Mal ehrlich, gehts nicht ein bissen zu weit? Was derzeit in den Medien nach der Niederlage gegen Real grassiert, reicht von amüsant bis hin zu abstrus. Den Vogel schoss dabei die Bewertung Lewandowskis ab.
Ein TV-Experte etwa schlussfolgerte, dass Lewandowski, beziehungsweise das Team des FC Bayern nicht mehr in der Lage sei, Topleistung zu liefern, weil es in der Bundesliga nicht gefordert sei. Man solle sich ein Beispiel an Real Madrid nehmen. Doch eigentlich ist die Sachlage eine andere.
Der FC Bayern war im Hinspiel spielerisch besser als Real Madrid. Was den Bayern die Niederlage einbrachte, waren zwei Fehler und eine gegen Real nicht ausreichende Chancenverwertung. Zudem darf nicht vergessen werden: Nach acht Minuten musste Robben vom Platz, 26 Minuten später Boateng. Solche Umstellungen kann auch ein Top-Team nicht einfach mal eben so auffangen. Abgesehen von den Ausfällen per se hatte Heynckes noch genau eine Wechsel-Option zum Ändern seiner Taktik. Dass die Außenseiten seit der Verletzung von Coman knapp besetzt sind, ist eine andere Sache und hat nichts mit einer prognostizierten schwachen Motivation des Teams zu tun.
Bislang hat München in der Champions League geliefert. Das Rückspiel gegen PSG wurde gewonnen. In Sevilla, wo andere Teams wie Man U sich schon schwer taten, gewann man. Das Rückspiel wurde kontrolliert nach Hause gefahren. Was also erwarten sich die Experten? Einen wilden Ansturm, um gegen Real ins Messer zu laufen? Um zu zeigen, wie motiviert man ist?
Lewandowski war gegen Real abgemeldet, da muss man nicht drüber reden. Aber nicht, weil er nicht fit war, oder weil er nicht motiviert gewesen wäre. Sondern weil bei Real nun mal keine furchtbar schlechten Spieler sind, und die Lewandowski einfach gut aus dem Spiel nahmen. Nur mal so nebenbei: Von Ronaldo, dem gefühlt 300fachen Spieler des Jahres, war genauso wenig zu sehen.
Trotzdem wirft niemand ihm vor, nicht motiviert gewesen zu sein. Bayern war angesichts der spontanen Zwangs-Umstellung und der überschaubaren Alternativen auf der Bank gut im Spiel. Hätte Rafinha nicht den einen üblen Bock geschossen, hätte Ribery sich den Ball nach dem 1:0 nicht zu weit vorgelegt wäre ein Sieg für Bayern drin gewesen. Gegen das Team, das als erstes zwei Mal in Folge die Champions League gewann.