Mich würde mal interessieren, was in Köln los wäre, wenn der Prinz Karneval nach, sagen wir mal, London verkauft würde, die Prinzessin kokettiert mit Brasilien und selbst den Bauer zieht es nach Düsseldorf. Was würden all die Funkemariechen und Tanzmajore dazu sagen? Die Föttschesföhler, Fanfarenoffiziere, der Elferrat. Und jetzt stelle man sich vor, es gäbe gar keinen Präsidenten! Keiner da, der die ganze Horde mal organisiert. Die Bläck Fööss würden mit den Büttenrednern tanzen, die Mariechen würden Büttenreden halten und die Tanzoffiziere sich im Gesang versuchen. Vermutlich würde das Publikum die Bühne stürmen und die Sache selbst in die Hand nehmen. Unmöglich? Enäää. So sieht es gerade aus bei unserem allseits geliebten Effzeh.


Wolfgang Niedecken auf die Frage, ob er sich vorstellen könne Effzeh-Präsident zu werden: "Wenn man in eine Schlangengrube steigt, sollte man wenigstens wissen, wo die Giftschlangen, wo die Würgeschlangen und wo die Blindschleichen sind."


Dabei ist alles so schön geregelt. Die Vereinssatzung sieht vor, dass bei Ausscheiden des Präsidiums unverzüglich eine Mitgliederversammlung einberufen werden muss, um ein neues Präsidium zu wählen. Im aktuellen Fall ist unverzüglich ca. 6 Monate. Wenn man jetzt die Tradition des Vereins und das Alter der Stadt in Erwägung zieht, ist das schnell. Das hat aber mehr oder weniger mit dem oben zitierten Satz von Wolfgang Niedecken zu tun. Praktisch sah es so aus, dass der Verwaltungsrat (17 Mitglieder, nicht 11!) ziemlich schnell nach dem Rücktritt tagte. Ziemlich schnell war auch geklärt, dass kein Mitglied des Verwaltungrats als Kandidat für den Vorstand zur Verfügung steht. Der Vollständigkeit halber sei schon mal erwähnt, dass Investor Franz-Josef Wernze Mitglied des Verwaltungsrats ist.


Man ziert sich also in und um Köln dieses verantwortungsvolle Amt zu übernehmen. Und wie der Teufel es will, rückt die Entscheidung der Findungskommission just in dem Moment in erreichbare Nähe, als sich der Verein sportlich in einer ziemlich desaströsen Lage befindet. Zu allem Überfluss wird die Wahl des neuen Präsidiums auf den 23. April gelegt, 2 Spieltage stehen da noch aus... aber wenigstens ist man inzwischen so weit ein Präsidium präsentieren zu können. Nachdem etliche Kandidaten vom Headhunter derart gehetzt wurden, dass sie entnervt aufgegeben haben, sind wir doch tatsächlich op dr schääl Sick, mitten auf dem Parkplatz fündig geworden. Werner Spinner, ehemaliges Vorstandsmitglied der Bayer AG Leverkusen, soll der neue Präsident werden. Ihm zur Seite, wie soll es anders sein, wird der Präsident Festkomitee Kölner Karneval Markus Ritterbach gestellt. Jetzt kommt der Clou, haben wir ja noch nicht genügend Abstrusität erreicht, wir importieren „dereffzehliegtmirsoamherzenichmachmirsolchesorgen" Ex-Weltklassetorhüter Harald „Toni" Schumacher in das Präsidium. Der soll für sportliche Kompetenz sorgen.


Jetzt haben wir ja immer alle gepredigt, der Klüngel muss fott, neue Köpfe müssen her, die nicht so verwachsen sind mit den Strukturen hier in Köln, am besten gar keine Kölner, Macher, die nur im Sinne des Vereins handeln. Dieses Dreigestirn ist dabei herausgekommen? 3 x Kölle Alaaf. Das dachte sich wohl auch Karl-Heinz Thielen, als ehemaliger Fußballer und Manager an allen nationalen Titeln des Effzeh beteiligt. Zwei Leverkusener verstärkt durch den Oberjecken? Dat kann doch nit wohr sinn! Also hält sich Herr Thielen nicht mehr bedeckt und kündigt seine Kandidatur an. Jetzt wird’s ein wenig kompliziert. Nach den Statuten können auf der Versammlung nur die Kandidaten des Verwaltungsrat gewählt werden. Und zwar nur alle 3 gemeinsam. Erhalten sie im ersten und zweiten Wahldurchgang keine einfache Mehrheit, dürfen von den Mitgliedern Kandidaten vorgeschlagen werden und jeder Kandidat tritt einzeln an. Die 3 mit den meisten Stimmen haben gewonnen.


Interessant ist Thielens Vorgehen. Er gibt dem Verwaltungsrat einen Tag vorher Bescheid, dass er als Präsident zur Verfügung stehe: sollte er nicht berücksichtigt werden, überlege man eine Woche vor der Versammlung, ob man sich dort zur Wahl stelle. Weiterhin interessant: zweiter Mann in seinem Präsidium ist Franz-Josef Wernze. Der Wernze, der als Verwaltungsratmitglied nicht als Präsident kandidieren wollte und Anteile an einigen Spielern besitzt. Dritter Mann im Bunde ist Bernd Steegemann, zuletzt Vize-Präsident des Effzeh von 1997 – 2004.


Jetzt sitze ich hier, und kann am 23.4. auf keinen Fall zur Versammlung fahren. Dabei denke ich mir, was ist das wieder für ein karnevaleskes Treiben bei meinem Club. Es wird wohl zur Kampfabstimmung kommen, Kampfabstimmung zwischen Leverkusener Karneval und kölschem Klüngel? Eigentlich bin ich ja ganz froh, dass ich nicht abstimmen kann.