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1. FC Nürnberg | Clubfans@Spox


Gründer: Schoolner | Mitglieder: 75 | Beiträge: 13
23.08.2011 um 14:34 Uhr
Geschrieben von Zielpublikum
Der gute Herr Oenning (Teil 2)
Die ist die Fortsetzung von: Der gute Herr Oenning (Teil 1)

Blickt man mit einem gewissen Abstand zurück, kommen viele Beobachter (und nur als Beobachter kann man beschreiben, denn die Interna sind nicht bekannt und die Gerüchte soll man nicht bedienen) zum Schluss, dass Peter Herrmann, der erfahrene Co-Trainer an Oennings Seite, ein entscheidender Schlüssel bei Aufstieg (in die Liga) und Niedergang (nach seiner überraschenden Rückkehr zu Bayer zu Saisonbeginn) gewesen sei. Herrmann war das was Löw hinter Klinsmann war, heisst es oft noch heute. Oennig war zu "naiv", hieß und heisst es weiter - und auch wenn der Begriff sehr negativ konnotiert ist, so soll er doch im Wesentlichen zum Ausdruck bringen, dass er zu sehr von seinen Ideen (und seinen jungen Spielern) überzeugt war. Wenn man "naiv" nicht mag, dann eben zu "optimistisch", dass die Jungen es schon richten können und die wenigen "Alten" als Rückgrat halten. Oenning rannte sich mit seinem Team ins Verderben - gerade der hochtalentierte Diekmeier riß als Rechtsverteidiger mit seinen Offensivaktionen so manches Loch in die eigene Nürnberger Deckung, Oennings variable Systemvorstellungen schienen viele schlicht zu überfordern.

Hecking behielt später das Jugendkonzept bei, wofür ihm alle dankbar waren, verpasste der Mannschaft aber eine klare Struktur, holte mit Simons einen alten Recken und stabilisierte damit das Mittelfeld. Und er selbst, Hecking, wurde sofort zu etwas, was der Mannschaft fehlte: Der uneingeschränkte Boss.

Wie sich die Geschichte doch gleichen kann. Auch heute sieht man einen Diekmeier nach vorne abgehen und nach hinten die Lücken entstehen - jetzt beim HSV. Auch heute wirft man Oenning vor, mit seinen Spielsystemen die Spieler zu überfordern, auch heute beginnen die Spieler schon aufzumucken, sich medial immer weiter aus den Fenster zu lehnen, vielleicht um in der Ära "post Oenning" sich schon ein Standing zu sichern. - In einem Tweet sagte ein User: "Wenn Seeler sich schon mal meldet, hat der Trainer nach der HSV-Arithmetik nur noch 2 Wochen".

"Was läuft falsch, Herr Arnesen?" fragt WELT Online - und meint wohl Michael Oenning. Oenning also nun schon zum zweiten mal gewogen und für die Liga als zu leicht empfunden? Das liegt vielleicht nahe, allein mit Blick auf eine desaströse Punktebilanz von Oenning in der Bundesliga.

Aber man muss nicht erst den durchaus beachtenswerten Film "Tom meets Zizou" (www.tommeetszizou.com) sehen, einen Dokumentarfilm über Thomas Broich, in dem auch Oenning ausführlich zu Wort kommt, um zu verstehen, was an diesem Oenning so dran ist. Dass Oenning auch in Hamburg seine Vorgesetzten überzeugen konnte, kommt nicht von ungefähr. Oennings Fußballsachverstand eilt ihm als guter Ruf voraus - sein Händchen im Umgang mit jungen Spielern ist golden. Der Club hat mit Oenning zwei herausragende Talente in die Bundesliga gebracht, die dem FCN später maßgeblich bei der Konsolidierung der Finanzen halfen. Und in Nürnberg, wie jetzt in Hamburg, hatte Oenning denkbar undankbare Bedingungen - leere Kassen, einen verkrusteten Kader und hohe Ansprüche. Oenning wird geholt, weil man auf die Jugend setzen muss, weil man für anderes gar keine Mittel mehr hat, Oenning ist dazu verdammt mit seiner Mission Impossible im Hurra-Stil Erfolg zu haben, denn viel Zeit wird er nicht mehr haben. In Nürnberg reichte das noch, da die 2. Liga am Ende doch zu schwach war. In Hamburg mit Spielen gegen den Meister und gegen Bayern München als Auftaktprogramm scheint die Messe schon gelesen, bevor sie eigentlich so richtig begann.

Oenning, das prophezeiten wir Clubfans auch schon vor der Saison dem HSV, wird scheitern müssen. Denn die Aufgabe ist vielleicht sogar unlösbar, es sei denn man hat das Glück des Tüchtigen, startet mit Erfolgen (a la Tuchel in Mainz letztes Jahr) und kann dann auf der Welle des Erfolgs eine Weile surfen und dabei in Ruhe arbeiten. Dazu sind aber Dortmund und München zum Auftakt ungeeignet. Davon aber abgesehen fehlt Oenning aber, wie auch in Nürnberg, ein Peter Herrmann. Mit einem "starken" Mann als rechter Hand und einem souveränen Sportchef über ihm, kann Oenning durchaus ein guter Trainer sein. Sein aktueller Trainerstab scheint ihm da nicht helfen zu können (von außen betrachtet) und ob der Liga-unerfahrene nett wirkende Herr Arnesen der starke Rückhalt von oben sein wird, ist mehr als fraglich.

Dabei könnte gerade in Zeiten, wo "Jugendwahn" Hochkonjunktur hat, also Spieler immer jünger zu Stars werden und ein 28-jähriger schon zum alten Eisen gehört, Oenning genau passen, denkt man sich. Und für die Liga wäre ein Mann wie Oenning, wie übrigens auch ein Thomas Broich als Spieler, um noch einmal auf "Tom meets Zizou" Bezug zu nehmen, auch als Typ eine wohltuende Bereicherung. Ob Oenning allerdings selbst für die Liga reif ist, 'gereift ist' - oder die Liga auf Typen wie ihn überhaupt verträgt, muss zumindest in der aktuellen Lage angezweifelt werden.

Broich wie auch Deisler zeigten (leider), dass Menschen, die sich mehr als nur über den Fußball einen Kopf machen, es sowieso schwer in der Liga haben - beide scheiterten an sich und am Umfeld, das sie nicht verstand, ihnen nicht helfen konnte. Andererseits zeigen Typen wie Hans Meyer, dass es auch möglich ist so ein Querkopf zu bleiben, ohne unterzugehen - vielleicht muss man dazu manchmal auch einfach sein Konzept den Gegebenheiten anpassen, sich die richtigen Leute zur Hilfe holen und vor allem sich ein ganz dickes Fell zulegen.




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Aufrufe: 2317 | Kommentare: 4 | Bewertungen: 8 | Erstellt:23.08.2011
ø 8.9
KOMMENTARE
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Dr_D
23.08.2011 | 20:49 Uhr
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Dr_D : 
23.08.2011 | 20:49 Uhr
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Dr_D : 
Ein sehr guter Blog, ich habe dadurch eine neue Sicht auf den Trainer Oenning gefunden.

Zur Situation in Hamburg: Jetzt schon Zweifel anmelden am Konzept? Warum? Ein Konzept kann man nicht nach 4 Saisonspielen beurteilen. Und schon gar nicht bei den Ansetzungen.

Man muss Oenning den Rücken stärken und ihm Zeit geben und schon gar nicht sagen, wenn bis dahin nicht das oder das erreicht wurde, dann...
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gartenzwerg
23.08.2011 | 15:59 Uhr
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23.08.2011 | 15:59 Uhr
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Sehr interessante Sichtweisen.
Es bleibt uns die Hoffnung auf eine persönliche Entwicklung des netten Herrn Oenning, die ihn zu einer Führungsperönlichkeit reifen läßt (ließ).
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rockschtar
23.08.2011 | 15:48 Uhr
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rockschtar : Oenning ist ein reiner CO
23.08.2011 | 15:48 Uhr
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rockschtar : Oenning ist ein reiner CO
Oenning ist ein reiner Co-Trainer, würde Dittsche wohl sagen. Als Co hat er z.B. in Gladbach erstklassige Arbeit geleistet aber den Durchbruch als Chef gab es nie. In Nürnberg hatte er Peter Herrmann an seiner Seite. Als dieser dann zurück nach Leverkusen ging klappte so gar nichts mehr und es sind schon auffallend viele Parallelen zum dem was damals beim FCN lief und was nun beim HSV läuft. Kein System, Spieler die langsam aber sicher aufmucken usw.

Fazit: Oenning sollte zurück ins zweite Glied, als erstklassiger Co-Trainer arbeiten und den Chef-Job anderen überlassen.
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xxlhonk
23.08.2011 | 15:12 Uhr
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xxlhonk : 
23.08.2011 | 15:12 Uhr
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xxlhonk : 
Scheitert also der Trainer oder das Paket?
Und wenn es das unlösbare Paket ist, sind wir dann bereits Zweitligist und wissen es nur noch nicht?
Ohne Frage war das Auftaktprogramm alles andere als glücklich für ein junges Team.
Und es stellt sich durchaus die Frage, woran es liegt, wenn nicht einmal die Einstellung zu stimmen scheint.
Liegt es tatsächlich am Trainer (der doch eigentlich als sehr eloquent und überzeugend beschrieben wird) oder sind es die "alten" Hasen:
Die, die die Veh-Ler der letzten Jahre auf den Punkt gebracht haben und den HSV da hin "geführt" haben, wo er gerade steht?

Ich finde (und das habe ich an anderer Stelle auch schon gesagt) das Verhalten von Jansen und Jarolim (in den Interviews und auf dem platz) eher abmahnungswürdig.
Zumindest "verdienen" sich die beiden mal den Tribünenblick nach und mit ihren Aussagen.
Aber macht es das besser?
und hilft es dem Trainer?
Kann er das überhaupt?
Und wird er wirklich gestützt oder ist er am ende doch nur eine Marionette von Arnesen (der ja scheinbar die Spieler einkauft)
Man weiß es nicht.
Man kann und muss aber das Beste hoffen.
Im Sinne des HSV!
Starke Gedanken hier!
Sehr!
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