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FC Bayern München


Gründer: Tobi | Mitglieder: 965 | Beiträge: 253
Von: Maxi_FCB
15.03.2018 | 30270 Aufrufe | 3 Kommentare | 5 Bewertungen Ø 10.0
Die interessantesten Jugendspieler des FC Bayern
Bayerns junge Antworten
Eine kleine Auswahl der spannendsten Spieler der bayerischen U19

Vorweg: Wer sich detaillierter und umfassender über die Junior-Teams des deutschen Rekordmeisters informieren möchte, dem sei die twitter-Präsenz von miasanrot.de-Autor @NaptoFCB ans Herz gelegt, der regelmäßig Spiele aller Altersklassen live vor Ort verfolgt und dahingehend Einblicke gewährt, was dem Blog-Autor mangels räumlicher Nähe leider nicht möglich ist. Doch dank der mittlerweile regelmäßigen Live-Übertragungen der Bundesliga-Spiele durch fcbayern.tv sowie dfb.tv und der Youth League-Spiele durch Sport1 ist es möglich, zumindest die U19 mindestens alle zwei Wochen live zu verfolgen und sich ein Bild über die Youngster zu machen.

"Matthias soll die Nachwuchsabteilung total reformieren. Wir werden Gas geben, wie es in diesem Verein noch nie der Fall war. Allein die Tatsache, dass wir in diesem Bereich erheblichste Veränderungen vornehmen, verdeutlicht doch, dass wir mit der Entwicklung nicht zufrieden waren. In der Breite sind wir ganz schlecht aufgestellt. Nein, Uli Hoeneß ließ wahrlich kein gutes Haar an der Nachwuchsarbeit des deutschen Rekordmeisters. Das Amateur-Team in Liga 4 bisher nicht konkurrenzfähig, die Junior-Teams, abgesehen von wenigen Ausnahmen, frei von aussichtsreichen Perspektivspielern und die letzte Debütanten-Welle mit Toni Kroos, Thomas Müller, Holger Badstuber und David Alaba auch schon über einige Jahre vergangen - natürlich zu wenig für den Geschmack des FCB-Patriarchen, der sich zum Handeln gezwungen sah. "Matthias", also DFB-Sportdirektor Sammer sollte als Nachfolger von Christian Nerlinger von nun an seine auf Nationalmannschaftsebene so erfolgreichen Ansätze beim FC Bayern einbringen, um die Talentproduktion des Rekordmeisters wieder auf Hochtouren laufen zu lassen. Wir schreiben das Jahr 2012. Abblende.

Aufblende 2017. Die Amateure spielen noch immer in Liga 4, fernab aller Aufstiegschancen, und besagte Debütanten-Welle ist nun noch einmal fünf Jahre länger passé. "Wir haben in den letzten Jahren vom Ergebnis her nicht so gut gearbeitet. Seit David Alaba hat sich kein Spieler mehr annähernd für die Profis empfohlen. Die Forderungen des Vorstands werden wieder größer werden. Wir müssen versuchen, in diesem Bereich erfolgreicher zu sein. Wir waren da etwas nachlässig und müssen Gas geben" zetert Uli Hoeneß also im Mai 2017 auf einer Baustelle, die augenscheinlich kurz vor der Vollendung steht. Der FC Bayern Campus, 70 Millionen Euro schweres Prestige-Projekt, soll ab August als hochmodernes Nachwuchsleistungszentrum die infrastrukturellen Rahmenbedingungen für unversiegende Quellen an jungen, top ausgebildeten Spitzenfussballern schaffen. "Matthias", der Hoffnungsträger von einst, ist da schon Geschichte. Von nun an ruhen die Hoffnungen auf einem 30 Hektar großen Grundstück im Münchener Norden, unweit der Allianz Arena, mit sieben Fussballfeldern, einer Sporthalle, diversen Mini-Fussball-, Beachsoccer- und Beachvolleyballfeldern, einem 2.500 Personen fassenden Stadion und natürlich einem Akademiegebäude mit 35 Spieler-Appartements. Befreit von den räumlichen Zwängen an der Säbener Straße soll hier nun auf höchstem Niveau mit Top-Talenten aus Bayern, Deutschland und der ganzen Welt gearbeitet werden, um den neuen Weltklasse-Mittelfeldspieler, -Stürmer oder -Verteidiger nicht auf einem explodierenden Transfermarkt für zwei- bis dreistellige Millionenbeträge erstehen zu müssen. Oder um es mit Uli Hoeneß zu sagen: "Vielleicht ist das die Antwort des FC Bayern auf den Transferwahnsinn und die Gehaltsexplosionen."

Doch Entwicklungsprozesse im Nachwuchsbereich gestalten sich naturgemäß langwierig. Die profinahen U17- und U19-Jahrgänge haben den Großteil ihrer fussballerischen Sozialisation bereits hinter sich und die Jahrgänge, auf deren Entwicklung man noch maßgeblichen Einfluss nehmen kann, klopfen erst in fünf, sechs oder mehr Jahren an die Pforten des Seniorenbereichs. Wer aber mehr als 70 Millionen Euro in ein solches Projekt investiert, der bekommt von der Öffentlichkeit keine fünf Jahre oder mehr eingeräumt. Es müssen Ergebnisse her, so schnell wie möglich, so gut wie möglich. Schon jetzt werden Transfers von jungen Spieler wie Serge Gnabry oder Leon Goretzka regelmäßig begleitet von kritischen bis hämischen Unkenrufen, wie das denn mit den ambitionierten Zielen in der Nachwuchsarbeit zusammenpasse.

Da trifft es sich gut, dass Steine im Fussball nur Rahmenbedingungen schaffen. Gute Beine, angelernt von guten Fussballlehrern, florieren auch in einer suboptimalen Infrastruktur. Und mit Blick auf die momentanen U23- und vor allem U19-Spieler lässt sich vermuten, dass schon in den letzten Jahren nicht mehr so schlecht gearbeitet wurde, wie es das Hoeneß'sche Urteil nahelegt: Die U19 wurde im vergangenen Jahr nach einer dramatischen Niederlage im Elfmeterschießen deutscher Vizemeister, die U17 machte es besser und krönte sich zum verdienten deutschen Meister. Bedenkt man nun, wer gemäß unserer vorherigen Entwicklungsprozess-Zeitrechnung vor fünf bis sechs Jahren zuständig für die FCB-Junioren war, dann schließt sich gewissermaßen der Kreis dieser einleitenden Worte. Vielleicht kann der FC Bayern also gar schneller Ergebnisse oder - um es mit Uli Hoeneß zu sagen - Antworten liefern, als man denkt. Doch wer sind denn nun die interessantesten FCB-Junioren? Wer kann in den nächsten Jahren vielleicht zu Bayerns Antwort auf das ausufernde internationale Transfergebahren werden? Eine kleine Auswahl von sieben verheißungsvollen Spielern aus dem U19-Bereich.


Christian Früchtl

18 (Jahrgang 2000), Torwart

Der im Januar 18 gewordene Niederbayer zählt zu den schon etwas bekannteren FCB-Junioren, seit er bereits als 15-Jähriger unter Pep Guardiola bei den Profis mittrainieren durfte. Früchtl profitierte hierbei vor allem von seiner körperlichen Frühreife, die ihn schon mit 15 auf über 1,90m anwachsen ließ. Mittlerweile misst Früchtl 1,93m und weist somit absolutes Gardemaß für einen Torhüter auf. Dieser Frühreife entsprechend beförderte man Früchtl bereits im zweiten U17-Jahr in die U19 und im ersten regulären U19-Jahr, also dieser Saison, zu den Amateuren in die Regionalliga Bayern. Lediglich in der Youth League lief Früchtl noch gelegentlich mit seinen Altersgenossen auf. In der Sommervorbereitung gab Carlo Ancelotti ihm in einigen Testspielen sogar bereits einige Einsatzminuten bei den Profis, wo der damals 17-Jährige einen sattelfesten Eindruck hinterließ. Neben soliden Reflexen und einem bereits sehr guten Eins-gegen-Eins zeigt Früchtl trotz seiner körperlichen Konstitution noch die alterstypischen Unsicherheiten bei hohen Bällen und wirkt zum Teil insgesamt noch etwas zaghaft. Hervor sticht aber vor allem Früchtls Spielaufbau. Sehr deutlich sind hier die Einflüsse der bayerischen Torwartschule im Geiste Neuers und Tapalovics zu sehen: Früchtl ist stets bestrebt, das Spiel konstruktiv zu eröffnen, beherrscht beidfüßig eine solide Passsicherheit auch auf größere Distanzen und greift erst unter stärkerem Gegnerdruck zu unkontrollierten Befreiungsschlägen, auch wenn er hier perspektivisch noch mutiger und aggressiver werden könnte.

Etwas Sorgen macht Früchtls Verletzungshistorie, da der U18-Nationalspieler 2017 zwei schwerere Bänderverletzungen im Knöchel erlitt. Problematisch gestaltet sich aber vor allem Früchtls Perspektive: Mit Neuer und Ulreich stehen bis 2021 eine klare Nummer 1 und 2 unter Vertrag, zumal der Nationalmannschaftskapitän auch darüber hinaus noch einige gute Jahre im Tank haben könnte und man Früchtl nach Neuers Fußbruch noch nicht einmal die Rolle als Nummer 2 zutraute, sondern stattdessen Tom Starke reaktivierte. Mittelfristig erscheint eine Leihe unumgänglich. Gegebenenfalls schon im Sommer, wenn mit Ron-Thorben Hoffmann ein ebenfalls sehr talentierter Torhüter den Jugendbereich verlässt und womöglich Früchtls Rolle in der U23 übernehmen könnte. Langfristig könnte sich aber ein Dilemma ergeben, das ungleich schwerer zu lösen sein dürfte.

Lars Lukas Mai

17 (Jahrgang 2000), Innenverteidigung

Etwas unter dem Radar fliegt dagegen noch der Spieler, der vielleicht sogar schon am nähesten zum Sprung in den Profikader sein könnte. Lars Lukas Mai, der 2014 aus der Jugend von Dynamo Dresden zum FC Bayern kam, ist auf dem Platz bereits eine Institution. Einerseits sticht der 1,90m große Innenverteidiger körperlich mit seinem recht kantigen Erscheinungsbild hervor, andererseits ist der U17-Meisterschaftskapitän der vergangenen Saison auch in der U19 sofort zum Spielführer aufgestiegen. Wer Mai beobachtet, der erahnt auch schnell, wieso: Den Gewinner der U17-Fritz-Walter-Medaille in Bronze zeichnet eine bemerkenswerte Souveränität und Reife aus. Der 17-Jährige hat dank seines Stellungsspiels und seiner Antizipation keine Probleme, großen Raum um und hinter sich zu verteidigen, er weiß seinen Körper intelligent einzusetzen, um den Ball zu erobern oder Gegner abzulaufen und hat zudem beim Tackling bereits ein gutes Timing, das es ihm schon einige Male erlaubte, in höchster Not fair zu klären. Ebenfalls bemerkenswert: Der Dresdener dominiert das ansonsten holprige Aufbauspiel der U19 mit seinem präzisen Passspiel und seinem guten Gespür für freie Räume, die er mit Ball am Fuß andribbeln kann, um eine gegnerische Pressinglinie zu durchbrechen oder zumindest die gegnerischen Mannorientierungen auszuhebeln.

Schwächen offenbart Mai dagegen noch im direkten, frontalen Duell mit wendigen Gegenspielern, wie sich etwa beim Youth League-Aus gegen Real Madrid zeigte, als der Kapitän in einigen Zweikämpfen gegen Reals dynamische Stürmer Gomez, Baeza und Fernandez nicht gut aussah. Nichtsdestotrotz ist Mai der Spieler in der U19, der mit seiner Spielweise schon am ehesten reif für den Seniorenbereich erscheint, wenngleich sich auf einer so verantwortungsvollen Position wie der Innenverteidigung gewisse Anpassungsschwierigkeiten natürlich dennoch nicht ausschließen lassen. Auch die Perspektive des U18-Nationalspielers ist nicht schlecht, da durch Martinez' Versetzung auf die Sechser-Position ein vierter Platz in der Innenverteidigung frei geworden ist. Selbst, wenn der Baske unter einem neuen Trainer die positionelle Rolle rückwärts vollzieht, könnten sich durch die Verletzungsanfälligkeit von Martinez, Hummels und Boateng schon zeitnah Einsatzchancen für Mai ergeben.

Adrian Fein

19 (Jahrgang 1999), Zentrales Mittelfeld

Ebenfalls eine durchaus imposante Erscheinung auf dem Spielfeld ist der 19-jährige Adrian Fein. Der 1,87m große Mittelfeldspieler, der seit seinem achten Lebensjahr für den FC Bayern aufläuft, verfügt über eine Physis, mit der er den meisten U19-Spielern deutlich überlegen ist. Dies war schon in der vergangenen Saison, als Fein noch zum jüngeren U19-Jahrgang zählte, augenscheinlich, so dass seine vorzeitige Beförderung in die U23 von Trainer Tim Walter nur folgerichtig erschien. Immer wieder musste Fein im Mittelfeld nur mit ein, zwei kraftvollen Schritten antreten und seinen Körper gegen den Gegenspieler drängen, um an diesem spielend einfach vorbeizukommen. Generell lebt Fein sehr stark von seinen körperlichen und athletischen Vorzügen. Der U19-Nationalspieler ist unermüdlich zwischen den Strafräumen unterwegs, grätscht defensiv Gegner ab, um dann kurze Zeit später schon wieder in gegnerischer Strafraumnähe aufzutauchen und seine Torgefahr einzubringen, die ihm in 83 Pflichtspielen für U17, U19 und U23 immerhin 33 Torbeteiligungen einbrachte. Doch der U23-Stammspieler ist nicht ausschließlich ein körperliches Phänomen, er verfügt auch über eine sehr hochwertige Ballbehandlung, die es ihm erlaubt, auch auf engem Raum die Ballkontrolle zu bewahren.

Als Beobachter fühlt man sich bisweilen unweigerlich an einen von Feins Vorgängern im Mittelfeld der FCB-Juniorteams erinnert: Pierre-Emile Hojbjerg - mit allen Vorzügen wie Nachteilen. Denn ähnlich wie der Däne verlässt sich auch Fein sehr stark auf seine körperlich-technische Begabung und weist dafür nennenswerte taktisch-strategische Defizite auf. So ist etwa das Positionsspiel des häufig als offensiven Sechsers bzw. Achters eingesetzten U19-Vizemeisters mangelhaft: Entweder positioniert er sich im Spielaufbau zu nah am ballführenden tieferen Sechser oder Innenverteidiger, beraubt diesen somit einer vertikalen Anspielstation und verknappt unnötig den Raum für ihn oder er verharrt passiv im Deckungsschatten des Gegenspielers. Auch die Übersicht und Entscheidungsfindung des 19-Jährigen ist noch ausbaufähig, denn allzu häufig will er Dinge erzwingen und verpasst dabei simplere, aber bessere Optionen. Dementsprechend ist auch die Perspektive für Fein nicht gerade optimal, da mit Corentin Tolisso und Leon Goretzka zwei junge Spieler mit ähnlichem, aber viel ausgereifterem Profil langfristig beim Rekordmeister unter Vertrag stehen, an denen ein Vorbeikommen auch langfristig schwer bis unmöglich sein dürfte. Dennoch sollte es verwundern, wenn man Adrian Fein nicht in einigen Jahren in einer der beiden Bundesligen wiedersehen würde. Seine physisch-technische Veranlagung ist zu überzeugend, als dass er nicht für viele Teams, die eher ein dynamisches Umschaltspiel pflegen, interessant sein dürfte. So stand schon Anfang 2017 ein Wechsel zur TSG Hoffenheim im Raum. Es gibt also durchaus einen Markt für Fein, dessen Vertrag 2019 ausläuft.


Woo-Yeong Jeong

18 (Jahrgang 1999), Flügelspieler

Der 18-Jährige Winterneuzugang aus Fernost ist neben Ryan Johansson, Joshua Zirkzee (beide U17) und Alex Timossi Andersson (bis 2019 bei Helsingborg) eines der ersten "Produkte" der angestrebten Internationalisierung des bayerischen Jugendspieler-Scoutings und kostete den FC Bayern laut transfermarkt.de stolze 700.000 Euro. Auch, wenn die Eindrücke von dem Südkoreaner, der nach fünf Pflichtspielen für die U19 mit einem Syndesmosebandriss langfristig ausfiel, noch relativ spärlich sind, so lässt sich bisher zumindest sagen, dass Jeong durchaus interessante Ansätze zeigte: Der 1,79m große Flügelspieler präsentierte sich bislang dynamisch, wendig, technisch versiert und mit einer guten Übersicht ausgestattet, so dass er in fünf Pflichtspielen bereits drei Tore vorbereiten konnte. Eines erzielte er überdies selbst. Er zeigte allerdings auch einige alterstypische Defizite: So agiert der Koreaner nicht selten diskret, taucht noch über weite Strecken des Spiels unter und agiert bei der letzten Aktion, egal ob Abschluss oder Pass, häufig noch etwas ineffizient und hektisch. Interessant ist die kurzfristige Perspektive des Neuzugangs von Incheon United, da er ab der kommenden Saison nicht mehr für die U19 spielberechtigt ist. Er verfügt zwar bereits über einen Profivertrag bis 2022, doch der Sprung zu den Profis könnte vorerst noch zu groß sein. So könnte dem feingliedrigen Außen ein weiteres Ausbildungsjahr in der U23 bevorstehen, wenngleich fraglich ist, ob die Regionalliga Bayern das richtige Pflaster für ihn ist. Es wird also interessant, den Fortgang dieser Personalie zu verfolgen.

Oliver Batista Meier

17 (Jahrgang 2001), Flügelspieler

Oliver Batista Meier ist wahrlich kein Geheimtipp mehr, ganz im Gegenteil: Der inzwischen 17-jährige Deutsch-Brasilianer ist eine kleine youtube-Berühmtheit. Schon von 2009 datiert ein erstes Video des maximal achtjährigen Batista Meier, in welchem er im Kaiserslautern-Trikot einige technische Kabinettstückchen zum Besten gibt. Neun Jahre später füllt der immer noch für die U17 spielberechtigte Außenbahnspieler ganze siebenminütige best-of-Compilations mit mehreren zehntausend Klicks. Vor allem sein Last-Minute-Sololauf-Siegtreffer mit Krampf im Youth League-Spiel gegen Celtic Glasgow brachte ihm größere Bekanntheit ein. Doch der U17-Nationalspieler ist keines dieser Internet-Phänomene, wo in sechsminütigen Videoschnipseln auch aus Andre Hahn "the next CR7" gemacht werden kann. Believe the hype! Denn der 2016 laut transfermarkt.de für 400.000 Euro aus Kaiserslautern verpflichtete Batista Meier bringt ein bemerkenswert komplettes Paket mit: Ins Auge springen auch mit Blick auf seine Statistiken die Abschlussqualitäten des 17-Jährigen. Er verfügt über einen technisch sauberen Abschluss, eine für sein Alter bemerkenswerte Coolness auch in beengten Abschlusssituationen und dürfte damit schon jetzt der effizienteste Vollstrecker in der U19 sein, wenngleich "nur" 7 Tore in 17 Pflichtspielen zu einem anderen Schluss verleiten könnten. In der U17, wo er überraschenderweise noch die ersten 11 Spiele der Saison absolvierte, erwies er sich dagegen mit 16 Treffern und 7 Vorlagen als seiner Altersklasse deutlich entwachsen. Doch, obwohl Batista Meier deutlich mehr Tore als Vorlagen auflegt, verfügt der Rechtsfuß über eine glänzende Übersicht, übersieht nicht den besser postierten Mitspieler und verfügt auch über das technische Handwerkszeug, um diesen dann mustergültig zu bedienen. Allgemein ist die Entscheidungsfindung des 17-Jährigen schon bemerkenswert ausgereift. Darüber hinaus verzückte der Ex-Lauterer vor allem in der U17 mit unwiderstehlichen, trickreichen Dribblings. Speziell das letztjährige U17-Meisterschaftsfinale gegen Werder Bremen dürfte da noch manchem Zuschauer im Gedächtnis geblieben sein, als Batista Meier seine Gegenspieler vielmals hilflos zurückließ. Um das offensive Gesamtpaket abzurunden, ist der Deutsch-Brasilianer in der U19 auch der Herr über die direkten wie indirekten Standards, die er mit viel Schnitt und einem feinen Topspin bringt, so dass sich die Bälle zumeist im richtigen Moment senken. So markierte er in dieser Saison auch schon zwei direkte Freistoßtreffer.

Schwächen weist Batista Meier dagegen in der Defensivarbeit auf, der er nicht selten desinteressiert und alibimäßig nachgeht. Sehr zum Ärger von U19-Trainer Hoeneß, der ihn hierfür häufig über den kompletten Platz zurechtweist und ihn womöglich auch deshalb beim Achtelfinal-Aus gegen die jungen Königlichen überraschenderweise 90 Minuten auf der Bank schmoren ließ. Ebenfalls fällt kritisch auf, dass der 17-Jährige in der U19 häufig das Eins-gegen-Eins, das ihn in der U17 noch auszeichnete, scheut. Entweder fehlt ihm hierzu gegen die älteren Gegenspieler noch etwas der Mut oder eben eine entsprechende Direktive des Trainers. Die Sorge vor dem Ballverlust überwiegt hier sichtlich die Lust auf das Überspielen des Gegners. Generell würde man sich bisweilen wünschen, dass Batista Meier als womöglich begabtester Offensiv-Spieler der U19 mehr Verantwortung im Offensivspiel übernimmt und mehr Präsenz zeigt, gerne auch vermehrt aus dem Zentrum heraus. Häufig läuft das Spiel minutenlang an ihm vorbei, was allerdings in Teilen sicher auch an dem unter Sebastian Hoeneß sehr kümmerlich organisierten Ballbesitzspiel der U19 liegt. Nichtsdestotrotz ist Oliver Batista Meier die derzeit womöglich heißeste Aktie in den profinahen Jahrgängen des FCB-Nachwuchsbereiches. Wenngleich er im Gegensatz zu beispielsweise Lukas Mai vielleicht noch nicht gänzlich reif für den Erwachsenen-Fussball erscheint, sollte Batista Meier schon jetzt in die Personalplanungen des Profibereichs aufgenommen werden. Konkreter gesagt: Es wäre überaus schade, wenn bei all den angedachten Umwälzungen auf den Flügelpositionen in 1-2 Jahren kein Platz für einen hochtalentierten Deutsch-Brasilianer im Profi-Kader wäre.


Marcel Zylla

18 (Jahrgang 2000), Offensives Mittelfeld

Batista Meiers kongenialer Partner beim letztlich im Titelgewinn mündenden Siegeszug der U17 war der ein Jahr ältere Marcel Zylla. Während Batista Meier im 4-2-3-1 des jetzigen Amateur-Trainers Tim Walter den linken Flügel bekleidete, führte der Deutsch-Pole von der 10er-Position aus Regie. Der einmalige U19-Nationalspieler Polens, der schon seit 2010 in Diensten der FC Bayern-Juniorteams unterwegs ist, interpretierte seine Rolle im Stile eines klassischen Zehners und beendete die Saison mit 14 Treffern und 12 Assists. Besonders in Erinnerung geblieben sein dürfte vor allem seine Gala beim 3:0 im Halbfinal-Hinspiel gegen Schalke 04. Hier lieferte Zylla eine bemerkenswerte Allround-Performance ab, die sehr gut die Fähigkeiten des 18-Jährigen zusammenfasst: Zylla sezierte die Schalker Hintermannschaft mit feinen Schnittstellenpässen, dribbelte sich immer wieder filigran durch die blau-weiße Hintermannschaft und vollstreckte zudem trocken zum 1:0. Auch im Finale gegen Werder Bremen erzielte Zylla den wichtigen 1:0-Führungstreffer, wenngleich er im Spiel ansonsten etwas im Schatten des überragenden Batista Meier blieb.

Doch anders als besagter Batista Meier fremdelt der ehemalige DFB-Juniorennationalspieler bislang noch ganz erheblich mit dem Übergang in die U19, der ihm auch durch einige kleinere Verletzungen erschwert wurde. So kommt Zylla in der Liga bisher auf bloß 6 Startelf-Einsätze für die Elf von Sebastian Hoeneß, der auf der Zehnerposition im Zweifel eher dem robusteren und reiferen Meritan Shabani vertraut. Bislang konnte Zylla hiergegen auch wenige Argumente liefern, wirkte bei seinen Einsätzen sowohl körperlich als auch gedanklich bisweilen merkwürdig behäbig, wenngleich die außergewöhnliche Technik immer wieder aufblitzte. Zuletzt konnte sich der Deutsch-Pole nach der Verletzung von Woo-Yeong Jeong zumindest auf Linksaußen wieder in die Startelf kämpfen und erzielte gegen Nürnberg prompt seinen ersten Saisontreffer. Es bleibt zu hoffen, dass dies ein Brustlöser für Zylla sein kann, damit es ihm nicht ähnlich ergeht wie Timothy Tillman, der in der U17 ähnlich dominant wie Zylla auftrat, aber diese Dominanz beim Übergang in die U19 weitgehend einbüßte und bis heute nicht wiederfand. Interessant wird sein, wie man mit Zylla kurzfristig verfährt: Belässt man ihn noch eine Saison in der U19, in der Hoffnung, dass er dann als älterer Jahrgang seine Leichtigkeit wiederfindet oder befördert man ihn vorzeitig zu seinem alten Förderer Tim Walter in die U23? So oder so: Kann Zylla sein Potential wieder konstant auf den Platz bringen, werden ihm langfristig alle Türen in den Profifussball offen stehen - bei welchem Verein auch immer.


Franck Evina

17 (Jahrgang 2000), Angriff

Franck Evina ist womöglich der interessanteste Spieler der Jahrgänge 1999-2001. "Interessant" ist hier allerdings nicht automatisch ein Synonym für "talentiert", denn da gibt es in Mai und Batista Meier womöglich begabtere Kandidaten. Der Deutsch-Kameruner ist deshalb interessant, weil er wohl das größte Rohprodukt dieser Aufzählung ist. Dies beginnt bei der noch immer ungeklärten Frage seiner Paradeposition und endet bei einer grundsätzlichen Einschätzung seiner Fähigkeiten. Die meiste Zeit seiner noch jungen Karriere verbrachte Evina tatsächlich auf dem (bevorzugt linken) Flügel, doch seine wohl klar stärkste Spielzeit absolvierte er vergangene Saison als Mittelstürmer der Meisterschafts-U17, wo er 22 Tore und 12 Assists in 28 Liga-Spielen verbuchen konnte. Den 1,77m großen Evina, der seit vergangenem Jahr für die DFB-Junioren spielberechtigt ist, zeichnet neben einer starken Schusstechnik, dank der er auch schon einige direkte Freistoßtreffer verbuchen konnte, vor allem seine brachiale Physis aus. Der U18-Nationalspieler verfügt über einen Antritt, eine Endgeschwindigkeit und eine körperliche Robustheit, die ihm einen in dieser Hinsicht nahtlosen Übergang in den Profibereich erlauben würden. Folgerichtig wurde Evina, der auch kommende Saison noch U19 spielen könnte, in der Winterpause final zur U23 befördert.

Der 17-Jährige agiert bevorzugt mit dem Gesicht zum Tor, wo er seine Athletik am effektivsten nutzen kann. Diese Stärke könnte er in ballbesitzorientierten Teams wohl eher auf dem Flügel ausspielen, wo die Räume tendenziell größer sind, allerdings fällt es auch schwer, sich Evina mit seiner bisweilen holprigen und unkonstanten Technik als Flügelspieler auf Profi-Niveau auszumalen. Andererseits fielen diese technischen Unsauberheiten in der U17-Meisterschaftsendrunde auch schon im Zentrum auf, als er vermehrt mit dem Rücken zu Gegner und Tor gefordert war und hier neben den Filigrantechnikern Zylla und Batista Meier sichtlich abfiel. Das Schlüsselwort in diesem Kontext ist allerdings "unkonstant", denn immer wieder verblüfft Evina plötzlich mit technisch anspruchsvollen Flügeldribblings, die er nicht selten auch mit präzisen Flanken abschließt. Aufgrund all dieser Variablen ist es ungemein schwer, den Werdegang des Deutsch-Kameruners, der im Sommer auch schon in einigen Profi-Testspielen Erfahrungen und Tore sammeln konnte, abzuschätzen. Im Sturm sind Lewandowski und Wagner noch einige Zeit unter Vertrag, zumal aus der U17 auch Joshua Zirkzee perspektivisch zu beachten ist. Auf den Flügeln ist die Perspektive womöglich lukrativer, wenngleich hier auch Batista Meier zeitnah Ansprüche anmelden wird. Es wird - wie könnte es bei Evina anders sein? - interessant, wohin die Reise für den 17-Jährigen geht. Es wurde zuletzt gar gemunkelt, dass im Winter auch schon ein Abgang im Raum stand.

Des Weiteren zu erwähnen:

- Ron-Thorben Hoffmann, 19 (Jahrgang 1999), Torwart
- Felix Götze, 20 (Jahrgang 1998), Innen-/Rechtsverteidiger
- Alexander Nitzl, 17 (Jahrgang 1999), Innenverteidiger
- Derrick Köhn, 19 (Jahrgang 1999), Linksverteidiger
- Meritan Shabani, 19 (Jahrgang 1999), Offensives Mittelfeld
- Timothy Tillman, 19 (Jahrgang 1999), Offensives Mittelfeld
- Manuel Wintzheimer, 19 (Jahrgang 1999), Angriff

KOMMENTARE
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JaneK
15.06.2018 | 21:08 Uhr
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JaneK : -
15.06.2018 | 21:08 Uhr
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JaneK : -
kenn ja die Junioren nicht so. aber wieso lässt hoeness kein ballbesitzfussball spielen? spielen die jugendmannschaften alles anders?
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Talentfrei
MODERATOR
17.03.2018 | 12:40 Uhr
1
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Talentfrei : 
17.03.2018 | 12:40 Uhr
0
Talentfrei : 
Hervorragend! Einige dieser Talente habe ich auch ganz gut auf dem Schirm, einige Informationen sind aber auch neu, hab es zuletzt nicht geschafft regelmäßig die Spiele der Junioren anzusehen. Danke dafür!
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CaptainMunich
15.03.2018 | 19:56 Uhr
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0
15.03.2018 | 19:56 Uhr
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Lieber Maxi, ganz starker Blog, der eigentlich in allen Punkten mit meinen eigenen Einschätzungen übereinstimmt, die wir ja auch schon des Öfteren diskutiert haben.

Kurz ein paar Worte zu Früchtl und OBM:

Früchtl:
Dass er kein zweiter TW der Profis ist, ist, meiner Ansicht nach, die genau richtige Entscheidung gewesen. Auch, dass ihm mit Starke der Status als Nummer 3 sozusagen wieder aberkannt wurde, war die richtige Entscheidung. Dass Manuel Neuer sich verletzen wird, damit war leider Gottes nicht zu rechnen. Man ging davon aus, dass Neuer fit bleibt und die Nr. 2 die Bank wärmen darf. Das allerdings wäre das kontraproduktivste in der Entwicklung Früchtls gewesen, da ihm Einsätze in der zweiten Mannschaft bzw. U19 Youth League, wesentlich mehr bringen als ein Bankplatz bei den Profis.
Ich gehe davon aus, dass er nächste Saison noch ein Jahr bei den Amateuren spielen und zeitgleich die Nummer 3 der Profis sein wird. Das Jahr danach aber braucht er zwingend eine Leihe und somit Minuten im Profibereich.

OBM:
Der sollte, auch hier lediglich meiner persönlichen Einschätzung nach, bereits in der nächsten Saison eine Art Pendler zwischen den Amateuren und Profis sein. Er sollte hauptsächlich unter Walter (sollte der bei den Amas bleiben ) spielen, aber bei möglich Verletzungen Gnabrys, Comans, Riberys usw das Vertrauen kriegen diese zu ersetzen und ins kalte Wasser geschmissen zu werden.
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