Die F1 freie Zeit hat endlich ein Ende und doch ist es nicht wie jedes Jahr, denn selten haben neue Regeln solch einschneidende Veränderungen hervorberacht wie diesmal, wo Gewinner auf einmal Verlierer sind und umgekehrt ... Ein Haufen neuer Fahrer und Fahrerkonstelationen lassen einen großen Spielraum für Diskussionen und Spekulationen. Das haben wir zum Anlass genommen - zu viert - über einige dieser Fragen ein wenig zu diskutieren. Viel Spaß beim lesen und wir laden ganz herzlich zum späteren mitdiskutieren ein.

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1. Das erste Rennen ist gelaufen und hat mit Nico Rosberg einen Sieger, der noch vor einem halben Jahr in dieser Dominanz völlig undenkbar gewesen wäre. Ist das nur eine Momentaufnahme oder wird hier gerade wirklich eine Wachablösung eingeläutet?

Hip: Ich muss zugeben, dass ich doch sehr skeptisch war, schließlich ist es in den letzten Jahren nicht das erste Mal, dass Mercedes in der Vorbereitung bei der Musik war und dann im Rennen durchgereicht wurde. Doch scheint es den Silberpfeilen diese Saison wirklich gelungen zu sein, ein mehr als konkurrenzfähiges Gesamtpaket auf die Räder zu stellen. Rosberg wirkt gereift und kann mit dem Auto sicher noch öfter aufs Treppchen fahren. Ich glaube jedoch nicht das RB da tatenlos zuschauen wird. Hoffentlich wird das noch eine ganz enge Kiste.

TURBULENCE: Auch ich war etwas skeptisch, da sich die guten Wintertests von Mercedes in der Vergangenheit nicht in der Saison wiedergespiegelt haben. Aber dass man den Konkurrenten dann dermaßen davonfährt, hat mich wirklich überrascht. Zwar mag Mercedes den Vorteil gehabt haben, dass man Motor und Chassis selbst hergestellt hat und so das Zusammenspiel besser ist, aber gleiches würde auch für Ferrari gelten. Dass die Strecke dem Mercedes besser liegt als dem Red Bull, der bisher erst ein einziges mal dort triumphieren konnte, ist durchaus möglich, aber wer über eine Sekunde Vorsprung pro Runde hat, wird auf einer anderen Strecke ebenso einen großen Vorsprung haben. Dazu kommt noch die Tatsache, dass die Renault betriebenen Teams auf Strecken wie Malaysia, mit vielen langen Geraden und heißen Temperaturen, Probleme haben werden. Das Melbourne Resultat jedoch als Wachablösung zu bezeichnen, scheint mir ein bisschen verfrüht.

Alexander Maack: Bin ich wirklich der Einzige, der mit dem Sieg von Mercedes gerechnet hat? Klar, eine solche Dominanz war nicht vorauszusehen. Aber durch die Entwicklung der letzten Saison in Verbindung mit den Wintertests war Mercedes für mich eindeutig der glasklare Favorit. Ende 2013 wurde ich für meinen Weltmeistertipp Nico Rosberg noch ein wenig schief angeguckt, schon vor dem ersten Rennen war Lewis Hamilton und sein deutscher Teamkollege die heißesten Eisen. Warum? Mercedes hat in den letzten Jahren konsequent aufgerüstet. Überall finden sich hochklassige Ingenieure und Rosberg ist aus meiner Sicht immer noch einer der Fahrer im Feld, die von vielen unterschätzt werden. Natürlich ist jedes Ergebnis eine Momentaufnahme. Aber die Art und Weise, wie Mercedes in Melbourne der Konkurrenz um die Ohren gefahren und dabei offenbar noch nicht mal ans Limit gegangen ist, lässt tief blicken. Bekommt Mercedes es in diesem Jahr endlich hin, das Auto bis zum Ende der Saison konsequent zu verbessern und schnell haltbar zu machen, führt in der Gesamtwertung an den Silberpfeilen wohl kaum ein Weg vorbei. Nach den derzeitigen Eindrücken wird das Team mit einem ordentlichen Punktepolster zum Europa-Auftakt kommen.

RoyRudolphusAnton: Alles andere als ein Mercedes-Erfolg wäre nach den Wintertests eine kleine Sensation gewesen. Deshalb haben sie die Erwartungen - auch die eigenen - in Melbourne erfüllt, aber nicht übertroffen. Der Ausfall von Hamilton schmerzt, denn ohne Technik-Trouble wäre ein Doppelsieg zwingend gewesen. Stand jetzt ist Mercedes klar das Team to beat, doch ich könnte mir gut vorstellen, dass Red Bull schon zum Europa-Auftakt wieder bei der Musik ist.

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2. Alle Mercedes-angetriebenen Autos waren eine Klasse besser als ihre direkten Konkurrenten. Ist ihnen der große Wurf gelungen und kostet Renault seinen Teams schon in den ersten Rennen den Titel?

Alexander Maack: McLaren und Williams waren schon in Melbourne echte Podiumskandidaten, Williams hatte einfach Pech, dass das schnelle Auto nicht in ein gutes Rennergebnis umgewandelt werden konnte. Zudem hat Nico Hülkenberg gezeigt, dass selbst der Force India auf der Strecke kaum Probleme hat, den Ferrari von Fernando Alonso hinter sich zu halten. Er wurde schließlich nur beim Boxenstopp überholt. Mercedes hat in Australien das ausgereifteste Package gehabt. Und da liegt die Kernfrage: Ist die Powerunit wirklich meilenweit voraus oder können Renault und Ferrari nur noch nicht ans Limit gehen? Ich glaube, dass die zweite Variante zutrifft. Mercedes hat durch die Werksverbindung einen Vorteil gegenüber Renault. Red Bull ist zwar das privilegierte Team bei den Franzosen entwickelt wurde der Motor aber autark. Ich gehe davon aus, dass Renault und auch Ferrari bald aufschließen, weil sie die Fehler ausmerzen. Zwar sind die Motoren schon homologiert, aus ERS ist aber noch ordentlich Power rauszuholen. Es ist das Zusammenspiel der unterschiedlichen Komponenten, das noch immer nicht reibungslos funktioniert. Daher wird es wohl richtig interessant, wenn sich die Saison ähnlich entwickelt wie die letzten: Red Bull ist das führende Team in der Weiterentwicklung seiner Autos. Zudem hat Newey den RB10 extrem auf Kante genäht, die noch anfällige Technik unter der Abdeckung eng zusammengepresst. Hat Renault die Haltbarkeit im Griff und entwickelt das Weltmeisterteam wieder besser als die anderen, könnte eine echte Aufholjagd gegen Saisonende anstehen.

RoyRudolphusAnton: Es ist klar zu sehen, dass neben dem Mercedes-Werksteam auch Mclaren nach ihrer Odyssee des Vorjahres und auch Williams, die eine katastrophale Saison hinter sich haben, den Takt vorgeben. Ich halte Williams für deutlich stärker, als es in Melbourne am Ergebnis zu sehen war; Bottas hätte aufs Podium fahren können. Nicht zu vergessen ist Force India, ein weiteres Team mit Mercedes-Power, denen ich jedoch nicht den ganz großen Sprung zutraue. Bei Renault muss man abwarten, wie schnell verloren gegangenes Terrain zurückerobert werden kann. Liegen die Probleme tiefer, könnte für Red Bull eine Saison der Konsolidierung bevorstehen. Lotus ist unheimlich schwer einzusätzen, weil sie bisher unter ferner liefen unterwegs waren.

TURBULENCE: Der Mercedes-Motor ist momentan einfach das non-plus-ultra. Er hat mit Abstand die meiste Power und die größte Zuverlässigkeit, also alles, was ein guter Motor haben muss. Dass der Renault seinen Teams den WM-Titel kosten könnte, was in 2010 und 2013 schon zweimal fast der Fall gewesen wäre, liegt nicht alleine an den Franzosen. Gerüchte besagen, dass man bei Red Bull mit der Befürchtung, die anderen Teams könnten so an Daten kommen, eine nähere Zusammenarbeit mit Renault ablehnte. So könnte das schlechte Zusammenspiel des Motors mit dem restlichen Auto zu erklären sein. In dem Falle wäre Red Bull zu einem großen Teil selber schuld, auch wenn der Renault einfach zu wenig Power und Zuverlässigkeit hat, um die Franzosen nicht völlig aus der Kritik zu nehmen. Man muss abwarten, ob Renault diese Probleme trotz Homologation noch beheben kann. Zu Ferrari kann man nicht mehr sagen als: solide. Auch dieses Jahr ist der Ferrari-Motor nicht der mit der meisten Power, aber auch nicht der unzuverlässigste. Jedoch haben die Ferrari-Teams, Stand jetzt, viel zu wenig aus deren Möglichkeiten gemacht.

HIP: Mercedes ist zum aktuellen Zeitpunkt sicher am weitesten von allen Teams und wenn sie dieses Niveau halten, dabei kontinuierlich weiterentwickeln, dann denke ich schon das dies nicht der einzige Sieg bleibt. Die Vergangenheit hat gezeigt, wie schnell sich das Blatt wenden kann und ich bin sicher das Renault alle Ressourcen abrufen wird, um solch ein Debakel wie in Melbourne nicht zu einem Dauerzustand werden zu lassen.

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3. Magnussen, Ricciardo und Co.: Sicher eine Riesenüberraschung, wie die Youngster den Platzhirschen - u.a. vier Weltmeistern - auf der Nase herumtanzen. Haben sie die Fähigkeiten und das Charisma, eine neue Ära von Rennfahrern zu prägen oder haben sie sich einfach nur am Besten auf die neue Regeln eingestellt ? Wem ist es am Ehesten zuzutrauen, dieses Niveau zu halten?

HIP: Ich halte es ein bisschen verfrüht nach einem Rennen von einem Wachwechsel der Generationen o.ä. zu sprechen. Zugegeben, das Rennen in Melbourne stand klar im Zeichen vom Mercedes und den Youngstern, doch eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Wenn Teams wie Red Bull und Ferrari ihren Konstruktionsrückstand aufholen wird es bedeutend schwerer sich in Szene zu setzen. Doch gerade mit Ricciardo und Magnussen scheinen zwei echte Talente in der F1 angekommen zu sein, dies so manchem etablierten Fahrer um die Ohren fahren werden.

Alexander Maack: Ricciardo hat ja schon in den letzten Jahren nachgewiesen, dass er Talent hat. Mit einem Toro Rosso fährt man nur unter extremen, unerwarteten Bedingungen um den Sieg. Fragt mal Sebastian Vettel... Dass Magnussen und Kvyat schon beim ersten Rennen überzeugen, ist aber logisch. Erstens ist im Motorsport ähnlich wie im Fußball die Förderung der Talente wesentlich professioneller geworden. Selbst ein Mittelfeldteam wie Force India kooperiert mit Hilmer Motorsport und schickt damit ein eigenes Nachwuchsteam in die GP2. Ferrari hat mit Jules Bianchi einen sehr guten Piloten aufgebaut und versucht mit Raffaele Marciello den ersten italienischen Starfahrer seit Jahrzehnten heranzuzüchten - mit guten Erfolgschancen. Bei Red Bull ist nicht nur dank Sebastian Vettel klar, was sie in diesem Bereich leisten. Ach ja: McLaren hat noch Stoffel Vandoorne in der Hinterhand, wenn einige von Magnussen als Hamilton-Nachfolger reden, dann sage ich: Wartet noch ein bisschen ab. Zweitens haben die Rookies aktuell die beste Voraussetzung um zu überzeugen. Ist das Auto gut, springen durch die wieder Formel-1-typischen größeren Abstände auch ordentliche Platzierungen raus. Und: Ich glaube, dass sich ein junger Pilot im Schnitt wesentlich schneller auf die neue Technik und das neue Fahrverhalten der Autos einstellt, als ein Fahrer, der schon zehn Jahre in der F1 unterwegs ist. Trotzdem müssen Kvyat und Magnussen jetzt erstmal zeigen, was in ihnen steckt. Schnell sind alle Fahrer in der Formel 1, wir haben schon seit den letzten Jahren das vielleicht beste Feld der Geschichte. Es geht für sie jetzt darum, die Leistung an jedem Wochenende konstant abzurufen und da haben die Erfahreneren ihre Vorteile.

RoyRudolphusAnton: Man sollte vorsichtig mit allzu frühen Prognosen sein, aber ich halte Magnussen für einen kommenden Weltmeister. Dass er ein Mega-Talent ist, braucht man nach seiner Premiere nicht gesondert herausstreichen. Wie souverän er jedoch sein allererstes (!) Formel-1-Rennen bestritt, wie kontrolliert und überlegt das alles wirkte, war schon sagenhaft. Über Ricciardos Leistung habe ich mich sehr gefreut, er ist einer, den man aufgrund seiner Art eigentlich mögen muss. Ob er dauerhaft im Konzert der Großen wird mitfahren können - warten wir ab. Er hat jedenfalls eine Duftmarke gesetzt, Disqualifikation hin, Berufung her.

TURBULENCE: Eigentlich ist schon alles gesagt. Doch wenn man von den klasse Leistungen der Youngster spricht, darf man nicht nur Magnussen, den ich genauso wie Roy für einen kommenden Weltmeister halte, und Ricciardo, für den das gleiche gilt, hervorheben, sondern auch auf Bottas und Kvyat schauen. Bottas Kontakt mit der Wand war zwar kein eklatanter Fehler, aber er hat ausgereicht, um den Reifen aufzuschlitzen und ihm eine bessere Position zu verwehren. Trotzdem fuhr er ein sehr starkes Rennen und kämpfte sich wieder nach vorne. Auch Daniil Kvyat fuhr ein sehr starkes Rennen bei seinem Debüt, was jedoch durch die gute Platzierung von Magnussen in den Hintergrund geschoben wurde. Doch die hervorragende Fahrzeugkontrolle, die dieses Jahr durch das höhere Drehmoment noch wichtiger ist, und die Abgeklärtheit des jungen Russen haben bestimmt nicht nur mich beeindruckt. Ob die Youngster den Platzhirschen regelmäßig vor der Nase rumfahren können, bleibt abzuwarten.

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4. Sebastian Vettel - im ersten Rennen ausgeschieden und man hat das Gefühl, er ist noch nicht wirklich in seinem neuen Boliden angekommen, wohingegen sein neuer Team-Kollege Ricciardo schon in den Testfahrten angedeutet hat, welches Potential in ihm steckt und dann in seinem ersten F1-Rennen ein absolut beeindruckendes Debüt hingelegt hat. Wächst hier ein echter Konkurrent heran, der langfristig seinen Premium-Status innerhalb des Teams gefährden könnte?

RoyRudolphusAnton: Mich würde es überraschen, wenn sich Ricciardo schon dieses Jahr - konstant - auf Vettel-Niveau bewegen kann. Überhaupt tue ich mich recht schwer mit Einschätzungen zu Red Bull im Allgemeinen und Vettel im Speziellen. Er konnte kaum testen, kam in Melbourne nicht über Q2 hinaus und hatte das Rennen faktisch schon vor dem Start verloren. Generell sollte sich ein vierfacher Weltmeister an neue Gegebenheiten adaptieren können. Seinen hauseigenen Status wird Ricciardos famoses Debüt nicht gefährden. Trotzdem ist es wie immer im Leben und in der Formel 1: Vergangene Erfolge bringen dir in der Gegenwart nichts. Auch ein Sebastian Vettel muss sich (neu) beweisen.

TURBULENCE: Auch ich tue mich schwer mit einer Prognose diesbezüglich. Ricciardos Rennen in Melbourne hat angedeutet, wie viel Potenzial in ihm steckt. Jedoch gibt es keine wirklichen Referenzzeiten von Vettel, da er sowohl in den Trainingssessions sowie dem Qualifying mit Software-Problemen zu kämpfen hatte. Dass Ricciardo aber konstant auf Vettel-Niveau fährt, halte ich für gut möglich. Denn als das erste mal das direkte Anblasen des Diffusors verboten wurde, konnte Webber wieder mit Vettel, der mit dem angeblasenen Diffusor besser als alle anderen zurechtzukommen schien, mithalten und ihn in manchen Rennen sogar schlagen. Als dann das indirekte Anblasen salonfähig gemacht wurde, war Vettel wieder weit voraus. Deshalb halte ich es nicht für undenkbar, dass Vettel und Ricciardo, durch den in diesem Jahr komplett wegfallenden angeblasenen Diffusor, sehr nah beieinander liegen.

Alexander Maack: Immer wieder kommen diese Vorwürfe, Vettel würde mit einem mittelmäßigen Auto nichts reißen können. Da stimme ich nicht zu. Ein Beispiel: Der RB8 von 2012 passte anfangs nicht zum Weltmeister. Statt die Fortschritte im Saisonverlauf allein auf die Weiterentwicklung zu schieben, führe ich hier an, dass Vettel seinen Fahrstil angepasst hat. Es ist klar, dass ein Team seinen Fahrern das Auto für ihren Stil weiterentwickelt. Ich glaube nicht, dass Vettel in Panik gerät. Er hat aus meiner Sicht seine Stärken gerade da, wo es in diesem Jahr gefragt ist: In der Fahrzeugkontrolle eines Autos, das zum ständigen Übersteuern neigt. Wir wissen, dass der RB10 noch unzuverlässig ist. Und sonst? Nicht viel. Tee trinken, viel Tee trinken. Zu Ricciardo: Ich glaube schon, dass er besser in die Formel 1 passt als Mark Webber. Beide sind Spitzenfahrer. Der ältere Australier ist bei Porsche auf der Langstrecke jetzt perfekt aufgehoben, während der jüngere erstmal zeigen muss, wie er fährt, wenn er dauerhaft um den Sieg mitfahren kann.

HIP: Auf gar keinen Fall ! Sebb wird alles daran setzen so schnell es geht wieder Siege einzufahren und ich bin sicher das er - so Suzie es will - auch diese Saison um die Krone mitkämpft. Dafür sind er und auch sein Team viel zu ehrgeizig. Jedoch muss man auch ganz deutlich sagen, dass er mit Ricciardo einen Teamkollegen hat der nicht nur mehr Talent als Webber hat, sondern auch bereit ist sich zu quälen um sich und damit auch sein Auto weiter zu entwickeln. Es könnte sogar sein, das Vettel eher von solch einem Partner profitiert , als dass es ihm Stress macht.

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5. Eine australische Zeitung titelte: Formel Farce!

Viel Lärm um wenig Lärm, der sogenannte Sound der Königsklasse sorgt für erhitzte Gemüter. Viele sprechen schon davon, dass die Formel 1 sich da leise aber sicher ihr eigenes Grab schaufelt. Wird die Formel 1 zur Formel Leise ? Wie wichtig ist Lautstärke überhaupt für den Motorsport und braucht es kurzfristige Lösungen/Änderungen?

RoyRudolphusAnton: Als die Regeländerung zu den V6-Turbos verabschiedet wurde, hatte ich mir keine großartigen Gedanken über den Sound gemacht. Anders - ja, aber im Vergleich zu den epischen V10-Motoren empfand ich bereits die V8-Sauger als derben Rückschritt. Stichwort Kreissäge. Viel bedeutender schien mir der Knick in der Optik, der mir relativ stark zusetzte. Auch vereinzelte Aufnahmen der Wintertets haben mich bezüglich des Motorklangs kaum negativ gestimmt. Doch als ich die ersten Freitagstrainings in Australien verfolgt habe, schwante mir, dass der neue Sound einschneidender ist als vermutet. Mir persönlich ist er um Längen zu leise, zu sehr Rasenmäher oder Nähmaschine Erneut sollte man überstürzte Rückschlüsse vermeiden, aber ich fürchte, dass die Serie viele Fans verlieren könnte. Allen ökonomischen Bemühungen zum Trotz: Wer grün ist, wird Motorsport immer als Belästigung ansehen, egal, welche Effizienz - und Ressourcenbestrebungen der Sport einschlägt.

TURBULENCE: Ach ja, der Sound. Was im letzten Jahr die Pirelli-Reifen waren ist dieses Jahr der Sound der neuen V6-Turbos. Der Sound an sich ist nicht schlecht, er hört sich sogar ganz gut an.

Nur ist er viel zu leise. Natürlich kann man sagen, dass es doch schön ist, dass man die Rufe der Fans an der Strecke hören kann. Aber wer das tut, verleugnet eine der Grundlagen des Motorsports. Es muss laut, schnell und elegant zugleich sein. Und wenn die Lautstärke fehlt, fehlt auch ein ganz wichtiger Teil Motorsport. Denn falls nichts am Sound gemacht wird, werden sich viele Fans zweimal überlegen, ob sie wirklich einschalten wollen. Wie Roy schon gesagt hat, wer grün ist, wird Motorsport nie mögen. Also sollte man nicht versuchen es allen recht machen zu wollen, sondern sich auf die Grundlagen besinnen, sonst kann das alles ganz schön nach hinten losgehen.

Alexander Maack: Warum muss Rennsport zwingend so laut sein, dass zwingend Ohrstöpsel nötig sind, wenn man am nächsten Tag noch etwas hören will? Sind Tourenwagen-Serien etwa kein Motorsport? Wenn sich die Formel 1 nur über die Lautstärke definiert und das ihre Faszination ausmacht, dann ist aus meiner Sicht etwas gehörig falsch gelaufen. Ich erinnere mich noch an das Geschrei, als die V8 eingeführt wurden. Ich erinnere mich an die Reaktionen, als verschiedene Motorenkonzepte verboten wurden. Jetzt tun viele plötzlich so, als wären die V8-Sauger das Nonplusultra gewesen, weil sie sich daran gewöhnt haben. Für mich geht es um Ingenieursport: Die besten Köpfe bauen die schnellsten und haltbarsten Autos und gewinnen zusammen mit den talentierten Fahrern dann Rennen und schließlich die Weltmeisterschaft.Dafür brauche ich keine 230 Dezibel. Es geht bei den Regeländerungen aus meiner Sicht auch nicht darum, die Formel 1 grün zu machen. Vielmehr ist es doch so, dass die Königsklasse immer den Anspruch hatte, die Technik der Serienwagen abzubilden, wenn nicht sogar Impulse für die Serienproduktion zu liefern. Hat schon jemand mitbekommen, dass selbst in Zuffenhausen mittlerweile Supersportwagen mit Hybrid-Technik gebaut werden? Wie soll in fünf bis zehn Jahren irgendein Autobauer seine Erfolge in der F1 an die Interessenten verkaufen? Hey, wir haben keine Ahnung davon, was ihr mit Effizienz meint, aber wir bauen geile Spritresser! Es tut mit leid für die Romantiker, aber die Formel 1 ist ein Spielplatz für weltweite Marken, die damit ihren Absatz vergrößern wollen. Wer jetzt nörgelt, wie schlimm die Entwicklung wäre - das ist schon seit 50 Jahren so. Wenn die Grundlage für die Werbung nicht gegeben ist, verschwinden die Konzerne schnell wieder, das haben wir in der Vergangenheit oft genug beobachten können. Darauf habe ich wiederum keine Lust.

HIP: Das hat ein bischen was von Justin Bieber als Frontman von AC/DC. Leise, ohne Substanz und seelenlos! Oh Mann, was will man erreichen ? Die F1 muss brutal laut sein, muss nach Benzin riechen und ich will Überholmanöver sehen. Was auch immer ich an neuen Öko-Fans gewinne, verliere ich doppelt an echten Fans die schon seit Jahren den Rennzirkus verfolgen.

Die Lautstärke und der Sound sind einfach untrennbar von den dem Rest was die F1 so einzigartig und interessant macht. Klingt wie eine Stammtischparole, doch ist es ja genau dieses Publikum, was so treu ist. Hier heißt es für mich so schnell es geht: Back to the Roots !

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6. Und jährlich grüßt das Murmeltier oder same procedure as every year bei Ferrari ? Es scheint, als wenn die rote Göttin zu Saisonbeginn wieder einmal nur gutes Mittelmaß ist und die Konstrukteure aus Maranello ihrem eigenen Anspruch erneut hinterherrennen. Auch das Fahrer-Duo blieb klar hinter den Erwartungen zurück. Alonso zwar in den Punkten, doch Kimi nur im Mittelfeld. Hatte man sich nicht gerade in diesem Jahr mit diesen beiden Spitzenpiloten - immerhin beide ehemalige Weltmeister - einen besseren Start erhofft? Sind die überraschend klaren Verhältnissen schon ein Fingerzeig für den Rest der Saison? Wie lange tut sich Alonso das noch an?

RoyRudolphusAnton: Kimi schien erhebliche Probleme mit dem Set-up und dem Brake-by-Wire-System zu haben. Alonso wohl nicht (oder weniger), dennoch war ein Podium nie realistisch. Ich finde es auffällig, dass es Ferrari seit sieben, acht Jahren nicht schafft, zu Saisonbeginn das stärkste Paket auf die Beine zu stellen. Auf Fahrerseite ist Alonso kein wirklicher Vorwurf zu machen, er lieferte ein fehlerfreies Wochenende. Räikkönen muss sich steigern - schleunigst.

TURBULENCE: Auch dieses Jahr überraschte Ferrari mit einem sehr auffälligen Design, indem man sich für die Staubsauger-Variante an der Front entschied. Über die Schönheit lässt sich streiten, ich für meinen Teil finde eigentlich alle Varianten im Feld nicht besonders hübsch. Ich glaube auch, dass die Tatsache, dass man nur gutes Mittelmaß ist und dass Kimi deutlich hinter Alonso hängt, den gleichen Grund haben. Schon seit Jahren experimentiert die Scuderia mit der Pull-Rod Aufhängung an der Vorderachse, die in den Qualifyings immer dazu geführt hat, dass die Reifen nicht auf Temperatur kommen, aber im Rennen besonders reifenschonend ist. Da Kimi von Haus aus einen sehr reifenschonenden Fahrstil hat, ist es wahrscheinlich, dass er die Reifen nicht auf Temperatur bekommen hat und so die Verbremser zustande kamen, an denen auch das für ihn neue Brake-by-Wire-System nicht ganz unschuldig scheint. Diese These würde auch stützen, dass seine Beschleunigung aus der Kurve, im Gegensatz zu Alonso, sehr schlecht aussah, da einfach der Grip fehlte. Dass der Iceman jedoch dauerhaft mit bis zu einer Sekunde Abstand hinter dem Spanier fahren wird, ist zu bezweifeln. Vielleicht kann er schon in der besonders warmen Region um Sepang die Reifen vernünftig zum Arbeiten bringen.

Alexander Maack: Viel hinzuzufügen gibt es da aus meiner Perspektive gar nicht. Ich glaube, der Iceman hat riesige Fähigkeiten. Nur glaube ich, dass Alonso das aktuelle Reglement besser liegt. Pirelli hat offenbar weniger anfällige Slicks konstruiert. Räikkönens größte Stärke der letzten Jahren scheint Makulatur. Immerhin: Alonso könnte so 2014 das ramponierte Image von Felipe Massa reinwaschen, wenn er den Finnen in ähnlicher Form dominiert wie den Brasilianer in den Jahren zuvor. Daran glaube ich aber nicht. Auch Räikkönen wird sich auf die neuen Autos umstellen. Zum eigentlichen Thema: Dass Ferrari in den letzten Jahren enttäuscht, ist aus meiner Sicht aber kein riesiges Phänomen. Der Mythos um den Rennstall entstammt der Zeit, als Aerodynamik nebensächlich war. Seit Flügel, Unterböden und Diffusoren die Rolle des Motors in den Hintergrund gedrängt haben, war Ferrari immer wieder die Nummer zwei, drei, vier oder auch fünf. Die Erfolgszeit von Michael Schumacher lag doch auch mehr am technischen Personal, das teilweise einfach von Benetton importiert wurde, als an den Einheimischen aus dem Umkreis von Maranello. Dass Ferrari diesen Weg jetzt wieder geht, in dem man James Allison und Dirk de Beer von Lotus verpflichtete, macht Hoffnung auf ein stärkeres Abschneiden. Aber die Auswirkungen werden frühestens 2015 wirklich sichtbar, wenn die neuen Verantwortlichen erstmals ein komplett allein entwickeltes Auto auf die Strecke schieben.

HIP: Es ist schon sehr eklatant zu sehen wie Ferrari sich im Mittelmaß suhlt und seit Jahren der Spitze hinterherläuft. Dabei darf man nicht vergessen, dass ohne Alonso die zurückliegende Bilanz noch schlimmer aussehen würde. Er ist oftmals mit einer Krücke viel weiter vorne mitgefahren als es zu erwarten war.

Ferrari lebt von ihrem Mythos, kein Team hat solch ein Standing bei Fans und Sponsoren mit solch einer teilweise katastrophalen Leistung. Sicher ein Phänomen, aber auch ein Fluch da es scheint als wenn es auch träge macht. Kein Team kann es sich erlauben, solch eine Leistung abzuliefern oder besser gesagt NICHT abzuliefern.

Dass der Iceman an diesem Wochenende noch Schwierigkeiten hatte, sehe ich ähnlich wie Turbulence, sobald er das Auto besser kennt und er es schafft die Reifen durchgehend auf Betriebstemperatur zu bringen, wird er den Abstand zum Spanier schnell verkürzen.

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7. Marussia und Caterham fahren deutlich hinterher und packen einfach den Anschluss nicht. Ein Frage des Budgets und der Erfahrung oder seht ihr Anzeichen, dass sich das Kräfteverhältnis hinter den Topteams doch verändert?

RoyRudolphusAnton: Immerhin übersprang Kobayashi im Caterham die erste Qualifikationshürde, also Q1. Was freilich in weiten Teilen am nicht konkurrenzfähigen Lotus-Team lag. Um es kurz zu machen: Zwar böte eine Regel-Revolte das Potential für eine Verschiebung des Kräfteverhältnisses, jedoch sehe ich Marussia und Caterham auch in ihrem fünften F1-Jahr am Ende des Feldes. Es sei denn, Lotus behält seine Form bei

Alexander Maack: Zum Wiedererstarken von Williams und McLaren habe ich letzte Woche ja bereits einen Artikel geschrieben. Deshalb äußere ich mich mal zu den Hinterbänklern. Marussia leidet nach meinem Empfinden unter dem Abgang von Pat Symonds zu Williams. Ich glaube aber, dass bei Caterham noch ordentlich Potenzial im Auto schlummert. Sie sind für mich der Kandidat, der wirklich den Anschluss ans Mittelfeld packen kann. Der Wagen wirkt noch relativ klobig, bietet noch riesiges Potenzial zum Abspecken. Die Frage ist wie immer: Hat das Team genug Geld, um diese Entwicklungsarbeit vorzunehmen und die Verbesserungen zu erreichen? Tony Fernandes müsste nochmal einen Batzen Geld zusätzlich investieren, damit das gelingt.

HIP: Nein, ich denke der Sprung in Q2 war nicht mehr als ein Achtungserfolg und wenn es nicht zu Ausfällen und unerwarteten Wetterkapriolen kommt werden diese Teams, angesichts das schmalen Budgets und dem damit verbundenen Einschränkungen, auch weiterhin im hinteren Bereich mitfahren. Zumindest mittelfristig.

TURBULENCE: Wenn man mal von Marussia und Caterham absieht, hat sich das Kräfteverhältnis schon sehr verändert. Den größten Sprung hat anscheinend Williams gemacht, die mit dem Motorenwechsel von Renault auf Mercedes ein richtiges Glückslos gezogen haben. Doch auch die Fahrerkonstellation scheint dem Traditionsteam um Teamchefin Claire Williams gut zu tun. Wenn Bottas nicht die Mauer touchiert hätte, wäre vielleicht sogar ein Podestplatz drin gewesen. Hätte, wäre, wenn - Williams zählt meiner Meinung nach zu einem der Geheimfavoriten in dieser Saison. Den gegenteiligen Schritt tat man bei Lotus. Nichts läuft zusammen beim Team aus Enstone. Nach den Testfahrten, die man als solche gar nicht bezeichnen konnte, kam das völlig verkorkste Qualifying und das Rennen, in dem sie immerhin ein paar Runden drehen konnten, ehe sie wieder mit technischen Problemen ausschieden. Es droht ein sportlicher Kollaps. Doch es gibt auch kleinere Verschiebungen, wie zum Beispiel bei Sauber und Toro Rosso. Behielten die Schweizer im letzten Jahr noch die Oberhand, scheint nun das Juniorteam von Red Bull die Nase vorn zu haben. Ob dies nur an dem etwas spezielleren Kurs in Melbourne lag, wird man schon am nächsten Wochenende in Malaysia sehen können. Force India wird wieder zwischen den beiden anzusiedeln sein

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Ich mochte mich bei den drei Mitstreitern bedanken, die sofort mit Feuer und Flamme dabei waren. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht