21.12.2011 um 12:20 Uhr
Geschrieben von Rheodred
F95 vs BVB Nachbetrachtung
Eigentlich schreibe ich ja fast nie Analysen. Aber als gebürtiger Dortmunder, eingeschfleischter BVB, seit 6 Jahren Wahl-Düsseldorfer und mittlerweile Fortuna Sympathisant stellt sich die Frage: Wann, wenn nicht zu diesem Spiel?!
Ausgangslage:
Herbstmeister der 2.Liga (mit Allzeit-Punkte-Rekord) gegen den amtierenden Erstliga-Meister.
Was auf dem Papier für manche ein Selbstläufer ist, erwies sich bei näherer Betrachtung schon im Vorfeld als weniger klar.
Die Fortuna hatte bis zum letzten Freitag schon seit Zeiten der Weimarer Replublik kein Pflichtspiel mehr verloren, nahm man alleine die Heimspiele, musste man sogar bis zum Pleistozän zurück blicken.
Der BVB trat nach einem unfassbar intensiven Jahr fast mit der letzten Elf an, spätestens nachdem direkt vor dem Spiel mit Kagawa auch noch der dritte Mittelfeldstammspieler passen musste, musste jeden klar sein, dass das bei einem starken Gegner, gegen 50.000 euphorisierte und sensationshungrige Fans, ein hartes Stück Arbeit werden würde.
Vielleicht war man nicht auf Augenhöhe, aber weitaus näher beieinander, als man das oberflächlich betrachtet gemeint hätte.
Beim BVB stand ein Reserve Rechtsverteidiger ohne Spielrythmus in der Innenverteidigung, der Linksverteidiger spielte letzte Saison noch 3.Liga und der abwanderungswillige einstige Welttorjäger durfte/musste seine Einsatzzeit dieser Saison mal eben verdoppeln.
Wer da der Meinung war, der BVB könne/müsse die Fortuna mal eben herspielen, hat auf diesen Sport einen gänzlich anderen Blick, als der Autor dieser Zeilen.
In den ersten 20 Minuten stand die Fortuna extrem tief und war darauf bedacht, nicht in in Rückstand zu geraten, der BVB gefiel mit Spielkontrolle, häufigen Verlagerungen auf die Aussenpositionen und einigen brauchbaren Flanken.
Mit zunehmender Spieldauer wurde die Fortuna mutiger, auch, weil man begriffen hatte, dass der BVB mit Patrick Owomoyela eine echte Angriffsfläche bot. Immer wieder spielte man die Bälle auf seine Seite und es gelang des Öfteren, Bröker oder auch Rösler mit Tempo auf ihn zu zuschicken, was zu Stellungsfehlern und somit Fouls führte.
Nach gefühlten 6 Fouls in 10 Minuten wurde Owomoyela denn auch folgerichtig vom Platz gestellt.
Das man ab diesem Zeitpunkt ein komplett anderes Spiel zu sehen bekam, lag sowohl an der zwangsläufigen Unterzahl des BVB, als auch an der Tatsache, dass Gündogan ab ca. der 20 Minute eigentlich verletzt war und kein einziegs Sprintduell führen konnte. Man kann davon ausgehen, dass Günni schon nach 30 Minuten ausgewechselt worde wäre, wenn denn der BVB noch über so etwas wie Defensivspieler verfügt hätte.
Ursprünlich reagierte Klopp auf den Platzverweis mit eine Doppelumstellung, in dem er Pisczek in die Mitte und Grokreutz auf die AV Position zog, doch erwies sich der Pole innen taktisch ebenso überfordert, wie vor ihm Owomoyela.
Die Fortuna versuchte mit viel Mut, Kampf und Tempo die momentane Destabilisierung des BVB zu nutzen und mit einer Führung in die halbzeit zu gehen, einzig der über 120 Minuten bärenstarke Mats Hummels und Roman Weidenfeller waren ausschlaggebend dafür, dass der BVB ohne weiteren Schaden in die Halbzeit kam.
Ich habe erst kürzlich Roman Weidenfeller dahin gehend kritisiert, dass er ein sehr solider und verlässlicher Torhüter ist, der hält, was eben zu halten ist, aber so gut wie nie mal mit dem ein oder anderen "Unhaltbaren" Punkte festhält. Gestern hat er mich Lügen gestraft. Vor allem Röslers Freistoß unmittelbar nach dem Platzverweis muss man wirklich nicht halten. Ganz starke Aktion von Beiden! Hätte es da 1:0 gestanden, behaupte ich mal, wären wir mit einem 3:0 ausgeschieden.
Die 2.Hälfte begann ähnlich, wie die erste endete, jedoch stellte Jürgen Klopp wieder auf eine Art 3er Kette um, in dem er Pisczek wieder auf Aussen zog, Löwe mehr ins Mittelfeld und Großkreutz eine Mischung aus linken Verteidiger und linkem Inneverteidiger spielte. Da man zudem Gündogan wieder in so weit hergestellt hatte, dass er wieder Sprinten konnte, bekam der BVB ab der 60 Minute wieder mehr Zugriff auf das Spiel. Es entwickelte sich eine Pokalschlacht mit viel Tempo, hoher Intensität und vielen Zweikämpfen, einzig die echten Highlights in Sachen Torraumszenen blieben weitgehend aus. Zwischenzeitlich musste man sogar Sorge haben, dass das Spiel überhaupt 10 gegen 11 beendet werden würde, doch eine umsichtige Spielleitung zusammen mit der Tatsache, dass allen Akteuren spätestens in der Verlängerung merklich die Kräfte schwanden, sorgten dafür, dass sich alle Gemüter wenigstens wieder ein bisschen beruhigen konnten.
Die Fehlerquote erhöhte sich merklich, einigen Spielern (Lumpi Lambertz, Lewandowski, Pisczek, Löwe) fiel es sichtlich schwer, überhaupt noch mehr als Schlendertempo aufzunehmen.
Rösler und Lambertz auf Seiten der Fortuna, Kuba und Kehl auf Seiten des BVB ließen auch in Sachen Spielgestaltung und "Mitreißen" merklich nach, weil einfach die Luft nicht mehr da war.
Einzig die Fans beider Teams, die sich jedoch auch zwischenzeitlich eine kleine "Auszeit" genommen hatten, liefen noch einmal zur Höchstform auf und peitschten ihre jeweiligen Teams nach vorne.
Schlußendlich kam es, wie es kommen musste und ein Spiel, das eigentlich keinen Sieger (oder verlierer?!) verdient hatte, wurde durch Elfmeterschießen entschieden.
Hier gibt es dann keine "verdienten" Sieger oder Verlierer, zum Gewinn eines Elfmeterschießens gehört letzlich auch immer eine gehörige Portion Glück. Je zwei Mal war in der Zeitlupe gut zu sehen, dass der jeweilige Torhüter beinahe dran, oder im Falle von Weidenfeller einmal sogar dran war.
Spielfazit:
Zwei top-motivierte und kampfstarke Mannschaften gruben über 120 Minuten den Platz um und gaben zum Jahresende noch einmal jedes Korn, das irgendwie aufzutreiben war. Zwischendruch wurde sogar -gerade von Seiten der Fortuna- noch richtig gut Fußball gespielt. Es war spannend, intensiv und temporeich und nur, wer unbedingt das Haar in der Suppe finden will, wird sich über die in 120 Minuten fehlenden Tore ärgern.
Der BVB hat gezeigt, dass er in der Lage ist, über Einstellung, Kampfeswille, Disziplin und Teamgeist zum Erfolg zu kommen, wenn denn die spielerischen Mittel nicht ausreichen.
Die Fortuna hat gezeigt, dass sie neben den schon beim BVB beschriebenen Tugenden auch fußballerische Qualitätn besitzt. Am Flinger Broich ist ein Team zusammen gewachsen, dass nicht nur beste Chancen auf den Aufstieg, sondern auch durchaus das Potenzial zum "Drinbleiben" hat. Teams wie Freiburg, Augsburg, Mainz, Köln oder auch Lautern sind keinen Deut besser.
Natürlich freue ich mich darüber, dass "mein" BVB weitergekommen ist, dennoch geht ein großes Lob an die Mannschaft und auch die Fans von F95.
Was ich da gestern gesehen habe, war in meinen Augen über weite Strecken erstligareif!
Zu Teil 2
Ausgangslage:
Herbstmeister der 2.Liga (mit Allzeit-Punkte-Rekord) gegen den amtierenden Erstliga-Meister.
Was auf dem Papier für manche ein Selbstläufer ist, erwies sich bei näherer Betrachtung schon im Vorfeld als weniger klar.
Die Fortuna hatte bis zum letzten Freitag schon seit Zeiten der Weimarer Replublik kein Pflichtspiel mehr verloren, nahm man alleine die Heimspiele, musste man sogar bis zum Pleistozän zurück blicken.
Der BVB trat nach einem unfassbar intensiven Jahr fast mit der letzten Elf an, spätestens nachdem direkt vor dem Spiel mit Kagawa auch noch der dritte Mittelfeldstammspieler passen musste, musste jeden klar sein, dass das bei einem starken Gegner, gegen 50.000 euphorisierte und sensationshungrige Fans, ein hartes Stück Arbeit werden würde.
Vielleicht war man nicht auf Augenhöhe, aber weitaus näher beieinander, als man das oberflächlich betrachtet gemeint hätte.
Beim BVB stand ein Reserve Rechtsverteidiger ohne Spielrythmus in der Innenverteidigung, der Linksverteidiger spielte letzte Saison noch 3.Liga und der abwanderungswillige einstige Welttorjäger durfte/musste seine Einsatzzeit dieser Saison mal eben verdoppeln.
Wer da der Meinung war, der BVB könne/müsse die Fortuna mal eben herspielen, hat auf diesen Sport einen gänzlich anderen Blick, als der Autor dieser Zeilen.
In den ersten 20 Minuten stand die Fortuna extrem tief und war darauf bedacht, nicht in in Rückstand zu geraten, der BVB gefiel mit Spielkontrolle, häufigen Verlagerungen auf die Aussenpositionen und einigen brauchbaren Flanken.
Mit zunehmender Spieldauer wurde die Fortuna mutiger, auch, weil man begriffen hatte, dass der BVB mit Patrick Owomoyela eine echte Angriffsfläche bot. Immer wieder spielte man die Bälle auf seine Seite und es gelang des Öfteren, Bröker oder auch Rösler mit Tempo auf ihn zu zuschicken, was zu Stellungsfehlern und somit Fouls führte.
Nach gefühlten 6 Fouls in 10 Minuten wurde Owomoyela denn auch folgerichtig vom Platz gestellt.
Das man ab diesem Zeitpunkt ein komplett anderes Spiel zu sehen bekam, lag sowohl an der zwangsläufigen Unterzahl des BVB, als auch an der Tatsache, dass Gündogan ab ca. der 20 Minute eigentlich verletzt war und kein einziegs Sprintduell führen konnte. Man kann davon ausgehen, dass Günni schon nach 30 Minuten ausgewechselt worde wäre, wenn denn der BVB noch über so etwas wie Defensivspieler verfügt hätte.
Ursprünlich reagierte Klopp auf den Platzverweis mit eine Doppelumstellung, in dem er Pisczek in die Mitte und Grokreutz auf die AV Position zog, doch erwies sich der Pole innen taktisch ebenso überfordert, wie vor ihm Owomoyela.
Die Fortuna versuchte mit viel Mut, Kampf und Tempo die momentane Destabilisierung des BVB zu nutzen und mit einer Führung in die halbzeit zu gehen, einzig der über 120 Minuten bärenstarke Mats Hummels und Roman Weidenfeller waren ausschlaggebend dafür, dass der BVB ohne weiteren Schaden in die Halbzeit kam.
Ich habe erst kürzlich Roman Weidenfeller dahin gehend kritisiert, dass er ein sehr solider und verlässlicher Torhüter ist, der hält, was eben zu halten ist, aber so gut wie nie mal mit dem ein oder anderen "Unhaltbaren" Punkte festhält. Gestern hat er mich Lügen gestraft. Vor allem Röslers Freistoß unmittelbar nach dem Platzverweis muss man wirklich nicht halten. Ganz starke Aktion von Beiden! Hätte es da 1:0 gestanden, behaupte ich mal, wären wir mit einem 3:0 ausgeschieden.
Die 2.Hälfte begann ähnlich, wie die erste endete, jedoch stellte Jürgen Klopp wieder auf eine Art 3er Kette um, in dem er Pisczek wieder auf Aussen zog, Löwe mehr ins Mittelfeld und Großkreutz eine Mischung aus linken Verteidiger und linkem Inneverteidiger spielte. Da man zudem Gündogan wieder in so weit hergestellt hatte, dass er wieder Sprinten konnte, bekam der BVB ab der 60 Minute wieder mehr Zugriff auf das Spiel. Es entwickelte sich eine Pokalschlacht mit viel Tempo, hoher Intensität und vielen Zweikämpfen, einzig die echten Highlights in Sachen Torraumszenen blieben weitgehend aus. Zwischenzeitlich musste man sogar Sorge haben, dass das Spiel überhaupt 10 gegen 11 beendet werden würde, doch eine umsichtige Spielleitung zusammen mit der Tatsache, dass allen Akteuren spätestens in der Verlängerung merklich die Kräfte schwanden, sorgten dafür, dass sich alle Gemüter wenigstens wieder ein bisschen beruhigen konnten.
Die Fehlerquote erhöhte sich merklich, einigen Spielern (Lumpi Lambertz, Lewandowski, Pisczek, Löwe) fiel es sichtlich schwer, überhaupt noch mehr als Schlendertempo aufzunehmen.
Rösler und Lambertz auf Seiten der Fortuna, Kuba und Kehl auf Seiten des BVB ließen auch in Sachen Spielgestaltung und "Mitreißen" merklich nach, weil einfach die Luft nicht mehr da war.
Einzig die Fans beider Teams, die sich jedoch auch zwischenzeitlich eine kleine "Auszeit" genommen hatten, liefen noch einmal zur Höchstform auf und peitschten ihre jeweiligen Teams nach vorne.
Schlußendlich kam es, wie es kommen musste und ein Spiel, das eigentlich keinen Sieger (oder verlierer?!) verdient hatte, wurde durch Elfmeterschießen entschieden.
Hier gibt es dann keine "verdienten" Sieger oder Verlierer, zum Gewinn eines Elfmeterschießens gehört letzlich auch immer eine gehörige Portion Glück. Je zwei Mal war in der Zeitlupe gut zu sehen, dass der jeweilige Torhüter beinahe dran, oder im Falle von Weidenfeller einmal sogar dran war.
Spielfazit:
Zwei top-motivierte und kampfstarke Mannschaften gruben über 120 Minuten den Platz um und gaben zum Jahresende noch einmal jedes Korn, das irgendwie aufzutreiben war. Zwischendruch wurde sogar -gerade von Seiten der Fortuna- noch richtig gut Fußball gespielt. Es war spannend, intensiv und temporeich und nur, wer unbedingt das Haar in der Suppe finden will, wird sich über die in 120 Minuten fehlenden Tore ärgern.
Der BVB hat gezeigt, dass er in der Lage ist, über Einstellung, Kampfeswille, Disziplin und Teamgeist zum Erfolg zu kommen, wenn denn die spielerischen Mittel nicht ausreichen.
Die Fortuna hat gezeigt, dass sie neben den schon beim BVB beschriebenen Tugenden auch fußballerische Qualitätn besitzt. Am Flinger Broich ist ein Team zusammen gewachsen, dass nicht nur beste Chancen auf den Aufstieg, sondern auch durchaus das Potenzial zum "Drinbleiben" hat. Teams wie Freiburg, Augsburg, Mainz, Köln oder auch Lautern sind keinen Deut besser.
Natürlich freue ich mich darüber, dass "mein" BVB weitergekommen ist, dennoch geht ein großes Lob an die Mannschaft und auch die Fans von F95.
Was ich da gestern gesehen habe, war in meinen Augen über weite Strecken erstligareif!
Zu Teil 2
Aufrufe: 3626 | Kommentare: 5 | Bewertungen: 5 | Erstellt:21.12.2011
ø 8.2
KOMMENTARE
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22.12.2011 | 16:00 Uhr
-1
Rodnox :
HAHAHAHAHA -.... Ihr Dortmunder sei klasse. Ihr dreht und wendet euch das Spiel, bis es passt.
Hätte Bayern, Schalke oder irgendwer anders dieses Spiel so knapp gegen F95 gewonnen, würde hier ein Blog m Stile von: "Wie peinlich für einen Bundesligisten, sich gegen einen 2. Ligisten so schwer zu tun."
Aber ist es die eigene Mannschaft, war es eine kämpferische Meisterleistung.
Köstlich
Keep it coming .....
1
21.12.2011 | 23:19 Uhr
0
nee der hat 4.liga gespielt und is am ende der saison in die 3.aufgestiegen, hat dort ja aber nie gespielt
1
21.12.2011 | 14:27 Uhr
0
Rheodred :
Kritik, Anregungen und sonstige Kommentare bitte wie immer unter Teil 2.
Danke!
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