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SC Freiburg @ SPOX


Gründer: GNetzer | Mitglieder: 52 | Beiträge: 5
17.10.2011 um 11:38 Uhr
Geschrieben von Joos
Der ewige Aufsteiger
Der Sportclub Freiburg steht nach neun Spieltagen genau dort, wo ihn der gemeine Buchmacher, Experte und Halbwissende auch erwartet hatte: Auf einem Abstiegsplatz. Der Überraschungseffekt hält sich also landauf landab in Grenzen, da über dem Breisgau ohnehin Jahr für Jahr die Fahne des Understatements gehisst wird. Doch hier liegt das Problem.

Die Mannschaft spielt das dritte Jahr in Folge im Oberhaus. Die meisten Akteure haben weit über 60 Bundesliga-Partien absolviert - und dennoch verliert man Spiele so naiv wie ein Aufsteiger. Die jüngste Niederlage gegen den Hamburger SV reiht sich hier nahtlos in den bisherigen Saisonverlauf ein. Der Sportclub rennt, der Sportclub spielt, der Sportclub trifft - allein, es ist der Gegner der gewinnt.

Mit Ausnahme der 0:7-Klatsche in München traf das Team in jeder Partie und ging dennoch zumeist als Verlierer vom Platz. Die offensive Handschrift des neuen Trainers Marcus Sorg ist in 14 Saisontreffern - soviel haben Augsburg und Kaiserslautern zusammen erzielt - numerisch zweifelsfrei ablesbar. Doch leider verzichtet der Fußball auf die im American Football übliche personelle Trennung zwischen Offensive- und Defensive-Coordinator.

Gut gespielt und doch verloren

Sorg ist in Freiburg als Cheftrainer angestellt und muss sich angesichts der Niederlagen und insbesondere hinsichtlich deren Verlauf in seinem Konzept hinterfragen. Er ist angetreten mit der Prämisse, die Philosophie des Vereins und seines Vorgängers weiterzuführen, jedoch mit eigener Note und Vorstellung. Dies sei insbesondere eine offensivere und variablere Ausrichtung als der von Robin Dutt gepflegte Ergebnisfußball im 4-1-4-1-System.

Nach rund 100 Tagen im Amt fällt die Bilanz durchwachsen aus. Die Mannschaft spielt weitestgehend attraktiv, offensiv und läuft auch mal im 4-2-3-1 und 4-4-2 auf. Was nicht stimmt sind die Ergebnisse.
Den direkten Zusammenhang will der Übungsleiter bislang allerdings nicht sehen. Niederlage für Niederlage stellt er sich hinter seine offensive Ausrichtung und betont, dass man mit dieser die nötigen Punkte noch holen wird. Schließlich habe man nicht schlecht gespielt.

Die Analyse stimmt, die Prognose nicht

Im Gegensatz zu seinen Spielern, ist der Trainer Sorg Aufsteiger. Als dieser mag er in besonderem Maße gewillt sein, seine ureigene Handschrift ins Tagebuch der Bundesliga einzutragen. Doch der spielerische Anspruch, den der Sportclub völlig zurecht erhebt, ist für eine erfolgreiche Umsetzung in der Praxis unabdingbar an einige konstruktionelle Parameter gebunden. Dies sollte insbesondere dem Diplom-Ingenieur Sorg auffallen.

Der Sportclub kann sich durchaus rühmen, zu den spielstärksten Mannschaften der Liga zu gehören. Auf diese Qualität zu setzen ist folglich nur konsequent. Unerlässlich ist indes jedoch ein gefestigtes Fundament - und dieses fehlt. Stets wird der Gesamtverbund im Defensiv-Verhalten betont und die Innenverteidung von ihrer Schuld an den 24 Gegentoren befreit. Dies scheint nur bedingt richtig.

Das Spiel des Sportclubs setzt auf schnelle Umschaltbewegungen; soll flott nach Vorne gehen - und im Falle des Ballverlusts auch wieder flott zurück. Das Spiel ist meistens in Bewegung, doch die Verteidung wurzelt weiterhin in alter Schule. Ein einfacher Doppelpass wie beim Tor von Ilicevic reicht, um die hölzernen Strukturen im Zentrum zu knacken.

Kommt Zeit, kommt...

Die personellen Alternativen in der Abwehr - Beg Ferati ist ob seiner Fähigkeiten noch nicht einzuschätzen - sind derzeit nicht gegeben, weshalb der Konflikt aktuell nur übers System zu lösen scheint. Die Abwehr ist nicht stabil genug, um die Last des Offensivspiels tragen zu können.

Wenn der Sportclub folglich an seiner Spielweise festhält und seine geballte Offensive aberwitziger Weise weiterhin nicht annähernd in Tore ummünzt, kann man noch so lange das Glück des Tüchtigen beschwören. Es klingelt doch immer wieder im eigenen Kasten.

Die Liga dankt schönem Spiel, die Tabelle nicht. Der Sportclub sollte es eigentlich wissen...
Aufrufe: 3202 | Kommentare: 6 | Bewertungen: 6 | Erstellt:17.10.2011
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KOMMENTARE
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Nutman
18.10.2011 | 13:41 Uhr
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Nutman : 
18.10.2011 | 13:41 Uhr
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Nutman : 
Beim SCF fehlt das, was beim VfB gerade paßt: das notwendige Quäntchen Glück...

Cisse hat letztes Jahr aus allen Lagen getroffen - jetzt versemmelt er kurz vor Schluß den Elfer gegen Hamburg... gegen den VfB hatte man einige Chancen, und legt dem Gegner das 0:1 auf und schläft beim 0:2 (die von Dir angesprochene Schwäche in der Abwehr).

Bis aufs Bayern-Spiel war der SC in allen Speielen dran - nicht unbedingt schlechter als der Gegner - aber ohne den entscheidenden Punkt: die Tore...

Ich hoffe, daß im Sinne der Kontinuität von Vereinsseite man Sorg noch etwas Zeit läßt - auf der anderen Seite aber Sorg auch seine Taktik überdenkt und ein wenig mehr auf die Ergebnisorientierung schaut... dazu noch ein bissel die Glücksgöttin Fortuna bezirzen, dann wird das schon wieder werden... die Spiele SCF - VfB sind wenigstens mehr als nur Nachbarschaftsduelle sondern inzwischen richtige Derbys

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scfmax
18.10.2011 | 13:12 Uhr
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scfmax : 
18.10.2011 | 13:12 Uhr
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scfmax : 
Guter Blog, ich stimme euch auch zu, ich bin froh, dass mein Verein auch bundesweit Sympathien genießt und nicht den Status als graue Maus inne hält, wie z.B. der Vfl Bochum und viele andere Vereine. Man sieht jetzt auch wo viele dieser Vereine stehen, nicht unbedingt schlechter aber auch nicht besser als der SC. Ich hoffe auch dass der Verein, diese Philosophie in den nächsten Jahren beibehält. Dieses Jahr wird wahrlich schwer, und es werden sich vermutlich auch einige solcher Spiele wie gegen den HSV wiederholen, aber ich glaube dass es der SC dieses Jahr schaffen wird sich mit seinen spielerischen MItteln von den Abstiegsplätzen zu entfernen. Vorraussetzung dafür ist, dass die Offensive ihre Spielweise beibehält und man Ferati schnell in die Mannschaft einbaut, denn die Verteidigung hat sich - außer dem Wechsel von Toprak- nicht verändert und ich denke, dass sie sich wieder stabilisieren wird im Laufe der Saison. Zudem halte ich einige Mannschaften, wie z.B Augsburg, Lautern oder Mainz personell schlechter besetzt als den SC. Ich kann also nur hoffen, dass sich die offensive und meiner Meinung nach attraktive Spielweise des SC in den entscheidenden Spielen durchsetzt und man die Klasse halten wird und wenn nicht kommen wir halt bald wieder zurück. Hauptsache wir vergessen nicht wer wir sind und behalten unsere Philosophie bei.
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xxlhonk
17.10.2011 | 12:05 Uhr
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xxlhonk : 
17.10.2011 | 12:05 Uhr
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xxlhonk : 
Der SC ist eine dieser Mannschaften, die irgendwo zwischen Platz 12 und Platz 22 sind.
Zu gut für Liga 2 und nicht gut genug (auch wirtschaftlich) um dauerhaft in Liga 1 zu bleiben.
Und als eine dieser Mannschaften ist es umso wichtiger, wenn man zum einen um diesen Umstand weiß (im Club, aber auch bei den Fans) und damit umzugehen weiß.
Und zum anderen eine Philosophie und damit Wiedererkennbarkeit hat.
Das macht den SC zu einem der sympathischsten Vereine der Liga.
Es gibt wohl kaum jemanden, der den SC nicht mag bzw. gar nicht leiden kann.
Aber die Voraussetzungen sind halt so, dass die Mannschaft immer wieder ihre besten Spieler (und Trainer) abgeben wird müssen, um dauerhaft in dieser Position belieben zu können.
Das man Cisse dennoch im Sommer gehalten hat, mag auch ein Zeichen dafür sein, dass man die Gefahr erkannt hat und sich vllt. erhofft hat, mit seinen Toren bis zum Winter einigermaßen ausreichend Punkte zu holen um ihn dann abzugeben (Weil man ihn für das Geld auch abgeben muss).
Aber dass ausgerechnet er den möglichen Sieg liegen lässt, dass sollte Euch Sorgen machen.
Und das man gestern das Spiel verloren hat, lag nicht am Trainer.
Der kann den Elfer und die Chancen nicht selber reinmachen.
Der SC kam stark in die zweite Halbzeit, macht das Tor und will dann den Sieg.
Und läuft dabei natürlich Gefahr sich einen Konter einzufangen.
Und so ist es dann geschehen.
Viel wichtiger wird es sein, jetzt die Ruhe zu bewahren.
Aber das macht man in Freiburg.
Auch das macht den Club so sympathisch, weil authentisch!
Ob man damit allerdings die Klasse halten wird, weiß ich nicht.
Ich hatte Euch schon vor der Saison auf einem Abstiegsplatz.
Mit Lautern und Augsburg.
Aber im Gegensatz zu Lautern gehen dann bei Euch die Lichter nicht aus.
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taneu
17.10.2011 | 12:04 Uhr
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taneu : 
17.10.2011 | 12:04 Uhr
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taneu : 
Vor "Graue Maus Image" braucht ihr euch keine Sorgen zu machen. Ihr seid zwar tabellenmäßig so unterwegs wie Bochum in den 80ern/90ern aber weit davon von diesem Image entfernt. Freiburg steht (in meinen Augen) für jugendlich-frischen Fußball. Ich könnte mich beim SC mit Ergebnisfußball nur schlecht anfreunden.
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Joos
17.10.2011 | 11:59 Uhr
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Joos : 
17.10.2011 | 11:59 Uhr
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Joos : 
Nein, das ist keinesfalls ein "Trainer-raus"-Blog. Freiburg sollte auch niemals anstreben die graue Maus der Liga zu werden. Allerdings passiert das, was in der ersten Phase unter Dutt in Liga eins auch passierte. Man glaubt, jedes Spiel spielerisch gewinnen zu können. Das hat diese Saison wiederholt und ganz bitter nicht geklappt. Ich finde nur, man muss dann taktische Konsequenzen ziehen. Auch wenn es mal auf Kosten des Spektakels geht.
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taneu
17.10.2011 | 11:50 Uhr
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taneu : 
17.10.2011 | 11:50 Uhr
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taneu : 
Ist das ein leises "Trainer raus"? Glaub ich nicht. Aber hört sich ein bischen so an. Ihr habt in Freiburg immer gut daran getan am Trainer festzuhalten. Und vermutlich ist es euer Schicksal unten rumzukrebsen, vielleicht auch mal wieder abzusteigen. Für den Wettbewerbsnachteil, den ihr mit euch rumschleppt, habt ihr einiges geleistet.

Ich bin der Meinung eures Trainers. Für Freiburg ist es meines Erachtena auch wichtiger attraktiven Fußball zu spielen als zu gewinnen. Die Siege kommen dann von alleine. Ob das reicht um drin zu bleiben? Keine Ahnung. Aber selbst wenn nicht, kommt ihr wieder... und das macht euch für mich so sympathisch (oder man sagt ja symbadisch, oder?)
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