann Kitchens in dem Bereich ergänzen.

Quarterback

Die Browns haben nun etwas, auf das die Fans seit Ewigkeiten warten mussten - einen Franchise-QB! Der 2018 #1-Pick Baker Mayfield legte eine unfassbare Rookie-Saison auf, seit er in Week 3 für den verletzt ausgeschiedenen Tyrod Taylor übernommen hat. Er warf insgesamt für 3.725 Yards,7,7 Yards/Att., 27 TDs, 14 INTs. Die 27 TDs bedeuteten NFL-Rekord eines Rookies. Mayfield kassierte in der Saison 25 Sacks. Nach DVOA wird er an #14 von 34 gelisteten QBs mit mindestens 200 Pässen geführt. Um die Leistung besser einordnen zu können, muss man die Zahlen differenziert betrachten.


So verzeichnete Mayfield unter Hue Jackson bei 8 TDs ganze 6 Picks und kam durchschnittlich nur auf 6,35 Yards/Att. (#30). Außerdem wurde er 20(!)-mal gesacked. Als Kitchens übernimmt, richtet dieser die Offense nach der Stärke seines QBs aus und Mayfield zahlt zurück. In den 8 Spielen unter Kitchens wirft er 19 TDs bei 8 INTs. Zudem wird er nur 5-mal gesacked. Für 2019 hofft man in Cleveland, dass Baker Mayfield die Leistung der zweiten Saisonhälfte bestätigen kann bzw. noch einen weiteren Schritt macht.

Offensive Line

Die Offensive Line ist als ziemlich durchschnittlich einzustufen. Bei Football Outsiders belegte sie 2018 im Run Blocking mit 4,24 Adjusted Line Yards Rang 18, problematisch sieht es im Bereich Power Success aus, wo sie mit 50% sogar NFL-Schlusslicht war. In Pass Protection war sie mit einer Adjusted Sack Rate von 6,7% auf Rang 16 ebenfalls NFL-Mittelmaß. 2019 kommt erschwerend hinzu, dass man RG Kevin Zeitler verloren hat. Dadurch dürfte die Offensive Line weiter an Qualität verlieren. Regulär sollte der letztjährige 2nd-Round Pick Austin Corbett übernehmen. Doch aus dem Camp ist zu vornehmen, dass er eventuell noch nicht soweit ist, wie gedacht. So könnte 2019 gegebenenfalls auch Eric Kush zunächst auf RG starten. Die nächsten Wochen werden es zeigen. Neben Corbett/Kush wird auf RT wohl auch weiterhin Chris Hubbard starten. Mit JC Tretter auf C und Joel Bitonio auf LG hat man langjährige NFL- Starter, die auch mehr als solide sind. LT ist weiterhin Greg Robinson, der sich definitiv stabilisieren muss.

Running Back

Unangefochtener Starter ist dieses Jahr Nick Chubb. Der 2nd-Round 2018 erlief in seiner Rookie-Saison bei 192 Attempts 996 Yards, 5,2 Yards/Att. , 8 TDs. Nach DVOA findet er sich als #24 von 47 Spierlern mit mindestens 100 Attempts auf einem Mittelfeldplatz wieder. Bei einer Success Rate von 50% lag Chubb sogar etwas höher auf Platz 19. Im Passing Game konnte er 20 Rec., 7,5 Yards/Rec., 2 TDs verbuchen. Ob er dieses Jahr vermehrt im Passing Game zu Einsatz kommt, wird man sehen. Insgesamt erwartet man von Chubb eine Menge. Durch den Trade von Duke Johnson wird er 2019 relativ viel Workload erhalten, denn auf RB sind die Browns eher dünn besetzt. Hinter Chubb hat man den 2018 UDFA Dontrell Hilliard, der bisher nur vereinzelt als Receiving-Back und Returner zum Einsatz gekommen ist. Der wird jetzt definitiv eine wichtigere Rolle einnehmen. In der Hinterhand hat man immer noch Kareem Hunt, der die ersten 8 Spiele gesperrt ist, danach jedoch im Hinblick auf den Kampf um die Playoffs entscheidend eingreifen könnte.

Wide Receiver

Wer hätte sich Anfang 2019 vorstellen können, dass die Browns die große Baustelle Nummer-1-Receiver so prominent besetzen können. Der Trade für Odell Beckham Jr. löste bei den Fans in Cleveland einen riesigen Hype aus. Fakt ist, das Receiving-Corps war seit Ewigkeiten nicht mehr so stark aufgestellt. Von der Verpflichtung Beckhams dürfte besonders Rashard Higgins profitieren, der 2018 sehr gut mit QB Baker Mayfield harmonierte und 39 Rec, 572 Yards, 14,7 Yards/Rec, 4TDs verzeichnen konnte. Nach DVOA belegte er einen beachtlichen 11. Platz von 84 gelisteten Spielern. Mit Jarvis Landry ist man auch im Slot gut aufgestellt. Landry und OBJ spielten bereits gemeinsam am College für LSU und sind nun wieder vereint. Mit Antonio Callaway gäbe es einen weiteren Receiver mit Big-Play-Potential, jedoch kam er out of shape ins Camp und ist wegen der Einnahme verbotener Substanzen für die ersten 4 Spiele gesperrt. Ob die Coaches weiter Geduld mit Callaway haben, bleibt abzuwarten. Komplettiert wird das WR-Corps von Jaelen Strong und Derrick Willies, die im Camp einen ordentlichen Eindruck machen.

Tight End

Nummer-1-TE David Njoku ist ein klassischer Receiving-TE. Er kam 2018 auf 56 Rec, 639 Yards, 11,4 Yards/Rec, 4 TDs. In Total Yards bedeutete dies Platz 8 aller NFL-TEs. Nach DVOA kam er jedoch nur auf Platz 41/49. Als neuer Nummer-2-TE kommt Demetrius Harris aus Kansas City. U.a. mit Seth DeValve und dem kürzlich geholten Rico Gathers sind weitere TEs im Camp, die sich um NFL-Snaps bewerben. Generell setzt man bei den Browns auf Mehr-TE-Sets. 2018 spielte man 18% der Snaps in 12-Personnel und 15% in 13-Personnel.

Fazit

Die Erwartungshaltung bei den Fans in Cleveland ist verdammt hoch. Das Potential des Teams ebenso. Mit Baker Mayfield hat man womöglich den Franchise-QB, nach dem man sich so lange gesehnt hat. Hinzu kommt mit Odell Backham Jr. einer der besten WR der NFL, auch wenn er polarisiert. Wenn HC Freddie Kitchens mit seinem Playcalling weiter erfolgreich sein kann, kann etwas Großes entstehen. Der Faktor, der nicht zu unterschätzen ist, ist die Offensive Line. In welchem Gewand wird sie sich 2019 präsentieren? Kann sie ihrem QB ausreichend Zeit verschaffen? Ich bin da skeptisch und glaube nicht, dass die Offense alles kurz und klein schießen wird. Dennoch wird man insgesamt eine Verbesserung gegenüber 2018 sehen.

DEFENSE

Nach DVOA lag die Defense der Browns 2018 auf Rang 12 aller NFL-Defenses. Besonders im Puss Rush war mit Rang 7 eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Im Run Game brach die Defense mit Platz 25 dagegen ein.

Auf Positionen aufgeteilt, lesen sich die Zahlen der Pass Defense folgendermaßen:

vs. #1 WR: DVOA -3,6% (#12), 8,2 Passes/Game, 67,0 Yards/Game

vs. TE: DVOA 12,5% (#9), 9,1 Passes/Game, 61,5 Yards/Game

vs. RB: DVOA 4,4% (#17), 7,4 Passes/Game, 45,6 Yards/Game

DC Gregg Williams spielte Cleveland 2018 31% der Defensive-Snaps in 4-3 Base-Formation. Nur 6 Teams hatten einen noch höheren Anteil an Base-Formation. In 66% der Snaps setzte man auf Nickel-Defense (#15). Gegenüber 2017 (66%) ist der Anteil an Base-Formation deutlich zurückgegangen, ein Indiz dafür, dass sich die NFL immer weiter zur Passing-Liga entwickelt. Cleveland agierte bei nur 53,7% der Snaps mit einem Four-Man-Rush (#31), erzielte dabei eine Pressure Rate von 26,5% (#28) und einen DVOA von 4,0% (#10).


Hingegen hat Gregg Williams bei 37,2% der Snaps blitzen lassen (#2). Man erzeugte dabei eine Pressure Rate von 39,6% (#24) und hatte einen DVOA von 2,6% (#15). Analog zu Williams setzt auch der neue DC Steve Wilks auf ein 4-3-Base-Scheme mit einem Blitz-lastigen Ansatz. Der große Unterschied ist, dass Wilks verstärkt auf Zone Coverage setzt. Besonders beliebt bei ihm ist eine Cover-4-Defense, ein Scheme, das unter Gregg Williams kaum Anwendung fand. Dieser setzte auf Tampa 2.


Die große Frage ist, inwieweit Wilks sein Scheme an die Man-Coverage-Fähigkeiten seiner Top-CBs Denzel Ward und Greedy Williams anpassen wird.

Defensive Line

Die Defensive Line der Browns lag 2018 im Pass Rush mit 37 Sacks und einer Adjusted Sack Rate von 6,7% nur auf Rang 23 aller NFL Teams. Im Run Game lag man mit 4,21 Adjusted Line Yards auf zwar auf Rang 11, verschlechterte sich jedoch gegenüber 2017. Alles überragender Akteur der Line ist natürlich Myles Garrett, First-Overall-Pick von 2017. Der DE spielte 2018 85,9% der Defense-Snaps und verzeichnete dabei 13,5 Sacks, 35 Solo Tackles, 3 Forced Fumbles. 1-technique Larry Ogunjobi spielte mit 79,0% die zweitmeisten Snaps in der D-Line und wird auch 2019 Starter sein. 3-technique Trevon Coley, 2018 noch Starter, muss seinen Platz für Sheldon Richardson räumen, der als Free Agent einen relativ teuren Vertrag erhalten hat und die D-Line qualitativ deutlich verbessert. Genauso wie Olivier Vernon, der per Trade von den Giants kam und auf der anderen DE-Position starten wird und Garrett evtl. etwas entlasten kann. Der bisherige Starter Emmanuel Ogbah wurde zu den Chiefs getraded. Mit Vernon, Ogunjobi, Richardson und Garrett haben die Browns zumindest von den Namen her, eine Top Defensive-Line. Back-ups und Rotations-Spieler sind Anthony Zettel, Chris Smith und Chad Thomas.

Linebacker

SAM Jamie Collins Sr., der 2018 mit 90,7% die meisten Snaps aller LBs spielte, wurde in der Offseason (vielleicht etwas überraschend) gecutted. Sein Nachfolger ist nominell Genard Avery, der letztes Jahr auf 58.1% der Snaps kam. Avery wird zwar als LB gelistet, agiert jedoch vielmehr in Subpackages als zusätzlicher Pass Rusher nah an der Line of Scrimmage. Definitiv ein Hinweis darauf, dass auch 2019 viel geblitzt wird. MIKE Joe Schobert und WILL Christian Kirksey gehören definitiv zu den ganz soliden LBs in der NFL und werden auch 2019 starten. Kirksey hat 2018 verletzungsbedingt nur sieben Spiele bestreiten können. Man muss hoffen, dass er dieses Jahr fit bleibt. Als Back-up steht jedoch Mack Wilson bereit. Der 5th-Round Pick hat sein enormes Potential bereits unter Beweis stellen können und wird in Rotation sowie Subpackeges früh NFL-Snaps sehen. Dasselbe gilt für 3rd-Round Pick Sione Takitaki als MIKE hinter Joe Schobert.

Secondary

Der #4-Overall Pick 2018 CB Denzel Ward kann auf eine sehr gute Rookie-Saison zurückblicken. Er spielte 71,5% der Defense-Snaps und wurde von PFF als bester Rookie-CB an #12. Er erlaubte 44 Catches bei 82 Targets (53,7%) und ein Passer Rating von 70,7.


2019 geht er als klarer Nummer-1-CB der Browns in die Saison.
Um den anderen Outside-CB-Spot bewerben sich Terrence Mitchell und Greedy Williams. Wegen einer Verletzung spielte Mitchell nur 37,8% der Snaps, was eine Einschätzung erschwert. Bei Williams ist die Frage, wie er mit der Zone Coverage zurechtkommt. Im ersten Preseason Game waren Schwierigkeiten offensichtlich. Zumindest in der Rotation wird er aber früh NFL Snaps sehen. Als Slot-Corner in der Nickel-Defense wird T.J. Carrie agieren.


Dieser kam 2018 mit 77,1% auf die meisten Snaps aller CBs. Jedoch war bei ihm Licht und Schatten zu erkennen. 2019 muss er sich steigern können. Klarer Starter auf FS ist Damarious Randall, vor 2018 per Trade aus Green Bay geholt. Dieser spielte mit 91,9% die meisten Snaps aller Defense-Spieler und wird auch in der neuen Saison eine wichtige Rolle einnehmen. Als Ersatz für Jabrill Peppers auf SS wurde in der Offseason Morgan Burnett gesigned, 2018 bei den Pittsburgh Steelers, davor einige Jahre bei den Packers. Wieweit er ein Faktor sein kann, bleibt abzuwarten.

Fazit

2019 ist die Qualität vor allem in der Front-7 herausragend. Sie bringt alles mit, um gegnerische Offenses das Fürchten zu lehren. Auch in der Secondary ist man auf dem Papier besser aufgestellt als in den Jahren zuvor. Für mich steht und fällt jedoch alles mit dem Scheme von DC Steve Wilks. Es ist eine spannende Frage, ob er stur seine Zone Coverage durchzieht, auf die sich besonders die CBs einzustellen haben. Oder ist er bereit Adjustments vorzunehmen, um das Scheme an die Stärken seiner Spieler anzupassen? Wenn das Playcalling in der Defense überhaupt nicht funktioniert, kann man ganz schnell zurück auf den Boden der Tatsachen geholt werden. So könnte Unruhe im Team entstehen.

SPECIAL TEAMS

Die Special Teams der Browns gehörten 2018 zum Bodensatz der NFL, Platz 31 nach DVOA von Football Outsiders.


Die Kicker - eine Story für sich. Nachdem Zane Gonzalez 2018 in den ersten beiden Spielen 2 wichtige FGs verfehlt hat, wurde er durch Greg Joseph ersetzt.
Dieser verwandelte 17/20 (85,0%) seiner FGs (51 Yards long) und 25/29 (86.2%) seiner PATs. Im Camp muss er mit dem diesjährigen 5th-Round Pick Austin Seibert auseinandersetzten. Seibert verwandelte 2018 für Oklahoma 17/19 (89.0%) FGs und 87/88 PATs. Aktuell scheint Joseph leicht die Nase vorn zu haben. Auch bei den Puntern kommt es zu einem Duell zwischen dem Veteran Britton Colquitt (2018 Net Avg 38,2 Yards / Punt, 38,6% innerhalb der 20 Yards-Line) und UDFA Jamie Gillan. Gillan konnte mit einem unfassbaren Fuß auf sich aufmerksam machen und erhielt von Journalisten den Nickname Scottish Hammer. Wer den Job bekommt, scheint völlig offen. LS bleibt auch 2019 Charley Hughlett. Nach dem Trade von Jabrill Peppers wird voraussichtlich RB Dontrell Hilliard als neuer Haupt-Returner zum Einsatz kommen, zumal Antonio Callaway zunächst gesperrt ist.

PLAYERS / POSITION TO WATCH

Natürlich kann man jetzt hier offensichtliche Namen wie Baker Mayfield, Odell Beckham Jr., Myles Garrett oder Denzel Ward nennen. Alle hätten auch ihre Berechtigung. Ich lege hier bewusst mein Augenmerk auf Spieler, die nicht ganz so im Fokus stehen.

WR Rashard Higgins:

Higgins hat 2018 bereits sein Potential andeuten können, er harmoniert sehr gut mit Baker Mayfield und sollte 2019 mit Odell Beckham Jr. neben sich deutlich mehr Freiheiten bekommen, um den nächsten Schritt nach vorn zu machen.

DT Sheldon Richardson:

Ein Typ für die Drecksarbeit in der Interior D-Line. Sollte sofort Impact haben und die Qualität der Defensive Line kräftig anheben. Vielleicht sogar das Puzzleteil, das den Browns bisher defensiv gefehlt hat.

Right Guard:

Durch den Trade von Kevin Zeitler zu den Giants, klafft in der Offensive Line eine kräftige Lücke. Wer soll sie schließen? Der Auserkorene heißt entweder Austin Corbett oder Eric Kush. Egal wer am Ende den Starter-Job bekommt, er muss Leistung bringen, damit die Qualität der O-Line nicht total in den Keller geht.

SCHEDULE

Die Browns haben nach Strength of Schedule 2019 mit .484 den 10-leichtesten Schedule. Neben den Division-Duellen trifft man auf die AFC East sowie die NFC West. Die weiteren Gegner sind die Titans und die Broncos. Insgesamt ein relativ dankbarer Schedule und auf dem Papier leichter als im Vorjahr. Zum Auftakt spielt man gegen die Titans, @Jets und gegen die Rams, bevor es zum ersten Division-Duell nach Baltimore geht. Danach kann man eine erste Standortbestimmung abgeben. Die Bye liegt mit Week 7 relativ früh. Schielt man tatsächlich auf die Playoffs, muss man gerade in der zweiten Saisonhälfte voll da sein. Quasi Pflichtsiege sind die Heimspiele gegen Bills und Dolphins, darüber hinaus kommen die wichtigen Division Games mit 2x Steelers, 2x Bengals und zuhause gegen die Ravens. Auch hier müssen einige Siege mitgenommen werden, um wirklich ein Wort im Kampf um die Playoffs mitzureden.

AUSBLICK / PREDICTION

In der Offseason ist ein regelrechter Hype um die Browns entstanden. Angesichts des Trades für OBJ und der Verpflichtung anderer namhafter Spieler wie Olivier Vernon und Sheldon Richardson vielleicht auch etwas zurecht. Auch Experten in den USA sehen das Team als absoluten Favoriten in der AFC North. Doch ich möchte hier etwas auf die Bremse treten. QB Baker Mayfield muss erstmal die Leistungen seiner außergewöhnlichen Rookie-Saison bestätigen. Oft kann man von second-year Regression lesen. Darüber hinaus gibt es weitere Fragezeichen. Durch den Trade von Kevin Zeitler hat die O-Line spürbar an Qualität verloren, beide Tackle-Positionen sind zudem nicht unbedingt gut besetzt. In der Defense gibt es trotz einer starken D-Line ein paar Baustellen, vor allem auf den Safety-Positionen. Des Weiteren stellt sich die Frage, wie die CBs Denzel Ward und Greedy Williams als starke Man-CBs mit dem auf Zone-Coverage ausgerichteten Scheme von DC Steve Wilks zurechtkommen. Rookie-HC Freddie Kitchens muss sich erstmal beweisen, abseits des Gridiron wird man sehen müssen, wie er mit den Egos einiger Spieler umgehen kann, damit ihm der Locker Room nicht um die Ohren fliegt.

Mein (vorsichtiger) Tipp: 9-7

Quellen:

www.clevelandbrowns.com

www.espn.com

www.footballoutsiders.com

www.nextgenstats.nfl.com

www.nfl.com

www.profootballfocus.com

www.pro-football-reference.com

www.sharpfootballstats.com

www.spotrac.com

www.theringer.com

KOMMENTARE
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DerLutz
16.08.2019 | 10:01 Uhr
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DerLutz : 
16.08.2019 | 10:01 Uhr
0
DerLutz : 
Gute Preview, sogar mit Quellenangabe, nice :D

Gibt es im Camp schon Anzeichen in welche Richtung Wilks gehen wird? Sehe darin das Problem, dass den Brown am ehesten um die Ohren fliegen kann. Die O-Line muss nur ansatzweise halten, da die restliche Qualität der Offense das retten kann.

Zum Tipp: Weniger als 9 Siege wäre schon enttäuschend aus meiner Sicht. Der Schedule sieht sehr machbar aus
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