Unser neues Auto hat einige Eigenschaften, die schwer zu verstehen sind. Und vielleicht sind wir nicht da, wo wir sein wollen. Aber wir haben alle so viele Formel 1-Saisons hinter uns und wir wissen alle, dass wir vor Australien nicht genau wissen, wo wir im Verhältnis zur Konkurrenz stehen."



Dieser Satz scheint in Stein gemeiselt zu sein. Aber immer der Reihe nach.
Die Vorgabe der Teamleitung schien unmissverständlich. "Die konservative Herangehensweise der letzten Saison vergessen zu machen ". LdM ist in seinen Erklärungen immer sehr bescheiden. Die letzjährige Niederlage, ganz klar als solche zu bezeichnen, schuldete man einer Herangehensweise die sogarnicht den eigenen Ansprüchen genügte. Pat Fry sollte dieses Problem lösen und so begann man im Sommer mit dem Projekt einer radikalen Umstrukturierung. Alles wolle man verbessern. Die Aerodynamik allen Voran. Mechanisch betrachtet verwendete man eine andere Achsaufhängungsphilosophie. Radikale Ansätze die hier nicht näher erläutert werden, sollten der Scuderia wie Phönix aus der Asche eine Rückkehr an die Spitze gewährleisten.

Die Testfahrten in diesem Jahr erschrecken eher, als das sie begeistern. Ich spreche nicht von Showrunden, jedoch haben die schnelleren Zeiten, die man fuhr einen eigenartigen Beigeschmack.

Übersetzen wir Fernandos Satz in unsere Sprache = Wir haben mehr probleme, als wir im Moment bewältigen können und die Anderen sind weiter als wir und schneller!

Das allarmierendste Zeichen ist der Reifenabbau. Longruns die nach Kurzsprints aussehen und Fahrverhalten das nach Eiertanz beziffert werden darf. Teampolitisch ein ausgesprochenes Redeverbot der übelsten Sorte und Entwicklungstechnisch keine Hoffnung auf Besserung, da man ja nicht wisse in welche Richtung man entwickeln solle! Die pure Enttäuschung macht sich breit. Abzulesen an Gesten, Gesichtern und in Zitaten.

Jedoch und das ist die andere Seite der Medaille, welches Potenzial hat dieser Bolide denn nun wirklich? Eine Frage die wohl in Maranello einige Rechner heiss laufen lässt. Lasst uns versuchen die Baustellen zu Identifizieren.


1.Aerodynamik

Die Aerodynamik scheint wieder einmal der Schwachpunkt sein, wie letztes Jahr. Aber die Ergebnisse des Windkanals haben nur teilweise damit zu tun. Die Schwierigkeiten ergeben sich aus der Komplexität eines Projekts, dass mit extremen Lösungen versucht wurde, den Wettbewerb zu erhalten. Der seitliche Auspuff bläst in der Praxis noch nicht die erwarteten Ergebnisse, in Bezug auf die Rückgewinnung der Last an der Hinterachse. Die Variante wurde nicht ausgeschlossen, aber es wird mehr Zeit brauchen, um es zu entwickeln. So hatte man bei Ferrari einen Rückzieher machen müssen und somit einer eher traditionellen Version erstmal Vorrang gewährt. Und die Aktion hat die Ingenieure der Scuderia gezwungen, riesige Datenmengen zu sammeln, die auf der Strecke erstmal dann analysiert werden mussten. Das Gefühl, dass nicht nur die Ferrari-Crew hat, ist, dass dieses Auto eine Menge von Varianten in der Entwicklung zu lässt und somit das Potenzial schwer zu ermitteln sei, jedoch lässt sich die Entwicklungsrichtung momentan schwer bestimmen. Ein Luxus der während einer Saison nicht zu kompensieren sein wird. F1Ings haben alles, nur keine Zeit.

2.Abbau

Die extreme Instabilität der Reifen scheint das nächste Übel der momentanen Entwicklungstufe zu sein. Auf die einzelne Runde scheint das Paket zu funktionieren, jedoch nicht ohne Probleme vollzieht sich der Longrun, der wie selbst Button anmerkte, der Ferrari mit steigender Rundenazahl ein sehr nervöses Heck und somit eine überpropotionale Instabibiltät am Kurveneingang und eine mangelnde Traktion am Kurvenausgang generiert. Dieses Problem ist so eklatant, dass man Hirode Hamashima (ehemals Bridgestone) und Pirelli-Ingenieure massivst damit beschäftigte, einen einigermaßen akzeptablen Kompromiss zu finden. Ein solcher der eben die Aerodynamik dermaßen beschränkt, dass man nicht mehr von einem Projekt aus einem Guß spricht, sondern von einem Flickenteppich.

3.Haltbarkeit

Die gute Nachricht, so weit, scheint die Zuverlässigkeit zu sein. Abgesehen von einem gravierenden Nachteil auf die Änderung im ersten Test in Barcelona hat der F2012 mit Regelmäßigkeit Kilometer abgespult. Die Bilanz mit Alonso und Massa, 270 Runden in Jerez und 817 in zwei Sessions in Montmelo, für eine Gesamtmenge von 4998 km (ca. 16 Gp's) in 12 Tagen. Unter den Top-Teams war nur Mercedes besser.

Voraussicht

Welch Potenzial dieses momentane Paket auch immer hat. Die Scuderia kommt mit dem Flicken nicht hinterher. Nicht zuletzt die Aussage von Pat Fry: "Die seitliche Auspuffvariante biete wohl das größere Potenzial und gibt somit die Entwicklungsrichtung vor" wirkt eher als Frase als Optimismus. Fakt ist aber auch, dass man nicht sagen kann, wie denn nun dieses Auto im Verhältnis zur Konkurrenz steht. Schwieriger als sonst scheint die Einstufung. Sicher scheint nur, dass die Scuderia die Problematik des letzten Jahres einfach umgedreht hat. Auf eine Runde zu langsam aber in den Longruns stark. Sehen wir mal wohin es dieses Jahr führt. Vielleicht bewahrtheitet sich mal wieder der Satz den wir alle kennen mit dem schnellen Auto und der Konstanz. Allein bei der komplexität der Probleme fehlt mir der Glaube. Ich befürchte, wie millionen von Ferraristi weltweit, eine Saison in der man die Hecks, wie es scheint von Mclaren, genauer aus dem Cockpit erleben wird, als es der Scuderia lieb wäre.

Aber Ferrari wäre nicht Ferrari würden sie keinen Weg finden diesen störrischen Hengst zu zähmen. ich hoffe es so sehr.

in diesem Sinne