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VfB-Fans der Zukunft


Gründer: Cicak | Mitglieder: 277 | Beiträge: 171
25.01.2010 um 23:12 Uhr
Geschrieben von Bailey
Charakterfrage
Es ist ein Auftakt nach Maß, was unsere Mannschaft in der Rückrunde bislang geboten hat. 2 Spiele, 2 Siege. Das ist ne Hausnummer.
Umso beeindruckender wenn man dann noch anschaut, wie die Spiele gewonnen wurden. Denn es waren mitnichten reine Duselsiege, sondern es wurde streckenweise richtig guter Fussball gespielt. Und das auch noch von Leuten wie Hilbert, Gebhart, Pogrebnyak, Marica, kurz, von Leuten, die in der Hinrunde noch zu den absoluten Flops gehörten. OK, Marica gehörte da jetzt zweieinhalb Jahre hin, aber geschenkt.
Und all dies wird mit dem Allheilmittel im Profifussball begründet, mit dem guten, alten Trainerwechsel.
Weg vom Kumpeltyp Markus Babbel, hin zum harten Hund Christian Gross. Weg vom Du, hin zum Sie. Dann noch flugs ein paar Sonderrechte gestrichen (gell Jens?) und schon rutschts!
So einfach ist das!
Und schon versteigen sich die Verantwortlichen in Superlative wie zu besten Meisterzeiten. Die Mannschaft sei eine Einheit, sie habe Charakter gezeigt! Und überhaupt sei alles bestens!
Ach, echt?
Ich möchte nicht bestreiten, dass ein Trainerwechsel durchaus alte Blockaden lösen kann, weil eben ein frischer Wind weht. Ist nunmal so. Hat sich schon oft genug bewahrheitet.
Aber hier waren es gerade einmal 48(!) Stunden, in denen die Mannschaft gefühlt komplett ausgetauscht wurde!
48 Stunden!
Solange braucht ein Brief von Hamburg nach München oder Zement zum trocknen!
Nach nur 48 Stunden war das Gewürge der gesamten Hinrunde vergessen, wurde Zauberfussball gespielt und der Schuldige war gefunden.
Babbel hat die Mannschaft verunsichert, Babbel hat zu wenig geredet, Babbel hat zu viel geredet und so weiter.
Aber ist das Wirklich schon alles?
Ein Satz, den Timo Gebhart ausgesprochen hat lässt tief blicken.
Auf die Frage, was Christian Gross besser machen würde antwortete er, Gross würde die Spieler starkreden.
Soll das im Umkehrschluss bedeuten, Markus Babbel hat jedem täglich erzählt, dass er schlecht sei? Oder soll das bedeuten, dass einfach keiner mehr Babbel zugehört hat, ihn nicht mehr ernst genommen hat weil eh jeder damit gerechnet hat, dass er bald weg ist?
In der amerikanischen Politik nennt man einen aus dem Amt scheidenden Präsidenten "lame duck", lahme Ente. Weil er das Amt nur noch verwaltet und bitte keinen Nuklearkrieg mehr anfangen soll.


"lame duck" auf dem Trainerstuhl: Markus Babbel

Auch Babbel war spätestens nach dem Aus im Pokal gegen Fürth eine solche "lame duck", der bei jeder weiteren Niederlage aus seinem Amt scheiden konnte. Warum sollten sich die Spieler also noch großartig anstrengen, warum sollten sie noch auf ihn hören? Kommt doch eh bald ein Neuer! Daran ändern auch die Treuebekenntnisse des Vorstands nichts. Jüngstes Beispiel: Hannover!
Vor den Kameras wurde zwar gebetsmühlenartig wiederholt, dass der Trainer die Mannschaft noch erreiche, allein die Vorkommnisse auf dem Platz zeigten selbst dem Fussballunkundigen das Gegenteil.
Am Ende war Babbel die Mannschaft entglitten, weil sie ihm entgleiten wollte.
Die am Ende mangelnde Autorität der "lame duck" wurde schonungslos ausgenutzt. In gewisser Weise zeigten sich Paralellen zum Abgang von Jürgen Klinsmann beim FC Bayern ein Jahr zuvor. Auch dort spielte die Mannschaft wie sie wollte oder zumindest ohne die Vorgaben des Trainers umzusetzten (Ich will jetzt aber keine Klinsmanndiskussion lostreten!)
Aber kann man dabei immer nur vom Versagen eines Trainers sprechen?
Haben nicht vielmehr auch die Spieler eine nicht geringe Mitschuld (Betonung auf MITschuld) an einer solchen Entwicklung?


Zuhören oder an den nächsten Gehaltsscheck denken? Training beim VfB

Man darf nicht vergessen. Es handelt sich in der Regel um gestandene Profifussballer, die diesen Job nicht erst seit 2 Tagen ausüben. Die taktisch geschult sind und schon einige Spiele auf dem Buckel haben. Die große Siege und bittere Niederlagen erlebt haben.
Die im Fokus der Öffentlichkeit stehen und die oft zitierten Millionen verdienen.
Natürlich braucht es einen Trainer, der die taktische Marschroute vorgibt.
Aber bedeutet das im Umkehrschluss, dass die Spieler nicht zu eigenem Denken fähig sind? Dass die Spieler immer eine harte Hand brauchen, die sie führt weil sie sonst sofort vogelwild und unkontrollierbar werden?
Markus Babbel war gerade einmal knapp ein Jahr im Amt.
Arbeitet eine Mannschaft nur darauf hin, die Schwachstellen eines Übungsleiters zu finden und diese dann konsequent auszunutzen?
Wenn man all diese Punkte bejaht, dann spricht man in der Kriminologie von einer erhöhten kriminellen Gefährdung, das nur am Rand.
Was soll man also von einer Mannschaft halten, die es geschafft hat, in gerade einem Jahr einen vielversprechenden jungen Trainer zu demontieren?
Kann man bei einer solchen Mannschaft, von der selbst die sportliche Führung sagt, sie habe den Trainer im Stich gelassen wirklich von Charakter sprechen? Dass sie Charakter gezeigt habe, wenn sie ein Spiel gewinnt, nur 2 Tage nach einem Trainerwechsel?
Ich möchte hier weder etwas pauschalisieren oder polemisieren (ich weiß, das gelingt vielleicht nicht IMMER ganz), aber für meine Begriffe wäre es ein Zeichen von Charakterstärke gewesen, wenn die Mannschaft das abgerufen hätte, was sie kann und zu was sie in der Lage wäre.
Dass sie auch in Eigenregie das Ruder herumreißt.
Dass sie einfach den Kopf hebt und...ja...Charakter zeigt!
Doch vielmehr hat die Mannschaft bewiesen, dass sie wohl wirklich jemanden braucht, der die totale Kontrolle ausübt und der eher ein "Klima der Angst" verbreitet als eine flache Hierarchie zu pflegen.
Dass sie nicht selbst zu einer Einheit werden kann, sondern vielmehr zu solch einer gemacht werden muss und dieser Druck aufrecht erhalten werden muss.
Oder schlicht, dass ein harter Trainer her muss.
Wie Christian Gross


Kann in 4 Sprachen hart sein: Christian Gross

Der Gegenentwurf zu Markus Babbel.
Der spricht ja auch 4 Sprachen, weiß die Bild.
Vielleicht hätte Babbel ja einfach 3 Sprachen lernen müssen anstatt den Trainerschein zu machen.
Aber Gross haben sie jetzt.
Und sie haben gewonnen.
Aber das ist kein Zeichen für Charakter.
Im Gegenteil.
Es ist eher ein Zeichen für Schwäche.
Die Schwäche, alles bis ins Detail vorgekaut zu bekommen.
Ich für meinen Teil werde mich auch weiterhin freuen, wenn der VfB gewinnt.
Ich hoffe auf eine ähnliche Rückrunde wie letztes Jahr.
Und ich hoffe darauf, einen VfB zu sehen, der den Gegner in Grund und Boden spielt.
Aber Charakter kann und werde ich der Mannschaft dafür nicht attestieren.
Denn den hat sie nicht bewiesen.
Aufrufe: 6727 | Kommentare: 31 | Bewertungen: 32 | Erstellt:25.01.2010
ø 9.1
VfB  |Stuttgart  |Eine  |Frage  |des  |Charakters  |
KOMMENTARE
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Voegi
MODERATOR
27.01.2010 | 20:35 Uhr
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Voegi : 
27.01.2010 | 20:35 Uhr
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Voegi : 
starkes blog. vfb ist zwar ned meine baustelle, aber das kamma lesen. weil es allgemeine fragestellungen betrifft. weil es interessanter fragen betrifft. stark, das.
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Holla
27.01.2010 | 16:59 Uhr
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Holla : 
27.01.2010 | 16:59 Uhr
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Holla : 
Naja naja...

eine Mannschaft kann natürlich dafür sorgen das der Trainer ein schweres Leben hat. Aber ich bezweifele stark das das hier der Fall war. Unerfahrene Trainer kommen so lange gut klar wie die Mannschaft Erfolg hat.(siehe Babbel, Veh, Klinsmann....) Kommt ein Zeitpunkt, der schwer zu überwinden ist helfen nur Erfahrene Trainer, Trainer die wirklich gute Arbeit machen. Ich glaube nich das Mannschaften wie Arsenel oder ManU so viel mehr Charakter aufweisen und bereit sind ihrem Trainer alles zu geben. Trotzdem arbeiten die Trainer schon über Jahre dort. Bremen ist auch ein ähnlich gutes Beispiel. Babbel wird auf lange Sicht ein sehr guter Trainer davon bin ich überzeugt. Aber in dieser Situation war er nicht der richtige.
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jorei84
27.01.2010 | 16:56 Uhr
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jorei84 : 
27.01.2010 | 16:56 Uhr
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jorei84 : 
ein wirklich toller blog! echt stark geschrieben!

meiner meinung nach alles charakterschweine.ich sage die herrn stars hatten alle ein problem damit, dass die presse den babbel (und Gomez) und nicht sie nach der grandiosen rückrunde gefeiert haben.
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bears_4_ever
27.01.2010 | 08:31 Uhr
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bears_4_ever :  @ bailey
27.01.2010 | 08:31 Uhr
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bears_4_ever :  @ bailey
ein wirklich toller blog! echt stark geschrieben!

und ich bin voll deiner meinung. habe schon oft über dieses charakter problem nachgedacht, hätte es aber wahrscheinlich nicht so gut verpacken können wie du.

sehr schlau übrigens von dir den block diese woche zu schreiben!
hättest du ihn nach diesem wochenende geschrieben, würde dir ja irgendwie die erfolggeschichte des neuen trainers fehlen....
du weißt schon, wir dortmunder kommen ja am sonntag :) ;)
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unrealg
26.01.2010 | 23:05 Uhr
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unrealg : 
26.01.2010 | 23:05 Uhr
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unrealg : 
für so ein blog wäre ich zugegebener maßen zu faul, danke das du das übernommen hast :)
nein im ernst, viele gute aspekte und bestimmt auch das ein oder andere wahre wort, sehr guter blog!!!
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scholli99
26.01.2010 | 21:07 Uhr
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scholli99 : 
26.01.2010 | 21:07 Uhr
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scholli99 : 
Der Blog spricht mir irgendwie aus der Seele und ist mMn auf den gesamten Profifussball anzuwenden.

Wenn jeder Arbeitnehmer sich auf das Alibi "neuer Chef kommt bald" zurückziehen würde, wären wir nicht da wo wir sind. Die meisten spüren eine gewisse Eigenverantwortung wenn es darauf ankommt (ist zumindest meine Erfahrung).

Und nachdem du schon das Beispiel JK erwähnst... auch die Spieler des FCB haben gemerkt dass es so nicht weiter gehn kann und zumindest ein Stück weit was geändert!

Kommt vielleicht in der Kürze nicht so rüber was ich meine....

Inhaltlich ein absoluter Spitzenblog für mich!

10 pt. wie so oft, aber diesmal aus anderem Antrieb.

Danke Bailey
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FreeKeyZeKey
26.01.2010 | 17:47 Uhr
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26.01.2010 | 17:47 Uhr
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wow, 2 siege gegen den starken meister aus wolfsburg und die bis dato zu hause unbesiegten freiburger - da steht der meisterschaft ja nichts mehr im weg =)
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akarl
26.01.2010 | 16:17 Uhr
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akarl : 
26.01.2010 | 16:17 Uhr
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akarl : 
@ Center
Trap hatte viele Erfolge zu feiern doch bei uns hat er Versagt. Ich glaube den hat einfach niemand verstanden, vielleicht lag´s auch am Dolmetscher Brehme. Da haben Veh und Babbel mehr geleistet obwohl sie nicht die erfahrung von Trap hatten.
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Xavi_6
26.01.2010 | 16:13 Uhr
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Xavi_6 : 
26.01.2010 | 16:13 Uhr
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Xavi_6 : 
ich muss wirklich sagen: ein toller blog (bin ich der erste )
10 punkte.


obwohl ich nahe stuttgart lebe, hatte ich kein besonderes interesse an dem verein.
wenn das so weiter geht, entsteht in stuttgart fast eine tradition: der trainer wird nach jeder hinrunde entlassen und danach spielt man wieder eine tolle rückrunde usw.
mal sehen, wie sich der gute alte gross schlägt......
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centercourt89
26.01.2010 | 16:05 Uhr
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26.01.2010 | 16:05 Uhr
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@akarl
Trapattoni? Unter dem Soldo die Mannschaftskameraden angerufen hat damit man zusammen ne Runde joggen geht weil selbst den gemütlichsten unter den VfB-Spielern zu wenig trainiert wurde?
Die standen auf dem Trainingsplatz und wurden über Defensivtaktik zugelabert...
Ich denke unter Veh und Babbel wurde teilweise schon richtig trainiert, aber mit solchen Trainern geht es einfach nicht lange gut...
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