1. FC Nürnberg | Clubfans@Spox
14.03.2011 um 13:20 Uhr
Geschrieben von Zielpublikum
Medial egal
Kein Schwein ruft mich an, keine Sau interessiert sich für mich,
so lange ich hier wohn, ist es fast wie Hohn, schweigt das Telefon
Über den Zustand fehlender Beachtung, den Max Raabe besingt, könnte man auch in mancher Stadt in Fußball-Deutschland ein Liedchen trällern und da hilft es auch nix, wenn man das Gegenteil behauptet wie Dieter Hecking: »Endlich hat dieser Verein eine Phase, wo er in aller Munde ist. Das hat der Club verdient.« Denn wenn das der Zustand von "in aller Munde" sein soll, was der FCN gerade erlebt, ist man wirklich sehr bescheiden.
Bei kicker online reichte es nach diesem Wochenende zwar sogar am Montag zur Top-Story mit "Hecking denkt an die "Knallerspiele", aber dann doch nur für ganz kurze Zeit, während sich am Titelblatt der Print-Ausgabe keinerlei Erwähnung wiederfindet. Auch hier bei SPOX findet man bei den Aufmachern gar nicht statt, ein ähnliches Bild auch bei den 'Kollegen' von Sport1 im Netz wie auch im TV beim "Doppelpass". Und die öffentlich-rechtlichen Kollegen widmeten der Begegnung in der Sportschau nur eine (sehr frühe) (und knappe) rudimentäre Spielberichterstattung während das ASS (Aktuelle Sportstudio) der Begegnung gegen Wolfsburg nur Wolfsburgs Krise abgewinnen konnte.
In der Jugendsprache würde man jetzt wohl sagen: "Dann heul doch!" und damit nachdrücklich und prägnant zum Ausdruck bringen, dass ein artikuliertes 'mediales Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom' nur Peinlichkeiten mit sich bringt frei nach dem Motto: "Jetzt fühlen sie sich wieder zu wenig beachtet." - Stimmt aber nicht, zumindest nicht bei denen, die differenzierter darüber nachdenken. Denn: In den Medien gilt schon lange nicht mehr, dass man sich mit Sportjournalismus auseinandersetzen muss, sondern an die Quote zu denken hat - und Quote macht keine distanziert, analytische Auseinandersetzung, Quote wird mit Boulevard gemacht, mit Stars und Sternchen, mit Skandalen und Krisen, mit Hochfliegern, Meistermachern, Abstürzen und Versagern.
Wer in die Medien will, der braucht mehr als Platz 1 der Rückrundentabelle, mehr als "zweitbester Sturm 2011" (19 Tore, nur Bayern war besser - seit HSV-Spiel ...) und "beste Abwehr 2011" (5 Gegentore wie der BVB). Für die Medien braucht es eher so ein Ballyhoo wie beim Mainzer Karnevalsverein, bei dem man übrigens den Aufstiegscoach Andersen genau wegen zu wenig Ballyhoo-Faktor am Anfang der Saison auch entließ.
Dem FCN fehlt es da im Grunde an allem: Die einzigen Stars, wenn man sie denn so nennen will, sind Schieber und Gündogan, doch beide spielten zuletzt wegen Verletzung nicht oder auf absehbare Zeit nicht mehr, und die Leistungsträger haben sich längst entschieden, die leiseren Töne in der Öffentlichkeit anzuschlagen (Pinola, Schäfer, Simons). "Der Star ist die Mannschaft" mag zwar stimmen und sportlich sinnvoll sein, ist aber extrem medial unsexy.
Während man sich zum gleichen Zeitpunkt der Hinrunde noch mit Berichten und Reportagen über die Sensationsstürmer Gekas und Cissé überschlug und aus Mainz und Freiburg und deren Trainer Tuchel und Dutt schon die Erfolgsmodelle der Zukunft bastelte, ist in Nürnberg ein knurriger, aber netter Herr Hecking am Werkeln, verteilen sich die Torschützen im Gieskannenprinzip über die Mannschaft und jedes Fußballspiel wird erstmal unprätentiös als Arbeit angenommen und begonnen.
Das Ziel des FCN formulierte vor gar nicht langer Zeit Martin Bader (2009): "Glauben Sie uns: Wir wären gerne zehn Jahre lang eine graue Maus, wenn wir dafür zehn Jahre lang in der Bundesliga spielen dürften." Und in der Tat: Nachdem man jahrelang als Chaos-Club einsortiert war, als Rekordab- und -aufsteiger, und viele die Außendarstellung des ehemaligen Präsidenten Michael A. Roth als stilprägend ("Ich habe eine Pistole samt Waffenschein und würde einigen am liebsten das Hirn durchpusten.") empfanden, ist der Clubfan heute zwar leicht pikiert ob der (fehlenden) medialen Beachtung, kann damit im Grunde aber gut leben. Denn genauer betrachtet ist man a) nicht alleine (oder: wer spricht wirklich von Bayer Leverkusen und auch Hannover ist in Anbetracht der Situation ja auch nicht wirklich im Zenit des Interesses) und b) täte zu viel Lobhudelei dem Verein und Umfeld auch gar nicht gut. Bereits jetzt scheint die Tabellensituation ja manchem Fan schon zu Kopf zu steigen und dass die Spieler nicht abheben und weiterhin ihre Rolle und ihren Wert für das Ganze richtig einsortieren können, ist wohl einer der Schlüssel des Erfolgs und zudem auch gut im Hinblick auf weitere Zusammenarbeit.
Keine Frage: Chapeau! in Richtung solcher Mannschaften wie Mainz, die es tatsächlich irgendwie hinbekommen haben, im großen Medienzirkus eine gewisse Beachtung erlangt zu haben (sogar dann noch, wenn man sportlich in der Rückrunde gerade mal noch den 13ten Platz belegt - Tendenz fallend). Aber tauschen möchte man mit ihnen als Clubfan eigentlich nicht. Reicht schon beim FCN die Sorge, dass vielleicht einer auf die Idee käme, den Hecking zu umgarnen, so ist bei Dutt und Tuchel ja praktisch Dauermedienwirbel garantiert. Gleiches im Übrigen mit den Spielern: Reicht uns schon das Interesse an Gündogan, so sind wir doch froh, wenn so mancher Spieler noch nicht gleich nach einer Handvoll guter Spiele in die Nationalmannschaft berufen und damit endgültig der Kopf verdreht wird.
Man gerät immer in die Gefahr der Larmoyanz, wenn man dieses Thema anspricht, doch sei noch einmal versichert, dass dieser Zustand der stiefmütterlichen (Nicht-)Beachtung durch die Medien, was kaum wegzudiskutieren ist, eben gar nicht so bejammert werden sollte! Denn der FCN ist bei weitem noch nicht soweit, sich dem Medienrummel in seiner Gänze zu stellen. Noch ein paar Jahre solide "graue Maus mit ein paar bunten Flecken" (Martin Bader) wäre dagegen genau das richtige, um dann vielleicht gewappnet zu sein, auch mal eine herausragende Saison an der Sonne wieder zu überstehen. Und so lange freut sich der Clubfan eben nicht an Lobhudel-Artikel der Gazetten, sondern am Blick auf die Tabelle.
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Über den Zustand fehlender Beachtung, den Max Raabe besingt, könnte man auch in mancher Stadt in Fußball-Deutschland ein Liedchen trällern und da hilft es auch nix, wenn man das Gegenteil behauptet wie Dieter Hecking: »Endlich hat dieser Verein eine Phase, wo er in aller Munde ist. Das hat der Club verdient.« Denn wenn das der Zustand von "in aller Munde" sein soll, was der FCN gerade erlebt, ist man wirklich sehr bescheiden.
Bei kicker online reichte es nach diesem Wochenende zwar sogar am Montag zur Top-Story mit "Hecking denkt an die "Knallerspiele", aber dann doch nur für ganz kurze Zeit, während sich am Titelblatt der Print-Ausgabe keinerlei Erwähnung wiederfindet. Auch hier bei SPOX findet man bei den Aufmachern gar nicht statt, ein ähnliches Bild auch bei den 'Kollegen' von Sport1 im Netz wie auch im TV beim "Doppelpass". Und die öffentlich-rechtlichen Kollegen widmeten der Begegnung in der Sportschau nur eine (sehr frühe) (und knappe) rudimentäre Spielberichterstattung während das ASS (Aktuelle Sportstudio) der Begegnung gegen Wolfsburg nur Wolfsburgs Krise abgewinnen konnte.
In der Jugendsprache würde man jetzt wohl sagen: "Dann heul doch!" und damit nachdrücklich und prägnant zum Ausdruck bringen, dass ein artikuliertes 'mediales Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom' nur Peinlichkeiten mit sich bringt frei nach dem Motto: "Jetzt fühlen sie sich wieder zu wenig beachtet." - Stimmt aber nicht, zumindest nicht bei denen, die differenzierter darüber nachdenken. Denn: In den Medien gilt schon lange nicht mehr, dass man sich mit Sportjournalismus auseinandersetzen muss, sondern an die Quote zu denken hat - und Quote macht keine distanziert, analytische Auseinandersetzung, Quote wird mit Boulevard gemacht, mit Stars und Sternchen, mit Skandalen und Krisen, mit Hochfliegern, Meistermachern, Abstürzen und Versagern.
Wer in die Medien will, der braucht mehr als Platz 1 der Rückrundentabelle, mehr als "zweitbester Sturm 2011" (19 Tore, nur Bayern war besser - seit HSV-Spiel ...) und "beste Abwehr 2011" (5 Gegentore wie der BVB). Für die Medien braucht es eher so ein Ballyhoo wie beim Mainzer Karnevalsverein, bei dem man übrigens den Aufstiegscoach Andersen genau wegen zu wenig Ballyhoo-Faktor am Anfang der Saison auch entließ.
Dem FCN fehlt es da im Grunde an allem: Die einzigen Stars, wenn man sie denn so nennen will, sind Schieber und Gündogan, doch beide spielten zuletzt wegen Verletzung nicht oder auf absehbare Zeit nicht mehr, und die Leistungsträger haben sich längst entschieden, die leiseren Töne in der Öffentlichkeit anzuschlagen (Pinola, Schäfer, Simons). "Der Star ist die Mannschaft" mag zwar stimmen und sportlich sinnvoll sein, ist aber extrem medial unsexy.
Während man sich zum gleichen Zeitpunkt der Hinrunde noch mit Berichten und Reportagen über die Sensationsstürmer Gekas und Cissé überschlug und aus Mainz und Freiburg und deren Trainer Tuchel und Dutt schon die Erfolgsmodelle der Zukunft bastelte, ist in Nürnberg ein knurriger, aber netter Herr Hecking am Werkeln, verteilen sich die Torschützen im Gieskannenprinzip über die Mannschaft und jedes Fußballspiel wird erstmal unprätentiös als Arbeit angenommen und begonnen.
Das Ziel des FCN formulierte vor gar nicht langer Zeit Martin Bader (2009): "Glauben Sie uns: Wir wären gerne zehn Jahre lang eine graue Maus, wenn wir dafür zehn Jahre lang in der Bundesliga spielen dürften." Und in der Tat: Nachdem man jahrelang als Chaos-Club einsortiert war, als Rekordab- und -aufsteiger, und viele die Außendarstellung des ehemaligen Präsidenten Michael A. Roth als stilprägend ("Ich habe eine Pistole samt Waffenschein und würde einigen am liebsten das Hirn durchpusten.") empfanden, ist der Clubfan heute zwar leicht pikiert ob der (fehlenden) medialen Beachtung, kann damit im Grunde aber gut leben. Denn genauer betrachtet ist man a) nicht alleine (oder: wer spricht wirklich von Bayer Leverkusen und auch Hannover ist in Anbetracht der Situation ja auch nicht wirklich im Zenit des Interesses) und b) täte zu viel Lobhudelei dem Verein und Umfeld auch gar nicht gut. Bereits jetzt scheint die Tabellensituation ja manchem Fan schon zu Kopf zu steigen und dass die Spieler nicht abheben und weiterhin ihre Rolle und ihren Wert für das Ganze richtig einsortieren können, ist wohl einer der Schlüssel des Erfolgs und zudem auch gut im Hinblick auf weitere Zusammenarbeit.
Keine Frage: Chapeau! in Richtung solcher Mannschaften wie Mainz, die es tatsächlich irgendwie hinbekommen haben, im großen Medienzirkus eine gewisse Beachtung erlangt zu haben (sogar dann noch, wenn man sportlich in der Rückrunde gerade mal noch den 13ten Platz belegt - Tendenz fallend). Aber tauschen möchte man mit ihnen als Clubfan eigentlich nicht. Reicht schon beim FCN die Sorge, dass vielleicht einer auf die Idee käme, den Hecking zu umgarnen, so ist bei Dutt und Tuchel ja praktisch Dauermedienwirbel garantiert. Gleiches im Übrigen mit den Spielern: Reicht uns schon das Interesse an Gündogan, so sind wir doch froh, wenn so mancher Spieler noch nicht gleich nach einer Handvoll guter Spiele in die Nationalmannschaft berufen und damit endgültig der Kopf verdreht wird.
Man gerät immer in die Gefahr der Larmoyanz, wenn man dieses Thema anspricht, doch sei noch einmal versichert, dass dieser Zustand der stiefmütterlichen (Nicht-)Beachtung durch die Medien, was kaum wegzudiskutieren ist, eben gar nicht so bejammert werden sollte! Denn der FCN ist bei weitem noch nicht soweit, sich dem Medienrummel in seiner Gänze zu stellen. Noch ein paar Jahre solide "graue Maus mit ein paar bunten Flecken" (Martin Bader) wäre dagegen genau das richtige, um dann vielleicht gewappnet zu sein, auch mal eine herausragende Saison an der Sonne wieder zu überstehen. Und so lange freut sich der Clubfan eben nicht an Lobhudel-Artikel der Gazetten, sondern am Blick auf die Tabelle.
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Aufrufe: 5506 | Kommentare: 12 | Bewertungen: 24 | Erstellt:14.03.2011
ø 9.0
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
16.03.2011 | 12:04 Uhr
-3
thorsk :
Spielt Nürnberg schon wieder erste Liga?
2
16.03.2011 | 11:32 Uhr
0
sensemc :
Lieber schön in Ruhe weiterarbeiten!Genauso wie es jetzt ist.
NUR DER FCN
0
15.03.2011 | 17:03 Uhr
0
Zielpublikum : @Anderson8
Also Bayern3 höre ich noch hier im Frankfurter Exil dann und wann via Internet, aber die bayuwarische Zuneigung des Haussenders der Batzis ist auch da kaum zu unterdrücken. Beurteilt man die mediale Wahrnehmung, muss man sicher auch bisschen Distanz zum Frankenland haben, denn sicher ist da die regionale Medienlandschaft auch mit dem Thema Club gut beschäftigt. Aber hier geht es ja doch mehr um überregionale Bedeutung.
0
15.03.2011 | 16:51 Uhr
0
LTCR :
Also erstmal bekommst du 10 Punkte. Wunderbar geschrieben, genau meine Gedanken getroffen. Ich bin als Clubfan ganz bei Bader und der grauen Maus mit bunten Flecken Sache. Ich hab sogar Angst vorm Erreichen der EL, wegen der Doppelbelastung. Mir wäre insgeheim vielleicht sogar ein 9. oder 10. Platz lieber. Wenn wir nun wirklich 6. oder 7. werden, ist das ein Riesenerfolg, aber bringt auch eine Belastung mit sich. Ich erinnere mich noch an das Jahr nach dem Pokalsieg und an wunderbare Spiele gegen Zenit oder Benfica.
Das mit den Medien ist wahr, stört mich aber nicht, sollen sie doch ihre Bayern-Experten holen und Bayern Pressekonferenzen machen. Oder den BVB, Mainz und Freiburg hochjubeln, weil sie junge Trainer haben (und natürlich auch Erfolg). Der Hecking passt eben nicht richtig in die aktuelle Erscheinung eines Trainers, die zurzeit in den Medien propagiert wird. Is alles nicht schlimm, freu mich dafür über die Tabelle :)
1
15.03.2011 | 15:40 Uhr
0
http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1127026
0
14.03.2011 | 20:25 Uhr
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Das Pokalsiegerfeier/Tierdoku- Debakel hatte ich gerade mit den Bildern vom Aufstieg und der aktuellen Rückrundentabelle erfolgreich kuriert!
Alles für die Katz'!
Beim BR gibt's einfach keine Clubfans.
1
14.03.2011 | 17:07 Uhr
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