Andrew Luck Indianapolis Colts = #1 Pick. Diese Gleichung galt bisher als eine Art Naturgesetz des 2012er Drafts. Egal welchen Experten man fragte, die Antwort lautete immer: Luck ist der klare Nummer-Eins-Pick. Daran wurde nicht gerüttelt. Das wurde nicht in Frage gestellt. Das war einfach so. Jedenfalls bis zum Combine in Indianapolis. Denn nach der dortigen Robert-Griffin-Show hatten plötzlich nicht wenige Experten ein kleines bis mittleres Fragezeichen hinter der Luck-Gleichung auf ihrem Notizblock. Erst lieferte Griffin bei seinem Presse-Termin eine derartig gelungene Selbstinszenierung ab, dass selbst ESPN-Experte John Clayton den Mund kaum noch zu bekam und hinterher eingestehen musste, dass das gerade vermutlich das beste Interview war, dass er in in 24 Jahren Draft-Berichterstattung gesehen hat. Und alles nur, um danach beim 40-Yard-Dash eine der schnellsten Zeiten eines Quarterbacks in der Combine-Geschichte in den Kunstrasen zu brennen. Katschonk. Gerade als sich die Gesichtsmuskeln der Experten wieder beruhigt hatten, war die die Kinnlade auch schon wieder unten.

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Was die Naturgesetze allerdings noch viel mehr in Wanken brachte als Griffins schiere körperliche Überlegenheit und seine Qualitäten als eloquenter Entertainer (Experten-Zitat: "RG3 könnte auch genau so gut Saturday Night Live moderieren”), war sein klares Bekenntnis zu Peyton Manning. Wenn er von den Colts gedrafted wird, so Griffin, dann wäre es ihm eine Ehre, Peytons Handtuchhalter zu spielen. Natürlich gab es auch von Luck neben starken Drills auch ein mindestens ebenso glaubhaftes Pro-Peyton-Statement (umso glaubhafter, da Luck und Manning bereits seit einiger Zeit in persönlichem Kontakt stehen), dennoch würde der Luck-Pick die Colts bei Peytons Verbleib vor einige Probleme stellen.

Man stelle sich vor, Peyton bliebe bei den Colts. Dann kassiert er sein volles Gehalt (7,4 Mio.) plus den fälligen Bonus (28 Mio.) und ist die Nummer eins im Team. Soweit, so gut. Und wenn er danach auf dem Feld auch noch alles richtig macht und die Leistung zeigt, die die Fans von ihm erwarten, dann ist alles in Butter. Luck kann in Mannings Schatten reifen, sein Spiel noch weiter perfektionieren und in der Post-Peyton-Ära als noch besserer Spieler sein Debüt geben. Klingt super, oder? Tut es. Das Problem ist nur: Fast jeder, mit dem ich in Indianapolis gesprochen habe, glaubt nicht daran, dass Peyton jemals wieder der Alte wird. Wird er wieder spielen können? Sicher. Wird er wieder gut sein? Bestimmt. Doch wird er auch wieder der fast übermenschlich perfekte Quarterback, den die Fans in ihm sehen? Eher nicht. Und je weiter Manning von eben jener idealisierten Legende und deren Heldentaten entfernt ist, desto unruhiger wird das Fahrwasser. Zwar wird man ihn nicht gleich nach dem ersten Fehler vom Hof jagen, doch mit jedem missglücktem Pass, jeder Interception, jeder Niederlage wird sich das Front Office der Colts mehr und mehr Fragen gefallen lassen müssen. Warum bezahlt man jemandem, der seinen Zenit anscheinend klar überschritten hat, dermaßen viel Geld? Und das besonders während das vermeintlich größte und am besten auf die NFL vorbereitete Talent seit mindestens einem Jahrzeht auf der Bank sitzt?


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Die Antwort beinhaltet vermutlich, dass man Luck nun doch irgendwann spielen lässt und sich im Gegenzug rechtfertigen muss, warum man mehr als 35 Millionen für Bankdrücker Peyton ausgibt. 35 Millionen, die man für wichtigere Dinge hätte ausgeben können. Receiver zum Beispiel. Kurzum: Wenn du Luck draftest, muss er spielen. Wenn du Peyton 35 Millionen zahlst, muss er spielen. Beides geht nicht. Beides zusammen passt nicht in eine Gleichung.

Die Frage ist jetzt: Was wäre bei Robert Griffin anders?

> zu Teil II: Griffin, die Colts und der Combine-Gewinner