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Taktikecke


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28.04.2011 um 23:03 Uhr
Geschrieben von adriano0589
Porto - Villarreal 5:1 (0:1)
Vor dem Spiel:

Im Vergleich zum Viertelfinal-Rückspiel in Moskau stellten die Gastgeber aus Porto nur auf einer Position um: Für den verletzten Rechtsverteidiger Fucile rückte Christian Sapunaru in die Startelf. Ansonsten blieb der neue portugiesische Meister bei seinem gewohnten 4-3-3.



Villarreal stellte verglichen mit dem 3:1 in Enschede auf einigen Positionen um: Für Mubarak, Matilla und Marco Ruben durften Santi Cazorla, Cani und Nilmar anfangen.

Spiel durch die Taktik-Brille:

Porto begann unglaublich aggressiv. Wenn Villarreal versuchte, von hinten heraus das Spiel aufzubauen, attackierten alle drei Porto-Stürmer und zwangen Villarreal oft zum langen Ball, der in der Regel im Seitenaus oder bei Porto landete.

Probleme hatte Porto aber bei eigenem Ballbesitz. Die Hausherren versuchten sich immer wieder in der gegnerischen Hälfte festzusetzen, spielten dabei ausschließlich über außen. Die beiden Außenverteidiger Alvaro und Sapunaru rückten weit auf, bildeten abwechselnd bei Ballbesitz mit den drei Stürmern eine offensive Viererkette. Obwohl Porto auf den Flügeln regelmäßig Überzahlsituationen kreierte, kam viel zu selten der Ball in den Rücken der Abwehr.

Hulk lief viel, war überall zu finden, und hatte mit drei Torschüssen auch die meisten für Porto in Durchgang eins. Aber insgesamt gelang den Portugiesen im kompletten ersten Durchgang kein Torabschluss innerhalb des Strafraums. Sechs Torschüsse, alle von außerhalb - ein schlechter Wert für eine spielstarke Mannschaft im 4-3-3 und offensiven Außenverteidigern.

Villarreal dagegen präsentierte sich, wie man es erwartet hatte. Die Viererkette im Mittelfeld empfing Porto erst an der Mittellinie, verschob dann in der eigenen Hälfte aber geschickt und stellte die Räume zu.


Portos Offensiv-Versuche und Villarreals Antwort

Brandgefährlich wurde es immer, wenn Nilmar über rechts geschickt wurde. Der Brasilianer spielte eine Halbzeit, die man genau so in jedes Lehrbuch unter der Überschrift "Konter" setzen könnte. Wann immer Valero oder Bruno im Zentrum den Ball eroberten, wurde sofort der Pass rechts raus gespielt, wo Nilmar davon profitierte, dass Alvaro oft zu weit aufgerückt war.

So hatte Villarreal die gefährlichsten Chancen, und so fiel auch das Führungstor mit dem Pausenpfiff. Valero schickte Nilmar auf rechts, der in Ruhe flanken konnte und in der Mitte den frei stehenden Cani bediente, der nur noch einnicken musste.

2. Halbzeit: Villarreal verliert das Mittelfeld und das Spiel

Mit dem ersten guten Pass in den gegnerischen Strafraum eröffnete Porto die Aufholjagd. Im Strafraum wurde Falcao gelegt, der den fälligen Strafstoß auch gleich verwandelte. Danach ließ Villarreal sich immer weiter fallen, schaffte es nicht mehr, sein Pressing an der Mittellinie aufrecht zu erhalten und Porto bekam immer mehr Platz.

Porto dagegen rückte nach. Sapunaru und Alvaro marschierten weiter über die Flügel, Fernando schob weiter nach vorne und zusammen mit Moutinho und Guarin schnürte er Villarreals Zentrale ein, wodurch die schnellen flachen Pässe auf Nilmar unterbunden wurden. Die Gäste wirkten nach dem Ausgleich auch merkwürdig passiv in den Zweikämpfen und schafften es nicht mehr, sich zu entlasten


Portos Mittelfeld schnürt Villarreal ein und unterbindet Konter

Mit der höher stehenden Grundausrichtung und dem sich auf außen ergebenden Platz kamen dann auch die Torchancen. So konnte Guarin in den Strafraum ziehen und das Führungstor erzielen. Ähnliches Bild vor dem 3:1. Porto agierte jetzt taktisch geschickt, wechselte zwischen aggressivem Pressing auf die gegnerischen Innenverteidiger und Kontern aus der eigenen Hälfte. Am Ende eines solchen startete Hulk auf rechts durch, legte zurück auf Falcao, und der musste nur noch einschieben.

Mit seinen Toren drei und vier jeweils nach Standards, wobei Villarreal jegliche Ordnung vermissen ließ, setze Falcao (dritter Dreierpack in der laufenden Europa-League-Saison) den Schlusspunkt.

Fazit:

Porto begann auffällig hilflos. Zwar waren die Hausherren bemüht, klare Torchancen waren allerdings Mangelware. Lediglich außerhalb des Strafraums kam Porto zum Abschluss. Villarreal dagegen war mit Kontern über den im ersten Durchgang überragenden Nilmar brandgefährlich - die Chancenverwertung ließ allerdings stark zu wünschen übrig.

Im zweiten Durchgang begann Porto, zielstrebiger in den Strafraum zu spielen und verhinderte die Konter der Gäste tiefer in deren Hälfte. Das gepaart mit gefährlichen Standards bringt Porto mit 1 1/2 Beinen ins Europa-League-Finale.

Zahl des Spiels:

5. Porto hatte fünf Schüsse aufs Tor, alle 5 waren drin. Die Portugiesen nutzten im Gegensatz zum Villarreal der ersten Halbzeit ihre Chancen im Strafraum eiskalt, besonders bei Standards stand Villarreal defensiv ganz schwach.
Aufrufe: 12331 | Kommentare: 7 | Bewertungen: 10 | Erstellt:28.04.2011
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KOMMENTARE
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Mamackio
10.05.2011 | 14:18 Uhr
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Mamackio : 
10.05.2011 | 14:18 Uhr
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Mamackio : 
Super Blog.
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mamö99
08.05.2011 | 09:36 Uhr
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mamö99 : 
08.05.2011 | 09:36 Uhr
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mamö99 : 
Einmal mehr eine geniale Analyse. Danke!
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adriano0589
29.04.2011 | 10:39 Uhr
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29.04.2011 | 10:39 Uhr
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@IvicaOlic

Danke . Ja, ich habe ihn quasi während des Spiels geschrieben und die Grafiken (bis auf die letzte, logischerweise^^) schon in der HZ dann fertig gemacht.

@possession

Der Schachzug mit Nilmar und das damit verbundene Pressing an der Mittellinie, gefolgt von den flachen Diagonalpässen war für mich DER Schachzug der ersten Halbzeit. Da kam Porto ja gar nicht mit zurecht, lag nur an der schwachen Chancenverwertung, dass es "nur" 1:0 zur Pause stand.
Genauso deutlich geht die 2.Hz dann taktisch an Porto. Sie sind eben volles Risiko gegangen, standen extrem hoch, aber das wurde belohnt. Villarreal hat noch versucht, die Konter über hohe Bälle zu fahren, aber das hat ja fast nie geklappt.

Danke für dein Lob, auch @LaPulga
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La_Pulga
29.04.2011 | 10:13 Uhr
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La_Pulga : 
29.04.2011 | 10:13 Uhr
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La_Pulga : 
Sehr schöner Blog. Hab das Spiel leider nur phasenweise sehen können, bin vom Ergebnis aber wirklich überrascht, vor allem weil ich kurz nach dem 1:0 ausgeschaltet habe

Aber wirklich sehr gute Arbeit, spannende Analyse!
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possessionplay
29.04.2011 | 10:05 Uhr
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possessionplay : Fortsetzung
29.04.2011 | 10:05 Uhr
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possessionplay : Fortsetzung
Dann läuft auf einmal alles für sie. Und dann finde ich, dass das wichtige Aufrücken und Attackieren, der Druck, mit dem man Villarreals MF hinten hält bei dir ziemlich gut betont ist und rauskommt. ZM meinte, dass war eher ein 2-1-MF in der zweiten Halbzeit, aber ich glaube eher, dass das gesamte Höherstehen wichtiger war, denn so konnte man auch den jeweiligen ZM besser pressen, wenn es ein hohes 1-1-1 ist. Das finde ich, wird bei dir ziemlich gut klar, Kompliment dafür. Und dann muss ich sagen, ist das klasse von Villas-Boas wie er die jeweiligen Spieler für sich anders instruiert. Die Einwechslung von Mubarak macht das Ganze für Villarreal dann noch schlimmer. Er lässt Lücken hinter sich und auf der kompletten Flanke und spielt dann fast nur lange Bälle, die nichts bringen.

Also starkes Battle, viele interessante Faktoren, Sieg für Villas-Boas.
Nochmal zu deiner Analyse: Ist wirklich gut geworden, sicherlich noch nicht ganz perfekt, aber die wichtigen Sachen kommen eben sehr gut raus. Ich weiß nicht, wie du es gemacht hast, dass die so betont werden, aber du hast es gemacht. Schön!
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possessionplay
29.04.2011 | 10:05 Uhr
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29.04.2011 | 10:05 Uhr
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Erstmal muss ich sagen: Guter Blog.
Und vor allem - wie schon @IvicaOlic anmerkte - extrem unfassbar schnell veröffentlicht.
Was ich allerdings ergänzen möchte, ist, dass das System diesmal eher ein 4-2-3-1 war bei Villarreal (sicherlich kann man es auch als asymmetrische Version ihres 4-2-2-2 sehen, weil Santi und Cani auch mal Positionen getauscht haben und auch gerne im Zentrum zu finden waren). Nachdem in der Anfangsphase der hohe Druck kam, hat Garrido damit das Zentrum gestärkt. Erst dadurch kam der Kampf auf dem einen Flügel Alvaro vs. Nilmar zustande, wobei hier die interessanteste Frage ist, welchem Trainer man das zuschreiben soll und ob positiv oder negativ. Ließ Garrido Nilmar absichtlich gegen Alvaro spielen, um quasi 2 oder sogar 3 Fliegen mit einer Klappe zu schlagen? Oder hat Villas-Boas den Kampf forciert und Alvaro noch offensiver gemacht.
Warum das Pressing nicht so funktioniert hat in der ersten Halbzeit, hat ZM ganz gut erklärt, ich denke, dass Fernando da auch irgendwo in der Zwickmühle ist. Wenn Fernando aggressiver pressen würde, dann könnten Cani und Santi in seinen Rücken zwischen die Linien kommen und es wären nur noch die 2 IV hinten. Deshalb konnte Villas-Boas wohl nicht wirklich reagieren.
In der 2. HZ hat er das dann getan, indem er sein Mittelfeld - wie du richtig sagtest - höher spielen ließ und richtig Druck auf Villarreal gemacht hat. Das war natürlich riskant, aber er hat Cani weiter auf die Seite gezwungen durch einen offensiveren Sapunaru - wie du sagtest. Ein klasse Schachzug. Ich stabilisiere meine Defensive, indem ich meinen RV nun wieder deutlich offensiver mache und meinen DM vorziehe. Dafür war dann Alvaro etwas gemäßigter und schon hatte man auch die rechte Seite im Griff, auch dank Moutinho, der nun durch das Höher stehen mehr spielmachend war, während Guarin nicht mehr horizontale 8 war, sondern eher vertikal als Schlüsselspieler auftrat, in Zusammenarbeit mit Hulk.
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IvicaOlic
28.04.2011 | 23:24 Uhr
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IvicaOlic : 
28.04.2011 | 23:24 Uhr
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IvicaOlic : 
Toller Blog.
Gleich so schnell nach den Spiel veröffentlicht
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