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Olympia@Spox


Gründer: stamkos91 | Mitglieder: 16 | Beiträge: 2
23.07.2012 um 20:38 Uhr
Geschrieben von LuckyLuke111
Olympische Geschichte(n) III
Der dritte Teil der Reihe behandelt die Leichtathletin des Jahrhunderts! Eine Ausnahmekönnerin, die vier Goldmedaillen bei denselben Spielen holte, das ist vor und nach ihr keiner anderen Frau bei Leichtathletikwettbewerben gelungen! Die Holländerin Fanny Blankers-Koen war 1948 in London der Star der Spiele!

Doch nicht nur sportlich gilt "The Flying Dutchmam" oder "The Flying Housewife" als Vorbild für viele aufgrund ihres sauberen und eleganten Laufstils, sondern sie trug zur Emanzipation der Frau bei. Sie entgegnete Vorurteilen gegenüber alten Athleten, Frauen und vor allem Müttern mit ihrer Glanzleistung von 1948 und sorgte somit für einen Befreiungsschlag im Frauensport!

Jugend und frühe Karriere
Francina Elsje Koen, genannt Fanny, wurde am 26.April 1918 in Baarn geboren. Sie hatte 5 Brüder, aber komischerweise war sie schon als Kind immer schneller als ihre Geschwister. So schickte sie ihr Vater in den örtlichen Sportverein, wo ihr vielseitiges Talent entdeckt wurde. Sie war eine schnelle Schwimmerin, gute Fechterin und Tennisspielerin. Aber sie war eine erstklassige Leichathletin. Bereits 1935, mit 17 Jahren, erzielte sie einen neuen Landesrekord über 800m. Da die 800m jedoch nach 1928 aus dem olympischen Programm genommen wurden, schulte sie ihr Trainer und späterer Ehemann, Jan Blankers, auf die Sprintstrecken und den Sprung um.

Sie konnte sich im Weitsprung und mit der 4x100m Staffel für die Olympischen Spiele 1936 in Berlin qualifizieren. In beiden Wettbewerben erzielte sie mit 18 Jahren einen respektablen 5. Platz und verbesserte sich daraufhin stetig. Bei den Europameisterschaften 1938 holte sie Bronze über die 100m und die 200m und stellte im gleichen Jahr einen neuen Weltrekord über die damals ebenfalls noch gelaufenen 100yards auf.

Ihre Form war auch in den Folgejahren sehr gut und sie sollte der Star der Spiele 1940 in Helsinki werden. Wegen des 2.Weltkriegs wurden die Spiele von 1940 und 1944 jedoch abgesagt und damit schien auch das Ende der Karriere von Koen gekommen. Sie heiratete ihren Trainer Jan und bekam bereits 1941 ihr erstes Kind. Trotzdem hielt sie sich fit und nahm auch während des Krieges und der deutschen Besatzung an einigen Wettkämpfen teil. Zwischen 1942 und 1944 stellte sie Weltrekorde in sechs unterschiedlichen Disziplinen auf (Hochsprung, Weitsprung, 100yards, 80m Hürden, 4x100m und 4x200m).

Kritik
Trotzdem ließ die Kritik an ihrer Person nicht nach. Sie solle sich mehr um ihre Rolle als Mutter und Hausfrau kümmern und in der Öffentlichkeit wurde das Bild einer Rabenmutter gezeichnet. Die Kritik an ihr wurde so laut, dass ihr Ehemann sie immer wieder ermuntern musste, ihrer Leidenschaft weiter nachzugehen. Anfang 1945 wurde ihre Tochter Fanneke geboren, und sie nahm ihre Kinder immer mit zum Training. Meistens spielten die beiden in der Sandgrube der Weitsprunganlage während Fanny trainierte.

Sie gewann 1946 bei der EM in Oslo Gold über die 80m Hürden und mit der 4x100m-Staffel, schien aber vor allem der Öffentlichkeit für die Spiele 1948 in London mit ihren 30 Jahren schon zu alt. Der englische BBC-Kommentator Jack Crump bezeichnete sie als "too old to make the grade" und auch von anderen Seiten wurde ihr vorgeworfen, ihre Mutterrolle zu vernachlässigen, wenn sie über solch einen langen Zeitraum von ihren Kindern getrennt bleiben würde. Doch Fanny setzte sich durch und nahm teil. Die Regeln der Spiele sahen vor, dass Athleten nur in maximal drei unterschiedlichen Einzeldisziplinen teilnehmen durften. Deshalb beschränkte Blankers-Koen sich auf die Laufdisziplinen, obwohl sie ebenfalls die aktuellen Weltrekorde im Weit- und Hochsprung innehatte. Es nahmen insgesamt 4.104 Sportler/innen teil, von denen jedoch nur 390 Frauen waren. Eine Gleichverteilung war noch nicht gegeben.


Fanny (links) und ihre britische Konkurrentin Gardner

Die Spiele 1948
Sie wurde zum Star der Spiele, in insgesamt 11 Vor- und Endläufen wurde sie kein einziges Mal besiegt. Es begann mit Gold über die 100m, danach kam ihre Spezialstrecke, die 80m Hürden, bei denen es sehr knapp zugehen sollte. Sie kam bei der fünften Hürde ins straucheln und stolperte mehr ins Ziel. Es musste das Fotofinish zwischen ihr und der Britin Maureen Gardner entscheiden. Als die englische Nationalhymne gespielt wurde dachten alle im Stadion, dass Gardner gewonnen hatte, aber die Hymne wurde lediglich zu Ehren der Königsfamilie gespielt, die gerade die Ehrenloge betreten hatte. Die Auswertung ergab, dass Fanny einen Hauch schneller war, obwohl beide am Ende dieselbe offizielle Zeit von 11,2sek erzielten. Vor dem 200m-Lauf wollte Fanny gar nicht mehr antreten, da sie mit ihren bisherigen Leistungen zufrieden war. Ihr Mann überredete sie jedoch, trotzdem anzutreten da sie sonst später einer verpassten Chance nachtrauern würde. Sie gewann das Finale mit 0,7sek Vorsprung auf die Zweitplazierte, was bis heute der größte Abstand in einem 200m-Finale ist. Ihre Dominanz war erdrückend. Am letzten Tag der Leichtathletikwettbewerbe folgte die Staffel. Fanny war Schlussläuferin und überholte vier Staffeln, um am Ende knapp vor den Australierinnen Gold für die Niederlande zu gewinnen.

Video von Fannys Leistungen bei Olympia

Wenn man bedenkt, dass sie mit ihren Rekorden im Hochsprung (1,71m) und im Weitsprung (6,25m) die Siegerweiten der Spiele 1948 (1,68m Hoch- und 5,70m Weitsprung) übertroffen hätte, wären noch weitere Medaillen möglich gewesen. Aber sie wurde durch das Regelwerk beschränkt. Zurück in Holland wird "The Flying Dutchmam" ein grandioser Empfang beschert und als Geschenk erhält sie ein Fahrrad, damit sie nicht immer überall hinlaufen muss. Mit ihren 30 Jahren und dem Willen, der Öffentlichkeit zu zeigen, dass auch Mütter im Stande sind, Hochleistungen zu vollbringen, hat sie der modernen Emanzipation ein Stück des Wegs geebnet. Bei dem EM 1950 wiederholte sie das Kunststück von vier Titeln fast, sie gewann die drei Einzeltitel und holte mit der Staffel Silber.


Fanny (vorne rechts) vor allen im Ziel

Sie beendete ihre Karriere mit insgesamt 58 nationalen Titeln, 21 Weltrekorden in NEUN unterschiedlichen Disziplinen (davon 12 neue Weltrekorde und 9 Weltrekordegalisierungen) und dem unerreichten Vierfachgold von London im Leichtathletikbereich der Frauen. 1999 ernannte sie der internationale Leichtathletikverband (IAAF) zur Leichtathletin des Jahrhunderts. Gegen Ende ihres Lebens litt sie zunehmend unter Alzheimer und begann zu vergessen. Sie starb 2004 85-jährig, jedoch bleiben ihre Rekorde und Verdienste unvergessen!



P.S. Die Verlinkungen zu den ersten beiden Teilen der Olympischen Geschichte(n) gibt's im Kommentar unten!
Aufrufe: 3840 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 3 | Erstellt:23.07.2012
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LuckyLuke111
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