Gestatten: Andreas Menger, seines Zeichens Torwart-Trainer beim VfB (Vertrag bis 2016). Gebürtig aus Berlin, derzeit 40 Jahre alt, seit 2011 beim VfB und früher selber Torhüter (aber nie beim VfB). Dieser Andreas Menger hat es geschafft, dass der VfB auf einer Position in Deutschland so richtig aufhorchen lässt. Der VfB pflegt bekanntlich seit Jahren eine gute Torwartschule. Doch diese hat Menger perfektioniert. Mit einem bisher schon unfassbar guten Ergebnis und die Zeichen für die Zukunft stehen gut. Menger ist mehr als nur ein Ausbilder. Genau genommen ist er ein Art Geschäftsmann, der im Sinne und zum Wohle des VfB ein neues, bundesweit einmaliges Modell entwickelt hat, das er ständig weiter ausbaut das Geschäft mit den Torleuten.

Die Torhüter des VfB Stuttgart

Man kann beim VfB durch sämtliche Mannschaften gehen, es sind immer starke Torhüter dabei, die sogar Stammtorhüter in den Nationalmannschaften sind.

U17: u.a. Marius Funk: (Stammtorhüter der Nationalmannschaft) mit nur 22 Gegentoren in 23 Spielen ein Top-Wert, der den VfB bisher Platz 1 in der B-Jugend-Bundesliga sichert.

U19: u.a. Konstantin Fuhry und Rastko Suljagic: mit 37 Gegentoren in 26 Spielen ebenfalls ein ordentlicher Wert. Trägt in der Endtabelle zu einem starken 2. Platz in der A-Jugend-Bundesliga bei.

VfB II: u.a. André Weis und Odisseas Vlachodimos: die nackte Tabelle würde den beiden Torhütern kein gutes Zeugnis ausstellen. Doch wenn man genauer hinschaut: der VfB II hat mit 42 Gegentoren in 38(!) Spielen die fünftbeste Defensive der Liga. Das wäre zur Endtabelle eine Verbesserung von 9 Plätzen ein starker Wert.

VfB I: Sven Ulreich: seit einigen Jahren ein starker Bundesliga-Torhüter, der grundsolide Leistungen zeigt, sich auch mehr in den Fokus der Öffentlichkeit spielt bzw. hält und immer wieder die besten Statistiken aufweisen kann.

Einige Torhüter will ich kurz gesondert erwähnen: Rastko Suljagic ist kein VfB-Nachwuchskeeper, sondern wird in einem Art Modellprojekt gefördert. Dazu hat der VfB den weltwelt umworbenen Keeper (u.a. Manchester United) aus Belgrad geholt für lasche 100.000, lässt diesen ein halbes Jahr zur Probe in der U19 spielen, um dann die Zukunft zu klären. Der VfB hält aber für viele, viele Jahre die Rechte an Suljagic. Der VfB hat also immer ein Exklusiv-Recht auf Suljagic, egal welcher Verein anklopfen sollte. Dafür hat Suljagic einen sehr langfristigen Vertrag unterschrieben.

Odisseas Vlachodimos ist kein Unbekannter mehr, er spielte sich unter anderem in der VfB-Jugend, beim VfB II und in den U-Nationalmannschaften Deutschland's mehr und mehr in den Blickpunkt. Viele Vereine woll(t)en ihn verpflichten, jedoch hat Odi vor nicht allzu langer Zeit seinen Vertrag auf einen Lizenzspielerkontrakt bis 2015 ausgeweitet. Vlachodimos ist eines der größten VfB-Torhütertalente seit Jahren. Doch immer wieder gibt es Abwerbungsversuche verschiedener Vereine. Doch Odisseas Vlachodimos wird in sein erstes Jahr als Stammtorhüter des VfB II gehen. Das gilt als nahezu sicher. Ein Wechsel wird wohl also kein Thema sein.

Außerdem hat der VfB zur neuen Saison junge, deutsche Torhüter als Ersatz für André Weis und Marc Ziegler (Karriereende) für sich gewinnen können: so wird Thorsten Kirschbaum gehört zu den besten Torhütern der 2. Liga von Energie Cottbus die neue Nummer 2, Kevin Müller von Hansa Rostock wird die neue Nummer 3. Kevin Müller sagte zum Beispiel über die Möglichkeiten beim VfB: "Die Bedingungen dort sind Wahnsinn." - ein Lobgesang also auf die Arbeit von Andreas Menger, die ich im folgenden näher beleuchten werde.

Die Tricks des Andreas Menger:

Man könnte meinen, Menger sei ein Zauberer. Ein Übermensch, der jeden Torhüter besser machen. Okay, das kann er aber er ist ein Mensch wie jeder andere. Nur verwendet er Dinge und Tricks, die eigentlich jeder benutzen kann. Doch Menger gibt sich nicht mit diesen zufrieden, er perfektioniert gewisse Abläufe und Trainingsprogramme.

Der erste Baustein für die Torwart-Hochburg ist die exzellente Vorbereitung der jungen Torhüter auf die Zukunft. Mit Ebbo Trautner, seit vielen Jahrzenten beim VfB, hat der Verein einen Torhüterkoordinator internationaler Klasse. Er kümmert sich vor allem um die Jugendteams von der U14 bis zur U19, regelt Schulkooperationen, veranstaltet Elitetraining, Sichtungen und Scoutings. Außerdem hält er regelmäßig den Kontakt zum VfB. Danach findet quasi ein nahtloser Übergang von Trautner auf Menger statt, der die Vorlagen von Trautner verwertet.

Der zweite große Baustein: die jungen Torhüter (ab U16) trainieren sehr oft bei Ulreich und Co. mit. Abschauen und Lernen von den Großen also. Menger dazu: Sie haben das Talent, da ist es für uns eine Selbstverständlichkeit, dass sie auch mal bei uns mittrainieren. Schon früh also bauen die jungen Keeper Kontakt zur Welt des Profifußball's auf, können hautnah den Trainingsalltag einen Profitorhüter's erleben und können sich exklusive Tipps bei Ulle und Co. abholen.

Life-Kinetik ist allgemein bekannt. Doch diese Lernmethode (Bewegung mit Denk-Aufgaben) erhalten nicht nur Ulreich, Ziegler und Co. sondern auch schon die ganz jungen Torhüter. Ebenfalls eine weitere Lernmethode: Spiel-Beobachtung hautnah. Die Torhüter erhalten bei Andreas Menger regelmäßig Hausaufgaben (die hätte ich auch gerne... ) die sie absolvieren müssen. Immer wieder schickt Menger seine Nachwuchs-Keeper zu einem Bundesliga-Spiel ins Stadion, setzt sie in die Untertürkheimer Kurve und lässt diese von hinterm Tor das Torwartspiel beobachten. Es folgen zahlreiche Berichte, die dann vor Menger und Trautner präsentiert werden müssen. Danach folgen lebhafte Diskussionen und Verbesserungsvorschläge.

Ein weiterer Punkt: die herzliche Härte des Andreas Menger wird von den Torhütern ebenfalls als ein großes Plus gesehen. Für Menger spielt nicht nur bloße Schüsse auf das Tor eine Rolle, sondern auch pädagogische und psychologische Aspekte. Er spricht viel mit den Keepern, er kritisiert sie auch, er lobt sie, er gibt Tipps und das Wichtigste: er erlaubt sich immer wieder einen lustigen Streich bzw. Spruch. Diese Lockerheit kommt bei den Torhütern prima an. Fördern und fordern lautet das Motto von Menger. Deshalb müssen die Torhüter auch echt hart schuften (Kraft, Ausdauer, Athletik), aber auch Punkte wie Torwart-Technik kommen nicht zu kurz.

Außerdem ist das Torwarttraining von Menger niemals eintönig. Er versucht immer wieder neue Trainingsinhalte zu bringen, er will neue Methoden ausprobieren und will teilweise das Torhütertraining neu erfinden. Dazu gehören zusammengebundene Hände, Tennisbälle als Fußbälle, Sprungrampen für das Sprungtraining, das Training mit Augenklappen und vieles mehr. Dies alles und viel mehr bedarf großer Erfahrung. Und diese sammelt sich Menger immer wieder bei Hospitanzen in England, Spanien, Italien, bei Nationalmannschaften und vielen mehr.

Ulle auf der Sprungrampe

Suljagic mit verbundenen Händen

Apropos Individualität: Sven Ulreich zum Beispiel hat ein ganz besonderes Training: zweimal in der Woche geht er nicht auf das Fußballfeld, sondern in die Halle neben der VfB-Arena. Dort findet sich die Halle des Turnvereines MTV Stuttgart und dort nimmt Ulle immer wieder am Training teil: dieses soll unter anderem die Dynamik, die Sprungkraft und Athletik fördern. Zur Beruhigung: aus Ulle wird niemals ein Turner, er bleibt uns also weiter erhalten.

Ulreich und Nguyen beim Turnen

Menger ist beim VfB außerdem eine Art Landschaftsgestalter: wird beim VfB in Sachen Torhüterausbildung in Gang gesetzt, dann ist Menger vorne dabei. Wird die oben erwähnte Sprungrampe erbaut, dann ist Menger da. Dann gibt Menger vor, wie diese positioniert werden muss und wie sie aussehen muss. Menger aber sagt: "Das Ganze ist kein Spiel ohne Grenzen, es geht nicht darum, hier lauter neue Spielgeräte aufzustellen." Seiner Kreativität lässt er dennoch regelmäßig freien Lauf. Einzige Bedingung dabei: Es muss Sinn machen. Also einen Torhüter besser.

Als Menger vor wenigen Jahren beim VfB antrat, versprach er, dass der VfB in jedem Jahrgang einen deutschen Nationaltorhüter besitzt. Und dies ist bereits mehrfach gelungen. Es konnten außerdem deutschlandweit teilweise die besten Torhüter anderer Vereine abgeworben werden, die dann von Menger und den neun Torhütertrainern beim VfB gefördert werden. Für circa 25 Torhüter beim VfB ist eine gute Planung nötig, denn Menger will verhindern, dass sich die Keeper gegenseitig blockieren. Und bisher erledigt er das mit Bravour.

Die Liste könnte man wohl noch endlos weiterführen doch einen letzten Baustein muss man noch erwähnen. Und das ist wohl ein Baustein, der prinzipiell einzigartig sein wird. Menger will eine VfB-Torhüter-WG eröffnen lassen. In Bad Cannstatt sollen dann die Torhüter zusammen wohnen, der U19-Keeper soll als Ältester den Haushalt führen. Damit könne erreicht werden, dass die Torhüter sich gegenseitig motivieren, Tipps geben und sich gegenseitig immer weiter anspornen...

...um dann womöglich eines Tages wie Sven Ulreich beim VfB das Tor hüten zu können und von den Fans geliebt zu werden. Die Arbeit des Andreas Menger ist einzigartig. Einzigartig gut. Einzigartig erfolgreich.