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Formel 1


Gründer: santiagodiaz | Mitglieder: 116 | Beiträge: 60
Von: Turbulence
15.03.2014 | 2696 Aufrufe | 4 Kommentare | 0 Bewertungen Ø 0.0
Platz 20 und 21 im Qualifying
Das Lotus-Dilemma
Im Rennen droht das Debakel

Die Testfahrten ließen es erahnen, die Trainings erkennen und das Qualifying befürchten: Lotus droht beim ersten Rennen der Saison ein Debakel. Die Startplätze 20 und 21 bestätigen, dass das neue Gefährt von Romain Grosjean und Pastor Maldonado bei weitem nicht so läuft, wie es soll. Dazu kommt noch ein Rückstand von mehr als 1,5 Sekunden auf den Caterham von Marcus Ericsson. Dabei sind die Startpositionen noch begünstigt durch einen Getriebewechsel bei Esteban Gutierrez. Bei allen Teamverantwortlichen schrillen die Alarmglocken. Wenn der finanziell arg gebeutelte Rennstall nicht an die guten Resultate der vergangenen Jahre anknüpfen kann, werden die Chancen auf einen Verbleib in der Formel 1 sehr gering. Doch dies war schon lange vorherzusehen: Hier die möglichen Faktoren, die dazu geführt haben, dass das diesjährige Auto nicht konkurrenzfähig ist.

1.Der Faktor Fahrerpaarung

Vor genau einem Jahr feierte das Team noch den Sieg in Melbourne. Fahrer war Kimi Räikkönen, der zum Ende der letzten Saison den eigentlich schon lange fesstehenden Abschied in Richtung Ferrari ankündigte. Aufgrund der Finanzlage entschied man sich bei der Nachfolge für den umstrittenen Venezolaner Pastor Maldonado, der geschätzte 30 Millionen Euro an Sponsorengeldern mitbringt. Romain Grosjean wurde gehalten, um Kontinuität im Team zu behalten. Doch keiner von beiden ist Schuld, das das Auto nicht konkurrenzfähig ist, das Problem trat schon viel früher als in Bahrain auf.

2.Der Faktor Abgänge

Wegen fehlender Bezahlung verließen im Winter viele Mitarbeiter das Team und heuerten bei anderen Rennställen an. Auch Teamchef Eric Boullier verließ das sinkende Schiff und ging zu Mclaren. Technik-Direktor James Allison kehrte Lotus schon zur Mitte der Saison den Rücken und ist nun bei Ferrari tätig, Aerodynamiker Dirk de Beer folgte Allison zur Scuderia. Immerhin konnte man Ferrari den Chefaerodynamiker Nicolas Hennel abwerben, aber die Lücke, die die Abgänge gerissen haben, konnte dadurch nicht gestopft werden. Einer der wesentlichen Gründe für den Kaltstart.

3.Der Faktor Testfahrten und Motor

Den ersten Test des Jahres ließ Lotus aus, mit der Begründung, man wolle das Auto noch weiterentwickeln. Ob dies eine auf finanzielle Probleme zurückzuführende Ausrede ist, ist nicht klar. Klar ist aber, dass das Vorhaben nach hinten losging. Denn statt mit den Weiterentwicklungen Kreise um die Konkurrenten zu ziehen, stand man mit Motorproblemen in den Auslaufzonen Bahrains. Der Grund dafür lag vor allem an der Kühlung und der Software des neuen Renault-Motors. Doch im Gegensatz zu den anderen Renault befeuerten Teams wurde Lotus erst Wochen später mit dem Problem konfrontiert und stand mehr an der Box als zu testen. Da man natürlich die Kühlung ändern musste, waren die Weiterentwicklungen für den Müll. Hätte man jedoch wie die anderen Teams das Problem schon in Jerez identifiziert und behoben, könnte man möglicherweise schon wieder in den vorderen Regionen des Feldes mit dabei sein.

4.Der Faktor Geld

Das Geld spielt bei allen Teams in der Formel 1 eine der größten Rollen. Vor der Öffentlichkeit verborgen, fließen Millionen Euro in Entwicklungen am Auto die letztendlich auf der Strecke nur ein paar Tausendstel oder Hundertstel an Zeit bringen. Da dieser Prozess sehr aufwendig ist, müssen die Teams auch viel Personal für die einzelnen Bereiche einstellen. Auch bei Lotus ist dies der Fall. Dazu kam noch der leistungsorientierte Vertrag von Kimi Räikkönen der ihm alleine 2012 18 Millionen Euro zusicherte. Zusätzlich kamen 2014 auch noch die viel teureren V6-Turbo Motoren, die den finanziell angeschlagenen Teams sehr auf den Magen geschlagen haben. Weil Lotus kein Werksteam ist, sondern nur die Namensrechte besitzt, und auch kein wirklich großer Titelsponsor vorhanden ist, steht das Team um Mitbesitzer und Teamchef Gerard Lopez finanziell vor dem Abgrund. Honeywell stand zu Beginn der Saison 2013 als Hauptsponsor in den Startlöchern, die Designer hatten dem schwarz-goldenen Auto schon die roten Farbflächen des amerikansichen Technologie-Unternehmens verpasst. Mit 32 Millionen Dollar im Jahr hätte Honeywell grundlegend zur Senkung des mehr als 120 Millionen Euro betragenen Schuldenberges beitragen können, doch Lotus ließ den Deal platzen, da man auf einen Hochstapler reingefallen sei. So stand Lotus dann ohne Titelsponsor für 2013 da, die roten Flächen füllte man notdürftig mit den Fahrernamen. Kimi und Romain statt Honeywell. Der Deal mit Coca-Cola, der das Auto mit dem Energy-Drink Logo Burn zierte, war nur ein kleines Trostpflaster. In der Winterpause durfte man dann bei Lotus wieder frohlocken: ein Deal mit Quantum Motorsports, einem sehr fragwürdigen Konsortium aus dem nahen Osten, das vor allem aus privaten Investoren aus den USA und Abu Dhabi besteht, soll nun endgültig die nötigen Millionen bringen, nachdem die Investmentgruppe bereits 35% der Anteile am Rennstall gekauft hatte. Am Abend nach dem Abu Dhabi Rennen lud Mansoor Ijaz, der Kopf der Gruppe, einige Journalisten in die Lotus-Hospitality und verkündete, dass der Lotus-Deal so gut wie sicher sei. Bis heute ist kein Cent bei Lotus angekommen, was die finanzielle Lage umso schlimmer macht. Dadurch fühlte man sich gezwungen Pastor Maldonado zu verpflichten, dessen Öl-Millionen wenigstens den Rennbetrieb aufrechterhalten können. Die Entwicklungsabteilung aber wird wegen des Geldmangels einen erheblichen Nachteil gehabt haben.

Wie geht es weiter?

Abgänge, die man mangels Geld nicht halten konnte, zwei Fahrer, die sich bei den zu befürchtenden Ergebnissen auch einen anderen Rennstall suchen werden, kein Geld und keine Sponsoren, um neue Leute zu verpflichten, was dazu führt, dass es sportlich kaum bergauf gehen wird. Ein Teufelskreis der sich nur ums Geld dreht. Es sieht ziemlich düster aus bei Lotus. Doch gibt es irgendwas, das Lotus Hoffnung machen könnte? Was die Motorenprobleme angeht, muss man nur mal das Beispiel Red Bull herbeiziehen. Die Österreicher hatten bei den Testfahrten reichlich Probleme mit dem Renault-Aggregat und standen eigentlich nur an der Box. Am Freitag dann aber, war Red Bull eines der Teams mit den meisten gefahrenen Runden. Da man bei dem Entwicklungstempo von Red Bull nicht mithalten kann, wird Lotus das wahrscheinlich erst für das dritte oder vierte Rennen gelöst bekommen. Was ebenfalls Hoffnung macht ist das vielversprechende Design. Als einziges Team setzt Lotus auf die zwei Nasenspitzen, die als Luftkanal dienen und so Luft unter das Auto bringen sollen. Dies könnte mehr Abtrieb erzeugen als die Variante mit der einzelnen Nasenspitze. Im Heckbereich gibt es einen mysteriösen Luftauslass, der möglicherweise als passives Doppel-DRS, auch DRD, oder einfach nur als normaler Kühlauslass dienen könnte. Diese Merkmale können die Lotus-Fans sportlich gesehen hoffen lassen.

Finanziell hingegen sieht es richtig düster aus. Noch immer kein Titelsponsor, kein Geld von Quantum Motorsports und ein Schuldenberg von über 120 Millionen Euro. Komfortabel geht anders. Hoffnung macht finanziell gesehen eigentlich nur das Geld von Pastor Maldonado, doch man kann sich nicht sicher sein, wie lange noch, denn ein Fahrer wie Maldonado kann theoretisch bei jedem finanziell angeschlagenen Team fahren, wenn er das Geld zahlt. Falls also ein finanziell schlecht aufgestelltes Team, das sportlich jedoch besser als Lotus ist, Maldonado verpflichtet, ist Lotus dem Untergang geweiht. Doch da dies höchstwahrscheinlich vorerst nicht passieren wird, kann der Rennbetrieb fortgeführt werden und die Suche nach neuen Sponsoren geht weiter.

Bildquelle: Spox.com

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KOMMENTARE
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Turbulence
17.03.2014 | 20:35 Uhr
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Turbulence : 
17.03.2014 | 20:35 Uhr
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Turbulence : 
Jemanden als PR-Move oder "Sponsorenanlocker" (wenn es das Wort gibt) zu verpflichten, der sich um jeden Sponsorentermin drückt ist glaub ich eher kontraproduktiv (zumindest ein bisschen).
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robson2951989
MODERATOR
16.03.2014 | 22:43 Uhr
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16.03.2014 | 22:43 Uhr
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Raikkönen war ursprünglich ein PR-Move glaub ich, die haben selbst nicht damit gerechnet dass er nochmal so einschlägt und haben auf positive Publicity (+Sponsoren) gehofft, durch die absurd hohen Punktprämien war er zweitbester Verdiener nach Alonso (vielleicht noch hinter Hamilton) in der F1, trotz zwei Jahren Pause. Und die PR hat man sich dann selbst versaut.

Finds aber im Gegensatz zu dir nicht traurig, die fähigen Mitarbeiter kommen bei anderen Teams unter die tatsächlich vernünftig und rechtzeitig bezahlen, die Verluste bleiben bei den heuschreckenartigen Eigentümern hängen, nur Boullier muss man weiter ertragen.

Will auch kein grammar-Nazi sein, wenn du etwas in Eile warst kann ichs verstehen.
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Turbulence
16.03.2014 | 21:39 Uhr
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Turbulence : 
16.03.2014 | 21:39 Uhr
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Turbulence : 
Das sprachlich "holprige" kann daran liegen das ich den Blog relativ kurzfristig geschrieben habe, aber danke für den Hinweis, versuche ich demnächst drauf zu achten.

Das was du mit der Fehlkonzipierung meinst ist natürlich vollkommen richtig, aber ich denke das fehlende Budget und die Selbstüberschätzung waren der Hauptgrund für das jetzige Problem. Ich habe auch nicht verstanden warum man dann noch Räikkönen zurückgeholt hat, immerhin sind das auch noch mal um die 18 Millionen im Jahr zusätzliche Belastung. Natürlich hat man auf gute Resultate durch ihn gehofft (die natürlich auch kamen), aber die hätte man auch für weitaus weniger Geld haben können. Hoffen wir mal nicht, dass sie während der Saison pleite gehen.
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robson2951989
MODERATOR
16.03.2014 | 20:59 Uhr
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16.03.2014 | 20:59 Uhr
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Ordentliche Zusammenfassung. Sprachlich mitunter etwas holprig für mein Empfinden aber kann man auch anders sehen.

Der entscheidende Punkt wird meiner Ansicht nach aber nicht deutlich. Das Geld ist nicht erst seit den letzten Jahren ein Problem, das ganze Lotus-Projekt war so konzipiert dass man erst die Mitarbeiter etc. einkauft und dann die Sponsoren-/Verkaufsgelder akquiriert, damit war eigentlich seit letztem Jahr klar dass Lotus auf die Nase fallen muss, die wichtigsten Mitarbeiter haben sich nicht mehr vertrösten lassen und sind abgewandert, jetzt investiert keiner mehr in das Team und wenn nicht noch ein Wunder passiert geht das Team noch während der Saison pleite, bis jetzt blieb es nur am Leben weil die Besitzer immer noch genug Geld nachgeschossen haben in der Hoffnung demnächst in die Gewinnzone zu kommen. Das dürfte sich aber erledigt haben.
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