24.08.2011 um 13:39 Uhr
Geschrieben von korsakoff
Atlantic Coast Conference 2011
Teil 2 der Vorschau auf die Saison 2011/12 im College Football, heute mit der völlig überraschend entlang der US-Ostküste beheimateten Atlantic Coast Conference, die einst eine Macht in Basketball und Football war, aber im letzten Jahrzehnt trotz prominenter Neuzugänge merklich an Strahlkraft verloren hat.
Daran waren mehrere große Skandale nicht unschuldig. Bei Florida State zum Beispiel wurden zwei Jahre rückwirkend wegen Prüfungs-Komplettlösungen für Studenten gelöscht, der ACC-Sieger 2009 Georgia Tech ist aus den Annalen gestrichen wegen unlauterem Recruitings und in der jüngsten Offseason flogen die Programme von North Carolina (UNC) und in der exzessiven Variante Miami/FL aufgrund diversester Vergehen auf.
Atlantic Division
Die Saison kann getrost unter "Rückkehr einer Großmacht" eingeordnet werden. Nach jahrelangem Siechtum unter dem legendären, aber auf die 80 zugehenden Headcoach Bobby Bowden sind die Florida State Seminoles unter dem feurigen Jimbo Fisher wieder im Aufwind. Der Hype zu dieser Saison ist so massiv, dass man Florida State trotz des Abgangs vom QB Chris Ponder (Draftpick #12) ernsthaft zutraut, um die Landesmeisterschaft mitzuspielen (ich bin da noch arg skeptisch).
Es gibt aber Ingredienzien: QB E.J. Manuel, schon des Öfteren ein veritabler Ponder-Ersatzmann. Manuel gibt der Offense mit seiner Beweglichkeit eine zusätzliche Note, was vor allem für die zuletzt eklatanten Probleme in der RedZone hilfreich sein sollte.
Die Defense des Seminoles ist um den wie Phoenix aus der Asche aufgestiegenen DE Brandon Jenkins gebaut, aber es gibt neben dem sensationellen Pass Rusher Jenkins noch einen zweiten interessanten Defensive Liner: Björn Werner. Deutsche Verpackung, deutscher Inhalt: Werner ist ein ehemaliger Berlin Adler, hat zuletzt geheiratet und als Freshman super gespielt.
Die Secondary wird von sagenhaft guten Athleten wie dem explosiven Greg Reid oder Xavier Rhoades gebildet, und der schwer gehypte LaMarcus Joyner darf sogar "nur" Free Safety spielen. Allgemein gilt: Wir haben es mit einer rasant besser werdenden Defense zu tun, die auch optisch beim Zuschauen Spaß macht, u.a. weil sie sich nicht scheut, mit ihrem risikoreichen Spiel mal einen 50yds-Pass zu kassieren.
Der Rest der Division soll den Erwartungen nach heuer nur den Spoiler für die FSU geben können. Die Clemson Tigers zum Beispiel, ein Kultteam aus einer Kleinstadt in South Carolina, Stichwort Heimstadion, genannt "Death Valley", ultrasteile Haupttribünen, 85000 Zuschauer, immer ausverkauft. Clemson besitzt eine schnelle, spektakuläre Defense, aber die Offense ist oft trostlos und wird wohl schon heuer um den Freshman-RB Mike Bellamy gebaut sein.
Die kleine Uni von Wake Forest ist unter dem sympathischen Coach Jim Grobe seit Jahren eine einzige Wundertüte, North Carolina State hat hausgemachte Probleme: Nach einer überraschend guten Saison 2010/11 drückte Headcoach Tom O'Brien auf den Selbstzerstörungsknopf und mobbte den QB Russell Wilson ohne ersichtlichen Grund vom Campus.
Die Maryland Terrapins haben auch jemanden weggemobbt: Den ehemaligen Coach Ralph Friedgen, der dieses Programm über ein Jahrzehnt erst aufgebaut hatte. Nun ist mit Randy Edsall ein Mann da, der jüngst die Basketball-Macht Connecticut zum Titel in der rivalisierten Big East Conference geführt hat. Edsall gilt als sehr ambitionierter Trainer und passt damit gut nach Maryland.
Die Boston College Eagles, die in der Ära nach Matt Ryan eine langweilige Offense mit Lauf/Lauf/Lauf/Punt um RB Montel Harris spielen, aber dafür in der Defense einen echten Hingucker aufwarten können: LB Luke Kuechly, der pro Spiel IM SCHNITT 14,1 Tackles macht.
Coastal Division
Die große Unbekannte in dieser Division sind die Miami Hurricanes, bei denen nach einer Seifenoper par excellence noch keiner weiß, wie es weitergeht. Man muss sich das vorstellen: Da war ein junger, neureicher Mann, der glaubte, mit Geld, Geschenken und Puff-Geschichten die Canes-Spieler zu seinen Freunden gewinnen zu können. Als dieser junge Mann, Booster Nevin Shapiro, nach 8-10 Jahren zunehmend in Schwierigkeiten kam und seine "Freunde", mittlerweile NFL-Superstars wie WR Andre Johnson, MLB Vilma oder NT Wilfork um Hilfe bat, aber völlig überraschend nur die kalte Schulter gezeigt bekam, beschloss er, auszupacken. Die erst vergangene Woche bei Yahoo erschienene Story droht nun, die Football-Abteilung der University of Miami in den Abgrund zu reißen, weil auch aktuelle Spieler aus dem Kader darin verwickelt sind.
Für den neuen Coach Al Golden die ultimative Herausforderung, die Leute nun bei Laune zu halten. Man ist überzeugt, dass Golden bei erfolgreicher Ablegung dieser Prüfung in wenigen Jahren abhaut und seinen Traumjob an der Penn State University antritt. Als Nachfolger der ultimativen Legende, Joe Paterno.
Ebenso schwer unter Druck ist die University of North Carolina, wo jüngst nach diversen schockierenden Enthüllungen der aus alten Browns-Tagen als Ultra-Unsympath bekannte Headcoach Butch Davis seinen Hut nehmen musste. UNC hat stets eine Handvoll Abwehrspieler von NFL-Kaliber zu bieten, so auch diesmal. Man merke sich bitte die Namen DE Quinton Coples und DT Donta Moss-Paige. Beide werden demnächst hoch gedraftet werden. Trotz der starken Defense und eines einfachen Schedules wird die Saison aber kein Grashüpfen.
Denn der Favorit in der Coastal Division ist so oder so eine andere Mannschaft: die Virginia Tech Hokies, die unter Coach Frank Beamer seit Jahren konstant ein BCS-Ranking von 10-20 einfahren. Nun ist der Hauptgrund für die jüngsten Erfolge, QB Tyrod Taylor weg, aber der Nachfolger steht schon bereit: Das sagenhaft gebaute Mischlingskind Logan Thomas (1,98m, 115kg), ein Mann mit einem Spielstil wie Cameron Newton. Ich bin gespannt wie ein Regenschirm.
VTs Lokalrivale ist Virginia, wo mit Headcoach Mike London ein sympathischer Coach viel Frischwind gebracht hat. Die Cavaliers sind vor allem deswegen ein echter Hingucker, weil sie selbst bei sportlicher Malaise mit so viel Feuer spielen, dass das Zuschauen einfach Spaß macht.
Die Georgia Tech Yellow Jackets sind nach überstandenen NCAA-Ermittlungen besonders wegen ihrer Offense interessant: Hier wird die wunderbar anzuschauende flexbone triple option offense gespielt, das Meisterstück von Headcoach Paul Johnson. Leider, leider ist die Karriere des genialen QB Josh Nesbitt zu Ende, aber solange der Coach "Paul Johnson" heißt, wird hier weiter der Gegner mit altertümlich erscheinender Offense in Grund und Boden gelaufen.
Basketball-Macht, aber im Football eine ganz kleine Nummer: Die Duke Blue Devils, verhasster Lokalrivale von UNC. Coach David Cutcliffe hat eine Bilanz von 12-24 eingefahren, eine der besten (sic!) Footballbilanzen in Dukes Geschichte. Daran wird sich heuer wenig ändern, solange die Defense weiterhin so arg bröckelt.
Daran waren mehrere große Skandale nicht unschuldig. Bei Florida State zum Beispiel wurden zwei Jahre rückwirkend wegen Prüfungs-Komplettlösungen für Studenten gelöscht, der ACC-Sieger 2009 Georgia Tech ist aus den Annalen gestrichen wegen unlauterem Recruitings und in der jüngsten Offseason flogen die Programme von North Carolina (UNC) und in der exzessiven Variante Miami/FL aufgrund diversester Vergehen auf.
Atlantic Division
Die Saison kann getrost unter "Rückkehr einer Großmacht" eingeordnet werden. Nach jahrelangem Siechtum unter dem legendären, aber auf die 80 zugehenden Headcoach Bobby Bowden sind die Florida State Seminoles unter dem feurigen Jimbo Fisher wieder im Aufwind. Der Hype zu dieser Saison ist so massiv, dass man Florida State trotz des Abgangs vom QB Chris Ponder (Draftpick #12) ernsthaft zutraut, um die Landesmeisterschaft mitzuspielen (ich bin da noch arg skeptisch).
Es gibt aber Ingredienzien: QB E.J. Manuel, schon des Öfteren ein veritabler Ponder-Ersatzmann. Manuel gibt der Offense mit seiner Beweglichkeit eine zusätzliche Note, was vor allem für die zuletzt eklatanten Probleme in der RedZone hilfreich sein sollte.
Die Defense des Seminoles ist um den wie Phoenix aus der Asche aufgestiegenen DE Brandon Jenkins gebaut, aber es gibt neben dem sensationellen Pass Rusher Jenkins noch einen zweiten interessanten Defensive Liner: Björn Werner. Deutsche Verpackung, deutscher Inhalt: Werner ist ein ehemaliger Berlin Adler, hat zuletzt geheiratet und als Freshman super gespielt.
Die Secondary wird von sagenhaft guten Athleten wie dem explosiven Greg Reid oder Xavier Rhoades gebildet, und der schwer gehypte LaMarcus Joyner darf sogar "nur" Free Safety spielen. Allgemein gilt: Wir haben es mit einer rasant besser werdenden Defense zu tun, die auch optisch beim Zuschauen Spaß macht, u.a. weil sie sich nicht scheut, mit ihrem risikoreichen Spiel mal einen 50yds-Pass zu kassieren.
Der Rest der Division soll den Erwartungen nach heuer nur den Spoiler für die FSU geben können. Die Clemson Tigers zum Beispiel, ein Kultteam aus einer Kleinstadt in South Carolina, Stichwort Heimstadion, genannt "Death Valley", ultrasteile Haupttribünen, 85000 Zuschauer, immer ausverkauft. Clemson besitzt eine schnelle, spektakuläre Defense, aber die Offense ist oft trostlos und wird wohl schon heuer um den Freshman-RB Mike Bellamy gebaut sein.
Die kleine Uni von Wake Forest ist unter dem sympathischen Coach Jim Grobe seit Jahren eine einzige Wundertüte, North Carolina State hat hausgemachte Probleme: Nach einer überraschend guten Saison 2010/11 drückte Headcoach Tom O'Brien auf den Selbstzerstörungsknopf und mobbte den QB Russell Wilson ohne ersichtlichen Grund vom Campus.
Die Maryland Terrapins haben auch jemanden weggemobbt: Den ehemaligen Coach Ralph Friedgen, der dieses Programm über ein Jahrzehnt erst aufgebaut hatte. Nun ist mit Randy Edsall ein Mann da, der jüngst die Basketball-Macht Connecticut zum Titel in der rivalisierten Big East Conference geführt hat. Edsall gilt als sehr ambitionierter Trainer und passt damit gut nach Maryland.
Die Boston College Eagles, die in der Ära nach Matt Ryan eine langweilige Offense mit Lauf/Lauf/Lauf/Punt um RB Montel Harris spielen, aber dafür in der Defense einen echten Hingucker aufwarten können: LB Luke Kuechly, der pro Spiel IM SCHNITT 14,1 Tackles macht.
Coastal Division
Die große Unbekannte in dieser Division sind die Miami Hurricanes, bei denen nach einer Seifenoper par excellence noch keiner weiß, wie es weitergeht. Man muss sich das vorstellen: Da war ein junger, neureicher Mann, der glaubte, mit Geld, Geschenken und Puff-Geschichten die Canes-Spieler zu seinen Freunden gewinnen zu können. Als dieser junge Mann, Booster Nevin Shapiro, nach 8-10 Jahren zunehmend in Schwierigkeiten kam und seine "Freunde", mittlerweile NFL-Superstars wie WR Andre Johnson, MLB Vilma oder NT Wilfork um Hilfe bat, aber völlig überraschend nur die kalte Schulter gezeigt bekam, beschloss er, auszupacken. Die erst vergangene Woche bei Yahoo erschienene Story droht nun, die Football-Abteilung der University of Miami in den Abgrund zu reißen, weil auch aktuelle Spieler aus dem Kader darin verwickelt sind.
Für den neuen Coach Al Golden die ultimative Herausforderung, die Leute nun bei Laune zu halten. Man ist überzeugt, dass Golden bei erfolgreicher Ablegung dieser Prüfung in wenigen Jahren abhaut und seinen Traumjob an der Penn State University antritt. Als Nachfolger der ultimativen Legende, Joe Paterno.
Ebenso schwer unter Druck ist die University of North Carolina, wo jüngst nach diversen schockierenden Enthüllungen der aus alten Browns-Tagen als Ultra-Unsympath bekannte Headcoach Butch Davis seinen Hut nehmen musste. UNC hat stets eine Handvoll Abwehrspieler von NFL-Kaliber zu bieten, so auch diesmal. Man merke sich bitte die Namen DE Quinton Coples und DT Donta Moss-Paige. Beide werden demnächst hoch gedraftet werden. Trotz der starken Defense und eines einfachen Schedules wird die Saison aber kein Grashüpfen.
Denn der Favorit in der Coastal Division ist so oder so eine andere Mannschaft: die Virginia Tech Hokies, die unter Coach Frank Beamer seit Jahren konstant ein BCS-Ranking von 10-20 einfahren. Nun ist der Hauptgrund für die jüngsten Erfolge, QB Tyrod Taylor weg, aber der Nachfolger steht schon bereit: Das sagenhaft gebaute Mischlingskind Logan Thomas (1,98m, 115kg), ein Mann mit einem Spielstil wie Cameron Newton. Ich bin gespannt wie ein Regenschirm.
VTs Lokalrivale ist Virginia, wo mit Headcoach Mike London ein sympathischer Coach viel Frischwind gebracht hat. Die Cavaliers sind vor allem deswegen ein echter Hingucker, weil sie selbst bei sportlicher Malaise mit so viel Feuer spielen, dass das Zuschauen einfach Spaß macht.
Die Georgia Tech Yellow Jackets sind nach überstandenen NCAA-Ermittlungen besonders wegen ihrer Offense interessant: Hier wird die wunderbar anzuschauende flexbone triple option offense gespielt, das Meisterstück von Headcoach Paul Johnson. Leider, leider ist die Karriere des genialen QB Josh Nesbitt zu Ende, aber solange der Coach "Paul Johnson" heißt, wird hier weiter der Gegner mit altertümlich erscheinender Offense in Grund und Boden gelaufen.
Basketball-Macht, aber im Football eine ganz kleine Nummer: Die Duke Blue Devils, verhasster Lokalrivale von UNC. Coach David Cutcliffe hat eine Bilanz von 12-24 eingefahren, eine der besten (sic!) Footballbilanzen in Dukes Geschichte. Daran wird sich heuer wenig ändern, solange die Defense weiterhin so arg bröckelt.
Aufrufe: 3946 | Kommentare: 10 | Bewertungen: 12 | Erstellt:24.08.2011
ø 9.0
KOMMENTARE
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26.08.2011 | 09:52 Uhr
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Txomin :
Nächste Woche gehts los Sehr schöne Vorschau, kannst Du bitte auch mal Teil 1 verlinken?
Roll Tide!
http://www.youtube.com/watch?v=Nvyknw4VClE
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25.08.2011 | 15:56 Uhr
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wasserturm77 : @korsakoff
cool, danke. habe mir gerade vor ein paar tagen espn america gekauft.
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25.08.2011 | 11:56 Uhr
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Hauptspieltag ist SAMSTAG, die Standard-Zeiten für Kickoffs 18h, 21h30 und 02h unserer Zeit, plus ein paar Spiele an der Westküste bzw. auf Hawaii, die erst gegen 4h oder 5h beginnen. (ESPN America überträgt haufenweise Spiele live und bringt sonntags meistens den ganzen Tag über Tapes von anderen Spielen)
Es gibt aber auch vereinzelte Donnerstags- und Freitagsspiele, auch wenn die Traditionalisten diese hassen wie die Pest.
Der komplette Schedule ist hier zu finden (6 Stunden dazurechnen, dann kommen wir auch unsere Zeitzone, außer eine Woche Ende November, da sind es nur 5 Stunden).
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25.08.2011 | 11:49 Uhr
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24.08.2011 | 17:48 Uhr
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Virginia Tech hätte es auch ohne die Niederlage gegen James Madison nicht ins Endspiel geschafft. Die ACC hat kein Standing. Wenn eine ACC-Mannschaft nicht mit 13 Kantersiegen 13-0 geht, wird sie das Endspiel nicht erreichen.
Und der Sieger in der ACC (ergo vmtl Seminoles-Hokies) wird IMMER in einem der großen Bowls spielen, wie VT letztes Jahr in der Orange Bowl. Wir haben es hier schließlich mit einem Kartell zu tun, de BCS.
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24.08.2011 | 16:57 Uhr
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Was hätte letztes Jahr nich alleas aus den Hokies werden können, wäre da nicht diese "Appalachian State"-mäßige Überraschung gegen James Madison am 2. Spieltag gewesen. Auch dieses Jahr lautet das Finale Seminoles gegen Hockies. Der Gweinner wird es wohl im Gegensatz zu letztem Jahr in eines der Großen Bowl-Spiele schaffen.
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24.08.2011 | 14:24 Uhr
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Schöner Blog btw, 10 P
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10 Points
Denke auch, dass die Seminoles heuer einiges reissen können. Gespannt bin ich auch auf die Hokies.